Geoblocking der eigenen Crowdfunder: Zach Braffs neuer Film „Wish I was here“

Schon rund um die erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne für Zach Braffs („Scrubs“) neuen Film „Wish I was here“  war Kritik laut geworden, dass solche Stars Crowdfunding nur aus Marketingsgründen nutzen, weil sie das Geld zur Finanzierung ihrer Filme gar nicht benötigen würden. An der erfolgreichen Finanzierung mit über drei Millionen Dollar änderte das nichts.

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Die damalige Kritik ist aber gar nichts, verglichen mit dem aktuellen PR-Desaster rund um das Geoblocking der eigenen Crowdfunder. Dirk von Gehlen, der selbst sein Buch „Eine Neue Version ist verfügbar“ mittels Crowdfunding finanziert hatte, in einem lesenswerten Beitrag auf seinem Blog dazu:

[N]iemand hatte den Unterstützern des Projekts vor diesem Wochenende gesagt, dass die groß angekündigte Option, den Film schon vor dem US-Start im Stream zu sehen, in Wahrheit gar nicht für jeden Unterstützer des Projekts gilt. […] Wer versucht die Seite aus einem Land aufzurufen, das laut Nutzerkommentaren bei Kickstarter nicht USA, Großbritannien oder Australien heißt, erhält keinen Zugang.

Die Moral von der Geschicht: Auch Crowdfunding schützt vor Geoblocking nicht.

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6 Ergänzungen

  1. Als Mitfinanzierer des Veronica Mars-Films bei Kickstarter: es ist ein bekanntes Problem, und wie es vom VM-Team gelöst wurde, war nicht toll, aber immerhin haben die eine Lösung gefunden.
    Anmeldung bei 2 Diensten notwendig ( Vudu und Ultraviolet ), Konten verbinden und dann Einlösen des Codes und danach konnte der Film gestreamt werden, auch in Deutschland und anderen Ländern, leider immer noch mit Einschränkungen ( nicht auf das Apple TV etc. ).
    Alles, was die an Kritik jetzt kassieren, zeigt einerseits, wie defekt das Copyright ist, andererseits haben sie es verdient, da die Problematik bekannt ist und sie trotzdem Geld kassiert haben von Ländern, für die sie keine Lösung zum Streamen präsentiert haben.
    Auf die Blu-ray / DVD von Veronica Mars muss ich auch länger warten, als US-Bürger, da erst die Kinoauswertung durch sein muss. Finde ich zwar nicht toll, aber das wurde alles rechtzeitig kommuniziert.
    Wenn das so bei „Wish I was here“ nicht der Fall ist, dann ist es hart an der Grenze zur Abzocke.

    1. Ich war auch Backer auf einem der unteren Level (5-10$ ohne streaming oder so) bei Veronica Mars und ich kann mich nicht wirklich dran erinnern, dass das alles vorher fuer die nicht-US Backer klar war. Vielleicht habe ich es aber auch nicht genau genug gelesen weil ich eh nur ein paar Dollar gegeben und ihn mir spaeter auf DVD kaufe.
      In den zahlreichen Updates nach dem Dreh haben sie es aber zumindest sauber kommuniziert und sich mehrfach entschuldigt.
      Ich glaube die Macher von sowas blicken durch den Copyright-Jungel selber gar nicht durch. Aber so lernen die den Mist wenigstens auch mal kennen.

    2. Ich hatte auch das Problem mit Veronics Mars. Problematisch war aber hier nicht die Region (Anmeldung an Vudu war möglich) sondern mehr das Problem dass der Vudu Web-Player nur unter Windows funktioniert hat (ich hab Linux aufm Rechner), die HD Ausgabe und Untertitel außerhalb der USA nicht funktioniert haben und es ausserdem so gut wie keine Unterstützung für Smart-TV’s oder Set-Top Boxen für Vudu gibt. Die Playstation3 war im Prinzip der einzige Client für diesen Streaming Service. Ich hab eine riesen Ausstattung an elektronischen Gadgets hier stehen, wäre aber gezwungen gewesen, den Film im Browserfenster zu kucken. Wasn Bullshit.

      Beim Veronica Mars Kickstarter hatte halt trotz Kickstarter am End doch Warner Brothers das Sagen und die wollten halt ihren kruden Streaming Service pushen. In USA wurde der Film gleichzeitig auch über Amazon vertrieben, aber eben NICHT für Backer. Die mussten Vudu benutzen. Da kommt man sich schon verarscht vor.

      Tatsache ist halt daß die Hollywood-Filmrechtemafia strukturell nicht ins Internetzeitalter passt. Nach Region Vertriebsrechte zu verkaufen wo dann auch zig Zwischenhändler mitverdienen ist halt ein überflüssiges Modell. Aber da niemand auf seinen gewohnten Anteil verzichten will, wirds da halt mal ein böses Erwachen geben. Direktvertriebener Content wie bei Netflix wird immer mehr an Bedeutung gewinnen. Ich werd das unterstützen. Ins Kino geh ich schon kaum noch.

  2. @ Boris
    Es gab Probleme, technischer Art und bei der Umsetzung vom Streaming, aber die waren weltweit soweit ich das beurteilen kann, identisch und hatten erst mal nichts mit dem Ort zu tun, an dem der Backer sitzt. Und die Gruppe um Rob Thomas, die das Projekt umgesetzt hat, hat das Hauptproblem (mögliches Geoblocking) rechtzeitig gelöst, so das der Film wie den Backern versprochen, wenige Tage nach dem Kinostart gestreamt werden konnte, gehalten wurde, m.E. war das Mitte März 2014.

    Ich habe inzwischen mal die Artikel zu „Wish I was here“ gelesen. Der englische Link bei „PR-Desaster rund um das Geoblocking “ hat nicht ein Wort über Blocking oder Geo, der übt Kritik am Film, ob der besser geworden währe, bei üblicher Finanzierung, sei dahingestellt, da wird es immer Stimmen dafür oder dagegen geben, Uwe Böll z.B. macht auch immer noch Filme :-) … .

    Das hat aber nichts mit den Rewards und dem Geoblocking zu tun. Bei Kickstarter steht für den Film für die Reward überall Expected Delivery: September 2014 , da sehe ich im Moment das Problem nicht, was die sachlichen Rewards (T-Shirts etc.) angeht. Beim Film, wenn der schon draussen ist als Preview, was ich nur vermuten kann, hat es dann ja offensichtlich nicht geklappt, da in der FAQ und auch sonst Backer aus anderen Ländern explizit erwähnt werden (Times for Screening etc.), ist das ein #epicfail, den Film nicht überall freizugeben.

    Und das hat, zusammen mit den anderen Rewards, bei Veronica Mars super geklappt, jedenfalls aus meiner Sicht. Das Team hat aber auch gesagt, ein ggf. folgender Film würde aufgrund der Erfahrungen eher nicht über Kickstarter finanziert – ich denke, die haben es zwar gestemmt, alles hinzubekommen, aber die zusätzliche Arbeit durch die Rewards und die ständigen Updates (Blog/Twitter, Videoblog etc.) überwiegen, das vermute ich jedenfalls.
    Wenn Zach Braff diesen Kickstarter etwas aufmerksamer analysiert hätte, dann konnte er das wissen und auch die Sache mit dem Geoblocking. Und immerhin hat er den ja als Beispiel angeführt, warum er das gemacht hat.

  3. … mal ne‘ Frage am Rande: Warum ist die Netzneutralitätsdebatte immer so Bandbreitenzentrisch („Drosselkom“), wenn die wirklichen Probleme ZUGANG zu Diensten sind?

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.