Bitte keine WerbungLass uns jetzt gemeinsam WhatsApp verlassen

WhatsApp bricht ein jahreslanges Versprechen. Der weltgrößte Messenger bekommt Werbung. Und das ist nur einer von vielen guten Gründen gegen WhatsApp. Schicke diesen Artikel an deine Kontakte, um gemeinsam zu einem besseren Messenger zu wechseln.

Eine Gruppe Menschen wandert durch einen grüne Landschaft. Ein WhatsApp-Logo
Wanderlust: Weg von WhatsApp wegen Werbung. (Symbolbild) – Foto: Pixabay, pcdacero; Logo: WhatsApp; Montage: netzpolitik.org

WhatsApp hat das Internet zu einem besseren Ort gemacht. Für viele Menschen war es lange Zeit selbstverständlich, dass man andere auf WhatsApp erreichen kann. Ohne absurde Zeichenbegrenzung wie bei der SMS. Ohne den hölzernen Charakter einer E-Mail. Und mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, sodass niemand die Nachrichten auf dem Weg abfangen und mitlesen kann. Danke, WhatsApp!

Aber mit WhatsApp geht es bergab. Der Messenger, der inzwischen zu Meta gehört, soll Geld abwerfen. Meta ist der Konzern, der auch Facebook und Instagram betreibt. An dessen Spitze steht Multi-Milliardär Mark Zuckerberg, der sich darum bemüht, Donald Trump zu gefallen. Und als würde Meta nicht schon genug Geld verdienen, soll jetzt auch noch WhatsApp Werbung bekommen.

Werbung bei WhatsApp: Jahrelang war das tabu. Im Jahr 2012, vor der Übernahme durch Mark Zuckerberg, da schrieben die WhatsApp-Chefs noch :

Werbung ist nicht nur die Störung der Ästhetik, die Beleidigung deiner Intelligenz und die Unterbrechung deines Gedankengangs. Bei jedem Unternehmen, das Anzeigen verkauft, verbringt ein erheblicher Teil des Engineering-Teams seinen Tag damit, die Datenanalyse zu optimieren […]. Sobald Werbung im Spiel ist, bist du als Nutzer*in das Produkt.

2012 ist lange her. Die Gründer von WhatsApp sind schon länger nicht mehr an Bord. Inzwischen ist WhatsApp für viele Menschen nicht mehr wegzudenken. Wie sonst soll man die Familie erreichen, die Leute im Verein, die Bekanntschaft aus der Bar? WhatsApp gehört für viele zur Grundversorgung. Und gerade deshalb sollte WhatsApp keine Werbung haben.

WhatsApp hat uns „absolut“ verarscht

Wie absurd wäre Werbung an anderen Stellen, die zur Grundversorgung gehören? Stellt dir vor, dein Telefonanbieter würde Werbung einführen. Du könntest niemanden mehr anrufen, ohne dir zuerst einen Werbeclip anhören zu müssen. Oder die Post würde Werbung einführen: Du dürftest Briefe nur noch in Umschlägen verschicken, die zugekleistert sind mit knallbunten Anzeigen. Das würde sich einfach falsch anfühlen.

Nach der Übernahme durch Facebook hatte WhatsApp noch mit Nachdruck versprochen, im Messenger solle es auch in Zukunft keine Werbung geben:

Und du kannst dich absolut darauf verlassen, dass deine Kommunikation nicht durch Werbung gestört wird.

Das Wort „absolut“ griff auch Mark Zuckerberg auf, als er im Jahr 2014 sagte:

Wir werden unsere Pläne rund um WhatsApp absolut nicht ändern. […] WhatsApp wird völlig eigenständig arbeiten.

Tja, jetzt kommt die Werbung doch. Inklusive möglicher Personalisierung über andere Meta-Dienste hinweg, also Instagram und Facebook. WhatsApp hat damit seine über Jahre gepflegten Ideale verraten. Worauf sollten wir uns nochmal „absolut“ verlassen? Sieht aus, als hätten uns WhatsApp und Mark Zuckerberg absolut verarscht.

