München stellt Weichen gegen freie Software in der Verwaltung

Die Nutzung von Open-Source-Software in der Münchener Verwaltung steht kurz vor dem Aus. Entgegen vieler Befürchtungen wurde das Projekt „LiMux“ aber noch nicht endgültig abgeschossen.

Es sieht nicht gut aus für den Fortbestand von Linux in der Münchener Verwaltung. Foto: CC0 1.0 Teodor Bjerrang

Der Stadtrat von München hat heute mit den Stimmen von SPD und CSU die Entscheidung über die weitere Nutzung von Linux in der Münchener Verwaltung vertagt. Statt des befürcheteten direkten Abschieds vom Projekt „LiMux“ soll jetzt ein Konzept erarbeitet – und dann erneut abgestimmt werden. Der Beschluss des Stadtrates lässt sich aber als eine Art Vorentscheidung gegen LiMux werten:

Die Verwaltung wird beauftragt, unverzüglich ein Konzept zu erstellen, wie auf Basis des neu zu entwickelnden Windows-Basis-Clients bis spätestens zum 31.12.2020 eine stadtweit einheitliche Client-Architektur geschaffen werden kann. Bei den Standardfunktionalitäten (Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationsprogramm, PDF-Reader, E-Mail-Client, Internetbrowser) sind dabei stadtweit einheitlich marktübliche Standardprodukte einzusetzen, die eine höchst mögliche Kompatibilität nach intern und extern sowie zu anderen Software-Produkten (z. B. SAP) gewährleisten. In der Übergangszeit wird es den Referaten und Eigenbetrieben freigestellt, unter Berücksichtigung der individuellen technischen Gegebenheiten den neu entwickelten Windows-Basis-Client mit den vorgenannten Standardprodukten einzusetzen oder weiterhin einegemischte Client-Architektur (Windows/LiMux) zu betreiben.

Nach Vorlage des Konzeptes soll der Stadtrat dann endgültig entscheiden, wie es weitergeht.

München hatte im Jahr 2003 die Einführung von Linux, Libre Office und anderen Open-Source-Programmen beschlossen und die Migration zu diesen im Jahr 2013 abgeschlossen. Die Open-Source-Software hatte bislang keinen leichten Stand in München. Frustrationen bei Angestellten mit alten Softwareversionen und eine Blockadepolitik in Teilen der Verwaltung verhinderten ein einheitliches Ausrollen der Software. Diese Probleme werden auch in einer von der Stadt beauftragten Studie beschrieben. Sie sieht organisatorische und strukturelle Probleme der IT in München, empfiehlt aber gerade nicht die Rückführung zu Microsoft-Produkten. LiMux ist stärker unter Druck geraten, seit 2014 mit Dieter Reiter ein ausgewiesener Microsoft-Freund Oberbürgermeister wurde. Reiter war als Wirtschaftsreferent daran beteiligt, die Microsoft-Zentrale nach München zu holen.

Vertreter von Open-Source-Verbänden halten eine Rückkehr zu geschlossenen Systemen für einen falschen Schritt, der die Selbstbestimmung der Verwaltung einschränke und gleichzeitig für mehrere Jahre die Effizienz der Verwaltung wegen der erneuten Umstellung reduziere.

17 Ergänzungen

    1. Es stand die subtil vorgetragene Drohung im Raum, die MS-Standorte um München herum zu verringern, bzw. nicht weiter auszubauen.

  1. Die Masse ist und bleibt träge. Schon vor 20 Jahren hieß es aus dem Windows-lastigen Computer-Department einer internat. Forschungsfirma auf die Frage, warum sie nicht in den Abteilungen Linux Server/Clients aufstellen wo doch die Ingenieure sowieso alle mit Irix (SGI), Unicos (Cray) und Ultrix (DEC) arbeiten: We want to keep us in business.

    Und dabei gab es nicht als Ärger mit Abstürzen und Word-Dokumenten, die sich nach dem Speichern nicht mehr öffnen ließen.

