Zurück in die Zukunft? Neues Präsidium bei Wikimedia Deutschland [Update]

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200px-Wikimedia_Deutschland-Logo.svgIm Zuge einer über 13-stündigen Marathonmitgliederversammlung hat Wikimedia Deutschland, offizielles Chapter der US-Wikimedia Foundation, ein neues Präsidium gewählt. Vorsitzender blieb Tim-Moritz Hector, ebenfalls wiedergewählt wurden Anja Ebersbach als stellvertrende Vorsitzende und Jürgen Friedrich als Beisitzer. [Update, 30.11., 23.30 Uhr] Mittlerweile hat Anja Ebersbach ihren Rücktritt als stellvertretende Vorsitzende bekanntgegeben (Forum-Link, erfordert Anmeldung). [/Update]

Im übrigen kam es aber zu einem Comeback von Wikimedia-Veteranen. So kehren u.a. mit dem Gründungsvorsitzenden Kurt Jansson, seinem Nachfolger Sebastian Moleski und dem Vorgänger von Tim-Moritz-Hector, Nikolas Becker, gleich drei ehemalige Vorsitzende ins Präsidium zurück – und zwar als stellvertretender Vorsitzender, Schatzmeister und Beisitzer.

Diese Entscheidung ist deshalb brisant, weil sich Jansson und Moleski öffentlich gegen die Absetzung von Pavel Richter als geschäftsführendem Vorstand ausgesprochen hatten und Becker seine Funktion aus Protest gegen diese Entscheidung niedergelegt hatte (vgl. „Freiwillige vor! Strategiedebatte und Vorstandswechsel bei Wikimedia Deutschland“). Die Suche nach einem Nachfolger für Richter läuft derzeit noch.

64 Ergänzungen

  1. Statt glaubwürdiger Professionalisierung haben also die alten Seilschaften wieder Einzug gehalten.

    Spenden gehen nun also wieder in die Hände der Funktionäre, anstatt die zu unterstützen, die die Wikipedia machen. Irgendwann muss den treugläubigen Spendern mal jemand erzählen, was mit dem Geld tatsächlich passiert.

    1. Irgendwie fehlten mir beim abgewählten Präsidium die Ideen, was sie denn anders machen wollten. Ich lese zwar viele Beschwerden über Gremien und Geschäftsstellen — nur wo ist das Gegenkonzept? Wohin soll das Geld konkret fließen und wie kommt es dahin?

      1. Das liegt doch auf der Hand. Die Millionen, die eingesammelt werden, nicht in irgendwelche Prestige-Projekte und eine aufgeblasene Geschäftsstelle zu stecken, sondern in der Breite etwas für die Menschen zu machen, die sich um die Wikipedia und Open Knowledge kümmern. Mit anderen Worten endlich mal das tun, womit die ganze Zeit geworben wird. Die Fassade, die der alte Vorstand aufgebaut hatte war doch bei genauem Hinsehen eine Farce.

      2. editor: Nur wo zauberst Du Hunderte unprätentiöser Projekte her, die tatsächlich etwas bewegen und keinerlei Aufsicht oder Hilfestellung brauchen?

      3. Um das zu beantworten, müsste ich erstmal wissen, was du als aktuelles Handeln von Wikimedia denkst wahrzunehmen. Eure Berichterstattung zeigt, wenn es um Wikimedia Deutschland wenig investigative Arbeit.

        Wer für eine Website, die er selbst nicht betreibt und deren Inhalte er auch nicht erstellt, Millionen Euros Spenden einsammelt und dann außer ein paar aufgeblasenen Zahlen keine echtes Wirken vorlegt, der muss sich fragen lassen, was ihn eigentlich berechtigt, diese Spenden einzusammeln.

        Es hat den Anschein, als hätte sich da in den Jahren eine hauptamtlich bezahlte Funktionärsdenke herausgebildet, die vergessen hat, wer sie da eigentlich füttert. Unter dem alten Vorstand wurde außer ein paar Übungen, die aber Fassade blieben, nichts unternommen, um in der Breite etwas für freies Wissen zu tun (um von einer nachhaltigen Förderung der Wikipedia erst garnicht zu sprechen.

        Vielleicht sollte netzpolitik.org auch mal einen kritischen Blick auf solche vermeintlich funktionierenden Player in der eigene Szene werfen.

      4. @Torsten Niemand sagt, dass die Arbeit mit Freiwilligen einfach ist. Sonst würde es ja auch jeder machen. Aber ein Verein, der explizit behauptet, er würde sich darum kümmern und der auch Millionen von Euros als irgendwie gesetzter „Vertreter“ der freiwilligen Wikipedianer einsammelt, sollte es wesentlich deutlicher versuchen, als es unter der ja nun langjährigen Führung durch den ehemaligen Vorstand geschehen ist.

      5. @editor: interessant. statt irgendwelche konkreten vorschläge/ideen zu präsentieren, wird jetzt fehlende investigative/kritische berichterstattung hier auf netzpolitik.org angemahnt. nicht sehr überzeugend, muss ich sagen.

        Beispiele für die durchaus kritische Auseinandersetzung mit der Frage Community vs. Wikimedia findet sich zum beispiel hier. Auch für den oben verlinkten Bericht über den Vorstandswechsel habe ich mit verschiedensten AkteurInnen vorab gesprochen, Befürwortern wie Kritikern des scheidenden Vorstands gleichermaßen. Auch damals jedoch: kaum konstruktive Alternativvorschläge.

        Es ist halt einfacher sich auf Kritik am status-quo als sich auf ein konkretes Alternativprogramm zu einigen.

      6. editor: Die Forderung mehr für die Community zu tun, ist natürlich ein legitimer Standpunkt — nur sehe ich nicht, wo da der abgewählte Vorstand sich von den neu gewählten „alten Seilschaften“ unterscheidet, noch habe ich von irgendeinem Kandidaten einen Plan gelesen, wie es denn konkret anders laufen soll.

      7. @Leonhard

        Erstens darf es sicher erlaubt sein, Kritik an einem Zustand zu üben, der offensichtlich ein Missverhältnis darstellt, auch ohne dass man gleich mit einem kompletten Lösungsplan des Dilemmas kommen muss.

        Im Kern habe ich gesagt, was man besser machen kann, wiederhole es aber gerne nochmal. Es geht um die sicherlich nicht einfache Aufgabe, nachhaltig und breit die Arbeit von Freiwilligen zu unterstützen, die sich in ihrer freien Zeit dafür einsetzen, entweder die Wikipedia konkret zu verbessern oder als Aktivisten für das freie Wissen aktiv zu sein.

        Natürlich macht der Verein ein paar Dinge, die in diese Richtung gehen. Es wäre ja auch zu auffällig, wenn da garnichts geschehen würde, aber es wäre mit einem besseren Management möglich, hier mehr Menschen einzubinden und mit den eingesammelten Geldern (Wir reden immerhin von mehreren Millionen Euros) effizienter umzugehen.

        Dies wurde wohl über die Jahre immer beim ehemaligen Vorstand angemahnt, aber dieser setzte auf eine schlichte Wachstumsagenda, die im Geldeinsammeln jedes Jahr Rekorde brach und die Zahl der Karteileichen (die der Verein „Mitglieder“ nennt) in auf den ersten Blick beeindruckende Summen schraubte. Aber wenn man das Verhältnis zwischen diesen „Erfolgszahlen“ und der tatsächlich erfolgten Umsetzung in konkretes Wirken anschaut, ist der Verein plötzlich ein wenig schwach auf der Brust.

        Hier gilt es durch einen anderen Führungsstil und durch intensive Arbeit mit vielen Freiwilligen (und potentiellen Freiwilligen) andere Wege zu probieren. Dann wird es sicher auch Probleme geben, die dann kritisiert werden, aber dann könnte man bei diesem Verein wenigstens glaubhafter davon sprechen, dass man Vertreter der Freiwilligen für das freie Wissen sei.

        Da, wenn ich das richtig verstehe, das neue Präsidium nun stark durchsetzt ist mit Vertretern aus alten Seilschaften, die den Kurs des alten Vorstandes mittrugen, besteht wenig Hoffnung, dass es zu einer Trendwende in der Art der Umsetzung kommt.

        Ein anderer Weg wäre sicherlich nicht einfach und auch nicht ohne Fehler, aber die aktuelle Hauptlinie wie oben beschrieben ist ein Affront gegenüber den Freiwilligen und eine große verspielte Chance mit in der digitalen zivilgesellschaftlichen Szene selten vorhandenen Millionen von Euros mal mehr zu bewegen als eine aufgeblasene Geschäftsstelle, die mit Zahlen blendet, die real nichts verbessern (außer für eine überschaubare Clique).

  2. Ich war da vier Jahre Mitglied. Mit dem Rausschmiss des Vorstandes, der sowieso eine viel zu zentrale Rolle innehatte, hatte das Aufsichtsgremium endlich etwas richtig gemacht.

    Offenbar haben nun die alten Seilschaften, die diese Person damals ins Amt hievten, alles daran gelegt, einen möglichen Wandel zu verhindern. Kann meinem Vorkommentator nur zustimmen, Professionalistät hat bei einem solchen Filz natürlich keine Chance.

