Urheberrechtsdebatte: Wir sind die Bürger

Als Antwort auf die argumentationsarme „Wir sind die Urheber – Petition hat Thomas @codeispoetry Pfeiffer über Nacht „Wir sind die Bürgerinnen und Bürger“ gebaut.

Wir möchten nicht, dass zur Durchsetzung des Urheberrechts zu unverhältnismäßigen Mitteln gegriffen wird. Dazu zählen:

die totale Verbannung aus dem Internet, wenn man mehrmals illegal Musik heruntergeladen hat („Three-Strikes-Modell”)
die anlasslose Überwachung und Speicherung des Internetverkehrs, um Urheberrechtsverstöße überhaupt erst aufzuspüren
überhöhte Streitwerte bei Abmahnungen, um Exempel zu statuieren (viele Tausend oder Zehntausende Euro)

Wir möchten ein Urheberrecht und reichen deshalb allen Kreativen und ihren Geschäftspartnern die Hand. Lassen Sie uns gemeinsam nach Lösungen suchen, die das Recht der Urheber, über das eigene Werk zu verfügen genauso respektieren wie das Recht aller Menschen, frei von Repression und Überwachung zu leben.

Der Petitionstext ist länger und kann dort unterzeichnet werden.

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34 Ergänzungen

  1. Wow bin beeindruckt, sehr gut geschrieben!

    Es zeigt, dass es doch noch Leute gibt, die zu einem Gespräch bereit sind. Das habe ich auf beiden! Seiten in letzter Zeit sehr vermisst.

    Befürchte aber, dass der Aufruf vielen (Piraten) nicht weit genug geht.

    1. Als minimal Forderung, ok. Aber in eine Verhandlung geht man nicht mit Minimalforderungen und lässt die sich auch noch dezimieren. Der dicke Satz „Jeder Urheber und jede Urheberin soll selbst entscheiden können, was mit dem eigenen Werk passieren soll – und was nicht.“ macht auch gleich die nachfolgenden Thesen wieder kaputt. Wenn der Urheber entscheidet gibt es eben nicht die Erlaubnis zu remixen und weitersagen über Facebook und twitter ist wieder illegal. Wie Pervers ist das eigentlich man macht Werbung für den Urheber und wird als dank von den Verwertern dafür auch noch abgemahnt.

      1. Hast du mal eine Debatte geführt, die voll von angsterfüllter Argumentation war?

        In meinen Augen muss natürlich ein modernes Urheberrecht gewisse Schranken darüber einziehen, über was bestimmt werden darf – beispielsweise ein Fair Use.

        Aber wenn du Menschen gegenüberstehst, die sich auf einmal völlig entrechtet vorkommen, dann ist es wichtig, ihnen zu sagen: natürlich stehst du an allererster Stelle, wenn zu entscheiden ist, was mit deinem Werk passiert. Und das fiese an den diversen Kampagnen von bestimmter Seite ist ja derzeit, dass diese Angst benutzt wird und manipuliert wird, um für ein bestimmtes geschäftliches Interesse anzustacheln…

        Deswegen ist so ein Satz in dem Text meines Erachtens gar nicht mal so verkehrt. Ich glaube, wenn mal eine vernünftige Definition gefunden ist, was eine Fair Use Nutzung ist, sehen sich viele Urheber sowieso sicher darin wieder, was sie sowieso geduldet hätten…

      2. Wenn du den Künstlern die Hand hin hältst und ihnen die freie Wahl überlässt, was mit ihren Werken gemacht werden darf und was nicht, bekommst du auf lange Sicht vermutlich das gleiche, als wenn du Remixes, Weitersagen etcpp gesetzlich erlaubst – aber der Künstler ist glücklicher dabei.
        Denn jedem Künstler sollte klar sein, dass man heutzutage nicht mehr weit kommt, wenn man das Empfehlen der eigenen Werke über Youtube, Facebook, Twitter verbietet. Wenn man ihnen aber zumindest noch die Illusion einer freien Entscheidung lässt, sind sie damit glücklicher als wenn man es ihnen vorschreibt.

