Der erfolgreichste Post auf Facebook über Angela Merkel ist eine Fake-News

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Sieben von zehn der erfolgreichsten Facebook-Postings über Angela Merkel sind Fake-News. Das hat Buzzfeed in einer Analyse herausgefunden. Dabei hat die Redaktion Beiträge auf Facebook über Angela Merkel der letzten fünf Jahre untersucht und sich diejenigen genauer angeschaut, welche die meisten Interaktionen – also Reaktionen, Kommentare und Shares – erzeugten.

In der Recherche heißt es:

Die Analyse von BuzzFeed News zeigt, dass die erfolgreichsten Artikel über Angela Merkel zum Großteil nicht von Journalisten geschrieben wurden und sich oft gegen Angela Merkel richten – oder sogar mit Lügen hetzen. Nur drei der zehn erfolgreichsten Artikel stammen von klassischen Medien. Die Recherche zeigt, dass es Fake News auf Facebook vor allem beim Thema Flüchtlinge offenbar sehr viel leichter haben, als die oft wahrheitsgetreue Arbeit traditioneller Medien. Und dass rechte Facebook-Seiten mittlerweile für eine enorme Verbreitung sorgen können.

Der erfolgreichste Post über Angela Merkel ist ein 7-sekündiger Videoausschnitt, der rassistische Ressentiments bedient. Er hat 273.000 Interaktionen – und ist damit viraler als der erfolgreichste Beitrag der Bild-Zeitung, der nur auf 230.000 Interaktionen kommt. Der Videoclip wird – auch das eine klassische Methode von Fake-News – mit der irreführenden Überschrift „Deutsche müssen Gewalt von Ausländern akzeptieren“ angepriesen. Im Video sagt die Kanzlerin dann etwas anderes, das jedoch aus dem Zusammenhang gerissen zusammen mit der Überschrift als rechtspopulistischer Aufreger funktioniert. Karsten Schmehl von Buzzfeed geht diesem Video in einer lesenswerten Recherche nach.

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3 Ergänzungen

  1. Ich fand den Artikel von BuzzFeed nicht überzeugend. Die Metriken waren nicht erklärt, keine Vergleichszahlen. Bei 30 Millionen Facebook-Usern in Deutschland sind die genannten Zahlen winzigste Nischen, die auf gestreisandet werden. Zudem muss man beachten, dass BuzzFeed-Jorunalisten Wettbewerber von Facebook sind. Da kann man keine „neutrale“ Analyse erwarten. Würde auch keiner tun, wenn Audi über Tesla berichtet :-)

  2. Wirklich schade, dass diese Koaliation mit geringen Abweichungen wieder gewählt werden wird. Was Frau Merkel und ähnlich gestrickte Typen so alles absonderten, kann man auf Youtube im Orginal ansehen. Dazu bedarf es keiner fake news.

  3. 7 Sekunden Originalvideo als Fake-News zu bezeichnen ist krass. Sicherlich wird es aus dem Kontext gerissen und wild irgendwie interpretiert. Wer das ganze Video sieht, wundert sich etwas über diesen verunglückten Satz und wird nicht ganz klug daraus, was Frau Merkel uns damit sagen wollte. Sicherlich war ihr Zeil Prävention von Gewalt. Aber ob sie mit ihrem Satz die schwierige Ausgangslage oder eine soziologische Tatsache meinte, wird nicht klar. Meinte sie, dass die meisten Flüchtlinge jung sind und unter jungen Menschen generell mehr Straftäter als unter alten Menschen sind?
    Politiker_innen leiden häufig darunter, dass ihnen verunglückte Aussagen aus dem Kontext gerissen werden. Die entsprechende Interpretation mag dann verzerrend sein – aber Interpretation ist keine News sondern Meinung und die sieben Originalsekunden sind zwar News aber nicht Fake.
    Wer hier Zensur fordert, fordert eine klar verfassungswidrige Einschränkung der Meinungsfreiheit. Es wurde ja sogar ein ganzer Satz zitiert. Wenn jemand sagen würde „Wir wollen die Türken in Deutschland nicht mit Erdogan alleine lassen“ und jemand würde nach dem „nicht“ das Zitat beenden, so wäre es verzerrend. Wenn aber der Satz an sich komplett zitiert wurde und sich aus dem Kontext auch keine Distanzierung ergibt, so muss das Zitat erlaubt bleiben. Alles andere ist schlimmer als die aktuelle Zensur in der Türkei.

    Nach den Maßstäben des Artikels, wäre er daher selbst Fake-News. Er ist natürlich keine Fake-News sondern eine abwegige Meinung – ebenso wie die üblen Kommentare, die sich unter dem 7-Sekunden Videoausschnitt befinden.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.