  2. Der Beschluss ist einen einzigen zornigen Lacher wert.

    auf Basis des neu zu entwickelnden Windows-Basis-Clients
    Yay, was komplett neu entwickeln statt auf dem bestehenden, durchaus funktionalen System aufzubauen und dieses zu verbessern.

    bis spätestens zum 31.12.2020 eine stadtweit einheitliche Client-Architektur geschaffen werden kann.
    Das geht natürlich ebenfalls nicht, indem man LiMux drei Jahre lang weiterentwickelt und endlich all die widerspenstigen Ich-will-mein-Windows-Babys zwingt, ihren Schnuller verflixtnochmal abzugeben.

    Bei den Standardfunktionalitäten (Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationsprogramm, PDF-Reader, E-Mail-Client, Internetbrowser) sind dabei stadtweit einheitlich marktübliche Standardprodukte einzusetzen, die eine höchst mögliche Kompatibilität nach intern und extern sowie zu anderen Software-Produkten (z. B. SAP) gewährleisten.
    Höchstmögliche Kompatibilität? Gibt es am besten mit FLOSS.
    Wo ist denn diese Kompatibilität mit für die grotesken Formaten von MS, die teilweise mehrere tausend Seiten Dokumentation nötig haben? Wo kocht denn bitte MS Outlook nicht sein eigenes Süppchen? Dito beim IE? PDF-Reader von Adobe oder wie?

    Ein lustiges Marschieren zurück in die Abhängigkeit eines einzigen Nahezu-Monopolisten, Selbstständigkeit sauber aufgegeben, massive Mehrkosten generiert.
    Irre.

  3. „Bei den Standardfunktionalitäten (Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationsprogramm, PDF-Reader, E-Mail-Client, Internetbrowser) sind dabei stadtweit einheitlich marktübliche Standardprodukte einzusetzen, die eine höchst mögliche Kompatibilität nach intern und extern sowie zu anderen Software-Produkten (z. B. SAP) gewährleisten.“
    Sorry, seit 2013 weiß man durch Snowden das SAP direkt mit der NSA zusammen arbeitet! In München scheint man nichts daraus gelernt zu haben!!!

    1. Ich glaube kaum, dass Argumente für Datenschutz und Grundrechte bei der Entscheidung eine Rolle spielen werden.

  4. …is doch sowieso alles bald Cloud.
    Vielleicht wäre das ja ne Lösung. Die München-Privat-Amts-Cloud. Also ne kleine blauweiße Wolke über den Kirchendächern. Fertig. Da ist das OS doch eher peng.

  5. „Standardfunktionalitäten (Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationsprogramm, PDF-Reader, E-Mail-Client, Internetbrowser“ sind mit den Linux-Programmen LibreOffice ebenso abgedeckt wie dem/den unter Linux standardmäßig installierten ImageViewer(n), Thunderbird (Debian: Icedove) E-Mail Programm und dem Internetbrowser Firefox – so what?

    Mit LibreOffice kann ich problemlos Microsoft Office Dokumente (*.doc, *.xls, etc.) öffnen wenn diese nicht von „kreativen Mitarbeitern“ bez. Formatierung zerschossen wurden – umgekehrt geht das schon mal gar nicht! Persönlich halte ich aus Sicherheitgründen ein Datenaustausch mit den vorgenannten MS Dateiendungen mit anderen Behörden eh für obsolet!

    Anstatt sich mit anderen Städten / Gemeinden, welche Linux erfolgreich einsetzen bez. Fachanwendungsprogramme in Linux migriert haben in Verbindung zu setzen um GEMEINSAM plattformübergreifende Standardprogramme auf Behördenebene aufzuziehen, dreht man das „Rad der Zeit“ zu einem closed source Marktmonopolisten zurück; sowas wie Herstellung einer Städte- bez. Gemeindeübergreifenden win-win Situation kommt denen wohl nicht in den Sinn. Ich kann’s nicht fassen.

    Mit einem Client (Raspberry, ODROID-C2, etc.) Einplatinen-Computer, welche unter 50 EUR zu haben sind, kann JEDE öffentliche Verwaltung über 90 % der täglichen Aufgaben auf einer plattformübergreifenden, OS unabhängigen aufgebauten Datenbankstruktur erledigen – und das im Vergleich zu MS$$$ zu einem sehr günstigem Preis (keine anfallenden Lizenzgebühren für marktübliche Standardprogramme…).

