Remixerin #34 Elisa Kreisinger: „Nichts ist wirklich ursprünglich“

In der Serie “Remixer/in” geht es um Menschen und ihre Erfahrungen und Einstellungen zum Thema Remix und Remix-Kultur. Dieses Mal: Elise Kreisinger, die sich selbst als Pop Culture Pirate bezeichnet.

Elisa Kreisinger
Elisa Kreisinger

Elisa Kreisinger ist eine Video-Remixerin, die Mashups  von US-amerikanischen Popkultur-Fernsehshows wie Mad Men und Sex and the City erstellt um dabei neue, andere und subversivere Erzählungen zu generieren. Sie produziert diese Mashups sowohl für eine künstlerische als auch für eine Internet-Zielgruppe. Ihre Arbeit findet sich unter popculturepirate.com.

Was macht für Dich einen guten Remix aus?

Ich liebe Remix aber meine liebsten sind solche, die Hochkultur und Populärkultur mischen, zum Beispiel einen popkulturellen Text mit feministischer oder postmoderner Theorie verknüpfen. Die besten Remixes nutzen Popkultur als den Löffel voll Zucker der sozio-politische Kritik schmackhaft macht.

Auf welche Weise verwendest Du selbst Werke Dritter?

Ich berufe mich auf Fair Use, einer Klausel des US-Copyrights, die es erlaubt das jeder urheberrechtlich geschütztes Material ohne Zustimmung des Rechteinhabers verwenden darf, sofern es eine transformative Nutzung ist. Fair Use ist ein wichtiges Sicherheitsventil, das es neuer Kultur und Innovationen erlaubt, auf Vergangenem aufzubauen.

Haben Du schon einmal aus nur aus rechtlichen Gründen ein Sample oder ähnliches nicht verwendet?

Nein, aber ich verzichte darauf Werke auf Seiten zu veröffentlichen, die Fair-Use-Rechte von Kunstschaffenden nicht respektieren, weil sie meine Arbeiten wiederholt unter der unzulässigen Annahme einer Urheberrechtsverletzung blockieren oder monetarisieren.

Hattest Du schon einmal rechtliche Probleme wegen Deiner Arbeit?

Ja, wie oben erwähnt, meine Arbeiten werden oft auf Video-Plattformen wie YouTube als urheberrechtsverletzend markiert, wodurch der Anspruchsteller über das Schicksal des Werkes entscheidet. Die gegenwärtige Situation auf YouTube in Sachen Remix zeigt, wie private Vereinbarungen zwischen Rechteinhabern und Hosting-Plattformen den gesetzlichen Schutz von Fair Use unterlaufen und damit das Recht von Kunstschaffenden ihre Werke online zu verbreiten behindern.

Was hältst Du von der Idee, ein Recht auf Remix mit Vergütung für den ursprünglichen Künstler einzuführen?

Das ist ein anderer Zugang als der in den USA, weshalb ich nicht sicher bin, wie sich das auswirken würde. Meiner Meinung nach sollte man nichts an den ursprünglichen Künstler zahlen müssen, um aus deren Material etwas neues zu erschaffen. Letztlich ist nichts wirklich ursprünglich und durch die Zahlung würde die Idee glorifiziert, dass Kunst einen einzelnen Autor hat und das widerspricht Remix- und Mashup-Kultur.

Zum Abschluss, was ist Dein persönlicher Lieblingsremix?

Mein Lieblingsremix ist „Mash It Up!“ von Norwegian Recycling. Es ist sehr meta. Es ist auch ein großartiges Beispiel dafür, wie transformativ und innovativ ein Remix sein kann. Ich bevorzuge diesen Song im Vergleich mit den verwendeten Originalen.

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Das ist ein Crosspost vom Blog der Initiative Recht auf Remix, die in einer Petition um Unterstützung samt Link zum persönlichen Lieblingsremix bittet. Auf right2remix.org findet sich auch das englische Originalinterview.

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4 Ergänzungen

  1. Letztlich ist nichts wirklich ursprünglich und durch die Zahlung würde die Idee glorifiziert, dass Kunst einen einzelnen Autor hat und das widerspricht Remix- und Mashup-Kultur.

    Und wie re-nennt man das dann jetzt, wenn einem ein Ton aus der
    Kehle entspringt? Ist der Ton da vorher reingesprungen oder ist sein eigentlicher Ursprung anderweitig verschleiert worden?!

  2. Und was ist wenn man als Ursprungskünstler nicht remixt werden will? Wenn man denkt sein eigenes Werk würde in der Aussage und der Wirkung durch einen Remix verfälscht werden?

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