CCC an Drehbuchautoren: Wir glauben, es hackt!

51 Hacker aus dem Chaos Computer Club haben den 51 Tatort-Drehbuchautoren eine liebenswerte Antwort auf ihren Offenen Brief an die Netzgemeinde geschrieben:

Liebe Tatort-Drehbuchschreiber,

mit Freude nehmen wir – ganz kess als Vertreter der von Euch angeprangerten „Netzgemeinde“ – Euer Interesse an unseren Gedanken zu einer Versachlichung der Diskussion über Urheber- und Urheberverwertungsrechte im digitalen Zeitalter wahr. Bevor wir aber unnötig gleich zu Beginn Schubladen öffnen: Auch wir sind Urheber, sogar Berufsurheber, um genau zu sein. Wir sind Programmierer, Hacker, Musiker, Autoren von Büchern und Artikeln, bringen gar eigene Zeitungen, Blogs und Podcasts heraus. Wir sprechen also nicht nur mit Urhebern, wir sind selber welche. Es wird daher keinen „historischen Kompromiß“ geben, denn es stehen sich nicht zwei Seiten gegenüber, jedenfalls nicht Urheber und Rezipienten, sondern allenfalls prädigitale Ignoranten mit Rechteverwertungsfetisch auf der einen Seite und Ihr und wir auf der anderen, die wir deren Verträge aufgezwungen bekommen.

Wer sich übrigens fragt, woher plötzlich dieser PR-Spin des Verbandes der Drehbuchautoren kommt: Das war angekündigt. Die Politik hat sich das gewünscht und bekommt jetzt geliefert.

Gleichzeitig unterstrich er (Anmerkung: Staatssekretär Hans-Joachim Otto), wie auch seine Kollegen aus Reihen von CDU, SPD und FDP, dass vor allem die Kreativbranche selbst gefordert sei, der öffentlichen Diskussion eine neue Richtung zu geben, die Anliegen der Urheber begreifbar zu machen. Gerade Künstler seien “sprachgewaltige” Botschafter.”

Da wird noch mehr in diese Richtung kommen.

30 Ergänzungen

  1. Das rumgebashe auf den Grünen finde ich unfair.

    Ansonsten ist das aber eine adäquate Antwort, denn das Original hat mich ziemlich wütend gemacht. Der relativ neue Kampfbegriff „geistiges Eigentum“ wird mit dem vom Grundgesetz geschützen Sacheigentum in eionen Topf geworfen. Hier soll eine Gleichheit simuliert werden, die so einfach nicht existiert.

    1. Zumal der Begriff ja auch evtl. einen gewissen Widerspruch enthält. Einerseits sagen die: Das is wie echtes Eigentum zu handhaben, Kopien sind Diebstahl usw (gefolgt von tausenderlei Auto- und Kaufhausvergleichen).
      Ja, wenn es echtes Eigentum sein soll, dann könnte ich nach dem Kauf einer CD doch damit aber auch machen was ich will, z.B. sie zum freien Download ins Netz stellen.
      Aber dann wird nat. gesagt: Das is doch nicht materiell, man erwirbt nur ein Nutzungsrecht, eine Dienstleistung.
      Vielleicht sollte man auch diesen Widerspruch in der Debatte noch mal stärker herausarbeiten.

    2. Im Grundgesetz wird EIGENTUM geschützt, kein SACHeigentum. Bevor man derartigen Bullshit rauslässt, sollte man doch wenigstens ein ganz klein wenig Ahnung von der Materie haben…..

      1. bevor man hier mit Schimpfworten um sich kommentiert sollte man außerdem mal nachlesen, warum sich das ehemalige „Max-Planck-Institut für geistiges Eigentum“ in München vor einiger Zeit eben diesen Namensteil aus dem Namen gestrichen hat.

      2. @Sine
        Ich seh da in der Argumentation halt nen gewissen Widerspruch. Da ich kein Jurist bin, benutzte ich ja auch das Wörtchen „evtl.“. Aber witzig, dass man dann gleich verbal niedergeprügelt wird, das lässt auch nicht gerade auf einen differenzierten Diskussionsstil schließen.
        Sven Geggus hat zumindest insofern Recht, als der Begriff zunehmend instrumentalisiert erscheint. In Forendiskussionen führt das dann regelmäßig in die erwähnten seitenlangen Auto- und/oder Ladendiebstahlsvergleiche, also letztlich in Nebenschauplätze und Sackgassen, die am Thema vorbeigehen.
        Ja mMn sollen Künstler Rechte an ihren geistigen Schöpfungen haben und auch von ihrer Arbeit leben können. Von bestimmten eh schon vorhandenen Subventionen, die vielleicht auch notwendig sind, einmal abgesehen, müssen die Künstler allerdings auch qualitativ gut, originell, interessant genug sein, um sich an einem größer werdenden Markt der Freizeitgestaltung mit unzähligen, teils legal kostenlosen Konkurrenten behaupten zu können. Wenn man das schafft, wird imho auch weiterhin mit der Kunst Geld zu verdienen sein, dazu muss kein totalitärer Überwachungsstaat geschaffen werden.