    1. @Tobias Ich erinnere daran, dass es sich um eine freie Wahl handelte, an der viele hundert Mitglieder teilgenommen haben, auch ich. Die sind also alle von irgendwelchen alten Seilschaften mobilisiert worden? Das klingt in etwa so wie Erdogan, der hinter den Protestierenden in Istanbul ausländische Geheimdienste am Werk sah. Jemand sieht etwas anders als ich? Er muss böse und gesteuert sein!

      Ich habe übrigens als Mitglied in etwa für dieses Präsidium gestimmt. Warum? Weil der Rauswurf Pavel Richters in seiner Art und Kommunikation unfassbar unprofessionell war. Und weil mich aggressive Lautsprecher wie einige der Abgewählten anwidern. Die Art der Kommunikation durch einige der noch amtierenden Präsidiumsmitglieder ist hochgradig peinlich. Gut, dass sie weg sind.

      1. Der polemische Vergleich mit Erdogan verdient eigentlich keine Antwort. Dennoch:

        Ob der Rausschmiss professionell oder unprofessionell war, ist im Verhältnis, worum es geht relativ egal. Wenn jemand in verantwortlicher Position ohne Einsicht in die Notwendigkeiten des Vereins handelt, muss man ihn absetzen, anstatt ihn noch Jahre zu beschäftigen und zu hoffen, dass sich etwas ändert. Im konkreten Fall lief der Vertrag des Vorstandes noch über 1,5 Jahre.
        Tatsache ist, das in der langjährigen Arbeit des Rausgeschmissenen einiges grundlegend falsch lief und das die Chance bestand mit einem neuen Vorstand neue Wege im Management zu beschreiten – durch die Wahl von führenden Vertretern alter Seilschaften ist diese Chance sehr gering geworden.

        Es ist gut, dass hier von @Sebastian die „Demokratie“ dieses Prozesses angesprochen wird. Der Verein hat laut eigener Auskunft viele tausende Mitglieder. Nicht nur Fördermitglieder, sondern auch tausende aktive Mitglieder. Die veröffentlichten Wahlergebnisse zeigen aber, dass sich dies nicht die gelebte Realität wiederspiegelt. Die faktische Realität ist, dass wenige Hundert Personen wählen und ein paar Dutzend Personen an den Versammlungen des Vereins teilnehmen. Offenbar werden die Mitglieder nicht gut abgeholt und wissen dadurch gar nicht, was man als Mitglied so alles machen kann.
        Jetzt könnte man natürlich sagen, dass halt nur die teilnehmen, die es wirklich interessiert. So sei das halt leider in der Demokratie – man könnte sich aber auch fragen, ob auch nicht dieses weitere negative Phänomen das Gesamtbild abrundet: Ein Verein, der öffentlich so tut, als würde er im Dienste der Wikipedia und des Freien Wissens für alle stehen, aber faktisch einer überschaubaren Gruppe von Personen dient (insbesondere einer vom alten Vorstand aufgeblasenen und in weiten Teilen wenig effizienten Geschäftsstelle).

        1. Die faktische Realität ist, dass wenige Hundert Personen wählen und ein paar Dutzend Personen an den Versammlungen des Vereins teilnehmen. Offenbar werden die Mitglieder nicht gut abgeholt und wissen dadurch gar nicht, was man als Mitglied so alles machen kann.

          Auch wenn das sicherlich nicht der Idealzustand ist: Was Du beschreibst, ist die gängige Regel in (größeren) Organisationen. Das ist in jeder Partei oder Gewerkschaft noch viel schlimmer. Und was meinst Du, wieviele Mitglieder aus dem CCC e.V. zu einer jährlichen Mitgleiderversammlung kommen?

      2. @Tobias Ich finde es problematisch, Mehrheitsentscheidungen, die nicht der eigenen Meinung entsprechen, als von Seilschaften gelenkt zu beschreiben. Und ja, Erdogan macht das auch. Der Vergleich passt. Sorry, wenn dich das ärgert. Dann sei halt respektvoller im Umgang mit Leuten, die die Realität anders interpretieren als du.

        Was die Anzahl an Aktiven angeht, hat Markus ja schon sehr gut geantwortet.

        Dass Pavel Richter auch Fehler gemacht hat: Ja, stimmt. Mir persönlich scheinen seine Erfolge aber weit zu überwiegen. Ihn von heute auf morgen vor die Tür zu setzen – und das mit diesem Kommunikationsdesaster – hat den Verein nachhaltig geschädigt. Es ist ja auch nicht so, dass plötzlich neue Fakten auf dem Tisch lagen. Er wurde im Amt bestätigt, ist seinen Kurs weiter gefahren – und wurde plötzlich gefeuert. Für dieses massiv verantwortungslose Verhalten wurden die treibenden Kräfte im Präsidium abgestraft.

        Und noch was: Du sprichst davon, dass sein Vertrag noch 1,5 Jahre ging. Stimmt. Wann wird der Verein jetzt einen neuen Vorstand haben? Im April? Im Juni? Also etwa ein halbes Jahr vor Ablauf des regulären Vertrags? Das Präsidium hat also massivste direkte Kosten (Abfindung, Rechtsberatung etc) sowie hohe indirekte Kosten durch die Zuwendungsreduktion aus den USA in Kauf genommen, um ein halbes Jahr früher einen neuen Vorstand zu haben. Na gratuliere.

  3. @Markus

    Auch wenn das jetzt vom eigentlichen Thema „Missmanagement durch alten Vorstand und was man besser machen könnte“ ablenkt, danke für den Vergleich mit dem CCC. Es mag sein, dass wenige Mitglieder des CCC zur jährlichen Mitgliederversammlung kommen, aber der CCC hat viele aktive Mitglieder, die sich bei vielen anderen Treffen quer durchs Land sehen (inkl. „dem“ Congress) und das machen, was man halt macht, wenn man im CCC ist.

    Bei Wikimedia Deutschland sind das tausende von Karteileichen, die offenbar durch die Spendensammelmethode eingeworben wurden und die das ganze Jahr von diesem Verein praktisch nichts mitbekommen. Es gibt noch nicht mal irgendwelche regelmässigen Infoblättchen (print/digital) wie man es von vielen anderen Vereinen vergleichbarer Größe kennt.

    Der Verein ist eine Cashmachine. Nur haben diejenigen, die faktisch die Arbeit leisten, für welche wiederum die Spender dem Verein die Millionen aufs Konto spülen, so gut wie nichts davon. Wenn man die Satzung dieses Vereines liest, wird klar, welche Macht dort eine einzelne Person in letzter Konsequenz hat, nämlich der hauptamtliche Vorstand. Ein Konstrukt, das erfahrungsgemäß dazu führt, dass Strukturen wachsen, die ungesund sind für einen Verein, der von seiner Zielsetzung auf die Breite zielt.

    1. Es gibt noch nicht mal irgendwelche regelmässigen Infoblättchen (print/digital) wie man es von vielen anderen Vereinen vergleichbarer Größe kennt.

      Ich les ja das Wikimedia-Blog, da gibt es auch Monatsberichte. Finde das auch deutlich entspannter als jeden Monat denselben Inhalt als gedrucktes Papier in der Post zu haben wie bei anderen Vereinen.

      1. @Markus

        Wenn du glaubst, dass die Monatsberichte der Geschäftsstelle dir einen Einblick geben in die Management-Realitäten des Vereines, dann verstehe ich auch deine unkritische Haltung gegenüber dem Verein.
        Wie oben von @editor erwähnt: Als kritisches Medium der netzpolitischen Szene würde ein Blick hinter die Kulissen eines millionenschweren Vereines, der behauptet für freies Wissen zu stehen und auf dem Rücken der Wikipedia sein Geld einsammelt, vielleicht eine gute Idee sein.

        1. Du hattest kritisiert, dass Wikimedia digital/analog nicht über seine Arbeit berichtet wie andere Organisationen. Ich hab erklärt, dass sie das tun. Mehr Einsichten hast Du auch nicht als Mitglied bei Greenpeace oder ver.di, eher weniger.

      2. Wie ich schrieb: Wenn du denkst, dass du als Leser dieser Berichte über die Vorgänge in der Geschäftsstelle und die Frage der sinnhaften und effizienten Verwendung gut informiert bist, dann sei dir das überlassen. Als Journalist oder netzpolitischer Blogger könnte man sicher ein wenig neugieriger sein, aber das nur als Gedanke.

        Wenn dieses Angebot einem Mitglied reicht, und einer ganzen Reihe von ihnen wird das reichen, dann ist das gut. Eine weitere spannende Frage wäre nun, wie oft dieser Blog denn nun tatsächlich von Vereinsmitgliedern gelesen wird. Und ob sie überhaupt davon wissen, denn die meisten sind ja über die Wikipedia zu ihrem Glück gekommen, nun jährlich ihren Mitgliedsbeitrag zu zahlen.

        Es gibt seit Jahren eine i.V. konstant kleine Gruppe von Personen, die in diesem Verein aktiv sind und Einfluss haben. Seitens des Managements wurde nichts Nachhaltiges unternommen, die tausende von neu eingesammelten Zahlkühe (aka „Mitglieder“) in die Vereinsarbeit einzubinden.

        Dein Vermeiden auf die kritischen Aspekte hinsichtlich Vereinsmanagement durch den hauptamtlichen Vorstand und auf fehlende effektive breite Communityunterstützung einzugehen fällt auf.

