Kurzfilm zum Mining: viertausend Bitcoin pro Monat

dalian, china

Wo der Strom noch wenig kostet: Dalian, Liaoning, China.

Über achttausend Kilometer Luftlinie entfernt von Deutschland trifft ein Filmteam von Motherboard den Geschäftsführer eines kleinen Unternehmens mit einem einträglichen Geschäftsmodell. Er nimmt sie mit auf eine Tour zu einem Ort in China, wo Geld herbeigerechnet wird: Gefilmt wurde einer von sechs Bitcoin-Mining-Standorten dieser chinesischen Firma. Alle zusammen sollen über viertausend Bitcoin pro Monat errechnen, was derzeit etwas über eine Million Euro entspricht. Dem stehen nach Angaben des Geschäftsführers nur etwas über 70.000 Euro an Stromkosten pro Monat gegenüber.

Das Bitcoin-Minen kann im Prinzip jeder betreiben, jedoch ist die Konkurrenz hart. Man erhält in dem kurzen Film seltene Einblicke, inklusive der beachtlichen Elektronikschrottberge, die durch die ausgemusterten Rechner entstehen: Life Inside a Secret Chinese Bitcoin Mine

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11 Ergänzungen

  1. Ich finde Bitcoin und allg. Kryptowährung ja wirklich spannend und glaube/hoffe, dass sie in Zukunft eine immer größere Rolle spielen werden. Aber diesen Mining-Wettlauf halte ich für unverantwortlich. Als ob wir nicht sowieso schon genug Energieprobleme hätten. Da muss bei den Währungen nochmal nachgebessert werden. Ich glaube andere (Litecion?) machen es heute schon besser, was Mining angeht. Die Doku ist aber definitiv interessant.

      1. Also, wenn ich das richtig verstehe, wird hier aber nur das gegenwärtig existierende Bitcoin-System verglichen. Die Frage ist ja, wie sähe das Verhältnis aus, wenn man das System auf das globale oder meinethalben auch erstmal nur das nationale Transaktionsvolumen eines Industrielandes hochskaliert?

        Ich verstehe auch nicht ganz, warum Gold und vollumfänglich Banken für den Vergleich mit herangezogen werden. Ich wüsste nicht, warum eine Durchsetzung von Bitcoin andere Wertkontainer wie Gold notwendigerweise ersetzt. Der An- und Verkauf von Gold hat zudem eher spekulativen Charakter und ist nicht wirklich Teil der „Alltags-“ und Produktivwirtschaftstransaktionen, die man über Bitcoin realisieren will. Die Banken sind natürlich Teil des Währungssystems, insofern sie etwa den Ferntransfer von Geld ermöglichen und an der Ausgabe von Währung beteiligt sind. Das ist aber nur ein Teil ihrer Aktivitäten. Auch hier ist nicht klar ersichtlich, dass ein Umstieg auf Bitcoin Banken komplett ersetzen würde. Sie sollten in den Vergleich nur anteilig eingehen.

    1. Im Grunde ist der hohe Energieverbrauch doch ein reiner Markteffekt und es ist zu erwarten, dass die Kosten für Energie (+Hardware und Personal) ähnlich hoch sein werden, wie der Wert der erzeugten Bitcoins. (Wären die Kosten deutlich geringer, würden mehr Leute ins Mining-Geschäft einsteigen, was die Gesamtkosten steigert. Umgekehrt würde die Zahl der Miner sinken wenn die Kosten höher wären als der Ertrag.) Und warum sollte das bei anderen Kryptowährungen anders sein?

      Verhindern ließe sich das, wenn man die Zahl bzw die Hashrate der Miner „künstlich“ regulatorisch einschränkte, oder wenn man es irgendwie hinbekäme, dass nicht mehr die Energie, sondern Hardware oder Personal (oder was anderes?) der signifikante Kostenfaktor wäre. Erstes widerspricht dem offenen peer-to-peer-Ansatz, für zweites sehe ich keine Realisierungsmöglichkeit.
      Einzige Alternativlösung wäre es, die Kosten für Strom signifikant zu erhöhen.