        1. genau, zwischen [Sacheigentum] und [Eigentum iSd Art. 14 GG] besteht kein Unterschied, zwischen [Eigentum iSd Art. 14 GG/Sacheigentum] und dem sog. geistigen Eigentum dagegen ein ziemlich großer.

  2. zuckersüß, diese worte aus den mündern zwangsalimentierter GEZ-Profiteure. Die Gemeinschaft finanziert ihr Schaffen, nachher gehört es aber ihnen. Oder so.

  3. Nehmt mal das Megafon von da drüben und ruft ganz laut. Wenn noch mehr Krimiautoren o.ä. kommen, wird es schwer mit Sachargumenten.

  4. Wie, was? Was sollte der Abschnitt?

    „Die Pauschalkritik an Verwertern, die uns nun mit so bunt zusammengeklaubten Kommentaren von so unterschiedlichen Quellen wie drei Parteien und einer von Euch offensichtlich nicht ganz verstandenen „Netzgemeinde“ um die Ohren gehauen wird, ist so nie geäußert worden. Dieser plumpe Diskussionstil ist uns zuletzt bei den eben alle Verwerter in einen Topf werfenden Zwölfjährigen begegnet, die gegen Staat, GEMA und zu wenig Taschengeld rebellierend ihre Lieblingsmusik für lau aus dem Netz ziehen und denen dafür jede Rechtfertigung recht ist. Daß hier noch kein Equilibrium im Spannungsfeld zwischen neuen Technologien und Werkschaffungen im Vor-Netz-Zeitalter erreicht ist, ist offensichtlich. Dies ist jedoch kein Grund, uns als Netizens mit in denselben Topf zu werfen.“

    Je direkter ich etwas von den schaffenden erwerben kann desto besser, je mehr wir in der „digitalen Revolution“ leben, desto unnötiger werden Verwerter und Verwertungsketten. Ich mag Digitale Distributionsplattformen a la Steam vor allem deswegen, weil 70-80% der Einnahmen von selfpublished Titeln direkt bei den Authoren landen, und je früher das auch bei anderen Medien wie Musik und Fernsehen der Fall ist, desto glücklicher würde ich werden.
    Plattformen wie Kickstarter und derem steigenden Erfolg sind schon über 10% der Filme beim Sundance Film Festival oder SXSW zu verdanken nach grad mal 3 Jahren, davon sogar einige Oscar-nomminiert.
    http://tinyurl.com/7kyx2kq
    http://tinyurl.com/clvn9ll

    Anscheinend begreifen auch die Leute vom CCC noch nicht so wirklich was das Internet (ungestört) noch so alles tun könnte und was für eine Gesellschaftsrevolutionäre Erfindung es überhaupt darstellt, welche die gesamte Weltgemeinschaft in ihren wenigen Existenzjahren näher zusammengebracht hat als Jahrhunderte an Politik und Diplomatie…
    Und auch für die Kunst: http://www.youtube.com/watch?v=024vLBBJf4I&hd=1

  5. Der moralische Bankrott, der in dem Brief der 51 Tatortautoren steckt, ist ein Detail auf das bisher niemand hingewiesen hat:

    Der Tatort ist ein „Altformat“, bei dem alte Verträge, die in den 70ern geschrieben wurden, heute noch gültig sind. Das hat zur Folge dass ein Autor für den Tatort ein Wiederholungshonorar bekommt. Praktisch bedeutet dies, dass ein Tatort-Autor für jede (!) Wiederholung des von im geschriebenen Tatorts wieder erneut mit einem festgelegten Prozentsatz des ursprünglichen Honorar erneut entlohnt wird.

    Bei den häufigen Wiederholungen der Formate beispielsweise in den dritten Programmen (ja, das zählt mit), sieht ein Tatort-Autor Geld.
    Bei neueren Formaten (ergo 90% des heutigen TV-Programms) bekommen die Autoren „Total Buyout“-Verträge: Sie werden mit einem Pauschalhonorar entlohnt.

    Mit anderen Worten: Hier meldet sich eine Riege alter Damen und Herren zu Wort, die von längst nicht mehr gültigen vertraglichen Regelungen profitieren, die für die Masse der jungen Autoren niemals erreichbar sein werden.

    1. tja nur warum ist die situation JUNGER AUTOREN
      deswegen besser??

      nur weils HEUTE anders gehandhabt wird als früher???