WhatsApp-Chef weicht Fragen aus

Die neue Werbung soll im Tab „Aktuelles“ zwischen Status-Updates zu sehen sein. Das heißt, die Gespräche mit den eigenen Kontakten bleiben vorerst werbefrei. Aber wer weiß, wie lange noch? Der SPIEGEL wollte von WhatsApp-Chef Will Cathcart wissen, ob WhatsApp bald auch noch die Chats und den Startbildschirm zur Werbefläche macht. „Können Sie uns versprechen, dass Sie dies in den nächsten zwei Jahren nicht tun werden?“, lautetet die Frage.

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Das ist eine simple Frage. Man kann sie mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten.  Aber Will Cathcart hat nicht mit „Ja“ oder „Nein“ geantwortet.

Er hat gesagt: „Unser Fokus geht nicht in diese Richtung“.

Bei so einer ausweichenden Antwort gehen meine Alarmglocken an. Offensichtlich will sich WhatsApp alle Optionen offenhalten. Und WhatsApp macht sich nicht einmal die Mühe, das offen zu sagen. Stattdessen übt sich der WhatsApp-Chef in Wortakrobatik. Wer so aalglatt antwortet wie Will Cathcart, der will Menschen verarschen. Hätte er doch nur gesagt: „Vielleicht, keine Ahnung.“ Das wäre ehrlicher gewesen.

WhatsApp hat ein Privatsphäre-Problem

Es gibt noch mehr gute Gründe, WhatsApp zu verlassen. Trotz Ende-zu-Ende-Verschlüsselung schützt der Messenger unsere Privatsphäre nicht gut. Um zu funktionieren, will WhatsApp Zugriff auf das gesamte Telefonbuch haben. Inklusive der Kontakte, die kein WhatsApp haben. WhatsApp erklärt zwar, dass diese Nummern nicht im Klartext gespeichert würden; Fachleute wie der IT-Sicherheitsforscher Mike Kuketz beruhigt das aber nicht.

Mehr noch: WhatsApp erfasst, wer wann mit wem Kontakt hatte. Der Zuckerberg-Konzern kann zwar nicht lesen, worum es inhaltlich geht, dank Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Aber WhatsApp hat das wertvolle Wissen, wer mit wem vernetzt ist – und wie eng. Das sind die sogenannten Metadaten. Obendrauf kommen Eckdaten wie Profilbild und Status, die nicht Ende-zu-Ende-verschlüsselt sind.

Solche Daten sind mächtig. Der Whistleblower Edward Snowden hat in seiner Biografie geschrieben:

Die unbequeme Wahrheit ist aber gerade, dass der Inhalt unserer Kommunikation nur selten so viel über uns verrät wie ihre anderen Elemente. Es sind die ungeschriebenen, unausgesprochenen Informationen, die den weiteren Kontext und unsere Verhaltensmuster offenbaren.

Wie gefährlich ist das, wenn ein Konzern dieses Wissen über drei Milliarden Nutzer*innen hortet? Ein Konzern, der seinen Sitz in den USA hat, also einem zunehmend autokratischen Staat, dessen aktueller Präsident wohl am liebsten ein Diktator wäre?

Natürlich gibt WhatsApp auf Anfrage auch Daten an Polizei und Strafverfolgungsbehörden weiter. Unternehmen können solche Anfragen schwer ignorieren. Aber sie können entscheiden, welche Daten sie überhaupt erfassen. Was man nicht hat, kann man auch nicht weitergeben. Das nennt man Privacy by Design. WhatsApp macht hier keinen guten Job.

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So klappt der Umstieg ganz einfach

Es gibt weniger problematische – und werbefreie – Messenger, die genauso praktisch und angenehm sind wie WhatsApp. Die Auswahl ist groß. Es gibt Leute, die sich da tief reinknien und im Detail diskutieren, welcher Messenger der beste ist. Aber darum soll es hier nicht gehen. Von WhatsApp wegzukommen ist ein erster, großer Schritt in die richtige Richtung.

Wer nicht lange suchen will, kann beispielsweise zum kostenlosen Signal oder zum kostenpflichtigen Threema greifen. Beide haben keine Werbung und sammeln deutlich weniger Daten als WhatsApp. Der Umstieg ist einfach. Alles ist sehr ähnlich wie WhatsApp. Schon nach kurzer Zeit hat man sich an das Design gewöhnt.

