Was vom Tage übrig bliebDatenorakel, Wahlspektakel und Hackerdebakel

Die Wettbewerbshüter der EU spekulieren über Googles allzu freizügige Datensammelei, in Pennsylvania verschätzte sich ein Wahlcomputer um das 150-fache und zum nahenden Ende des Jahrzehnts sammelt ZDNet die größten Cyberfails. Die besten Reste des Tages.

Automatische Erkennung läuft … Fernsehturm erkannt.

EU-Wettbewerbshüter untersuchen Googles Umgang mit Daten (Spiegel)
Die Behörde von EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager hat Voruntersuchungen in einem neuen Fall gegen Google aufgenommen. Das ist bemerkenswert, weil die Wettbewerbshüter in Brüssel Google in den vergangenen Jahren schon dreimal zu Milliardenstrafzahlungen verurteilten. In dem neuen Fall geht es um Googles Datensammelei. Der Schwerpunkt der Untersuchung liege „auf Daten im Zusammenhang mit lokalen Suchdiensten, Online-Werbung, Anmeldediensten, Webbrowsern und anderen Themen“, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Es handle sich um breite Ermittlungen mit offenem Ende, berichtet die Financial Times. Auch Facebook werde geprüft. Die EU-Kommission schickte einen Fragebogen an Mitbewerber und Kunden Googles, nächstes Jahr entscheiden die Marktwächter dann über die Aufnahme einer formellen Untersuchung.

A Pennsylvania County’s Election Day Nightmare Underscores Voting Machine Concerns (New York Times)
Ohne Papierbelege wäre es bei einer Lokalwahl im US-Bundesstaat Pennsylvania fast zu einem Debakel gekommen. Die dort eingesetzten Wahlcomputer spuckten offensichtlich falsche Ergebnisse aus: Demnach seien bei der Wahl eines Richters lediglich 164 Stimmen für den Kandidaten der Demokraten abgegeben worden, bei insgesamt 55.000 abgegebenen (elektronischen) Stimmzetteln. Da dies statistisch so gut wie unmöglich ist, hat die Wahlbehörde das Ergebnis mit dem „Backup“ auf Papier abgeglichen. Und siehe da: Der Demokrat gewann die Wahl mit 26.142 zu 25.137 Stimmen. Ups.

A decade of hacking: The most notable cyber-security events of the 2010s (ZDNet)
ZDNet leitet den Reigen der 2010er-Jahre-Rückblicke mit einer Zusammenstellung der größten, besten, wichtigsten IT-Sicherheitspleiten und anderen „Cyber-Ereignissen“ der vergangenen zehn Jahre ein. Die Zusammenschau geht vom gegen den Iran gerichteten Stuxnet-Virus über LulzSec, Phineas Fisher und den Ashley-Madison-Hack bis hin zu den Snowden-Enthüllungen und dem Cambridge-Analytica-Skandal. Schöner die Glocken nie klingen.

Themenseite: Gesichtserkennung in Österreich (Epicenter.works)
Glückwunsch, Österreich: Auch in der Alpenrepublik darf die Polizei seit diesem Monat Gesichtserkennungs-Software einsetzen. Auch wenn der flächendeckende Einsatz solcher Werkzeuge in Deutschland auf sich warten lässt, kennen wir das Thema hierzulande von Pilotprojekten an Bahnhöfen und riesigen G20-Biometrie-Datenbanken. Epicenter.works hält auf der Themenseite den aktuellen Stand zum Einsatz der Technik in Österreich fest. Bisher benutzt die Polizei die Technik bei auf Video erfassten Straftaten. Eine konkrete Rechtsgrundlage dafür gibt es bisher nicht.

Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links und kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

1 Ergänzungen

  1. Auf der Tagesordnung des EU-Ministerrats ab Dienstag steht auch ein Briefing der Minister durch Geheimdienstvertreter des sogenannten „Berner Clubs“ an. Zudem sollen auch Vertreter der nationalen Militärgeheimdienste als Berater beigezogen werden.

    https://fm4.orf.at/stories/2995143/

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.