        Man sollte unterscheiden, zwischen eher aktivistischen Vereinen, wie z.B. den, den du mitgegründet hast, und Vereinen, die eher auf eine Breitenwirkung setzen. Ein Verein, der eher aus einer politischen Bewegung entstanden ist, wie Digitale Gesellschaft e.V. ist schon durch seinen aktivistischen Charakter eher auf kleine Gruppen angewiesen, die schlagkräftig in den Themen sind. Ein Verein wie Wikimedia Deutschland e.V. ist/sollte ein eher auf breite Unterstützung ehrenamtlicher nicht-aktivistischem Handeln angelegter Verein sein. Ein Vergleich (der natürlich immer hinkt) wäre hier Greenpeace und BUND.

    2. Der CCC hat sich gezielt als „galaktische Gemeinschaft“ definiert, weil Mitgliedschaft und Aktiventum getrennt werden sollte. Wer nicht Mitglied ist, kann vollwertig am Vereinsleben teilnehmen.

      Das Mittel des CCC und der Piratenpartei Streitigkeiten über das Geld zu vermeiden ist ähnlich: Man will möglichst wenig Geld einnehmen. Die Piratenpartei verschob notwendige Ausgaben auf Freiwilligen-Initiativen bis zum Ausbrennen der Freiwilligen, der CCC hat Veranstaltungen wie den Congress outgesourced. (Gibt es die GmbH auch heute noch?)

      1. @Torsten: Den CCC kann man schwerlich mit WMDE vergleichen: Der CCC hat das ganze Vereins-Gedöns von Vorstand bis MV, weil man das als Verein in Deutschland haben muß. Wirklich wollen will das so ziemlich niemand. Sich dem CCC zugehörig fühlen und überall mitmachen und -reden darf jeder, wenn er Ziele und Intentionen des CCC teilt.

        Zudem ist das „Vereinsleben“ mit den Mitgliedern ein komplett anderes: Es gibt die Erfa-Kreise und regionalen Vereine in denen das passiert – nicht zu vergessen die vielen Veranstaltungen von Easterhegg bis Congress. Es gibt keine Geschäftsstelle mit festangestellten Mitarbeitern. Der CCC e. V. als bürokratische Institution ist wenig mehr als eine Verwaltungseinheit für Mitgliederdaten und Mitgliedsbeiträge (und das wird – wenn ich nicht irre – von unbezahlten Mitgliedern gestemmt).

        Die Geschäftsstelle von WMDE hingegen hat sich nach und nach zu einer Entität entwickelt, die zwar das Geld über die Arbeit (wenn man es so nennen will) vor allem der Wikipedia-Autoren (es gibt natürlich auch noch die sog. Schwesterprojekte) einnimmt, aber praktisch komplett abgekoppelt von dieser Community über Verwendung und Einsatz der Gelder entscheidet.

        Ganz zu schweigen von den Vereinsmitgliedern denen als Mitbestimmungsinstrument außer einer Mailingliste mit zweifelhaften Umgangsformen, einem von der überwiegenden Masse der Mitglieder so gut wie völlig ignorierten Wiki (sog. „Mitgliederforum“) nur die beiden jährlichen MVs geboten werden (die ihrerseits einen zweifelhaften Ruhm genießen).

        Es ist schon fast grotesk, daß sich aus einem Verein der aus einem Projekt mit größtmöglichem Anspruch an Transparenz, Offenheit und Zusammenarbeit entstanden ist, ein derart hermetischer Kosmos entwickelt hat. Wohingegen der CCC seinen Anspruch eine „intergalaktische Gemeinschaft“ zu sein nie verloren hat und tapfer seit Jahrzehnten lebt.

      2. Den Vergleich hat Tobias aufgemacht, ich hab ja eher die Unterschiede genannt.

        Aber bei Deinem Post fällt mir auf, wie ähnlich doch beide Organisationen sind. Offiziell verachtet jeder die Vereinsstrukturen, aber Entscheidungen werden dennoch über sie gefällt. Wo findet der Kongress statt, wie hoch ist der Eintritt und Co — das muss halt doch ein kleiner Kreis entscheiden.

      3. @Torsten

        Nur kurz zur Korrektur: Den Vergleich mit CCC hat Markus ins Spiel gebracht.

        und bei der Diskussion um das Management der Geschäftsstelle der Wikimedia Deutschland (und damit auch des Vereins) geht es nicht darum, dass eine kleine Gruppe Eintrittpreise für irgendeinen Kongress entscheiden muss, sondern darum sich zu fragen, wie es sein kann, dass Spenden in Millionenhöhe in einer solch ineffektiven und wenig nachhaltigen Art eingesetzt werden.

      4. Tobis: Sorry, da hatte ich mich im Diskussionsstrang verwickelt.

        Aber nochmal kurz nachgefragt: „ineffektiv“ auf welcher Skala? Was sollte Wikimedia Deutschland erreichen? Die selbst gesteckten Ziele zu Frauenanteil und Co von vor einigen Jahren wurden meilenweit verfehlt – meinst Du das?

      5. @Torsten: „Aber nochmal kurz nachgefragt: “ineffektiv” auf welcher Skala? Was sollte Wikimedia Deutschland erreichen? Die selbst gesteckten Ziele zu Frauenanteil und Co von vor einigen Jahren wurden meilenweit verfehlt – meinst Du das?“

        Wenn Du Wikipedianer _das_ fragst, dann bekommst Du so viele Antworten wie es Wikipedianer gibt (und noch ein paar mehr ;) Ich würde es so beschreiben (ich bin aber keineswegs repräsentativ!): Der Verein hat der Community das Versprechen gegeben ihr das von ihr erwirtschaftete Geld (stimmt nicht zu 100%, ist aber gängiges Argumentationsschema) zu Gute kommen zu lassen. Das hat auch im Großen und Ganzen bisher gut funktioniert. Nun haben wir aber erstmals die Situation, daß WMDE vom FDC (die Spendengelder aus dem jährlichen Fundraiser ver- und zuteilen) gesagt bekommen hat, daß die Freiwiliigenförderung jahrelang keine Ergebnisse gebracht hätte (Zitat: „ … its community support program has continually not shown results despite many years of significant funding.”).

        Diese Aussage ist aus Sicht der de.-Community extremst schwer nachzuvollziehen. Vor allem wohl deshalb, weil einigermaßen unklar ist was das FDC unter einer erfolgreichen Freiwilligenförderung versteht oder verstanden wissen will. Die de.-Community verstand darunter das, was man ihnen seit Jahren gefördert hat und was sie sehr erfolgreich betrieben hat: Projekttreffen, Foto-Aktionen (das Landtagsprojekt z. B.), Literaturstipedium etc. pp. Das ist aber wohl nicht das was das FDC oder die WMF erwarten.

        So gesehen war WMDE in zwei Richtungen ineffektiv: 1. WMF/FDC zu vermitteln was man hierzulande unter erfolgreicher Freiwilligenförderung versteht, daß das gut funktioniert und schöne Ergebnisse bringt; 2. der Community zu vermitteln das von WMDE seitens der Foundation mehr und/oder anderes erwartet wird als Freiwilligen selbstorganisierte Workshops zu bezahlen und Bücher zu kaufen (es ist natürlich komplexer, aber ich vereinfache es damit es auch Leute verstehen, die nicht so tief in dem ganzen Wiki-Nudelpott stecken).

        Böser Tenor in der WP-Community (die man freilich nicht immer so ernst nehmen muß wie sie sich selbst ;) ist: Wikipedia und ihre Autoren sind die Cash-Cow mit der WMDE sich einen Riesenapparat aufgebaut hat. Profiteure der ehrenamtlichen Arbeit sind bezahlte Angestellte, die Dinge tun die mit der Community wenig bis nichts zu tun haben oder an Projekten arbeiten, die von der Community wenig bis nicht geliebt werden (Wikidata als prominentes Beispiel für letzteres). Und dann hat WMDE auch noch komplett versagt als Anwalt der Community aufzutreten und ihre Interessen gegenüber der Foundation durchzusetzen (Bildfilter und Superprotect z. B.). Alles nicht ganz richtig; alles nicht ganz falsch. Alles sehr subjektive Community-Sicht. Am Ende wohl ein massives Kommunikationsproblem zwischen denen die das Geld einnehmen und verwalten und denen die wieder und wieder versprochen bekamen, daß das Geld für sie verwendet wird (und ihnen zusteht). Was erfolgreiche Kommunikation mit der Community angeht, ist „der Verein“ wirklich haarsträubend ineffektiv.

      6. Henriette: Ja, das deckt im Wesentlichen meine Wahrnehmeung, aber ich frag die Leute gerne, was sie nun meinen. Weil: Jedes sagt, das Geld soll „für die Community“ und „für Freies Wissen“ ausgegeben werden. Wenn man nachhakt, was das bedeutet, kommt zuerst meist nichts. Und dann fragt man noch zwei bis drei Mal weiter und dann bekommt man die unterschiedlichsten Antworten. Manchmal leider auch dann nicht, wie „editor“ oben zeigte.