Vielleicht willst du WhatsApp zumindest vorläufig behalten, weil du einige Kontakte eben nur dort erreichst. Verständlich! Der Messenger-Wechsel wäre viel einfacher, wenn alle direkt mitmachen würden. Aber: Irgendjemand muss den Anfang machen. Und wenn du diesen Artikel schon bis hierhin gelesen hast, dann bist du bestens dafür qualifiziert, den Anfang zu machen.

Es muss ja kein harter Wechsel von heute auf morgen sein. Der erste Schritt ist kurz und schmerzlos: Einfach einen neuen Messenger herunterladen. Jetzt gleich! Fertig ist das erste Erfolgserlebnis.

Das kannst du deinen Kontakten schreiben

Und dann kannst du den Umzug Schritt für Schritt vollziehen. Du kannst mit den Kontakten oder Gruppen beginnen, von denen du weißt: Die machen bestimmt mit. Vielleicht hilft dir dieser Artikel dabei zu erklären, warum dir der Wechsel wichtig ist.

Würde ich heute von WhatsApp wechseln, dann würde ich vielleicht diese Nachricht an meine Kontakte schicken:

Hey ihr Lieben,
auf WhatsApp fühle ich mich nicht mehr richtig wohl. Ich möchte Meta nicht länger meine Daten anvertrauen, und jetzt soll dort auch noch Werbung kommen. Hier könnt ihr mehr darüber lesen: https://netzpolitik.org/2025/bitte-keine-werbung-lass-uns-jetzt-gemeinsam-whatsapp-verlassen
Können wir bitte gemeinsam den Messenger wechseln? Es ist wirklich nicht schwer, und wir bleiben dort genauso gut in Kontakt. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir das zusammen ausprobieren. ❤️
[Link zum alternativen Messenger]

So lief es bei mir

Meinen Umzug von WhatsApp habe ich vor ein paar Jahren gemacht. Die Wahl fiel auf Signal. Ich war überrascht, wie viele meiner Kontakte schon dort waren. Andere haben sich extra wegen mir Signal heruntergeladen. Danke nochmal dafür!

Inzwischen erreicht mich fast keine Nachricht mehr über WhatsApp. In meinem WhatsApp-Status steht, dass mir Menschen bitte auf Signal schreiben sollen. Es gibt nur wenige Kontakte, die ich bisher nicht zum Wechseln motivieren konnte. Seit einer Weile warte ich nur noch darauf, die App bald löschen zu können. Nur so kann man auch die letzten Nachzügler*innen dazu bewegen, endlich den Absprung zu schaffen.

Das dürfte leichter fallen, wenn es mit WhatsApp weiter bergab geht. Auch der Messenger ICQ war mal unverzichtbar und spielt heute keine Rolle mehr. Wenn einmal eine kritische Masse zusammenkommt, dann kann sich alles ändern. Und diese kritische Masse, das können einfach wir sein. Nur Mut!

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36 Ergänzungen

  1. Dass mensch gegen Mark Zuckerberg, Donald Trump oder Elon Musk ist und sie möglichst bekämpfen, zumindest aber nicht (indirekt) unterstützen will, kann ich gut verstehen und teile ich. Aber dass jetzt „Werbung“ als Aufhänger und Vorwand herhalten muss, finde ich (intellektuell) peinlich. Und das meine ich nicht als „reinen Meinungsbeitrag“! Danke

    1. Personalisierte Werbung bedeutet allerdings Tracking. Man kann andere Gründe dafür anführen, dass Leute schon früher hätten fliehen sollen, aber das ist schon ein guter Anlass.

      Das ist nicht einfach nur Werbung.

    1. danke für die nachfrage! gemeint ist hier nicht diese neuartige feature-kopie von inta-stories, sondern diese zeile, die man unter einstellungen > profil > info schreiben kann.

  2. Statt zu einem anderen Messenger zu wechseln – was ist mit RCS, dem Nachfolger von SMS und MMS. Ich wechsle gerade dorthin und es funktioniert prima.

