Heute Abend: Quoten, Klicks & Kohle in der ARD

Heute Abend um 23:30 Uhr gibt es wieder einen spannenden TV-Beitrag in der ARD, der wahrscheinlich mehr Aufmerksamkeit verdient als die späte Ausstrahlung dies zulässt: Quoten, Klicks & Kohle – Was dürfen ARD und ZDF im Internet?.

In Leifs TV-Dokumentation werden die Strategien der Verleger analysiert, die – unter dem Eindruck sinkender Auflagen ihrer Blätter – künftig Gewinne vor allem mit digitalen Angeboten erzielen möchten. Um diese neuen Geschäftsmodelle nicht zu gefährden, fordert der Präsident des deutschen Zeitungsverlegerverbandes Helmut Heinen eine weitgehende Abstinenz von ARD und ZDF im Internet. ZDF-Intendant Markus Schächter und der ARD-Vorsitzende Fritz Raff führen dagegen an: Wer künftig nicht mit angemessenen Angeboten im Internet vertreten ist, verliere die Jugend und damit die Zukunft als Medienanbieter. In dem ARD-Feature „Quoten, Klicks und Kohle“ wird der Kampf um Marktanteile, Profitchancen und Geschäftsinteressen an vielen Beispielen illustriert und mit den wichtigsten Medien-Managern Deutschlands diskutiert. Das Fazit des Autors: „Dieser Medienkrieg entscheidet nicht nur darüber, wer Sieger und wer Verlierer sein wird, sondern auch, ob die Medienlandschaft künftig allein von kommerziellen Interessen geprägt sein wird.“

Auf der Webseite finden sich dazu Interviews und Hintergrundmaterial.

Bei Tagesschau.de gibt es ein Interview mit Thomas Leif zur Kritik an den Online-Aktivitäten von ARD und ZDF: „Lobbyismus mit groben Mitteln“.

tagesschau.de: Der jüngste Entwurf des Rundfunkstaatsvertrags sieht vor, dass textbezogene Angebote, also etwa tagesschau.de, nur sendungsbezogen zulässig sind. Bedeutet das: die Bundesländer teilen inzwischen die Ziele der Verleger?

Leif: Das bedeutet zunächst, dass die Verleger eine starke Unterstützung aus norddeutschen Staatskanzleien erfahren haben. Sie haben nun einen Punktsieg erzielt. Aber vielleicht hat es auch etwas Gutes. Allen ist nun klar, worum es geht. Persönlich glaube ich, dass diese Position nicht durchsetzbar ist. Der Vertrag muss ja einstimmig beschlossen werden. Kurt Beck, der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, sagt in unserem Interview, dass ihm dieser Entwurf viel zu weit geht. Wir werden sehen, wie die übrigen Ministerpräsidenten damit umgehen.

Leider eine komische Sendezeit: Ich würde mich daher über einen Mitschnitt freuen, den wir dann irgendwo im Netz online zur Verfügung stellen können.

Das Wortfeld-Blog hat den aktuellen Entwurf des Rundfunkstaatsvertrags veröffentlicht (PDF), wo es aktuell um die umstrittene 7-Tages Begrenzung für alle öffentlich-rechtlichen Inhalte im Netz geht. Das würde bedeuten, dass z.B. tagesschau.de oder Deutschlandfunk nach 7-Tagen alle Inhalte aus dem Netz nehmen müssen. Das ist der totalle Schwachsinn und genau das Gegenteil von dem, was ich mir für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk vorstelle. Immerhin finanzieren wir den Laden mit unseren Gebühren und da möchte ich auch auf alles zugreifen können, wann und wo ich will.

Weitere Informationen liefert auch unser Artikel „Rundfunkänderungsstaatsvertrag vs ARD und ZDF im Netz“ vom 11. April. Dort findet sich auch ein interessanter Beitrag von ZAPP zur Thematik.

Wenn Euch etwas daran liegt, die Öffentlich-Rechtlichen mehr im Netz zu sehen, dann kontaktiert als Bürger Eure Ministerpräsidenten und wünscht Euch dies. Ich hab mal eine Liste im Netz gefunden, wo Kontaktadressen sind. Schickt ein Fax, einen Brief oder eine Mail. Die Zeit drängt auf jeden Fall.

