BuchauszugAchtung, Handyfalle!

Die coolste Ermittlerbande der Stadt sind Isha, Anton und Mesut, die ihren zweiten spektakulären Fall lösen. Die zehnjährigen Detektivfreunde beobachten den Fiesling Maxim, der einem kleinen Mädchen das Smartphone geklaut hat! Sie wollen dem frechen Handydieb das Handwerk legen. Aber vielleicht ist doch alles ganz anders, als es erst scheint? Ein Buchauszug.

Die Hochhaus-Detektive Isha, Anton und Mesut wollen den Übeltäter Maxim überführen. – Alle Rechte vorbehalten © Verlag EMF/ Elli Bruder

Dieser Auszug stammt aus dem Buch Die Hochhaus-Detektive – Achtung, Handyfalle! von Johanna Lindemann, mit freundlicher Genehmigung vom Verlag Edition Michael Fischer und von der Autorin. Johanna Lindemann ist Kinderbuchautorin und arbeitete vor einigen Jahren bei uns in der Redaktion. Ihr neuer Detektivroman richtet sich an Kinder ab acht Jahren und ist der zweite Band der Hochhaus-Detektive-Reihe.

Mit Illustrationen von Elli Bruder.


Ein Schrank voller Handys

Als Isha ins Detektivbüro kam, war Anton gerade dabei, aus einer umgedrehten Colaflasche einen Fernglas-Halter für Mesut zu bauen. Schließlich entwickelte sich die Überwachung von Maxim zu einem langfristigen Projekt.

Das Detektivbüro von HD42 lag an der Stelle, wo die Hauswand einen Knick machte. Darüber war noch eine Ebene höher, von der die zwei gigantischen Fernsehantennen herunterragten. An denen hatte Anton eine Plane hinuntergespannt, sodass ihr Detektivbüro bei Wind und Wetter geschützt war. Von Deniz hatte Anton zwei Plastikstühle organisiert, zusammen hatten sie ein altes, schwarzes Ledersofa vom Müllplatz hochgeschleppt, und ein umgedrehtes Bücherregal diente ihnen als Tisch.

Die Hochhaus-Detektive – Achtung, Handyfalle! von Johanna Lindemann. - Alle Rechte vorbehalten © Verlag EMF/ Elli Bruder

„Da bist du ja endlich!“, begrüßte Anton Isha.

„Hab ich was verpasst? Was macht Maxim?“

„Er ist in seinem Zimmer, hat aber noch nicht den Vorhang aufgemacht, oder Mesut?“, fragte Anton nach oben zu ihrem Beobachtungsposten neben den Fernsehantennen. Dort saß Mesut in dem grünen Sitzsack, den Anton auf dem Müllplatz gefunden und repariert hatte, und tippte auf seinem Handy.

„Verdammt: Bist du schon wieder am Zocken? Du sollst Maxim observieren!“

„Ich hab schon ganz viel Bonus verloren, weil ich so lange nicht gespielt habe. Tiffy schaut schon ganz traurig. Ich krieg richtig Ärger“, sorgte sich Mesut.

„Du kriegst gleich Ärger mit mir!“, rief Anton und stöhnte: „Einmal mit Profis arbeiten.“

„Ich bin ein Profi“, sagte Mesut beleidigt, legte sein Handy weg und schaute nach, was Maxim machte: „Gerade kommt Maxims Papa nach Hause … Oh-oh, der ist ja übel drauf.“

„Was macht er?“ Neugierig kletterten Isha und Anton die Feuerleiter zu Mesut hoch und setzten sich zu ihm auf den Sitzsack.

Der berichtete: „Er schreit die ganze Zeit rum … Maxim kommt aus seinem Zimmer. Seine Mama gibt ihm ein Zeichen, dass er wieder zurückgehen soll … Jetzt holt sie dem Vater schnell das Essen … Nee, oder? Er hält ihr seine Füße hin. Sie muss ihm die Hausschuhe anziehen!“

„Jeder weiß, dass Maxims Vater eine Arschgeige ist“, sagte Anton.

Anton, der Internetchecker. - Alle Rechte vorbehalten © Verlag EMF/ Elli Bruder

„Russen, das sind echt die Schlimmsten“, stellte Mesut fest.

Isha nahm Mesut das Fernglas aus der Hand und sah ihn streng an: „Wie kannst du so etwas sagen? Nur weil Maxims Vater blöd ist, gilt das doch nicht für alle Russen. Das ist voreingenommen! Und diskriminierend! Genau das hat doch die Polizei mit deinem Bruder im Sommer gemacht. Wir müssen als Detektive neutral und unvoreingenommen sein.“

„Ja, Frau Klugscheißerin“, meinte Mesut. „Dir ist nicht klar, was für einen Ruf Maxims Vater hat.“

„Trotzdem!“, erwiderte Isha. Sie stellte das Fernglas scharf, um sich selbst ein Bild von Maxims Vater zu machen. Dann sagte sie: „Kein Wunder, dass Maxim so ist, wie er ist. Jetzt tut er mir fast leid.“

„Mir tut er leid“, murmelte Anton. Isha betrachtete Anton verwundert.

