Am Montag, 23.4., fand eine inhalts- und aufschlussreiche kleine Veranstaltung organisiert vom WEED PC Global Projekt in Köln statt, die die Wertschöpfungskette von Computer Hardware, ausgehend von der Rohstoffgewinnung über Produktion bis Entsorgung unter sozialen und ökologischen Gesichtspunkten beleuchtete. Als zentralen Bezugspunkt der Veranstaltung stellte Soenke Zehle den Zwischenstand seines WEED Arbeitspapieres zum Thema vor.
Hier einige kurze interessante Aspekte und Links, die ich dabei kennengelernt habe:
Einleitend wurde die Problematik der extrem kurzen Produktzyklen (von im Schnitt 2,5 Jahren) von Computerhardware (und auch Mobiltelefonen) und des somit grossen Materialumsatzes thematisiert. Das Design unterstütze die Kurzlebigkeit durch nicht-modularen Aufbau, bei dem das Austauschen defekter Einzelteile teilweise nicht möglich ist. Die dezentralen, hoch-globalisierten Produktionsprozesse sowie die raschen Innovationszyklen in der Computerindustrie machten ein exaktes Nachvollziehen der Wertschöpfungsketten inklusive der einzelnen Komponenten, z.B. für eine Zertifizierung, nahezu unmöglich. Das WEED Papier verfolgt den Ansatz der Umweltgerechtigkeit und behält dabei soziale wie ökologische Belange gleichermassen im Blick.
Im ersten Themenblock ging es um Rohstoffe im Zusammenhang mit Computerproduktion. Während Computer allgemein mit Entmaterialisierung assoziiert werden, ist ihre Herstellung doch sehr materialintensiv, zumal angesichts der Massenproduktion. Eine Vielzahl von, zum Teil seltenen, Metallen wird in Hardware verarbeitet – im Detail wurden hier die Rohstoffe Kupfer und Wasser (> wasserintensive Chip-Produktion) vorgestellt.
Zum Themenblock Produktion stellte Zeina Alhajj von Greenpeace International Ergebnisse der Studie „Cutting Edge Contamination“ vor, die teilweise starke toxische Verschmutzungen (z.B. Flammhemmer PBDE), in Boden und Grundwasser rund um Computerteile herstellende Firmen in Südostasien und Lateinamerika identifzierte. Mit der Toxic Tech Campaign möchte Greenpeace die grossen Computerhersteller zu mehr Verantwortung für die ökologischen Auswirkungen ihrer Produkte bewegen, sowohl im Design als auch in der Entsorgung. Als Anreiz erstellt Greenpeace ein regelmässiges Öko-Ranking von Computerherstellern, welches die Policies und Praktiken bezüglich Giftstoff-Verarbeitung in der Herstellung und Verantwortung gegenüber Altgeräten bewertet. Interessant ist die Bewegung von Firmen auf der Skala innerhalb kurzer Zeit, bzw. das Verharren eines vielgeliebten Herstellers auf dem letzten Platz. Die Diskussion ergab, dass ein Öko-Ranking zwar ein guter Schritt sei, aber wichtige Aspekte wie Sozialstandards ausblende.
Zum Thema Entsorgung und Verantwortung von Firmen für Altgeräte gab es Referenten vom Umweltbundesamt und vom Verband kommunaler Abfallwirtschaft und Stadtreinigung. Hier habe ich gelernt, dass es zwar gesetzliche Richtlinien gibt, die die Verwendung toxischer Stoffe in Elektrogeräten in der EU einschränkt, aber dass z.B. keine rechtliche Grundlage und Praxis zum Monitoring der Ausfuhr von Elektronik-Altgeräten z.B. in Entwicklungsländer existiert. Die Geräte der kommunalen Altgeräte-Sammlung (die von den Kommunen finanziert werden) kämen rein in die Wiederverwertung, aber nicht die Wiederverwendung, da die Hersteller allein Interesse an den wertvollen Sekundärrohstoffen wie Kupfer hätten.
Zum Ausklang habe ich dann noch etwas zu den Möglichkeiten von Freier Software und nachhaltiger Computernutzung erzählt. Und festgestellt, dass das Thema „faire“ Hardware auf jeden Fall mehr Beachtung verdient. Das WEED-Arbeitspapier wird demnächst online zu finden sein.
Nur als Hinweis: alle Links im Artikel sind fehlerhaft und zeigen ins Nirwana, z.B. der Erste:
http://netzpolitik.org/%E2%80%9Chttp://www.pcglobal.org/%E2%80%9C
Hups, copy&paste aus einem odt dokument… ist schon korrigiert.