      1. zudem muss rcs von dem Provider angeboten werden und Handy muss RCS unterstützen. Außerdem kann es sein, dass einige Provider RCS nur für Handys bestimmter Hersteller unterstützen. und goohle ist federführend bei rcs = monetarisierung is incoming…

        1. Ich habe mein WhatsApp Konto ebenfalls gelöscht, bin Meta frei.
          Nutze Threema und telefoniere wieder mehr mit guten Freunden. Ungeahntes und verlorenes kommt wieder zu Tage. Etwas wertvolles miteinander sprechen! Gruppenchats mit sinnlosen Videos braucht keiner.

    1. sehr guter Artikel! RCS wie in einem Leser-Kommentar ist leider keine Alternative. Dachte ich auch, musste aber feststellen dass anscheinend ausschließlich Google das RCS backbone betreibt. Es gibt zwar tolle Clients, die auch von wegen Datenschutz gut sein sollen, aber letztlich müssen auch die Google RCS nutzen. Zumindest nach meinen Recherchen.

  3. Ich muss zugeben, nach dem vierten Mal „WhatsApp macht etwas total Böses, lasst uns jetzt an eine bessere Welt glauben“ stumpft sich das Mantra vom Wechsel ein wenig ab. — Unter uns: Direkte Spionageschnittstelle und auch Totalauswertung aller Nachrichten hatten nicht zu einem signifikanten Wechsel geführt. —- Klar, dass die Clique um eine:n Netzpolitik-Redakteur:in zu einer Alternative wechselt. … Mein Tipp: Wenn er:sie das mit dem Freund:innenkreis des Onkels oder den Kumpel:innen von der Mutter schafft (also der eigene Einfluss faktisch nicht vorhanden ist), können wir anfangen ein wenig optimistisch zu sein. — Bis dahin ein Good-Feeling-Ende aus der Tech-Bubble. — Ich persönlich war angewidert, alle Nicht-Signal-Kontakte als „Nachzügler*innen“ zu bezeichnen. Als wären es Ewiggestrig:innen, die person nur aus reiner Nächstenliebe noch(!) nicht zurücklassen will. Sorry, aber auch diese Attitüde ist es, welche den flächendeckenden Wechsel einen stetigen Traum bleiben lässt.

    1. > Klar, dass die Clique um eine:n Netzpolitik-Redakteur:in zu einer Alternative wechselt. …
      > Ich persönlich war angewidert, alle Nicht-Signal-Kontakte als „Nachzügler*innen“ zu bezeichnen. Als wären es Ewiggestrig:innen, ..
      > Sorry, aber auch diese Attitüde ist es,

      Es ist Ihre Attitüde, die mich anwidert. Wenn Sie sich auf den Schlips getreten fühlen, so als ertappter „Gestriger“, dann ist dieser vermutlich ein wenig zu lang.

  4. Guter Artikel – lieber Threema als Signal.

    Ich finde die letzten Monate haben deutlich gezeigt dass wir uns als Europäer viel stärker emanzipieren und endlich unsere US-Abhängigkeiten in der IT verringern müssen.

    Ich finde daher Threema ist (wenn auch einmalig kostenpflichtig) die bessere europäische Alternative zu Signal mit Sitz in den USA.

    1. bin mir nicht sicher, ob du sie gelungen oder furchtbar findest oder irgendwas dazwischen. die person, die sich hier kreativ ausgelebt hat, war jedenfalls ich :)

  5. WhatsApp war für mich ehrlich gesagt nie die erste Wahl. Schon als andere Messenger längst mit Dingen wie Verschlüsselung, Web-Zugriff oder Multi-Device-Support aufwarteten, feierte WhatsApp große Neuerungen wie… Sticker. Aber gut, das Marketing hat funktioniert, und die Verbreitung war (und ist) eben riesig.

    Ich habe mich lange dagegen gewehrt und versucht, Freunde und Kolleg:innen von besseren Alternativen zu überzeugen. Mein Standardargument: „Du findest es wirklich in Ordnung, die Telefonnummern und Namen all deiner Kontakte ungefragt an ein Unternehmen weiterzugeben?“ Leider hat sich am Ende doch die Bequemlichkeit durchgesetzt – und die Tatsache, dass fast alle eben dort sind. Selbst die DSGVO wurde nie durchgesetzt. Zahnlos.

