India Privacy Watch zeigt Überwachungslandschaft in Indien

Indien ist wohl nicht das Land, das jemandem direkt einfällt, wenn er an Überwachung denkt. Dennoch haben Meldungen aus der fernen Nation es schon einige Male auf unseren Blog geschafft, denn auch dort gibt es NSA-artige Bestrebungen zur Ausspähung der Bevölkerung.

Das Centre for Internet and Society India hat eine Landkarte der verschiedenen Bundesstaaten und der dort vorhandenen Überwachungsmaßnahmen und -technologien erstellt, die in Kategorien untergliedert sind:

  • UID (Unique Identification): Die Identifikationsnummer, auch Aadhaar genannt, ist ein 12-stelliger Code, der jeden Einwohner eindeutig identifiziert und über den wir bereits berichtet haben. Er kennzeichnet in einer Datenbank die Meldedaten einer Person, aber auch ein biometrisches Passfoto, Fingerabdrücke und das Irismuster. Offiziell ist die Zuweisung der Nummer freiwillig, da sich aber viele Dienste – inklusive der Beantragung von Sozialhilfeleistungen – mit der Karte leichter abwickeln lassen und viele Menschen in Indien ansonsten gar kein Ausweisdokument besäßen, kann von echter Zwanglosigkeit keine Rede sein. Die Landkarte ergänzt Informationen im Umgang mit UID in den einzelnen Staaten, so hat beispielsweise Gujarat die Datenbank eigenmächtig um Angaben wie dem Armutsniveau, Grundbesitz und dem Steuerstatus der Person ergänzt.
  • NPR (National Population Register): Das Melderegister hängt eng mit der UID zusammen. Durch die Meldebehörden werden die Daten und biometrischen Merkmale erhoben und in eine Datenbank eingepflegt. Falls dort kein Duplikat gefunden wird, kann der Person eine UID ausgestellt werden.
  • CCTV: Was Videoüberwachung ist, muss hier wohl nicht mehr erklärt werden. Die Karte zeigt, von welchen Firmen die Kameratechnik bereitgestellt wird und weist auf außergewöhnliche Dimensionen von CCTV-Nutzung in manchen Bundesstaaten hin. So wie in Tamil Nadu, wo die Regierung die Installation von Kameras an allen öffentlichen Orten verpflichtend gemacht hat. Das schließt unter anderem Bildungseinrichtungen, Krankenhäuser, Kinos, Geldautomaten, Einkaufszentren, Tankstellen und Ladengeschäfte sowie Verwaltungseinrichtungen und Bushaltestellen mit ein.
  • UAV (Unmanned Aerial Vehicle): Drohnen überwachen aus der Luft, wie bei der Bekämpfung von Maoismus in Andhra Pradesch erwogen. Aber es gibt auch positive Beispiele, wie die Kontrolle von Wildtierbeständen.
  • CCTNS (Crime and Criminal Tracking Network and Systems): Dieses System bietet im Wesentlichen leichteren Austausch von Daten zwischen Polizeistationen, Regierungsbehörden und anderen zentralen Stellen. Den vorliegenden Daten zufolge ist dieses System jedoch bis heute in beinahe keinem der Bundesstaaten fertig gestellt.

Neben dem generellen Vorhandensein von Überwachungsstrukturen zeigt die Repräsentation der CIS, wie unterschiedlich der Entwicklungsstand und die Ausprägungen in den verschiedenen Regionen ist. Es wäre sicher interessant, wie das Ergebnis aussähe, wenn man eine solche Übersicht für die europäischen Länder anlegte und in welche Kategorien man hier unterteilen müsste.

 

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