Wissenschaftliches Blogbuch: Governance Across Borders

gxb-cover-kleinEnde vergangenen Jahres haben wir mit unserem Jahrbuch Netzpolitik zum ersten Mal mit einem Blog-basierten Buchprojekt experimentiert und wurden beinah reich damit. Die meisten Texte für das Jahrbuch mussten wir allerdings speziell für das Jahrbuch schreiben, einfach weil die wenigsten Texte auf netzpolitik.org sich ohne weiteres für eine Buchveröffentlichung eignen.

Etwas anders gelagert ist der Fall bei dem Blogbuch-Projekt „Governance Across Borders: Transnational Fields and Transversal Themes“ an dem einer unserer Netzpolitik-Autoren, Leonhard Dobusch, federführend beteiligt ist. Bei governance across borders handelt es sich um einen englischsprachigen Wissenschaftsblog, der im Umfeld der Forschungsgruppe „Grenzüberschreitende Institutionenbildung“ des Kölner Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung vor mittlerweile über vier Jahren gestartet wurde. Den Forschungsinteressen der AutorInnen entsprechend geht es dabei um grenzüberschreitende Aspekte von Regulierung im Bereich Finanzmarkt, Arbeits- und Urheberrecht über die Piratenpartei bis hin zum Thema Mikrofinanz und -kredite. Als Gründe für das Wissenschaftsbloggen führen die AutorInnen am Blog die folgenden an:

„Several reasons: First, we love our work and like to write about it and discuss it. Second, we often meet people in the field or at conferences who are interested in our work. This blog and its feed make it easier to follow it. Third, a lot of interesting stuff doesn’t make into journals – it is or appears too speculative, too small a contribution, too practical, too theoretical, too special.“

Für das Blogbuch wurden nun 127 Beiträge aus den vergangenen vier Jahr ausgewählt, thematisch neu gruppiert und leicht überarbeitet. Das Buch steht wie der Blog unter einer Creative-Commons-Lizenz und ist als kostenloser PDF- und E-book-Download sowie bei Epubli als Totbaum-Exemplar erhältlich, folgt also dem Ideal von Open-Access-Wissenschaft.

Zur Motivation für die aufwändig gestaltete Buchpublikation schreiben die HerausgeberInnen, neben Leonhard Dobusch noch Philip Mader und Sigrid Quack:

Blogging follows a chronological logic and is mostly inspired by current developments. Specifically, a blog run by an interdisciplinary and international group of researchers delivers a sequence of highly diverse articles. By selecting and thematically grouping the articles into an edited volume, we make it easier for potential readers to grasp lines of arguments and common themes that span single blog posts. We’ve found that many of our posts have a more lasting effect than expected, being sought out months or years after their publication, and evidently supplying information and insights worth preserving in a more structured format. This form of presentation also highlights the continuities and changes over time that cannot be grasped in an individual blog post, or in the thematic potpourri which our blog chronology may sometimes resemble. It is a way of tracing our topical and intellectual development over time, providing more coherent answers to the questions we grapple with day-to-day.

Was die Zielgruppe betrifft, so setzt das Buch den Versuch des Blogs fort, einen Spagat zwischen allgemein-interessierter Öffentlichkeit und wissenschaftlicher Community zu schaffen:

The contributions in this volume address both a general and an academic audience. While we have received a lot of positive feedback to our blogging over the past three years, we have also recognized that the format is still alien to a substantial part of our potential audience. By combining the traditional book format – produced with print-on-demand technology – with the possibilities of the modern digital format of an ebook, we hope to make our writing more easily available to readers not yet familiar with subscribing to RSS feeds or not willing to follow a blog on a daily basis.

Ob dieser Spagat gelingt, möge jeder für sich selbst beurteilen. Die Beiträge zu den Themen Copyright, Kopierschutzstandards, offene Lizenzen und Piraterie sind für netzpolitisch Interessierte jedenfalls gut verständlich. Unabhängig davon ist das Buch ein spannendes Experiment zur Verknüpfung neuer mit klassischen Formen wissenschaftlichen Publizierens.

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