        Die Erwartungen des FDC hängen wohl sehr daran, was die WMF bisher nicht wirklich geschafft hat: Mehr Autoren überall und mehr Leser in der dritten Welt generieren. Hätte die WMDE gar gegen die WMF Partei ergriffen, wäre das Tischtuch zerschnitten. Und nun muss ja auch noch der Spendenvertrag neu verhandelt werden…

      7. Ja Torsten, völlig d’accord!

        Mit „Die Erwartungen des FDC hängen wohl sehr daran, was die WMF bisher nicht wirklich geschafft hat: Mehr Autoren überall und mehr Leser in der dritten Welt generieren.“ sprichst Du ein weiteres Problem an: Die WMF (= Wikimedia Foundation) betrachtet das alles unter dem Blickwinkel eines weltweiten Movements, das sozusagen „höheren Zielen“ dienen soll (z. B. mehr Leser in der dritten Welt oder – Geschichte aus den Frühzeiten – der 100-Dollar-Laptop). Mit dem Begriff eines „globalen Movements“ kann nun aber die deutschsprachige Community so überhaupt gar nichts anfangen: Man ist eben die deutschsprachige Community und man hat „seinen“ Verein, der „sein“ Geld an „seine“ Autoren weitergeben soll.

        Diese (kleiner Joke für Wikipedia-Kenner) „Deutschlandlastigkeit” hat wenig mit mangelnder Empathie der de.-Wikipedianer für Menschen in anderen Ländern zu tun, sondern damit, daß a) WMDE weltweit das erste Chapter war und b) von Anfang an sehr selbstbewusst und immer mit einem (mal mehr, mal weniger gelungenen) Anspruch an Professionalität gearbeitet hat. Das führte dazu, daß sich die de.-Community irgendwie als die tollste und erfolgreichste Community zu betrachten begann – schließlich hat man extrem hohe Qualitätsstandards bezüglich der Enzyklopädieartikel und man hatte immer mehr Geld zur Verfügung als alle anderen Chapter.

        Da gab es jetzt die doppelte Klatsche: WMDE bekommt gesagt, daß man quasi am Bedarf vorbei gearbeitet hat (lediglich das von der Community wenig geliebte Projekt WikiData wird gelobt) und die Community ist beleidigt, weil all‘ die schönen und tollen Community-Projekte (die wirklich schön und toll sind!) als „ihr habt nur Geld verbrannt und nix gerissen“ geschmäht werden.

        Ob daran – um mal auf das eigentliche Thema des Netzpolitik-Artikels zurückzukommen ;) – ein altes oder neues Präsidium innerhalb kurzer Zeit (1 Jahr?) großartig etwas ändern kann, ist fraglich. Der seit Jahren gefahrene Kurs von WMDE ist offenbar nicht der, den WMF und FDC sehen wollen und der WMF/FDC-Kurs ist einer, den die de.-Community nicht versteht. WMDE (inklusive neuem Präsidium und dem irgendwann eingestellten neuen Vorstand) hat jetzt wohl die schwierige Aufgabe nach innen die eigene Ausrichtung und Zielsetzung neu zu definieren oder wenigstens zu re-kallibrieren und nach außen die Aufgabe den Spendern und der Community zu vermitteln, daß „Die Communities stehen im Mittelpunkt“ eine schöne Idee war – aber Vergangenheit ist.

  4. Man kann vom alten Vorstand halten, was man will – er hat dem Verein erst die Einnahmen gebracht, die er heute hat. Was man ihm vorhalten muss, ist etwas ganz anderes: Der alte Vorstand spielt mit Leuten, die er nicht mag, liebend gerne Spielchen, um seine Ziele zu erreichen. Das ich nicht verwerflich, und ich will das auch nicht bewerten – es führt aber eben nicht unbedingt zu Gegenliebe, schon gar nicht im Präsidium. Pavel lebt in einer ganz anderen Welt, die ziemlich wenig mit dem der Community zu tun hat, aus der die meisten Präsidiumsmitglieder kommen.

    Und wer dann noch auf Twitter dem Abgang abgewählter Beisitzer öffentlich nachtreten muss, braucht sich nicht wundern, wenn er seine Glaubwürdigkeit endgültig verspielt hat.

    1. @Martin Meinst du mit Nachtreten folgenden Tweet: „Ich bin sehr stolz auf @WikimediaDE , das war eine tolle MV mit tollen Entscheidungen und Wahlen heute! Zukunft liegt in der Luft“? Von Teilen des Präsidiums wurde auf öffentlichen Listen mit solcher Verachtung über Pavel Richter gesprochen, dass ich eher seine Zurückhaltung bemerkenswert finde. Das ist kein Nachtreten, das ist ein sanftes Nachstupsen.

      1. Ich meine: „@jensbest ist nicht mehr ins Präsidium von @WikimediaDE gewählt worden. Und das ist auch gut so, für Freies Wissen und so“ Das ist einfach nur peinlich, solche Tweets zu verschicken. Auch die Diskussionen um gewisse BahnCards heben das Niveau nicht unbedingt. Schadenfreude ist immer unnütz, auch wenn es Pavel noch so sehr gefreut hat.

      2. Okay. Hast Recht. Nicht ideal der Tweet. Er hat ihn ja auch offenbar gelöscht. Aber: Jens Best hat sich jüngst auf allen denkbaren Listen aufgeführt wie ein Wilder. Völlig gaga, jeglicher Sinn für Professionalität war da weg. Es ist in der Tat extrem gut für Wikimedia, dass dieser Mann nicht mehr dabei ist. Pavel Richter hat in der Sache Recht.

      3. @Sebastian

        Jens Best war einer der wenigen „Funktionäre“, von dem man mal einige zusammenhängende Fakten über die Realität der Vereinsarbeit erfahren hat. Deine Stimmungsmache gegen ihn, zeigt, dass er wohl mit den Informationen einen wunden Punkt in dieser Organisation getroffen hat.

        Und wenn die Informationen stimmen, ist er ja massiv auch mit fragwürdigen Methoden angegangen worden, während er als Mitglied des Präsidiums seinen Job ernstnahm und anfing mal ein paar Nachfragen zu stellen. Stellt sich die Frage, wieviele sich das alles gefallen lassen hätten, anstatt einfach aufzugeben. Dass man unter solchen Konditionen selbst nicht immer freundlich bleibt, mag man kritisieren, aber man kann es auch verstehen. Und ja, seine Rhetorik kann ab und an sehr bissig sein, aber dafür weiss er aber auch worüber er redet.

  5. Zurück in die Zukunft? Aus meiner Sicht ist Wikimedia DE jetzt -mit dem neu gewählten Präsidium – eher bereit für die Zukunft.

    Ein Auszug aus der Vereinssatzung: „Zweck des Vereins ist es, die Erstellung, Sammlung und Verbreitung Freier Inhalte (engl. Open Content) in selbstloser Tätigkeit zu fördern, um die Chancengleichheit beim Zugang zu Wissen und die Bildung zu fördern.“

    Quellen sind dabei nicht nur die Editoren von Wikipedia, das „Wissen der Menschheit“ umfasst mehr als das Wissen der Editoren von Wikipedia. Es gibt Menschen, die aus verschiedenen Gründen nie in die Wikipedia schreiben würden – die Frage ist, wie es gelingt, auch das Wissen dieser Menschen aufzunehmen und festzuhalten.

    Nächster Punkt: Je besser sich die Kooperation mit Institutionen entwickelt, je mehr Daten „Open Data“ werden, um so mehr Daten müssen maschinell eingelesen und strukturiert gespeichert werden. Nur dann können diese für alle zugänglich gemacht und maschinell weiter verarbeitet werden. Es genügt nicht, die Daten zu sammeln, diese müssen strukturiert aufbereitet und für zukünftige Nutzung bereitgehalten werden. Es gilt z. B. APIs bereitzustellen (die immer wieder geändert und angepasst werden müssen) und Schnittstellen zu anderen Systemen.
    Es gibt neue Herausforderungen, die manuell und mit der vorhandenen Software nicht zu bewältigen sind. Entwicklungen in diesem Bereich haben Auswirkungen auf viele andere gesellschaftliche Bereiche – das Bereitstellen von allgemein gut verwendbaren Tools wird alle unterstützen, die sich für die Verbreitung von Freiem Wissen einsetzen.

    Nicht zu vergessen: Datenformate, Programmiersprachen, Schnittstellen, die auch von außen beeinflusst werden, unterliegen ständigen Veränderungen. Wenn das Wissen möglichst allen bereitgestellt werden soll, sind hier ständig Anpassungen nötig, um nicht den Anschluss zu verlieren. Wir wissen doch heute noch nicht mal, mit welchen Datenformaten in zehn Jahren gearbeitet wird.

    Es gibt auch bei Wikimedia Deutschland Mitglieder, die nicht aus der Wikipedia-Community kommen (ich gehöre da zum Beispiel dazu). Klar ist Wikipedia die Website, die fast alle Menschen kennen und die zur Zeit quasi mit Wikimedia gleichgesetzt wird. Schaut Euch bitte auch die anderen Projekte des Vereins an – die sehen so richtig nach Zukunft aus. Da von „Geld verschleudern“ zu sprechen, finde ich sehr gewagt, auch wenn ich verstehe, was „Wikipedianer“ damit meinen.

    Es lohnt sich wirklich, mal einen Blick auf Commons, Wikiquote, Wikispecies, Wikivoyage, Wikinews, Wikibooks, Wikiversity, Wiktionary, Wikisource und Wikidata zu werfen – hier liegt meines Erachtens die Zukunft.