    Denn was bringt der technisch beste Messenger, wenn man am Ende vier verschiedene braucht, um alle sozialen Gruppen abzudecken? Ein funktionierender Meta-Messenger (Nicht Meta als Untenrehmen, sondern Cross-Protokoll) für Smartphones lässt ja bis heute auf sich warten.

    Irgendwann blieb mir nichts anderes übrig – Informationen von Kolleg:innen kamen nur noch über WhatsApp, bei Absprachen im Freundeskreis war ich regelmäßig außen vor. Also habe ich zähneknirschend kapituliert und bin ebenfalls umgestiegen.

    tl;dr: Ich hab’s versucht, wirklich – aber es war ein Kampf gegen Windmühlen. Ohne einen zufälligen Hype um eine „coolere“ Alternative mit einer schicken, neuen Funktion wird sich da vermutlich nichts mehr ändern.

    1. es gibt matrix, das funktioniert ganz gut. ich nutze es mit *einer* app, die für mich matrix, irc, signal und telegram vereint. whatsapp soll auch funktionieren. das ist ein brauchbarer migrationspfad, finde ich.

    2. Wieso blieb dir nichts anderes übrig?
      Meiner Ansicht nach, ist es sogar legitim, wenn der Freundes- oder Kollegenkreis kleiner und kleiner wird, nur weil jeder in deinem Umfeld nicht auf Whatsapp verzichten will. Dann gibt es halt neue Freunde, und zwar jene, die sich Matrix zulegegt haben oder Jabber.

      Und wenn du selbst im Job gezwungen bist, Whatsapp zu verwenden, solltest du die Arbeitsstelle wechseln.

      1. „Und wenn du selbst im Job gezwungen bist, Whatsapp zu verwenden, solltest du die Arbeitsstelle wechseln.“

        Zumindest ein „Burning Phone“ mit Ortsverschleierung.

        Viele Geräte bieten oder verlangen nach Apps, und keiner weiß, wie sicher die ohne Lockdown per App (hust) sind, falls überhaupt was geht. Spezifizieren muss ja leider keiner was. Auch Bodenständiges wie Luftreiniger, Radon-Meßgeräte (die nicht so teuer sind, aber schon einiges kosten). Lichtblick tendentiell Audiorekorder, denn hier hat man noch die Wahl, und einige große Hersteller verkaufen Bluetooth noch als Extra-Einsteckmodul. Die Beschwerde ist dann, dass Bluetooth teurer ist, hehe.

        Dann kommt noch die Klasse Corona-App und Impfsachen, Warnzeugs und anderes. Demnächst vielleicht ja noch behördlicher Pflichtkram, weil Digitalisierung. Im Moment leiste ich mir zwei Geräte (Minimum). Eins mit eher Risikokram, eins eher ohne (Das Hochsicherheitsgerät ist keine Gerät). Es werden so viele verschiedene Sicherheitsstufen, dass es einfach nicht realistisch leistbar ist.

        Dann kommt ein Neobroker mit 2FA, ABER IN EINER APP MIT ZUGRIFF AUF DAS DEPOT. Inzwischen „behoben“, durch SMS-Unterstützung. Als 2FA nicht schön, aber besser, als noch ein Gerät kaufen, weil a) zu Unsicher für Level 1 Fon und b) Level 2 Fon zu unsicher für das Depot. SMS ist da schon mal „handlicher“.

        Wer erinnert sich noch, als gerne noch kolportiert wurde, Handies mit Apps seien doch sicherer als PCs? Wahrscheinlich PCs mit Nortonk McAffen Schlangomatzki und Tunfisch und Frieseursanwendung, oder watt weiß ich mit für User, usw…

  6. Auch ich möchte keine Werbung in WhatsApp!
    Und schon gar nicht möchte ich, dass Zuckerberg, der sich an Trump ranwanzt, noch reicher wird.