      1. Nee, die Aussage war m. E., dass es heute eben schlechter geworden ist, und sich hier die Leute für ein Urheberrecht aussprechen, das sie selbst gar nicht im gleichen Maße betrifft.

  6. Danke, Danke, Danke CCC! Ihr seid mittlerweile so unglaublich wichtig für unsere Gesellschaft!

  7. „Wer sich übrigens fragt, woher plötzlich dieser PR-Spin des Verbandes der Drehbuchautoren kommt: Das war angekündigt. Die Politik hat sich das gewünscht und bekommt jetzt geliefert. […]
    Da wird noch mehr in diese Richtung kommen.“

    Sicherlich. Und ganz bestimmt wieder von seiten der Öffentlich-Rechtlichen.
    Kunstschaffende, die auf dem freien Markt agieren würden sich so etwas gar nicht trauen. Zu groß wäre das Risiko von den Fans boykottiert und damit arbeitlos zu werden

    Die öffentlich-rechtlichen Protagonisten hingegen brauchen den freien Markt nicht zu fürchten. Deren Einnahmen sind durch die GEZ gesichert.

    Eine Unverschämtheit, was sich die staatlichen Medien hier erlauben.

  8. Endlich mal jemand, der sich die Mühe gemacht hat, es aufzuschreiben. Ich frage mich auch schon seit längerem, wie die Rechteindustrie auf die Idee kommt, das Netz bestünde einzige aus stupiden Konsumenten ohne eigene Schaffenskraft. Malen, Fotografieren, Schreiben, Werkeln macht zumindest mir persönlich nochmal so viel Spaß, wenn ich die Ergebnisse mit anderen im Netz teilen kann. Haben diese Leute jemals einen „Fuß“ in eines der zahlreichen kreativen Portale gesetzt?

  9. Und ich dachte die Allgemeinheit (die GEZ Gebührenzahler) hätten schon für die Tatorte gezahlt. Wieso regen sich die Herren Drehbuchautoren eigentlich auf?
    Aber ich muss auch mal wieder ein Lob an den CCC loswerden. Immerhin reagiert man dort zeitnah auf solche Aktionen, ganz im Gegensatz zu den Piraten.

  10. 1:0 … ach, was sage ich … 10:0 für den CCC. Diese für Verlautbarungen des Clubs so typisch gewordene Mischung aus Rotzigkeit, Humor und sachlicher Aufklärung erlebt einen weiteren Höhepunkt. P0WNED!

    Bringt das für die Internetausdrucker auf Papier und haut es ihnen säckeweise um die Ohren. Und denen, die wieder und wieder die Schweine an die Tröge wählen.

  11. Das Zitat enthebelt perfekt die Glaubwürdigkeit der 51 Drehbuchautoren.
    Offensichtlich kümmen sich die „Kultur“-Schaffenden von selbst nicht gerade sehr um ihre Produkte.

    1:0 für die Netzgemeinde!
    Umad, Content-Mafia?

  12. Ich hatte mir von dem Schreiben deutlich mehr Struktur erhofft.

    Die wenigen Argumente sind durchaus korrekt und wichtig. Aber sie gehen in der Polemik unter.

    Ich denke nicht, dass die Nachricht seinen Empfänger erreicht. Kommunikation gescheitert.

  13. Wir glücklichen werden jetzt solange mit dem Thema zugemüllt bis niemand sich mehr an die Argumente erinnern kann. Und das funktioniert leider bei jedem fast allen, die sich nicht mit der Materie auskennen.

    Überspringen wir doch die Jammerphase, die nächste Niederlage der Rechteinhaber gegen Google und erklären diese sofort zu systemrelevanten Meinungsmachern (sind ja keine Schlecker-Verkäuferinnen). Dann können sie ihre Qualitätsmedien schon vor den nächsten Landtagswahlen auf das Niveau von ZDF-Interviews bei der CDU heben ;-)

  14. Sagt mal, wenn geistiges Eigentum dem materiellen quasi gleich gesetzt wird, was macht man denn dann mit diesem Schreibsel namens „Eigentum verpflichtet“?

    bedeutet das, dass Schriften und Musik darauf geprüft werden müssen, ob sie Schaden anrichten oder dem Gemeinwohl dienen und beides muss sanktioniert werden? Wer entscheidet darüber?

    Liefe das nicht ein wenig in Richtung Geinnungszensur? Hätten zb. Rapper dann nicht eine ziemliche Arschkarte gezogen? Oder sämtliche Sauflieder äh Volksmusiken?

    Und kann ich als Autor verantwortlich dafür sein, was jemand anderes in meinen Zeilen liest? Gründen wir dann ein Interpretationsministerium?

    Was ist denn der Pflichtteil am geistigen Eigentum eigentlich nun? Das würde mich mal brennend interessieren…

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.