    1. @Andrea

      „Bereit für die Zukunft“ hat wenig mit dem alten oder neuen Präsidium zu tun. Im alten Präsidum gab es auch Vertreter, die seit langem aktiv mit Institutionen unterschiedlichster Couleur zusammenarbeiteten (Kultur, Wissenschaft, Bildung), bei einer ersten Betrachtung waren diese Kontakte im alten Präsidium sogar deutlicher ausgeprägt als im frisch gewählten.

      Entscheidend ist, dass unter einem neuen Vorstand ein neuer Kurs eingeschlagen wird. Denn der Vorstand hat in der Wikimedia Deutschland die zentrale Machtposition im Alltag, nicht das Präsidium. Das Präsidium sind engagierte Ehrenamtliche, die über Strategie entscheiden, sich mit ihren Kompetenzen und Kontakte unterstützend einbringen und die Arbeit des Vereins (insbesondere des Vorstandes) beaufsichtigen. Das diese Aufsichtsfunktion wegen eines nicht (mehr) geeigneten Vorstandes dazu geführt hat, dass man sich von diesem trennen musste, ist sicherlich kein Vorgang, den man jedem Präsidium wünscht, aber – entgegen der von den alten Seilschaften verbreiteten Legende – scheint dieser Vorgang ja durchaus überlegt, sorgfältig und mit nicht leichter Entscheidung durchgeführt worden zu sein.

      Zurück zu deinen Punkten. Die Welt strukturierter Daten ist sicherlich ein Bereich, der eine zentrale Rolle spielen wird, auch und gerade für die Verknüpfung und freie Verfügbarmachung des Wissens der Welt. Wikidata, das auch im alten Präsidium viele Fürsprecher hatte. Ich habe zwei Vorträge eines alten Präsidiumsmitgliedes, das jetzt nicht mehr dabei ist, gehört, in denen Wikidata eine zentrale Rolle in einer faszinierenden Zukunft der Wissensvermittlung zugewiesen wurde. Auch wenn es aktuell in seinen Anfängen steckt.
      Deine Auflistung der Wikiprojekte ist ein wenig willkürlich. Als ich das letzte Mal auf Wikinews schaute, waren in der deutschsprachigen Version 1-5 aktive Editoren, Wikiversity hat im Vergleich zu etablierten Wikis im Bildungsbereich (z.B. ZUM-Wiki e.V. als den bekanntesten) einen schweren Stand (auch wohl wegen der Inflexibilität in Fragen der Softwareentwicklung seitens WMDE oder WMF).

      Obwohl also durchaus große Aufgaben im Bereich des freien Wissens anstehen und diese auch sicherlich von WMDE mitgepusht, mitgetragen oder mitentwickelt werden sollten, ist sicherzustellen, dass der Verein, der den Löwenanteil seiner Mittel aus Spenden der Nutzer der Wikipedia bezieht, sich auch um die Herausforderungen kümmert, die sich aktuell in einer der ältesten Sprachversionen der Online-Enzyklopädie ergeben.

      Das mag dem alten Vorstand nicht so gelegen haben, aber Arbeit mit Freiwilligen ist nunmal ebenso essentiell wie schwierig (ich kenne das aus der Freiwilligenarbeit im sozialen Sektor). Wikimedia Deutschland ist kein Aktivistenverein, sondern ist von der Idee her ausgerichtet auf eine breite Förderung von, wenn man so sagen kann, digital-kultureller Freiwilligenarbeit für das freie Wissen. Das sind nicht nur die Wikipedianer, niemand im alten (und auch sicher im neuen) Präsidium hat meines Wissens eine solche Ansicht gehabt. Aber wenn das aufsichtsführende Gremium der Ansicht ist, dass eine Veränderung im Management nötig ist, um die Umsetzung der Strategie real möglich ist, dann verlasse ich mich darauf, denn um solche Entschiedungen ggf. zu treffen, wurden sie gewählt.

      Natürlich gibt es Projekte wie das Bundestagsprojekt oder Coding da Vinci, die richtige Impulse setzen, aber im Vergleich zu den zur Verfügung stehenden Geldern und Ressourcen kann beim alten Vorstand bei umfassender Betrachtung nicht von einem Erfolg gesprochen werden. Reines Wachstum, ohne dass sich auch nachhaltige Wirkung entfaltet, ist für einen solchen Verein keine gute Realität gewesen. Wenn das neue Präsidium nun wieder eine solche Richtung einschlägt oder einen Vorstand einstellt, der ähnliche Haltung hat, wird sich nichts verbessern und die Chance aus der Personalentscheidung des letzten Präsidiums ist vertan.

      1. Bis heute hat niemand verraten, warum man sich trennen „musste“. Die WMF bezweifelt es sogar öffentlich.

      2. @Torsten: Ja, mir geht es auch so. Mir wurde in all diesen Diskussionen kein überzeugender Grund genannt. Ich verstehe es nach wie vor nicht. Meine Interpretation ist daher: Persönliche Animositäten. Das würde auch die krasse Unprofessionalität Teilen des scheidenden Präsidiums erklären. Leute, die emotional handeln, nicht rational.

      3. @Torsten, 30. NOV 2014 @ 22:34: Nicht über alles kann man öffentlich sprechen. Es gibt auch eine nachwirkende Treuepflicht des Arbeitgebers nach der Beendigung des Arbeitsverhältnisses.

      4. schneeschmelze Da Pavel Richter ja von der MV entlastet wurde, kann ich mir keinen Grund vorstellen der schädlicher wäre als diese andauernden Andeutungen.

      5. @Torsten 30. NOV 2014 @ 23:34: Eine vereinsrechtliche Entlastung hat mit den nachwirkenden arbeitsvertraglichen Treuepflichten aber gar nichts zu tun. Der Grund für die Entlassung wurde meines Wissens nicht öffentlich gemacht. Er muß aber bestanden haben, sonst wäre es nicht zur Beendigung des Vertrags gekommen. Wenn die Mitgliederversammlung meint, unter diesen Umständen eine Entlastung aussprechen zu können, steht das der arbeitsrechtlichen Bewertung erst einmal nicht entgegen.

      6. Du hast mit Deinem Blick auf die einzelnen Projekte und die Bestandsaufnahme im Augenblick auf jeden Fall recht – der jetzige Stand ist nur für die Einschätzung der zukünftigen Entwicklung nicht ausreichend.
        In ihrem Vortrag „Facing the Now“ auf der Wikimania in diesem Sommer hat das Lila Tretikov sehr gut anhand der Entwicklungsprognosen der Webnutzung dargestellt – ohne Entwicklung und Anpassung an die Gewohnheiten der Nutzer bedeutet der bislang erzielte Erfolg in Zukunft nichts.

        Ich hatte versucht, in meinem Kommentar darzustellen, dass nicht nur die manuell erfassten Daten eine Rolle spielen, sondern im Zusammenhang mit Open Data ganz andere Herausforderungen auf alle zukommen, komplett unabhängig vom Projekt Wikidata, in dem es ja rein um strukturierte Datensätze geht.
        Die große Chance liegt in der maschinellen Auswertbarkeit und Nutzbarmachung der gesammelten und gespeicherten Daten, der Verknüpfung und Vernetzung, unabhängig von Webseiten. Dafür Lösungen zu entwickeln gehört genauso zum Vereinszweck wie die Förderung der Freiwilligenarbeit.

        In Bezug auf die anderen Projekte: es entwickeln sich zu allen Themen geschlossene Plattformen; auch hier geht es meines Erachtens darum, Freies Wissen zur Verfügung zu stellen und entsprechende offene Plattformen zu entwickeln, vor allem aber die Daten in offenen Formaten zur Verfügung zu stellen, damit diese nicht auf einmal „weg“ sind, wenn einzelne Plattformen schließen.

        Mir persönlich sind diese ganzen persönlichen Querelen ziemlich egal – ich hatte nur aufgrund der Diskussionen im Forum und auf der Mailingliste und aufgrund der eingereichten Anträge nicht das Gefühl, dass da ein Blick auf die Gestaltung der Zukunft und irgendwelche Visionen vorhanden sind. Zumindest wurden die nicht sichtbar aufgezeigt. Ganz im Gegenteil ließ die Finanzdiskussion erkennen, dass der Anteil der Softwareentwicklung an der Zukunftsgestaltung eventuell zu gering eingeschätzt wird.