Baden-Württemberg
Günther Oettinger
Staatsministerium Baden-Württemberg
Richard-Wagner-Str. 15, 70184 Stuttgart
Tel.: 0711/215 30, Fax: 0711/215 334 0
poststelle@stm.bwl.de, www.staatsministerium.baden-wuerttemberg.de

Bayern
Günther Beckstein
Bayerische Staatskanzlei
Franz-Josef-Strauß-Ring 1, 80539 München
Tel.: 089/216 50, Fax: 089/294 044
direkt@bayern.de, www.bayern.de

Berlin
Klaus Wowereit
Senatskanzlei Berlin
Rathausstraße 15, 10178 Berlin
Tel.: 030/902 60, Fax: 030/902 620 13
landesredaktion@berlin.de, www.berlin.de/rbmskzl

Brandenburg
Matthias Platzeck
Ministerium für Wirtschaft
Heinrich-Mann-Allee 107, 14473 Potsdam
Tel.: 0331/866 0, Fax: 0331/866 153 3
poststelle@mw.brandenburg.de, www.brandenburg.de

Bremen
Jens Böhrnsen
Senatskanzlei Bremen
Am Markt 21, 28195 Bremen
Tel.: 0421/361 613 2, Fax: 0421/361 636 3
office@sk.bremen.de, www.sk.bremen.de

Hamburg
Erster Bürgermeister und Präsident des Senats
Ole von Beust
Tel. 040-42831-2011/2012
Fax 040-42831-2403
E-Mail: ole.vonbeust@sk.hamburg.de

Hessen
Roland Koch
Hessische Staatskanzlei
Georg-August-Zinn Str. 1, 65183 Wiesbaden
Tel.: 0611/320, Fax: 0611/323 708
poststelle@stk.hessen.de, www.stk.hessen.de

Mecklenburg-Vorpommern
Dr. Harald Ringstorff
Staatskanzlei Mecklenburg-Vorpommern
Schlossstr. 2-4, 19053 Schwerin
Tel.: 0385/588 0, Fax: 0385/565 144
poststelle@stk.mv-regierung.de, www.mv-regierung.de/stk

Niedersachsen
Christian Wulff
Niedersächsische Staatskanzlei
Planckstr. 2, 30169 Hannover
Tel.: 0511/120 0, Fax: 0511/120 683 0
poststelle@stk.niedersachsen.de, www.stk.niedersachsen.de

Nordrhein-Westfalen
Jürgen Rüttgers
Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen
Stadttor 1, 40219 Düsseldorf
Tel.: 0211/837 01, Fax: 0211/837 115 0
poststelle@stk.nrw.de, www.nrw.de

Kurt Beck
Staatskanzlei Rheinland-Pfalz
Peter-Altmeier-Allee 1, 55116 Mainz
Tel.: 06131/160, Fax: 06131/164 771
poststelle@stk.rlp.de, www.stk.rlp.de

Saarland
Peter Müller
Staatskanzlei Saarland
Am Ludwigsplatz 14, 66117 Saarbrücken
Tel.: 0681/501 00, Fax: 0681/501 115 9
poststelle@staatskanzlei.saarland.de, www.staatskanzlei.saarland.de

Sachsen
Prof. Dr. Georg Milbradt
Staatskanzlei Sachsen
Archivstr. 1, 01097 Dresden
Tel.: 0351/564 0, Fax: 0351/564 119 9
poststelle@dd.sk.sachsen.de, www.sachsen.de

Sachsen-Anhalt
Prof. Dr. Wolfgang Böhmer
Staatskanzlei Sachsen-Anhalt
Hegelstr. 40-42, 39104 Magdeburg
Tel.: 0391/567 01, Fax: 0391/567 656 5
poststelle@stk.sachsen-anhalt.de, www.stk.sachsen-anhalt.de

Schleswig-Holstein
Peter Harry Carstensen
Staatskanzlei Schleswig-Holstein
Düsternbrooker Weg 104, 24105 Kiel
Tel.: 0431/988 0, Fax: 0431/988 196 9
landesregierung@schleswig-holstein.de, www.landesregierung.schleswig-holstein.de

Thüringen
Dieter Althaus
Thüringer Staatskanzlei
Regierungsstr. 73, 99084 Erfurt
Tel.: 0361/379 00, Fax: 0361/379 240 2
poststelle@tsk.thueringen.de, www.thueringen.de/tsk

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11 Ergänzungen

  1. Das würde bedeuten, dass z.B. tagesschau.de oder Deutschlandfunk nach 7-Tagen alle Inhalte aus dem Netz nehmen müssen. Das ist der totalle Schwachsinn und genau das Gegenteil von dem, was ich mir für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk vorstelle. Immerhin finanzieren wir den Laden mit unseren Gebühren und da möchte ich auch auf alles zugreifen können, wann und wo ich will.

