Microsoft plays for sure?

Microsoft hat heute mal wieder grandios bewiesen, dass man DRM einfach mal boykottieren sollte, denn es „Plays for sure“… Da warnt man immer eher abstrakt davor, dass man bei DRM von den Herstellern abhängig sind und man in ferner Zukunft die aktuellen DRM-geschützten Werke nicht mehr abspielen kann. Und dann biegt Monopolist Microsoft um die Ecke und präsentiert Zune. Mit einem vollkommen neuen DRM-Konzept. Vergess einfach das alte und kauf die ganze Musik für Deinen Zune nochmal neu.

Vor einem Jahr haben wir in diesem Blog Music-Stores untersucht, wovon viele dieser Stores Banner der Microsoft-Kampagne “Plays for Sure” als Kaufargument sichtbar präsentierten. Wir haben damals einen Text der Electronic Frontier Foundation ins deutsche übersetzt, den ich hier einfach nochmal poste: “The Customer Is Always Wrong: A User’s Guide to DRM in Online Music”.

“Fakten: Mit DRM kann man sich nicht sicher sein, dass alles korrekt abläuft”

Deine Investition in CDs hat sich über die Jahre auf unterschiedliche Weise ausgezahlt, weil Drittanbieter ohne Probleme neue Nutzungsarten ermöglichen konnten, z.B. die CDs zu rippen und in mp3s oder Klingeltöne umzuwandeln. Aber wenn man durch DRM verkrüppelte Musik kauft, ist man im begrenzten Bereich von Software und Geräten eingesperrt, deren Benutzung die Anbieter von DRM erlauben.

Viele Musikläden im Internet bieten Songs an, die in in Microsofts Windows Media Audio (WMA) DRM gekapselt sind, aber nicht jedes Gerät unterstützt dieses Format. Man muss überprüfen, ob es ein “Plays for Sure”-Label trägt, aber selbst dann unterstützen nur wenige Medienplayer WMA-Abonnement-Inhalte, z.B. die Songs die bei Napster To Go angeboten werden (derzeit noch nicht in Deutschland). Das ist nicht mehr so ganz einfach.

Microsofts Kampagne soll es dir in ihrem begrenzten Universum kompatibler Produkte bequem machen. Aber was geschieht, wenn du später zu einem mit WMA inkompatiblem iPod wechseln willst, oder zu einem besseren Gerät, dass Microsoft nicht lizenziert? Du wirst deine Musiksammlung noch einmal kaufen müssen. Anders als mp3s kann man durch DRM eingeschränkte Musik nicht in andere Formate konvertieren. Außerdem musst du vielleicht neue kompatible Geräte kaufen, wenn du das Musikdowload-Portal wechselst. Und wenn dann irgenwann Portale und Geräte dein DRM nicht mehr unterstützen, hast du endgültig Pech.

[via]

Liquidat hat in den Kommentaren noch die folgenden Links rgänzt:

Einige interessante Links dazu noch:
Die Pressemitteilung von Microsoft (siehe Fußnote 4):
http://www.microsoft.com/presspass/presskits/zune/docs/ZuneFS.doc

Ein Interview mit Microsofts Bryan Lee:
http://www.paidcontent.org/microsoft-zune-interview-bryan-lee-corporate-vpcfo-entertainment-and-devices-division
Steht da mitten im Text.

Eine Idee, dass Zune *eventuell* Creative Commons verletzen könnte:
http://www.medialoper.com/hot-topics/music/zunes-big-innovation-viral-drm/

Und noch zwei Texte dazu vom Blog “A Copyfighter’s Musings”:
http://blogs.law.harvard.edu/cmusings/2006/09/15#a2498
http://blogs.law.harvard.edu/cmusings/2006/09/15#a2499

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9 Ergänzungen

  1. Na, auch so spät noch unterwegs? Aber die Meldung konnte ich mir auch nicht entgehen lassen :)

    Einige interessante Links dazu noch:
    Die Pressemitteilung von Microsoft (siehe Fußnote 4):
    http://www.microsoft.com/presspass/presskits/zune/docs/ZuneFS.doc

    Ein Interview mit Microsofts Bryan Lee:
    http://www.paidcontent.org/microsoft-zune-interview-bryan-lee-corporate-vpcfo-entertainment-and-devices-division
    Steht da mitten im Text.

    Eine Idee, dass Zune *eventuell* Creative Commons verletzen könnte:
    http://www.medialoper.com/hot-topics/music/zunes-big-innovation-viral-drm/

    Und noch zwei Texte dazu vom Blog „A Copyfighter’s Musings“:
    http://blogs.law.harvard.edu/cmusings/2006/09/15#a2498
    http://blogs.law.harvard.edu/cmusings/2006/09/15#a2499

  2. Die schneiden sich ins eigene Fleisch mit ihrem DRM Schwachsinn!

    In der warez Szene ist es im Augenblick total üblich sich bei musik Flats wie Napster oder Urge.com zu der 7 bzw 14 Tägigen kostenlosen Testversion anzumelden, alle Musik die man will downzuloaden und das DRM danach mit „fairuse4wm“ dauerhaft zu entfernen!

    Ein bekannter von mir hat sich extra ne 500 GB externe Festplatte geholt, nur um wärend der 14 Tage Trial alles downzuloaden und das DRM abzuschießen so das man es für immer benutzen kann!

    Das ist wsentlich schneller als jedes P2P und man kann aus einem Archiv von über 1.4 Mio titeln gratis alles downloaden was man will!

    Nur die Soundqualität soll angeblich bei den 128 kbit WMAs zum kotzen schlecht sein!

    Leider wird dies die MI in ihrem bestreben ein noch sichereres DRM zu entwickeln nur bestärken!
    Ich glaube kaum das in den nächsten 10 Jahren irgendeine Lösung für das Problem in Sicht ist.

    Das ist ein immer vortwährendes Schachspiel das keine Seite für sich gewinnen kann und die einzigsten Spielfiguren die auf beiden Seiten darunter zu leiden haben sind entweder die Künstler oder die ehrlich kaufenden Konsumenten!

  3. andererseits gibt DRM, gerade weil viele CDs der großen label damit ausgestattet werden, jungen künstlern die gelegenheit, mehr aufmerksamkeit auf sich zu lenken, wenn sie nämlich ihre musik DRM-frei und kostenlos zum download ins i-net stellen. meint ihr nicht?

    davon abgesehen habe ich großes vertrauen in die musikliebenden hacker und codepoeten, die sich eine beschränkung ihrer nutzerfreiheit nicht gefallen lassen werden.

  4. Die FTD hat auch was dazu zu sagen:

    Analysten bezweifeln Erfolg

    Bisher glauben nur wenige Analysten, dass der Windows-Konzern Apples Marktmacht in diesem zukunftsträchtigen Geschäft brechen kann. Einige bezweifeln sogar, ob ein Markteinstieg angesichts des harten Wettbewerbs mit Apple und vielen kleineren Konkurrenten überhaupt sinnvoll ist.

  5. Ich denke, dein „eventuell“ steht da zurecht: Natürlich verstößt es gegen die Lizenzbestimmungen von CC, entsprechende Songs mit DRM auszustatten. Allerdings sehe ich in diesen Fällen nicht Microsoft als Verletzer, sondern den jeweiligen Besitzer des Zune. Denn er ist es ja, der die Verbreitung der Songs letztlich veranlasst.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.