      7. @Torsten Wenn man auf die Vereinsmailingliste schaut, zeigen sich zwischen den persönlichen Animositäten schon genügend Gründe, die zur einvernehmlichen Trennung geführt haben könnten: angestrebte Erhöhung der Machtkonzentration auf eine Person unter Kleinhaltung des Präsidiums, rein auf Außensicht gerichtetes Controlling und Reporting ohne Bericht der Innenreflexion an das Kontrollgremium trotz Nachfrage, unbefriedigende Finanzpolitik gerade in den Punkten Einnahmen, die sich abgesehen vom Aufbau einer großen zahlenden Mitgliederzahl rein auf Spendenmittel für ehrenamtliche Projekte speisen, oftmals ohne unmittelbaren Rückfluss in die Spendengenerierer, die daraus resultierende Fehlpriorisierung nicht auf Projektcommunitys und Mitgliederförderung, sondern Softwareentwicklung als Außenstelle der Wikimedia Foundation und als Lobbyverband in den Bereichen Politik und Bildung mit der Konsequenz einer vergrößerten Kluftbildung zwischen Ehren- und Hauptamtlichen der Bewegung, unverhältnismäßige Personalpolitik mit einem Missverhältnis von Personal- gegenüber Sach- und Projektkosten sowie daraus resultierender allgegenwärtiger Furcht vor Personalkürzungen und sicherlich einiges mehr. Muss man nicht als überzeugend sehen, kann man aber vielleicht aufgrund der Vielzahl – und waren vielleicht gar nicht *die* Gründe für die Trennung, gibt ja schließlich nur vereinzelte öffentliche Informationen. Zum Beispiel: https://lists.wikimedia.org/pipermail/vereinde-l/2014-November/008000.html https://lists.wikimedia.org/pipermail/vereinde-l/2014-November/008010.html https://lists.wikimedia.org/pipermail/vereinde-l/2014-November/008061.html https://lists.wikimedia.org/pipermail/vereinde-l/2014-November/008112.html

      8. Mailingliste: „In meiner Vision bietet Wikimedia Deutschland allen, die an der
        Erstellung, Sammlung und Verbreitung Freier Inhalte mitarbeiten wollen,
        die Möglichkeit dazu. Ihnen wird gezeigt, wie, wo und wann man mitmachen
        kann.“

        „Ich persönliche sehe neben der Hauptaufgabe
        („Community/Mitgliederausrichtung“) auch die Notwendigkeit die bereits
        begonnene Professionalisierung der Vereinsarbeit in der Geschäftstelle
        durch das Präsidium voranzubringen/zu beaufsichtigen.“

        Sorry, aber wer bei Wikimedia würde nicht von sich selbst sagen, dass er diese Ziele hat? Das sind keine Gründe, das ist langatmiges Wischi-Waschi ohne jeden greifbaren Inhalt. Für Leute, die bestimmte Schlüsselworte mit bestimmten Ereignissen verknüpfen können, mag das zu entschlüsseln sein, aber das sind dann ja nur wohl die beiden „Lager“, doch niemand der sich von außen ein Bild machen will.

      9. @Torsten

        man gewinnt ein wenig den Eindruck, dass du gar nicht wissen willst, warum der Vorstand gehen musste, so wie du selektiv z.B. aus verlinkten Hinweisen zitierst. Aufmerksames Lesen hilft hier:

        Die Management-Methoden des Vorstandes wurden kritisiert und es wurde festgestellt, dass der Vorstand den Eindruck vermittelt, dass er Verbesserungen gemäß der Kritik nicht vornehmen würde bzw. man es ihm aufgrund seines vorherigen Verhaltens nicht zugetraut hat.

        Im Management der Prozesse des Vereins gab es wohl an vielen Stellen Kraut und Rüben, es konnte keine Nachhaltigkeit und/oder Effizienz im Handeln festgestellt werden und selbst nach Hinweisen hat sich die Berichtsmethode des Vorstandes gegenüber dem Aufsichtsgremium wohl nicht verbessert.

        Darüberhinaus gab es wohl schon länger (auch mindestens im vorherigen Präsidium) Unzufriedenheit, wie der Vorstand die Strategie konkret umsetzt und wie er in seiner zentralen Machtposition verschiedene Situationen und Probleme angegangen ist.

        Und es wurde das Wachstumsverständnis des Vorstandes kritisiert, das sich wohl in der Optimierung des Fundraisings als Selbstzweck, dem Erhöhen von Mitgliederzahlen („Karteileichen, um die sich niemand kümmert“) und dem wenig nachhaltigen Aufblasen der Geschäftsstelle erschöpft hat, anstatt sich an einer Überprüfung am tatsächlichen Impact für „Movement“ und freies Wissen zu orientieren. Diese Kritik des deutschen Aufsichtsgremiums deckt sich mit der Bewertung des internationalen Gremium, das über Mittelvergabe an den deutschen Verein entscheidet.

        All das findet man klar formuliert, wenn man mitliest in den Veröffentlichungen. Ich weiss nicht inwieweit da öffentlich noch mehr ins Detail gegangen werden kann/muss.

        Das alles kann man als aufmerksamer Leser in den Veröffentlichungen finden. Es gab also Differenzen in der Bewertung der Managementarbeit und dem Verhältnis von Strategie und Umsetzung. Alles klassische Felder, wegen denen es immer wieder in Vereinen und Verbänden Trennungen vom Geschäftsführer gibt. Und die permanente Kritik am Zeitpunkt ist auch merkwürdig, denn ohne die Trennung hätte der Vorstand wohl noch über anderthalb Jahre seine nicht zufriedenstellende Arbeit fortgesetzt. Das kann man ja auch nicht wollen, wenn man sieht, dass sich nichts verbessert.

        Ich las gerade nochmal die FDC-Empfehlung. Deswegen noch ein Punkt, der mir beispielhaft anzeigt, dass es durchaus ein kritisches Aufsichtsgremium braucht, was auch die Sinnfragen hinter dem powerpoint-polierten Handeln des Vorstandes stellt: Das vielgelobte Wikidata (ich finde die Idee auch gut), ist ja mit Großspenden u.a. von Suchmaschinenbetreiber erst ermöglicht worden.
        Man müsste mal prüfen, ob sich dieses Projekt an den Prinzipien von Linked Open Data von Berners-Lee/W3C (was sich ja für eine der „Open“-Idee verhaftete Organisation anbieten würde) oder von schema.org (entwickelt von den großen Suchmaschinenanbietern) orientiert. Hintergrund: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Kampf-um-die-Deutungshoheit-im-Web-Schema-org-vs-Linked-Data-1874722.html

        Managemententscheidungen sind oft auch Richtungsentscheidungen, und da sollte man schon jemand Professionelles an dieser Stelle haben und nicht jemanden, der aus dem Kuddelmuddel der Kämpfe alter Seilschaften untereinander hervorgegangen ist.
        Wikimedia Deutschland ist ein junger Verein, insofern ist da noch Luft nach oben für Professionalisierung, das ist völlig okay. Aber wenn man sieht, wie sich die alten Vereinsschichten gegen diese Professionalisierung wehren, muss man kritisch bleiben, ob das neue Präsidium bei der Einstellung des neuen Vorstandes eine an professionellen Grundsätzen geleitete Entscheidung treffen wird. Den Eindruck vermittelt diese „Rollback“-Wahl aktuell nicht.

      10. Solange niemand eine Managemententscheidung nennen kann, die von enormer Inkompetenz zeugt, sind das alles Gründe für einen geordneten Übergang, bei dem der Nachfolger bei vollzogenen Auflösung des Vertrags bereitsteht und die Mitglieder eingebunden werden.

      11. Bei Richtungsentscheidungen im Management muss es nicht unbedingt um reine Inkompetenz-Fragen gehen. Es kann durchaus sein, dass es einfach hinsichtlich der Umsetzung der Vorgaben solche dauerhaften Differenzen gibt und auch eine Verbesserung aus Sicht des Aufsichtsgremiums nicht durch die Managementperson gewährleistet werden kann. Dann kommt es eben zur Trennung. Hier dann noch über 1,5 Jahre zu warten ist keine Option. Es ist völlig üblich, dass man sich an einem solchen Punkt trennt. Und das deutsche Vereinsrecht gibt klare Vorgaben für den Übergang, der auch mit der Entscheidung für den Interimsvorstand gegeben war.

        Der Arbeitsvertrag, der ja noch aus einer Zeit vor dem alten Präsidium stammt, scheint hier offenbar nicht gut verhandelt gewesen zu sein, auch wenn Abfindungen durchaus normal sind und keine „Sonderkosten“.
        Wenn diejenigen, die den Vorstand eingestellt haben (wovon jetzt wohl wieder einige im neuen Präsidium sind) einen solchen für den Verein unvorteilhaften Vertrag nicht zugestimmt hätten, wäre die Entscheidungsfähigkeit des Präsidiums an dieser Stelle auch nicht mit einer solchen Belastung versehen worden. Dem abgewählten Präsidium also Kosten vorzuwerfen, die eigentlich aus Entscheidungen vor ihrer Zeit resultieren, zeigt wie unsauber und laienhaft argumentiert wird.

    2. Nein. Es ist üblich, dass man sich trennt, wenn man einen Nachfolger in petto hat. Fristlose Entlassungen sind absolut unüblich.

      1. 1. It takes two to tango. Es war keine fristlose Entlassung, es war eine einvernehmliche Trennung. Sprich auch der Vorstand hat den Konditionen der Trennung (also auch dem Zeitpunkt) zugestimmt. Er hätte ja auch widersprechen und vors Gericht ziehen können. Hat er aber nicht gemacht. Er hat das Geld genommen. Offenbar waren die Argumente gegen ihn so überzeugend, dass er selbst sogar keinen Sinn sah, sich dagegen gerichtlich zu wehren. Oder es hat halt einfach das Geld mehr interessiert, das ihm aufgrund eines merkwürdigen Vertrages aus der Vergangenheit zustand.