      3. Ich finde es wesentlich besser als das hier vielgelesene:
        „Ihr (Urheber/Verwerter) lebt im Mittelalter, habt keine Ahnung, seid kriminell und wollt doch eh nur die totale Überwachung…aber hey, wollt ihr nicht mal über ein neues Urheberrecht reden, wir sind zu Gesprächen bereit“. Wenn wundert es da, dass die Fronten festgefahren sind?!

    2. Gelaber bringt gar nichts. Ich seh‘ das inzwischen wirklich so, dass es hier einen Krieg zu gewinnen gibt, und das ist auch gut so.

      Kompromisse haben wir lange genug gemacht. Was wird brauchen, ist Propaganda, um eine Mehrheit zu erringen, um dann die Feinde der Freiheit mit Macht zu überstimmen.

  2. Und jetzt noch das gleiche mit „Wir sind auch die Urheber.“
    Ich hab ja lange Zeit gedacht, dass ich kein Urheber bin, aber Diplomarbeit oder Veröffentlichung eines Papers macht einem ja auch durchaus dazu. Und wenn ich mir den Rechtebuyout in Wissenschaftsjournalen so anschaue kann ich nur noch Kopfschütteln wie die UNIs und Wissenschaftler das nur mitmachen können.

  3. Ich finde den Begriff „Wir sind die Bürger“ geradezu widerwärtig, impliziert er doch, Urheber und Verwerter seien dies nicht. Bäh.

    1. Nein, das impliziert er nicht. Denn genauso sind Urheber und Verwerter auch Konsumenten und ich habe von einigen gehört, die der ein oder anderen Kategorie sich zuordnen würden, dass sie genau diese Position unterstützen würden.

      Kritischer ist da eher jemand, der sich nicht mit dieser Position anfreunden möchte und anprangert, durch den Aufruf abgesprochen zu bekommen ein Bürger sein zu dürfen. Aber das haben „die Urheber“ auch nicht anders gemacht.

  4. Der journalistischen Sorgfalt halber sollte man erwähnen, dass Initiator Pfeiffer ein Grünen-Vertreter ist (und als solcher auch in Diskussionen auftritt).
    Das disqualifiziert den Aufruf nicht – man sollte es aber im Hinterkopf haben, wenn man den Aufruf strategisch einordnen will.

    1. Grün also.

      Hinter dieser Erklärung der vorauseilenden Kapitulation hätte ich eher die SPD vermutet.

      1. „Erklärung der vorauseilenden Kapitulation“

        was für argumentativ herausragende Kriegsrhetorik.

        Hier geht es definitiv nicht um einen Vorschlag für ein neues Urheberrecht, sondern darum, die ekelerregende, völlig unsachliche, manipulative Debatte von Contentvertreter-Seite abzukühlen.

        Und das funktioniert sehr gut mit einem Verweis darauf, was bei der Debatte in den Medien derzeit noch keinerlei Rolle spielt: wie ein Überwachungsstaat für die Verfolgung Urheberrechtsverletzungen geschaffen werden soll.

      2. Was Patrick H. übersieht ist, das auch die Leute, die am liebsten alles umsonst und sofort runterladen wollen, eine ekelerregende, unsachliche und manipulative Debatte führen. Und durchdachte Lösungsvorschläge gibt es von denen auch nicht, aber dafür Polemik kübelweise.

        Das hier jetzt einmal der Begriff „Contentmafia“ durch „Contentvertreter-Seite“ ersetzt wurde macht den Kommentar auch nicht ausgewogener.

      3. „die am liebsten alles umsonst und sofort runterladen wollen, eine ekelerregende, unsachliche und manipulative Debatte führen“

        Beispiele? Was soll die Aneinanderreihung von Behauptungen?

        Diese Leute führen keine Debatte. Diese Leute laden herunter. Aber stell dir vor, auch diese Leute haben Grundrechte, die im Zweifel eine zu achtende Grenze ist. Und genau darum geht es aber auch vielen anderen, die nicht „alles umsonst und sofort runterladen wollen“, gerne Geld für gute Inhalte bezahlen, aber keinen Bock auf Gängelung und Netzüberwachung haben.

        Entschuldige, aber was soll die Polemik?

