Was vom Tage übrig bliebPressepanne, Werbefalle, Zeitbombe

Die deutschen Behörden verweigerten zwei Journalisten zu Unrecht den Zugang zu einem Gipfeltreffen, Google schränkt zielgerichtete politische Anzeigen ein und Datenschützer nehmen Windows 10 kritisch unter die Lupe. Die besten Reste des Tages.

Dieses Wetter könnte auch mal für rechtswidrig erklärt werden.

An update on our political ads policy (Google)
Nach dem weitreichenden Verbot politischer Werbung auf Twitter hat nun auch Google angekündigt, die Werbung von politischen Akteuren in der Google-Suche, auf Youtube und auf Drittseiten einzuschränken. Genauer gesagt will der Konzern die Möglichkeit zum Ansprechen granular zugeschnittener Zielgruppen beschneiden, sogenanntes Microtargeting. Politische Werbetreibende sollen Zielgruppen künftig nur noch nach Alter, Region und Geschlecht zuschneiden können. Der Datenkonzern kündigt außerdem an, seine Werberichtlinien in Hinblick auf Deepfakes und andere potenziell irreführende Inhalte zu verschärfen. Während Facebook weiterhin keine Maßnahmen zur Kontrolle politischer Werbung vornehmen will, berichtet NBC, dass US-Präsident Donald Trump – ein guter Kunde des Datenkonzerns – Mark Zuckerberg und den gemeinsamen Freund Peter Thiel im Oktober zu einem gemeinsamen Abendessen eingeladen hat.

Google admits major underreporting of election ad spend (The Guardian)
Nochmal politische Werbung: Google veröffentlicht seit einiger Zeit Berichte darüber, wieviel Geld politische Akteure für Werbung in der Google-Suche und auf Youtube ausgeben. Immer wieder wird darüber spekuliert, wie zuverlässig die Informationen sind. Jetzt kann der Guardian für die jüngste Vergangenheit nachweisen: nicht sehr. So hatte der Datenkonzern angegeben, die Labour-Partei in Großbritannien habe in einer bestimmten Woche nur 50 Pfund ausgegeben. Nun stellt sich heraus: Es waren mehr als 60.000 Pfund.

Entzug zweier G20-Akkreditierungen war rechtswidrig (juris.de)
Das Verwaltungsgericht Berlin hat zwei Journalisten rechtgegeben, die gegen den Entzug ihrer Akkreditierungen beim G20-Gipfel geklagt hatten. Das Bundespresseamt hatte die Entscheidung zum Ausschluss von 32 Journalist:innen auf Basis von Listen des Bundeskriminalamtes getroffen, die unter anderem auf fehlerhaften Datenbankeinträgen beruhten. Die anschließende Debatte warf Licht auf die von Bürgerrechtler:innen seit langem kritisierten, schlecht kontrollierten polizeilichen Datenbanken, die durch veraltete oder anderweitig fehlerhafte Einträge immer wieder Unschuldige ins Visier der Behörden bringen.

Windows 10: Die tickende DSGVO-Zeitbombe von Microsoft (golem.de)
Christiane Schulzki-Haddouti berichtet von einem Beschluss der Datenschutzkonferenz, der die IT-Verantwortlichen von Unternehmen und Behörden vor Schwierigkeiten stellen dürfte, die Windows 10 verwenden. Weil Windows 10 derzeit kaum DSGVO-konform betrieben werden könne, sollten sich Anwender mittelfristig nach datenschutzfreundlichen Open-Source-Alternativen umsehen. Für Microsoft wird der Datenhunger seiner Anwendungen immer mehr zum Geschäftsrisiko. Nachdem die niederländische Regierung bereits Nachbesserungen an einigen Microsoft-Produkten verhandelt hat, die nun umgesetzt werden, wollen die deutschen Datenschutzbehörden sich nun an den IT-Planungsrat der Bundesregierung wenden.

Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links und kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.

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