        2. Natürlich braucht es einen Nachfolger, der für den Verein verantwortlich zeichnet. Anders kann man sich von einem Vereinsvorstand in Deutschland gar nicht trennen. Der Interimsvorstand (hier ein in Führungsaufgaben erfahrener Mitarbeiter aus der Geschäftsstelle) übernahm die Amtsgeschäfte. Und offenbar hat er schon angefangen, an den Missständen seines Vorgängers zu arbeiten.

        1. Offenbar waren die Argumente gegen ihn so überzeugend, dass er selbst sogar keinen Sinn sah, sich dagegen gerichtlich zu wehren. Oder es hat halt einfach das Geld mehr interessiert, das ihm aufgrund eines merkwürdigen Vertrages aus der Vergangenheit zustand.

          Und wenn es weitere Optionen gibt, wie z.B. durch Verzicht auf einen Gerichtsprozess Schaden vom Verein fernhalten…?

      2. Ein Schaden vom Verein hat Herr Richter nicht wirklich abgelenkt mit seinem Verzicht, als Arbeitnehmer vor Gericht zu gehen. Ganz im Gegenteil. Er hat sich ja sicher auch rechtlich beraten lassen und hat dann einer Trennung im gegenseitigen Einverständnis zu gestimmt.

        Man hat dann aber nichts von Herrn Richter gehört, als einige im Verein angefangen haben diesen völlig korrekt durchgeführten Trennungsvorgang massiv zu torpedieren – und damit erst für die öffentliche Aufmerksamkeit gesorgt haben, die dem Verein schaden konnte. In der ganzen Zeit danach schwieg Herr Richter – und mit diesem Schweigen hat er dem Verein Schaden zugefügt.

        Offenbar hat es ihm ganz gut gefallen, dass durch das Verhalten des zurückgetretenen Vorsitzenden des Präsidiums und anderen für ihre Intrigen bekannten Kräften eine Hetzkampagne gegen die völlig korrekt durchgeführte Entscheidung des Präsidiums gab. Das Schweigen von Herrn Richter steht in keinem Verhältnis zu seiner Zustimmung einer Trennung und zeigt damit, dass seine Intentionen wenig mit „Schaden vom Verein abwenden“ zu tun gehabt hat.

  6. Es wurden in den letzten Wochen auf den Mailinglisten und auch auf der MV selbst viele Gründe für die Trennung vom ehem. Vorstand genannt. Doch richtete sich die Aktion des Präsidiums nicht gegen die Politik des Vorstands allein, sondern gegen die Praktiken einer ganzen Personengruppe.
    Konkret wurde aus diesem Kreis heraus das gewählte Präsidium und Aufsichtsgremium in zentralen Fragen (z.B. Förderung der Community, Transparenz der Finanzen, Stärkung der Mitgliederrechte) gezielt blockiert und ausgebremst. Gegen ein sehr kritisches Mitglied wurde sogar, wie auf der MV öffentlich gemacht wurde, wegen einer Bahncard ein strafrechtliches Gutachten angestrengt. Das Gutachten erwies sich als unhaltbar und substanzlos.

    Die Mitgliederversammlung hat diesen Vorgang, der in jedem anderen Verein zu massiven Nachfragen führen würde, nur schulterzuckend zur Kenntnis genommen. Genauso wie die meisten kein Problem damit hatten, dass die alten Präsidiumsmitglieder auf der vorhergehenden MV angeschrien und offen bedroht wurden. Der lapidare Grund für die Emotionen: Man hatte gerade den Vorstand entlassen.
    Da hatten offenbar einige Angst um ihren Geldbeutel. Denn im Schatten der Wikipedia lässt es sich sehr gut leben. Die meisten Leute spenden wegen Wikipedia, die von der Community umsonst gemacht wird. Die Mittel werden aber vom Verein gern für kostspielige Konferenzen an den teuersten Locations und für andere Aktionen verwendet, bei denen die Autorencommunity bestenfalls dabeistehen darf und jeden Euro umdreht, während einzelne Funktionäre in der Stretchlimo vorbeifahren. Wobei man auch sagen muss, dass zum Glück nicht alle Funktionäre den Boden unter den Füßen verloren haben und sich wirklich für die Sache einsetzen.

    Das alte Präsidium hatte daher die Neubesetzung des Vorstandpostens eingeleitet. Ebenso wurde zusammen mit dem Interimsvorstand ein Governance Review gestartet, um u.a. das Präsidium und damit die gewählte Mitgliedervertretung gegenüber Vorstand und Geschäftsstelle strukturell zu stärken.
    Diese zaghaften Reformschritte sind nun radikal beendet worden. Das neue Präsidium mit seinen alten Kadern wird diesen Weg nicht weitergehen. Den meisten Mitgliedern war es ganz offensichtlich sehr recht, dass das alte Präsidium öffentlich demontiert und dann abgewählt worden ist.
    Die Personengruppe, der das Präsidium auf die Zehen gestiegen ist, hat dann ihren Sieg noch auf der MV entsprechend ausgekostet und mit reichlich Alkohol gefeiert.

    Das alte Präsidium wurde ganz schlicht dafür abgestraft, weil es die alten Seilschaften gefährdete und übergeordnete Fragen stellte, was zwingend zu „Unruhe“ führt. Doch die meisten wollen es einfach gemütlich haben, in ihrer Nische versorgt werden und nichts wissen.

    Dieser Rollback ist imho irreversibel. Der Verein hatte eine kleine Chance. Es hat sich aber gezeigt, dass die Reformwilligen im deutschen Verein zu schwach sind. Der Rücktritt von Ebersbach lässt befürchten, dass in den kommenden Tagen etliche den Verein verlassen werden.

    1. @beta
      Dann bleibt hier mein Einwand, den ich schon während der MV erhoben haben: Der satzungsgemäße Vereinszweck besteht in der Förderung von Erstellung, Sammlung und Verbreitung freier Inhalte in selbstloser Tätigkeit, um die Bildung und die Chancengleichheit beim Zugang zu Wissen zu fördern, nicht den alleinigen Betrieb der Wikipedia.
      Wenn also in der Öffentlichkeit das Bild vorherrscht, dass Wikimedia = Wikipedia, dann sollte daran dringend gearbeitet werden, damit Menschen für den Vereinszweck gewonnen werden, für diesen spenden und nicht bezogen auf das eine Projekt.

      Das mit der „Angst um den eigenen Geldbeutel“, den „kostspieligen Konferenzen an den teuersten Locations“ und der Stretchlimo hätte ich gern auf der Mitgliederversammlung gehört, dann hätte man darüber diskutieren können. So steht es hier einfach im Raum, genauso wie der Vorwurf der „alten Seilschaften“.

      Was auffällt: jeder denkt, die einzelnen Positionen einschätzen zu können – wie beim Thema Schule. Jeder war schon mal dort und denkt er kann dadurch mitreden und überblickt die Probleme im Ganzen. Beispiel Jahresplan: das sieht auf den ersten Blick einfach aus: Einnahmen/Ausgaben, muss passen, wie zu Hause auch. Sieht aus, als wäre das problemlos zu bewältigen. Was dabei fehlt: der strategische Blick auf die Zukunft. Wir wissen nicht, welche Einsparung/welche Verschiebung exakt welche Entwicklung nach sich zieht, wir können es nur ahnen.
      Ich orientiere mich da lieber an Menschen, die offen und zielorientiert in die Zukunft blicken und nach Lösungen für Zukunftsaufgaben suchen, nicht an denen, die bestehende Sachverhalte optimieren und bewahren wollen. Für mich sah es auf der Mitgliederversammlung so aus, als ob eine Mehrheit der Mitglieder das ähnlich sieht, so ganz ohne „alte Seilschaften“.

  7. Es ist schon interessant zu sehen, wie hier (von wem auch immer) versucht wird eine Lagerbildung innerhalb des Wikimedia-Vereines voranzutreiben.

    Und dann wird schon mal mit Propagandabegriffen wie „Reformwilligen“ etc. handiert. Dabei ist das neue Präsidium gerade einen Tag im Amte und einen Vorstand hat der Verein immer noch nicht. Aber wie in der Wikipedia zeigt es sich, dass es nicht mehr um ein Miteinander geht. Jeder ist auf die Wikipedia-Millionen scharf und macht die jeweilig andere Gruppe dafür verantwortlich, wenn er nichts bekommt.

    Da wird ein Vorstand entlassen und zusammen mit dem Abzügen bei den Zuschüssen vom FDC muss der Verein jetzt mit rund 500.000 € weniger auskommen. Gespart wird bei der Förderung der Freiwilligen. Das hat das alte Präsidium zu verantworten. Es war auch Mitglied des alten Präsidiums, das vor allem dadurch auffiel, dass es schon mal Wikipedia-Autoren beschimpfte. Selten habe ich jemanden gesehen, der so arrogant mit denjenigen umgegangen ist, die überhaupt dafür gesorgt haben, dass er auf diesem Bestimmersessel gelandet war. Glücklicherweise wurde diese Person wieder aus dem Präsidium geworfen.

    Klar kann man sich aufregen, dass zuviel Personal bei Wikimedia Deutschland sitzt. Was soll den der Verein machen. Erst große Programme anschieben und den Freiwilligen Hilfe anbieten und wenn dann diese Inanspruch genommen wird, dann kapitulieren weil kein Personal da ist. Aber es ist schon erstaunlich, wieviel hier meinen alles richtig machen zu müssen.

