FBI klagt über verschlüsselte Handys – mal wieder

FBI-Chef Wray will mehr Handys durchleuchten. Unser Foto zeigt ein Beleuchtungsgeschäft eines Namensvetters. CC-BY 2.0 Elliot Brown

Auf der International Conference on Cyber Security (ICCS) in New York hat FBI-Chef Christopher Wray beklagt, dass seine Behörde im Jahr 2017 knapp 7.800 Geräte wegen Verschlüsselung nicht knacken konnte. Es handle sich dabei um etwa die Hälfte aller Geräte, für die dem FBI eine rechtliche Grundlage zur Durchsuchung vorlagen.

In seiner Rede forderte Wray eine „verantwortungsvolle Lösung“: Verschlüsselung solle stark und sicher, aber so beschaffen sein, dass sie Ermittlungen nicht behindere. Wie das technisch ohne Hintertüren gehen soll, ließ der FBI-Chef allerdings offen.

Im Kampf gegen Verschlüsselung sprechen Geheimdienste, Polizeien und Innenpolitiker immer wieder vom „Going Dark“. Die Ermittler tappten wegen Kryptografie im Dunkeln, so die These. Kritiker und Wissenschaftler widersprechen dem, weil die Polizei durch die Digitalisierung eine Vielzahl zusätzlicher Daten zur Verfügung habe.

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3 Ergänzungen

  1. Man muss sich schon ziemlich dämlich anstellen, wenn man ein Mobilteil nicht geknackt kriegt, zumal die Dinger nur in den seltensten Fällen mit updates versorgt werden. Den Klagen über „sichere“ Smartphones kann ich nicht folgen. Mit Meltdown und Spectre dürften die für Mobilteile die perfekten Hintertüren bekommen haben. Bei den SnapDragon-Prozessoren ist die Lücke ein „Feature“, da kann jeder Code einschleusen. Dagegen waren PC mit Intel und sonstwelchen Prozessoren bei eingeschränktem JavaScript (noscript) sogar mit altem Firefox oder Chrome (uMatrix) nicht angreifbar. Da sollte wohl ein Sturm im Wasserglas veranstaltet werden.

    1. Es soll auch Geräte geben, die nicht von spectre und meltdown betroffen sind. Beispiel hierfür sind die raspberry pi modelle und spontan zwei smartphones (bq aquaris e5 und moto g3 ) deren cpus wohl nicht betroffen sind. Vielleicht bin ich da nicht auf dem neusten stand, aber laut offizieller arm liste sollten sie nicht betroffen sein. Wenn auf den beiden dann noch Lineage OS mit den neusten updates installiert ist, sieht es auch wieder anders aus. Aber generell wäre es schon interessant gewesen zu erfahren welche geräte dem fbi nicht gefallen. Also speziell das os. Ob jetzt ios, android oder auch sailfish os. Schönen sonntag noch :-)

  2. Solche Forderungen sind einfach nur absurd. Eine Verschlüsselung kann nicht sicher sein, und zeitgleich Ermittlungsbehörden unterstützen. Und auch wenn diesen das nicht passt, so ist ausschließlich der Ersteller zur Lesbarkeit der Daten berechtigt. Doch die Dreistigkeit mit der offenkundig Hintertüren gefordert werden, impliziert das der Staat bzw. Ermittlungsbehörden automatisch zu den Guten gehören. Ich sehe das gänzlich anders. Zumal es für alle Fälle, für alles in der Welt ein Gegengewicht geben muss. Denn eine vollkommene Allmacht ist vollkommen inakzeptabel, und Verschlüsselung untergräbt nunmal solche Ansprüche massiv, was den mächtigen Menschen dieser Welt schlichtweg Angst macht. Dabei werden wir in Wahrheit, vielfach von schwachen und verlogenen Menschen regiert, die keinesfalls alles in der Hand haben dürfen. Von daher ist wasserdichte Verschlüsselung absolut notwendig. Und nebenbei erwähnt kann nahezu alles für negative Handlungen missbraucht werden, selbst Besteck. Wird daher versucht das verbieten zu wollen? Nein. Aber auf Verschlüsselung wird herum geritten, was im total überwachten London und Frankreich ebenso, mal so garnicht zum Einsatz kam. Wer schon bei regulärer Ermittlungsarbeit versagt, trotz ausreichender Daten, der fordert noch mehr Überwachung aus gänzlich anderen Motiven.

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