    Der Augiasstall, wo einzelne Referate – so meine Vermutung – ihr eigens Süppchen kochen dürfen, gehört kräftig ausgemistet. Eine Verschlankung der gesamten IT-Verwaltung einhergehend mit einer Reduzierung der Vordruckformulare um 50 % (angeblich gibt es über 10.000 Dokumentenvorlagen in MUC) in Verbindung mit einer gezielten MA-Schulung scheint mir – so meine Vermutung – dringend geboten und ist mit Sicherheit langfristig die bessere und auch kostengünstigere Lösung.

    Carpe diem!

    1. Weißt du eigentlich, was du Berlin damit antun würdest?!? – „Probleme lösen wir, wenn sie auftreten.“ (Also nie, weil dann ist es schon zu spät). Aber nur in der Verwaltung gibt es derzeit in Berlin noch gute – und relativ viele – Mittelschichtjobs. Also dann doch gerne mit Microsoft.

    1. accenture Zwischenbericht findest Du hier:
      https://www.ris-muenchen.de/RII/RII/DOK/SITZUNGSVORLAGE/4027760.pdf

      Meine Zusammenfassung:

      Die IT der Stadtverwaltung ist in Bezug auf die

      – Organisation („dezentrale“ Verantwortung durch „Referatsfürsten“)

      – Tohuwabohu bei den Clients (S. 89: 20.000 Linux Basisclients (45% Version 5.x, 32% Version 4.1, 23% Version 4.0) und 4.163 Windows Clients (77% Windows 7, 9% Windows XP/Vista, 14% Windows 2000)

      – SAP (–> ist meiner Meinung nach … an dieser Stelle enthalte ich mich eines Kommentars)

      ein einziges Desaster. Der Augiasstall gehört kräftig ausgemistet!!!

      Organisation:

      Einrichtung eines Referats mit Stablinienfunktion, verantwortlich für alle Referate und von politischen Weisungen unabhängig.

      Klare und einheitliche Struktur Client Server

      Unterbindung von Eigenentwicklungen! Fachanwendungen für Behörden sind Städte-/Gemeindeübergreifend zu vereinheitlichen. Das Know-how ist an zentraler Stelle zu bündeln und für alle Organisationen kostenfrei – da aus Steuermitteln bezahlt – zur Verfügung zu stellen.

    2. Das Interview sagt alles über die Fähigkeiten und Wissen einer Politikerin !
      “ Wind 7 ist schon sehr veraltet ……“
      „Aus perspektivischen Gründen!! , da 70% unter Linux läuft ….“
      Was eine falsche Zahl darstellt ,die bereits in der Presse berichtigt wurde!
      Wenn Politiker it falschen Zahlen werbenm dannist Betrugt im Spiel
      nicht eine Verschwörung !
      “ Dass es nich tmehr viele Linux Fans gibt heutzutage under Hype vorbei wäre,weil
      viel mehr nun Android App progrmamieren würden und man eher in die Richtung gehen
      würde…..“
      Übersetzt : Man will mehr auf Linux setzen ,weil Android ja Linux ist .

      DAS IST NUR NOCH LÄCHERLICH !!

  6. Her möchte ich nur soviel sagen : Hr Reiter udn Hr Schmid CSU müssen in einen Untersuchungsausschuss und wenn die Grünen oder Linken nicht klagen ,dann machen sie ihren Job mehr schlecht als RECHT !
    Bisher sehe ich keine rechtlichen Schritte von der Opposition ! Zu prüfen wäre , an wen Microsoft die letzten Jahre gespendet hat , dann kann man die Übeltäter auch belangen !
    KURZ GESAGT :
    WAS REITER HIER TUT ,NENNE ICH EIN VERBRECHEN GEGEN DIE EU ,DEN BUND UND DIE LINUX COMMUNITY .
    Es ist in diversen Projekten und Vorhaben des Bundes und EU verankert ,dass die Länder freie Software unterstützten sollen und müssen !
    Wer sich da quer stellt muss sein Amt verlassen , er ist gegen unsere Demokratie !
    IDese Alktion ist 100 % mit dem Stadtrat abgesprochen und andere haben nichts zu melden.
    IT Experten wurden einfach ignoriert !
    Klarer Verstoss gegen die Verfassung ! REITER abtreten !

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