    Ich selbst nutze seit 10 Jahren Signal und habe zumindest den engen Freundeskreis ebenfalls zu Signal gebracht. Bei jeder passenden Gelegenheit versuche ich, die Vorteile zu erläutern.
    Allerdings hat bisher noch niemand WhatsApp gelöscht, auch ich nicht.
    Familie, Bekannte, Kolleg:innen, so viele an Datenschutz Desinteressierte, die im ersten Schritt noch nicht einmal einen zweiten Messenger installieren wollen.
    An diesem dicken Brett bohre ich seit Jahren.

    Aber eine (Haupt-)Argumentation im Artikel hat mich gestört:
    „WhatsApp gehört für viele zur Grundversorgung. Und gerade deshalb sollte WhatsApp keine Werbung haben.

    Stellt dir vor, dein Telefonanbieter würde Werbung einführen. Du könntest niemanden mehr anrufen, ohne dir zuerst einen Werbeclip anhören zu müssen. Oder die Post würde Werbung einführen: Du dürftest Briefe nur noch in Umschlägen verschicken, die zugekleistert sind mit knallbunten Anzeigen. Das würde sich einfach falsch anfühlen.“

    Um 3 Milliarden Nutzer insgesamt und 1 Milliarde täglich zu bedienen, wird eine massive Infrastruktur benötigt. Die muss finanziert werden.
    Wir bezahlen doch auch für unser Festnetz und Mobilfunk. Auch Briefe kommen nur dann an, wenn man vorher eine Briefmarke gekauft hat.
    Telefonieren und Briefe verschicken ist nicht kostenlos.

    Fakt ist, dass wir alle WhatsApp über einen sehr langen Zeitraum kostenlos genutzt haben.
    Dass daraus eine Anspruchshaltung abgeleitet wird, dass es deshalb immer so bleiben soll, finde ich nicht hilfreich.
    Das befeuert diese „Alles soll kostenlos im Internet sein“-Mentalität, unter der auch viele Entwickler:innen leiden.

    Ich bin Team Signal und werde nicht müde, dafür weiter zu werben!
    Aber man sollte auch die passende Argumentation dafür anwenden.

    1. Das ist alles kein Argument.

      Sichere Verschlüsselung, gerade bei Messengern, und personalisierte Werbung schließen sich kategorisch aus, da auch das personalisierte Tracking dazugehört. Facebook hat WhatsApp inauguriert und letztlich kaputtgemacht. Das ist die Realität.

      Die Mentalität ist vielleicht verständlicher, als es gerne mal suggeriert wird, da auch mit „free of charge“ geworben wird. Es wird so getan als wäre alles so und möglichst ohne Ecken und Kanten, entsprechend aber auch die Überwachung ohne Ecken und Kanten, daher die Weigerung zu sicherem Systemdesign seitens der OS-Hersteller, die Weigerung zu datensparsamer Architektur und Grundeinstellung, bis zur Weigerung Datensparsamkeit überhaupt in der Breite zu ermöglichen.

      Menschen waren auch daran gewöhnt, von ihren Autos nicht überwacht zu werden, dazu konnten Reparaturen z.T. mit erschreckend wenig Aufwand durchgeführt werden. Diese lachse Haltung bedingt sicherlich den Griff nach 360-Grad-Überwachung im Auto, nehme ich mal so an, dann das kostet ja auch alles, wenn „keine Überwachung“ so lange für lau angeboten wurde. Na gut, ist nicht ganz das gleiche einerseits, andererseits liegt das selbe Problem zugrunde: plötzlich wollen alle alles saugen was geht. Alternativen sterben aus, oder werden extrempreisig.

      Aufgrund der geopolitischen Situation wird Europa personalisiertes Tracking verbieten müssen.

      1. „wird Europa personalisiertes Tracking verbieten müssen“ und niemals tun.

        Anmerkung: Signal und Co. sind technisch nachgewiesen sehr viel sicherer, als etwa WhatsApp. Dennoch zeigt der Signal-Skandal in den USA, dass selbst die beste Technik nicht vor Dummeit schützt. Be carefull, please.

        1. > „wird Europa personalisiertes Tracking verbieten müssen“ und niemals tun.

          Wenn vorpost recht hat, geht Europa allerdings dann unter ;).
          Personalisiertes Tracking ist Spionage und Zielführung in einem. Geopolitisch ist es absurd, das von extern zuzulassen.

