Sportlich: Metronaut-Blog bekommt gleich zwei Abmahnungen wegen Olympia-Satire

wirwollendiespiele_b04z-1024x682Das Metronaut-Blog hat gleich zwei Abmahnungen wegen einer Olympia-Satire bekommen, darunter einmal vom Land Berlin in Form des Senates. Beide Abmahnungen wurden von derselben Kanzlei verschickt samt einer kurzen Frist von drei Stunden. Im Metronaut-Blog erschien die Tage eine Plakatreihe zur Olympia-Bewerbung die klar als Satire gekennzeichnet eine historische Anspielung auf die letzten olympischen Spiele in Berlin unter Adolf Hitler brachte: „Offener Umgang mit Vergangenheit.

Die Plakatreihe gefiel sicher geschmacklich nicht jedem, aber das ist in diesem Fall egal, denn dies sollte trotz Adbusting klar von der Satire- und Meinungsfreiheit gedeckt sein. Und immerhin steht deutlich „Satire“ dabei, was auch in den Screenshots zu sehen ist, die den Abmahnungen beigefügt waren: Zensur: Doppelt abgemahnt wegen Satire-Olympia-Motiven.

Zum Verständnis: Der beanstandete Artikel von Metronaut war und ist als Satire gekennzeichnet, das ist auch in dem von der Kanzlei mitgeschickten Screenshot ersichtlich. Weil wir nicht genügend Kohle haben, diesen Rechtstreit vollumfänglich auszutragen, hat Metronaut als Reaktion auf die beiden Anwaltsschreiben alle Personen- und Kampagnenamen im Artikel herausgestrichen und alle Motive/Logos geschwärzt. Auf den ursprünglichen Motiven war das Logo der Olympia-Bewerbung mit Bildern aus der NS-Zeit zu sehen.

Die Metronaut-Redaktion sieht die anwaltlichen Schreiben des Landes Berlins und des Senats als Akt der Zensur, der auch zeigt, dass ein kritischer und offener Umgang mit der nationalsozialistischen Olympia-Vergangenheit Berlins nicht erwünscht ist. Die harsche Reaktion ist auch ein Vorgeschmack, was Berlin blüht, wenn die Olympiade wirklich hierher kommt. Satire darf alles, hieß es ja allerorten noch vor Kurzem. Für die Berliner Olympia-Bewerbung gilt das jedenfalls nicht.

Der Effekt der Abmahnung wird jetzt ein gepflegter Streisand-Effekt sein und die Satire-Motive weiter tragen als es bisher der Fall war. Ich bin mal gespannt, wie Juristen den Fall bewerten werden und ob sich Metronaut rechtlich dagegen wehren wird.

Vielleicht sind die Abmahnungen auch nur Teil einer Kommunikationsstrategie, um die geplante Olympia-Bewerbung viral auch in soziale Medien zu tragen. In diesem Fall würden wir für den PR-Stunt gratulieren und darum bitten, die Anwälte zurück zu rufen.

23 Ergänzungen

  1. Nur der Vollständigkeithalber kann man schon darauf hinweisen, dass die Satirekennzeichnung, auf einer Seite die ja sonst auch keine Satire macht in dem Maße nicht so besonders gut war. Bevor der erste Kommentar da drauf hingewiesen hat haben alle Kommentatoren das ernst genommen.

    Natürlich kein Grund für so eine Abmahnung

  2. Je suis… Wait, what?! Satire ist nur dann erlaubt wenn’s uns passt!
    Wenn wir die Gefühle von 2 Milliarden Muslimen mit den Füßen treten geht das klar.

    1. den gleichen gedanken hatte ich auch. in anderen ländern darf man nichts sagen, was der regierung nicht passt. in deutschland dagegen wird freie meinungsäußerung ernst genommen und man darf frei seine meinung sagen (… solange diese der regierung passt – sonst kommt man ins gefängnis).
      ;)

  3. Da könnte man fast ne kleine Demo organisieren vorm Senat- Da könnten locker ein paar hundert Leute zusammenkommen.
    Wenn die Sportmafia im Moment irgendwas nicht braucht, ist es schlechte Presse ;)

  4. Wie wärs denn, wenn die Titanic (Hallo Herr Sonneborn) sich hier einschaltet, und aus Solidarität die Bilder unzensiert in der nächsten Ausgabe druckt? Oder den Metronauten die satirefesten Titanic-Anwälte kostenlos zur Verfügung stellt? Oder die heute show die Bilder im tv zeigt (auch als Wiedergutmachung für deren Falschmeldungen siehe Marlena Schiewer und Hundespräsident Gurck). Oder der Postillon, die Anstalt, …

    Vorausgesetzt natürlich, das ist nicht tatsächlich ein „Teil einer Kommunikationsstrategie, um die geplante Olympia-Bewerbung viral auch in soziale Medien zu tragen“.

    Ko(s)mische Zeiten sind das …
    Je suis étonné.

  5. Wieso reagiert Metronaut auf die Abmahnung, wenn der abgemahnte Inhalt klar als Satire erkennbar war? Um sich gegen die Abmahnung zu verteidigen benötigt man nicht mal einen Anwalt. Vor Gericht auf die Kunst- und Meinungsfreiheitfreiheit berufen. Ende.
    Kein deutsches Gericht würde dem Vorwurf der Abmahner folgen.

    Setzt die Seite wieder auf, und packt noch nen Stinkefinger gegen die Abmahner drauf, gerahmt in ein Bild von Hitlers Arschloch.

  6. Ich habe die Metronom-Seite auch gesehen – und keine wie auch immer geartete Satire-Kennzeichnung vernommen. Ich habe mich damals schon gefragt, was eigentlich der Unterschied ist zwischen einer lahmen, unlustigen Satire und einer böswilligen Falschmeldung.

    Andererseits: Eine Abmahnung ist auch nicht besonders originell.

    1. Zu genau diesem Zwecke gibt es das deutsche Bildungssystem: Dass mündige BürgerInnen mit Medien umgehen, Informationen einordnen und Satire als solche erkennen können.
      Und mal ehrlich: Dass westliche Staaten wieder verstärkt auf inszenierte Großereignisse setzen, ist schon mehr als bedenklich…

  7. Subversiv und Staatswohl gefährdend. Solche Art von Propaganda-Terrorismus richtet sich gegen unsere heilige Werte. Diese Leute gehören vorsorglich ausgeschaltet.

  8. Satire hin oder her: es stinkt mir, dass Leute gleich immer meinen, die Andersdenkenden in die Nazi-Schublade packen zu müssen. Vielleicht hätten sie noch die Schriftart des Mottos ‚Wir wollen die Spiele‘ an den gezeigten Hintergrund anpassen sollen und mit dieser Verfremdung den Anschein der Urheberschaft meiden sollen. Aber wurscht – Abmahnen ist Blödsinn – so was machen nur windige Rechtsanwälte!

  9. Naja, im Urheberrecht ist ja verankert, dass der Künstler ein Selbstbestimmungsrecht über seine Werke hat. wenn das Logo also ohne Erlaubnis verwendet wurde, dann ist das aktuell schon rechtens, so wie ich das verstehe. Ob das gut oder schlecht ist, steht auf einem anderen Blatt.
    Man sollte die Rechtslage aber schon akzeptieren. Man hätte halt das Logo nicht kopieren dürfen.

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