    Ich kann nur sagen lieber Wikipedia-Kriegsführer, ihr könnt euren Vernichtungsfeldzug gerne auch noch auf Wikimedia Deutschland ausdehnen. Ihr werdet schon sehen was ihr davon habt. Aber ich glaube, die verbrannte und vernichtete Erde die ihr interlasst interessiert euch einen feuchten Kehrricht.

    1. @Liesel

      Die Lagerbildung muss hier nicht vorangetrieben werden. Hier wird über sie berichtet, sprich sie existiert. Es zu leugnen, bringt die Entwicklung zu etwas anderem nicht voran. Wer den Verein in den letzten zehn Jahren beobachtet hat, weiss auch, dass es diese Lager seit Jahren gibt.

      Interessant, liebe Liesel, wie du einerseits „Lagerbildung“ doof findest, dann aber ziemlich einseitig auf einer bestimmten Gruppe rumhackst. Die Medaille für „Durchschaubar 2.0“ geht heute an dich.
      Dein In-Den-Raum-Stellen von der „Fakten“, deine eindeutigen Schuldzuweisungen, deine Stimmungsmache gegen kritische unabhängige Präsidiumsmitglieder, die mal wagten, die Finger in die Wunde zu legen – all das ist ebenfalls sowas von durchschaubar tendenziös, dass du dir gerade selbst ins Bein geschossen hast, „Liesel“.

      1. Waren das die kritische unabhängige Präsidiumsmitglieder, die vor allem die Wikipedia-Autoren bepöpelten? Das fandest du wahrscheinlich sogar toll, dass dieses besserwisserischen Klugschieißern mal jemand die Meinung gegeigt hat.

        Ja klar gibt es mal das eine oder das andere Lager. Aber es gibt auch einige Leutchen die obwohl sie sich dem gerade nicht „regierenden“ Lager zugehörig fühlten, doch genügend „Gewinn“ aus diversen Wikimedia-Projekten gezogen haben. Wahrscheinlich überwiegt sogar die Anzahl derjenigen, die immer wieder ihr Fähnchen nach dem Winde hängen, wenn es Erfolg auf „Gewinn“ verspricht. Es war ja z.B. interessant, welche wirtschaftlichen Verquickungen z.B. im letzten Präsidium so im nachhinein bekannt wurden.

        Ich freue mich jetzt schon darauf zu sehen, wer jetzt wieder sein nicht vorhandenes Rückgrat verbiegt, um sich beim „neuen“ Präsidium einzuschleimen und abzustauben.

        Klar hätte man sich das Wahlergebnis auch anders vorstellen können. Aber bei der Anzahl der Kandidaten war das alles Glücksspiel. Klar könnte man wieder zu Präsenzwahlen zurückkehren und auf die ganze Briefwahlwählerei verzichten. Aber ich glaube damit würde man sogar die Verhältnisse noch mehr stabilisieren. Dann könnte das Präsidium ja entscheiden, an welchem Ort mit entsprechenden Mehrheiten zu rechnen sind und eben gerade dort Mitgliederversammlungen abhalten. Das wäre zumindest machterhaltungstechnisch ganz clever.

    2. Liebe Liesel,

      da sind dir aber schon ein paar Fakten durcheinander geraten.

      – dass es schon lange soetwas wie Lager gibt in diesem Verein, kann dir jeder Beobachter bestätigen. Wie man mit diesem Dilemma umgeht, ist die spannende Frage.
      – der Verein hat natürlich einen Vorstand. Der heisst Jan Engelmann.
      – Ein einfaches Zusammenzählen von Zahlen, die dir nicht gefallen, ergibt keine belastbare Summe. Eine Ausgabe im Jahr 2014 hat nichts mit dem Budget für 2015 zu tun. Haushalterisch wäre ein Übertrag einer Restsumme aus dem letzten Jahr sogar schädlich, weil die nationalen Organisationen in der Wikimedia die Vorgabe haben, das jährlich eingeplante Geld auch auszugeben. Wäre also der Betrag der Abfindung eingespart und in das Jahr 2015 übernommen worden, hätte auch dies zu einer negativen Einschätzung durch das WMF geführt. Wenn du also die Abfindung kritisieren willst, musst du innerhalb des Haushaltes 2014 argumentieren. Dort gab es aber, trotz der notwendigen Verschiebung von Budgets keine großen Verzichtungen, auch im Bereich Communityförderung.
      – nicht das Präsidium, sondern der Vorstand hat die Entscheidung getroffen bei der Communityförderung direkt zu kürzen, aber…
      – …bei genauem Hinsehen, ist es auch keine Kürzung, weil die Förderung von Community auch in vielen anderen Budgetbereichen ein Fokus ist (Bildung, Kultur, Software-Entwicklung). Somit bleibt die Förderung (wenn man alles zusammenzählt) wichtigster Punkt des Vereines.
      – mir fällt nur ein ehemaliges Präsidiumsmitglied ein, was sich für 1,5 Jahren mal (über-)deutlich gegenüber der Community in einem konkreten Thema geäußert hat. Genau dieses Präsidiumsmitglied ist übrigens eines der deutlichsten Verfechter einer effizienteren und breiteren Communityförderung.
      – die Zahlen derjenigen, die tatsächlich die vom Verein angebotene Unterstützung annehmen sind noch sehr bescheiden (bezogen auf die Gesamtsumme der Aktiven). Hier liegt auch das Problem zwischen Anspruch und Wirklichkeit des Vereines. Die reale Anzahl von Freiwilligen, bei denen irgendetwas ankommt stehen diametral zu den Zahlen, die der ehemalige Vorstand immer als Erfolg verkauft hat (Spendeneinnahmen, neuakquirierte „Mitglieder“, um die sich dann keiner kümmert, Anzahl der Mitarbeiter). Von einer breiten Inanspruchnahme der Fördergelder kann also (leider) nicht gesprochen werden.

  8. Andere Vereine hierzulande sorgen dafür, dass Transparenz der Spenden durch ein DZI-Gütesiegel geprüft wird. Ebenso wird dafür gesorgt dass Wahlen geheim sind um gültig zu sein, und nicht einzelne Mitglieder öffentlich ihre Wahlempfehlungen aussprechen, und im geheimen PMs an Briefwahlmitglieder schicken mit eben solchen genauen Wahlempfehlungen. Es wird in eingetragenen Vereinen dafür gesorgt dass Hauptamtliche nach Beendigung ihres Jobs wieder fürs Präsidium (Aufsichtsrat) kandidieren können. Nach einem Prinzip der Rotation (z.b. mehrjährige Pausen zwischen Kandidaturen) kann vermieden werden dass sich über Jahrzehnte bestimmte Strukturen im Verein festsetzen und damit Klüngel und Filz und Mittelmass die Oberhand gewinnen.
    Die Glaubhaftigkeit und Validität von Wikipedia kann nur erreicht werden indem der Trägerverein deren Gestaltungsprinzipen mit höchster Genauigkeit umsetzt. Nach aussen hin wird Liquid/Basisdemokratie gepredigt, nach innen herrscht aber die Willkür der Admins. Der Diskurs um Freies Wissen entwickelt sich nicht weiter, es wurde etabliert auf den Schultern von Aktivisten wie Lessig und Co. Neue Visionen existieren nicht, stattdessen betreibt der Verein eine Ausweitung in diffuse horizontale „Pet Projects“ mit jeweils eingesetzen Hauptamtlichen, ein Wildwuchs an Ideenlaboren ohne Ergebnisse und Massnahmen und vor allem ohne nachvollziehbare Evaluation der Ergebnisse. Diese Widersprüche haben auch dazu geführt dass WMDE und wikipedia in der deutschen und internationalen Presse vor allem negative Schlagzeilen machte ueber die letzen Jahre hinweg. Darum sorgen Outreach Projekte (Sozialarbeiterdeutsch) oder die Lobbyarbeit bei der Europeana (Wissen sammeln und verkaufen) für besonderes Unverständnis bei der Community. Nur die Softwareentwicklung, sowie einzelne Konferenzen von Abtrünnigen (WikiCon) geben Grund zur Hoffnung.

      1. Fand ich auch eine merkwürdige Formulierung.

        Aber dennoch trifft es @diderot an anderer Stelle schon ganz gut: „Neue Visionen existieren nicht, stattdessen betreibt der Verein eine Ausweitung in diffuse horizontale “Pet Projects” mit jeweils eingesetzen Hauptamtlichen, ein Wildwuchs an Ideenlaboren ohne Ergebnisse und Massnahmen und vor allem ohne nachvollziehbare Evaluation der Ergebnisse.“

  9. Abgesehen dass der Kommentar einen kleinen Edit vertragen würde, wegen eines fehlenden „nicht“ und ein paar Ausdrucks und Schreibfehlerchen ;)

    Von außen betrachtet hat es heise.de vielleicht ganz gut dargestellt:

    „Während insbesondere die Wikimedia Foundation die Schwellen zur Mitarbeit senken will, fühlen sich engagierte Mitarbeiter missachtet und ignoriert. Wie tief die Konfliktlinien gehen, zeigte schon ein Blick auf das WikiCon-Programm. “

    http://www.heise.de/newsticker/meldung/WikiCon-Konfliktfeld-Wikipedia-2411752.html

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.