    2. Der Einwand bzgl. der Energieverschwendung ist zwar berechtigt, zeugt allerdings von wenig Kenntnis der Realität in kapitalistischen Systemen. Ich habe viel mit Jahresabschlüssen zu tun und weiß, dass auch mittelgroße Unternehmen oft schon Energiekosten im fünfstelligen Bereich pro Jahr haben. Und wenn man Bitcoin für sowas kritisiert, müsste man konsequenterweise auch bei ganz anderen, konventionellen Industrien die Frage stellen, ob das, was diese mit viel Energie produzieren wirklich notwendig für unsere Gesellschaft ist. Ist es nämlich oft nicht, bestes Beispiel Waffen.
      Die Alternative wäre also nur in einer Art ökologischen Planwirtschaft umsetzbar. Der sinnvollere, gemäßigt-ökologische Ansatz ist, durch Innovationen die für die persönliche und unternehmerische Freiheit benötigte Energie ressourcen- und Umweltschonend zur Verfügung zu stellen.

      Noch ein anderer Aspekt: Bei Bitcoin ist wird dafür der Zahlungsverkehr i.W. P2P-artig abgewickelt. Wieviel Energie verbrauchen eigentlich die Rechenzentren von Paypal? ;-)

      1. „Und wenn man Bitcoin für sowas kritisiert, müsste man konsequenterweise auch bei ganz anderen, konventionellen Industrien die Frage stellen, ob das, was diese mit viel Energie produzieren wirklich notwendig für unsere Gesellschaft ist“

        Ähm nein ;) Es geht ja grade darum, wie man es vlt besser machen könnte und nicht wie man es genauso schlecht machen könnte im vergleich zu bestehende Sachen ;) Das wir bisher viel Energie verschwendet haben ist eine Sache. Das als Legitimation zu sehen, um es auch in Zukunft zu machen halte ich aber für falsch.

  2. Nochmal ein paar Sachen erklärbärt bevor mögliche Bedenkenträger kommen:

    – Andere Kryptowährungen wie Litecoin sind *nicht* anders oder „besser“, sondern würden sich genauso auswirken, wenn sie so groß wie Bitcoin wären. Die einzige Alternative zu Mining, um Sybil-Attacken zu vermeiden, ist eine Vorgehensweise, wo man von einigen teilnehmenden Knoten etwas Kenntnis hat und ihnen vertraut, dass sich nicht bösartig sind. Das kann durch ein Web-of-Trust geschehen (was letztlich Ripple bei den rippled-Servern macht), und/oder durch eine wirtschaftliche Hürde (man muss erst an XRPs, „Ripples“, kommen, um einen Ripple-Account benutzen zu können), und/oder durch den sog. Proof-of-Stake Ansatz (Peercoin etc, wo die Knoten abstimmen, die bereits ein Guthaben auf dem „Stake“, auf dem Spiel haben). Alle diese Ansätze haben andere Vor- und Nachteile.

    – Der Mining-/Proof-of-Work-/Blockchain-Ansatz allerdings ist auf einer höheren Ebene algorithmisch abbildbar, weil er eben ganz ohne menschlichen Faktor funktioniert, d.h. ohne jemandem potenziell korrumpierbaren vertrauen zu müssen. Dies stellt eine große Innovation und einen gewaltigen Entwicklungsschritt dar, dessen Anwendungsszenarien noch gar nicht alle abgeschätzt werden können. Eine Währung ist nur eine(!) von vielen Möglichkeiten, die nun eröffnet werden. Andere bereits existierende Einsatzszenarien sind ein dezentrales DNS (dotbit/Namecoin), oder das Dokumentieren und Absichern der Urheberschaft von Werken („proof of existence“, einfach einen Hash einer Datei in der Blockchain speichern). Auch endlich fälschungssichere elektronische Wahlen, die jederzeit von jedem auf Stimmigkeit und Korrektheit mithilfe der öffentlichen Blockchain überprüft werden könnten, wären bereits möglich.

    – Das Mining, das letztenendes ja die Sicherheit des Systems bereitstellt, sollte nach allen absehbaren Dynamiken wieder von den Mining-Farmen zurückkehren zu individuellen Benutzern. Es wird überall dort eingebaut werden und stattfinden, wo sowieso bereits Wärme durch Elektrizität erzeugt wird, und wird den Benutzern einfach helfen, etwas an der Stromrechnung zu sparen, nicht mehr und nicht weniger. Mining nur um des Mining willens wird sich dann auch für spezialisierte Farms einfach nicht mehr rechnen.

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