„Trotzdem kein Grund, anderen das Handy wegzunehmen.“

„Außerdem –“, trumpfte Mesut auf, „– hab ich mal gehört, dass Maxim auf einem Kindergeburtstag einen Goldfisch geklaut hat! Aus dem Aquarium!“

„Woohoo, voll der Gangster: Merkste selber, Mesut“, spottete Isha.

„Hey, das ist mein Spruch!“, schimpfte Mesut.

Da entdeckte Isha: „Leute, es ist so weit: Maxim öffnet seine Vorhänge. Endlich!“

Und zack – hatte Mesut Isha das Fernglas aus der Hand genommen, denn das wollte er selbst sehen: „Wie sieht es denn bei dem im Zimmer aus! Voll das Chaos … Was sind das für komische Poster an der Wand? Was steht da?“ Mesut fiel es schwer, den Text zu lesen. „Egal. Boah, wie viele Computer stehen hier rum. Meint ihr, der dealt damit auch? Die sehen aber voll alt aus … Okay, jetzt wird es spannend: Maxim steht vor so einem grauen Blechschrank und schließt ihn auf … DIGGA, DER SCHRANK IST BIS OBEN HIN VOLL MIT HANDYS! Das gibt es doch nicht: Der hat ja ein ganzes Handy-Imperium.“

„Zeig!“, bettelte Anton.

„Erst noch mal ich“, sagte Isha und sicherte sich das Fernglas. „Krass: Der Schrank ist wirklich bis obenhin voll mit Handys. Wie viele Kinder muss er schon beklaut haben?“

„Gib mein Fernglas her“, verlangte Mesut.

„Zuerst will ich noch wissen, was auf den Postern steht“, sagte Isha und las vor: „Chaos Computer Club. Ja, so sieht das Zimmer bei ihm auch aus.“

„Chaos Computer Club sind Legenden“, erklärte Anton.

„Netzpolitik“, las Isha auf dem anderen Poster. „Fight for your digital rights.“

„Was soll das heißen?“, fragte Mesut.

Mesut, Überzeugungskünstler. - Alle Rechte vorbehalten © EMF/ Elli Bruder

Isha, die fließend Englisch konnte, übersetzte: „Wir sollen für unsere Rechte im Internet kämpfen.“

„Netzpolitik sind auch Internetlegenden.“

„Woher weißt du das?“, fragte Isha.

„Von denen hab ich auch schon die ein oder andere Sache gelernt, zum Beispiel zum Thema HANDYSICHERHEIT“, sagte Anton mit einem strengen Blick zu seinen Freunden.

„Oh nein, Anton will uns wieder zu Handysicherheit zuschwallen“, lachte Mesut, nahm Isha das Fernglas aus der Hand und beobachtete weiter: „Leute, haltet euch fest: In dem Blechschrank steht ein Tresor! So ein Kleiner. Maxim macht gerade die Tresortür auf … Und tut irgendwas rein, ist das Geld? Ich kann es nicht richtig erkennen.“

„Bestimmt das Geld, was er von Keule bekommen hat“, rief Anton.

„Der Typ ist ein richtiger Gangster“, meinte Isha.

„Gib mir auch mal das Fernglas!“, bettelte Anton. Doch unter diesen Umständen konnte Mesut unmöglich das Fernglas abgeben.

Stattdessen berichtete er: „Da klebt so ein Aufkleber auf der Tresortür. Den hab ich irgendwo schon mal gesehen. Was steht da drauf? … Mist, jetzt hat er die Tür wieder zugemacht.“ Frustriert, weil er nicht so schnell im Lesen war, ließ Mesut das Fernglas sinken.

„Was macht er jetzt?“, wollte Anton wissen.

Mesut nahm das Fernglas wieder auf: „Er hat sich an seinen Schreibtisch gesetzt und hackt wie irre auf seinen Laptop ein.“

„Okay. Bleib dran, Mesut“, meinte Anton.

„Nee, ich brauch mal ’ne Pause. Hier hast du das Fernglas.“ Mesut ließ sich in den Sitzsack fallen und holte sein Handy raus.

„Nicht dein Ernst“, stöhnte Anton. „Wir sind mitten in einer Observierung!“

Isha nutzte die Gelegenheit, setzte sich neben Mesut auf den Sitzsack und zog ebenso ihr Handy aus der Jackentasche. „Du auch?“, empörte sich Anton. „So arbeiten doch keine Profis!“

Seine Freunde reagierten nicht, weil sie schon wieder auf ihre Handys starrten.