    Die Auswirkungen dieses Teils des Vertrages könnte man immerhin unterlaufen, wenn die Urheber sich dazu überwinden könnten freie Lizenzen (oder sogar nc-nd) zu benutzen, so das eine Verteilung über P2P Netze legal möglich wäre. Dann könnten andere z.B. einen (in)offiziellen Tracker für die Podcasts laufen lassen und die Löschung des Contents auf der Hauptseite wäre völlig unproblematisch. Sehe ich das richtig, oder hab ich einen Denkfehler?

  2. @1: Sollte diese Praxis drohen, wird die mächtige Verlegerlobby mind. ebenso kreativ aktiv werden. Vielleicht werden sie Creative Commons in D. für ungültig erklären. Oder die Verlegerlobby erweitert das StGB um einen Paragraphen, der das Verbreiten und Konsumieren nicht-kommerzieller Informationen unter Strafe stellt.

    Nun soll also auch das vergleichsweise vorbildliche öffentlich-rechtliche Informationsangebot auf dem Altar unseres Casiokapitalismus geopfert werden. Von Frau Julia Seeliger habe ich im Zusammenhang mit der Intellectual Property Debatte (Internetsperre für Datentauscher) das erste mal von „Wissensterrorismus“ gelesen. Das sind Bürger und Institutionen, die untereinander Informationen austauschen, ohne dabei vordergründige, finanzielle Interessen zu verfolgen. Ich bin mir sicher, dass wir schon bald dieses Wort (bzw. Datenterrorist o.ä.) in ersten Gesetzesentwürfen finden werden.

  3. War gut die Sendung, zuvor gab es im Medienmagazin „Zapp“ (NDR) schon einen kleinen Beitrag darüber.
    Nur sowas sollte meiner Meinung nach, wenn schon in der ARD, viel früher laufen. Beobachte ich schon länger bei derartigen Sendungen.

  4. „Das würde bedeuten, dass z.B. tagesschau.de oder Deutschlandfunk nach 7-Tagen alle Inhalte aus dem Netz nehmen müssen. Das ist der totalle Schwachsinn und genau das Gegenteil von dem, was ich mir für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk vorstelle.“

    Das ist nicht richtig. Audio- und Videoinhalte aus dem Informations-, Kultur und Bildungsbereich sowie zeitgeschichtliche und kulturgeschichtliche Inhalte unterliegen nicht der 7-Tage-Grenze.

  5. Ich bin der Meinung, dass man die Wünsche der Öffentlich-Rechtlichen nach noch stärkerer Präsenz im Internet beschneiden sollte.

    Warum stören mich die Öffentlich-Rechtlichen?

    Diese haben einen Grundversorgungsauftrag. Im Gegensatz zum Rundfunk gibt es im Internet Qualitätsjournalismus. Wofür man zusätzlich Internetangebote von ARD und ZDF braucht, weiß ich nicht. Genauso könnten die ÖR auch auf die Idee kommen, Tageszeitungen herausgeben zu müssen, um ihrem Grundversorgungsauftrag gerecht zu werden.

    Während eine qualitativ hochwertige Seite wie z.B. Spiegel.de sich über Werbung refinanzieren muss, tun dies die Öffentlich-Rechtlichen über unser aller Gebührengelder. Da die Webseiten der ÖR bei den Suchmaschinen allgemein gut positioniert sind, bekommen sie zwangsläufig auch entsprechend viel Traffic ab. Dem Konsumenten ist es letztlich egal, woher er hochwertigen Journalismus bekommt. Wer die Infomation bei Tagesschau.de gefunden hat, surft vielleicht Spiegel.de oder FAZ.net nicht mehr an. Dies führt zu sinkenden Werbeeinnahmen bei diesen Seiten und früher oder später zu weniger Angebot. Am Ende muss der Konsument für Leistungen bezahlen, die er vorher kostenlos bekommen hat. Eines ist auch klar: Die ÖR werden ihre Angebote natürlich ebenso „weiterentwickeln“ wollen. Die Folge ist dann immer weiterer Gebührenhunger.

    Eine Regelung, den Content nach sieben Tagen löschen zu müssen, ist natürlich ebenso schwachsinnig. Die Kosten entstehen ja nicht primär für das Speichern, sondern für das Produzieren der Inhalte. Werden sie aber produziert, entsteht zwangsläufig der Gebührenhunger und die Konkurrenz für private Anbieter.

  6. @julia seeliger
    Warum wäre Eigen-PR denn eine Frechheit? (gesetz, es wäre welche)
    Die Funktionsträger des ÖR – und dazu gehört auch Herr Leif – haben doch die Verantwortung für alles das, was Ihnen oder mir gut oder schlecht gefällt, zu tragen und damit dann auch das Recht ihre Arbeit und ihre Sicht zu verteidigen. Wer denn sonst?

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.