    1. Unbedingt, und vergesst die Wir-sind-die-tierschuetzer.de nicht für eine Kampagne zur Abschaffung des Urheberrechts mit einzuspannen.
      Die haben zwar von beiden Seiten keine Ahnnung, aber macht nichts, eher verrecken Menschen im Asylknast in der Ukraine, als dort Hunde wg. der EM weggesperrt werden, Die Power der Türschützer toppt alles, wenn es um politische Indoktrination geht, und sonderlich clever sind die meist auch nicht. Also, unebedingt einbinden, irgendeinen Zusammenhang zwischen fiesen Verlegern und dummen Urheberschaafen zu Tierschützern, werdet Ihr schon irgendwie hinkonstruiert bekommen, klappt ja bei anderen auch.

      1. Der hat schon im letzten Thread hierzu den gleichen Kommentar gebracht. Hat auch damals nicht funktioniert.

  5. Ich hatte das schon an anderer Stelle in diesem Forum gepostet, aber hierher passt es wirklich…

    Wollt ihr das nicht verstehen?
    Hier geht es nicht um das Urheberrecht, das ist nur Mittel zum Zweck, um die totale Überwachung einzuführen.
    Die Regierungen und deren Lobbyisten haben es mit Terrorismus und Pädophilen versucht, dass geht denen nicht schnell genug, also versuchen sie es mit ACTA, SOPA, CISPA und deren zukünftige Ableger.
    Die Debatte um das Urheberrecht kommt denen eben auch zu Pass, weil sie es auf diese Weise geschafft haben, einige Promis(Künstler)für sich zu gewinnen.

    1. ähm, wer behauptet denn, dass diese Interessen nicht verstanden werden? Das macht die Forderungen im Aufruf, von solchen Überwachungsmaßnahmen Abstand zu nehmen, ja nicht falsch, oder?

      1. Das ganz sicher nicht, aber wenn ich hier und auch in anderen Foren den Diskussionen folge. bin ich doch eher gegenteiliger Meinung.
        Der Ottonormalverbraucher hat eh keine Ahnung, dass hier versucht wird, kritische Inhalte ganz konsequent über Urheberrechte und Abmahnungen aus dem Netz zu verbannen.

  6. Warum erscheint das Thema eigentlich nicht auf zeit.de? So fett im Print und hier: nix.

    Angst vor dem großen Shitstorm?

    1. möglicherweise, weil das nicht deren Interessen vertritt. Oder, wenn man weniger unterstellen will, dann ist die Kritik einfach nicht so „relevant“. Man fragt sich aber, wer darüber urteilt…

  7. Super Aktion, da werden sich bestimmt tausende relevante Intellektuelle dazu bekennen!
    Einige Namen sind schon durchgesickert ! Super Erfolg, Glückwunsch

    Rocco Bryscinki Marzahn job suchend
    Peter Mörtel Halle hab halt zeit und brauch filme
    Alexander Daddelmann wechselnd dafür krieg in nen Euro ?
    das peterle ÄHH mama sag gib Namen
    axe fritze HH für Pornos hab ich noch nie bezahlt!

    ein guter Anfang, diese Elite wird die Welt mit Ihrer Forderung nach kostenlosen allen, schwer beeindrucken

  8. Widerspruch: Ihre WIR-ALLE-Masche ist so demagogisch wie das rechtsadvokatische lawblog-Gerinnsel minusahnig.

    SI TACUISSES BLOGICUS MANSISSES;-)

  9. Zeitgleich läuft auch noch eine weitere (erwähnenswerte?) Gegen-Aktion, bei der sich Künstler an einer witeren Petition beteiligen. Dieser Text richtet sich an alle Kreativen und soll der einseitigen Darstellung in den Medien entgegenwirken:

    http://wir-sind-urheber.de/

    Der wichtigste Punkt ist einfach, dass das Urheberrecht nicht der Grund sein kann, Kommunikation zu überwachen.

    Ich weiss nicht, wie verbreitet die Aktion ist, aber vielleicht habt auch ihr Interesse daran…

    1. Allerdings fürchte ich, dass der Text leider nicht so neutral ausgefallen ist. Die erste Antwort wird wohl sein „Wie kommt ihr darauf, dasss wir das Internet überwachen wollen?“ Denn das wurde ja nicht EXPLIZIT gefordert, es ergibt sich nur aus den Forderungen, und ob den guten Urhebern das bewusst ist, ist auch eine Frage.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.