Anton gab nicht auf: „Lasst uns lieber noch mal eine Runde Yoga machen, so wie in guten, alten Zeiten. Das schärft unsere Konzentration.“ Isha hatte den Jungs in den Sommerferien ein paar abgedrehte Yoga-Stellungen beigebracht. Isha und Mesut lächelten müde.

„Lass mal stecken“, sagte Mesut. „Ich muss dringend ’ne Runde entspannen.“

Anton starrte wütend auf Mesuts Handy: „Sag mal, sehe ich das richtig: Hast du immer noch keine Bildschirmsperre eingerichtet?“

„OMG, wie kannst du dich darüber so aufregen?“

„Wenn Maxim dein Handy klauen würde, käme er sofort in dein Handy rein.“

„Und?“

„Dann hat er Zugang zu all deinen Daten.“

„Welche Daten?“

„Na, deine Fotos, Nachrichten, alles, wo du dich angemeldet hast, er sieht, mit wem du befreundet bist, kurz: Er weiß alles von dir.“

„Egal, ich hab nix zu verbergen.“

„Das sagen sie alle“, seufzte Anton. „Wenn ein Verbrecher Zugang zu deinen Daten hat, kann er so tun, als ob er du bist. Dann kann er in deinem Namen illegale Sachen im Internet machen.“

Isha, das Superhirn. - Alle Rechte vorbehalten © Verlag EMF/ Elli Bruder

„Krass“, meinte Isha, die nur mit halbem Ohr zugehört hatte.

„Habt ihr noch nie von Identitätsdiebstahl gehört?“

„Wessen Ente wird gestohlen?“, fragte Mesut.

„Iden-ti-tät“, erklärte Isha, die jedes Fremdwort kannte. „Das bist du, also dein Name, Wohnort, Familie, Alter.“

„Identitätsdiebstahl ist ein Riesenproblem im Internet“, erklärte Anton. „Die Polizei hat gerade gemeldet, dass jeder dritte Erwachsene schon mal davon betroffen war. Trotzdem sichern die Leute ihre Handys und Computer nicht ab. Und verteilen ihre Daten im Netz, als ob sie Bonbons von einem Karnevalwagen werfen würden.“

„Wird schon nichts passieren“, meinte Mesut, der nur mit dem halben Ohr zugehört hatte.

Anton fragte Isha: „Hast du wenigstens dein Handy gesichert?“

Isha schaute konzentriert ihr Video und murmelte: „Ich hab so ein Muster, was ich mit dem Finger auf dem Bildschirm wische.“

„Ach so: Und wischst du danach deinen Bildschirm sauber?“

„Äh, nein? Warum?“

„Dass ich dir das erklären muss!“, stöhnte Anton. „Weil man anhand der Spur deiner Fingerabdrücke auf dem Bildschirm doch sehen kann, welches Muster du gewischt hast, du Dussel. Deswegen musst du danach immer deinen Bildschirm abwischen. Selbst Gesichtserkennung ist nicht 100 % sicher. Am sichersten ist ein Passwort, das du selbst festlegst.“

Aber Isha und Mesut hörten schon lange nicht mehr zu. Entnervt warf Anton seine Hände gen Himmel und rief: „Es ist echt zum Mäusemelken mit euch!“

Kinderbuchautorin Johanna Lindemann. - Alle Rechte vorbehalten © privat

„Süß! Melkende Mäuse. Gibt es davon ein Video?“, fragte Mesut, ohne hochzuschauen.

„Das würde ich auch gerne sehen“, sagte Isha.

„Argh, ihr macht mich noch fertig!“, stöhnte Anton.

Er schnappte sich Mesuts Fernglas und fuhr mit der Überwachung fort.

Da sah er: „Kollegen: Maxim läuft aufgeregt in seinem Zimmer umher … Er telefoniert … Jetzt geht er zum Blechschrank und holt ein Handy raus … Er packt es in seinen Rucksack … Was hat er vor?“

„Bestimmt was Illegales!“, rief Isha, die sofort ihr Handy weggelegt hatte und neben Anton stand.

Auch Mesut war nun wieder am Start und ließ sich von Anton sein Fernglas geben, um selbst zu beobachten: „Er verlässt die Wohnung. Jetzt wird es spannend. Mal sehen, was passiert, wenn er gleich unten im Hof auftaucht.“

Die Hochhaus-Detektive gingen zum Rand des Hochhauses, um besser sehen zu können. Da klingelte Ishas Handy. Vor lauter Schreck ließ sie es beinahe fallen.

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