          Natürlich könnte man andere Wege gehen, als ein Verbot. Man könnte es technisch obsolet machen.

  7. Die Post hat schon Werbung eingeführt. Das nennen sie “Postwurfspezial“ die Briefe gehen dann an „alle Bewohnerdes Hauses …„ Ich habe vor einiger Zeit mal telefonisch versucht, mich gegen den Müll zu wehren und bekam gesagt, dass ich mich nicht dagegen wehren kann. Gelegentlich werfe ich solche solche Briefe mit dem Kommentar „Annahme verweigert“ in den nächsten Briefkasten. Es wäre sicher interessant da mal weiter Gegenmaßnahmen zu ergründen.

  8. Auch bei Signal kann man (wie bei Whatsapp) Umfragen für (Gruppen-)Verabredungen/Termine/… erstellen, und Personen können mitteilen ob Sie können oder nicht.

    Beispieltext:
    [Datum, Veranstaltung]: Bitte bis [Datum, Uhrzeit] Reaktion in dieser Nachricht (Finger drauf und 👍👎… auswählen, nicht darauf antworten). Ich komme:
    👍 Ja
    👎 Nein
    Optional:
    ⚽ mit Ball
    🥅 mit Tor
    🎽 mit Leibchen

    Wenn man dann in der Nachricht darunter auf die 👍 / 👎 / … klickt, wird angezeigt, von wievielen Personen welches Symbol/Emoticon ausgewählt wurde. Also z.B.:
    👍 10
    👎 3

    Mit unserer Fussballgruppe sind wir vor ein paar Wochen von Whatsapp zu Signal gewechselt. Funktioniert bestens.

  9. Und dann kommt noch Meta AI dazu. Wenn mein WA Gesprächspartner unseren Chat in die Meta AI kippt, um ihn zusammenfassen zu lassen, oder ein Bild interpretieren zu lassen, dann hat Meta auch diese Daten. Damit ist dann auch die inhaltliche Verschlüsselung gegenüber Meta nur noch wenig wert. Und ich bin mir sehr sicher, dass diese Daten für WA Werbung ebenso verwendet werden. Und für das Tracking. Und die Profilerstellung.

    1. Wir sollten nicht vergessen dass whatsapp nicht immer gross war sondern auch mal klein angefangen hat. Es wurde durch uns User groß. Und wir haben es selbst in der hand andere messenger groß werden lassen und whatsapp auf ein normales Maß zurück zu führen. Wir sollten nur nicht so bequem sein und uns alles gefallen lassen.
      PS, ich werde whatsapp innerhalb 2 Wochen von meinem Handy löschen, alle meine Freunde wissen bescheid

  10. Leider sind die Alternativen auch nicht wirklich besser vom Usability Standard her.
    1.) Threema kostet Geld, wird also von den meisten nicht einfach so verwendet werden.
    2.) Threema kann man nicht auf mehreren mobilen Geräten verwenden

    1. Die einmaligen Kosten sind mE für die meisten Privatleute völlig vernachlässigbar. Und für die sollte „Du bist Kunde und bekommst daher einfach, was Du bezahlst“ ein positives Argument sein.

      Das macht man idR nicht auf Verdacht, aber Messenger haben ja einen Grund, speziell in diesem Kontext.

  11. Mein Kontakt mit WhatsApp war sehr kurz. Als IT-ler in einem Verein, in dem einen WhatsApp-Gruppe aktiv war, suchte ich nach einer Möglichkeit teilzunehmen ohne meine Kontakte „abzugeben“ und installierte mir einen Android-Simulator unter Linux, konnte mich anmelden und war froh. Keine 24 h später, war ich wieder draußen und nach ein paar weiteren Versuchen teilte mir WhatsApp mit, dass meinen Nummer für WhatsApp gesperrt sei.

    Threema kommt in den Tests gut weg. Ich habe es nicht installiert, well alle meine Kontakte, die Threema nutzen auch Signal haben. Aber auch in der Schweiz gibt es Bestrebungen den Datenschutz zu reduzieren: https://www.kuketz-blog.de/mythos-datenschutzparadies-die-schweiz-und-ihr-nachrichtendienstgesetz/

    WhatsApp mag eine End2End-Verschlüsselung haben, wer hat dazu den privaten Schlüssel? WhatsApp-Nutzer, die ich danach fragte, wissen nichts davon. Als Signal-User, weiß ich, was ich alles haben muss, um bei Verlust oder Diebstahl wieder zu meinen Daten zu kommen.

  12. > WhatsApp hat das Internet zu einem besseren Ort gemacht. Für viele Menschen war es lange Zeit selbstverständlich, dass man andere auf WhatsApp erreichen kann. Ohne absurde Zeichenbegrenzung wie bei der SMS.

    Ich fand die Zeichenbegrenzung bei SMS niemals absurd. Dass man sich kurz fassen musste, war ein riesiger Vorteil gegenüber den Sprachnachrichten bei Whatsapp, bei denen so mancher zuviel stottert, lispelt etc. und um’s Verrecken nicht auf den Punkt kommt. Eine grässliche Angewohnheit.

    > Inzwischen ist WhatsApp für viele Menschen nicht mehr wegzudenken. Wie sonst soll man die Familie erreichen, die Leute im Verein, die Bekanntschaft aus der Bar? WhatsApp gehört für viele zur Grundversorgung. Und gerade deshalb sollte WhatsApp keine Werbung haben.

    Fakten statt Emotionalisierung: Whatsapp hat noch niemals zur Grundversorgung gehört und „darf“ als Privatunternehmen selbstrverständlich Werbung haben.

    > Wie absurd wäre Werbung an anderen Stellen, die zur Grundversorgung gehören? Stellt dir vor, dein Telefonanbieter würde Werbung einführen. Du könntest niemanden mehr anrufen, ohne dir zuerst einen Werbeclip anhören zu müssen. Oder die Post würde Werbung einführen: Du dürftest Briefe nur noch in Umschlägen verschicken, die zugekleistert sind mit knallbunten Anzeigen. Das würde sich einfach falsch anfühlen.

    Telefonanbieter und Post nerven nicht mit Werbung? In welchem Paralleluniversum?

    > WhatsApp hat ein Privatsphäre-Problem

    Schon seit Ewigkeiten. Und genauso lange sind diese Privatsphäre-Probleme auch ein hundertmal besseres Argument gegen Whatsapp als die Einführung von Werbung. Der Artikel erinnert mich an Mumpitz wie „Twitter wurde erst durch Musk toxisch.“ oder „Erst seit Trump ist es sinnvoll, digital souverän von den USA zu werden.“

    1. > Mumpitz wie „Twitter wurde erst durch Musk toxisch.“

      Naja, es kommt schon auf die Dosis mit drauf an. Wenn Accounts selbsternannter Neonazis nicht mehr gesperrt sind – ok, aber die Leute sehen ja, was bei ihnen so aufläuft, und welchen Inhalten eine Plattform geboten wird. Gerade letzteres ist der Punkt. Da gab es schon ein paar unverfängliche und sicherlich völlig harmlose Richtlinienänderungen, die sich (angeblich) schon konkret auf Präsenzen dort ausgewirkt haben.

      Dabei gibt es ein paar begleitende Fakten, wie Stutzen der Inhaltsmoderation, sowie die Frage, was für Werbung ausgespielt wird.

    2. Wobei glücklicherweise SMS als wichtiges (Notfall) Infrastrukturetwas, inzwischen von Nutzterschnittstellenseite her eben nicht mehr beschränkt ist. Während sich Kids sonstwas zusenden, ist im Zweifelsfalle eine Beschreibung nötig, die nicht so kurzzufassen ist, unter Umständen auch nicht unter Stress.

  13. Darf ich das als gute Nachricht werten? Ich hoffe darauf das die Werbung richtig schön aufdringlich wird, mit etwas Glück könnten dann einige Nutzer genervt von WA appwandern und zu (hoffentlich trackingfreien) Alternativen wechseln.

Wir freuen uns auf Deine Anmerkungen, Fragen, Korrekturen und inhaltlichen Ergänzungen zum Artikel. Bitte keine reinen Meinungsbeiträge! Unsere Regeln zur Veröffentlichung von Ergänzungen findest Du unter netzpolitik.org/kommentare. Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.