Von der Leyen will Verhaltensregeln fürs Netz

Was Frau von der Leyen in vier Jahren Ministerzeit alles vergessen hat, muss jetzt mal im Wahlkampf alles erledigt werden. Im Rahmen ihres Aktionismus soll dabei natürlich auch im Internet aufgeräumt werden. Das sei ja ein „rechtsfreier Raum“ und so. In einem Interview mit RP-Pnline erzählt sie das auch wieder und kommt mit einer neuen Idee: Verhaltensregeln im Netz.

Ja, bei den sozialen Netzwerken im Internet, die Jugendliche gerne nutzen. Ich möchte gemeinsam mit den Verantwortlichen solcher Kommunikationsforen, aber auch mit der Kompetenz der Jugendlichen einen Verhaltenskodex entwickeln. Es geht um achtsamen und wachen Umgang miteinander. Minderjährige müssen beispielsweise wissen, dass sich Erwachsene mit üblen Absichten in ihre Chats einschleichen können. Sie können soziale Kompetenzen im virtuellen Miteinander ebenso erwerben wie im realen Leben. Mobbing im Netz kann nicht toleriert werden. Respektvoller Umgang muss in Chats, blogs oder Foren so selbstverständlich sein, wie wir das auch im Schulalltag mit Streitschlichtern oder Vertrauenslehrern einfordern.

Für die nächste Legislaturperiode hat von der Leyen auch schon Vorstellungen:

„Das dritte große Thema wird sein, wie man Sicherheit, Fairness und Respekt im Internet durchsetzt.“

Das muss man allerdings in einen größeren Kontext einbetten. Wie wir gehört haben, friert das Familienministerium gerade Fördergelder für die Vermittlung von Medienkompetenz ein und will die Gelder umschichten Richtung Schutz. Statt den kompetenten Umgang mit dem Netz zu trainieren, fliesst das Geld dann womöglich in technische Schutzinfrastrukturen. Das sollte man mal im Auge behalten, weil das ein halber Paradigmenwechsel sein könnte.

49 Ergänzungen

  1. Wie wir gehört haben, friert das Familienministerium gerade Fördergelder für die Vermittlung von Medienkompetenz ein und will die Gelder umschichten Richtung Schutz.

    Quelle ?

  2. Coole Idee von Zensursel … einen Verhaltenscodec fürs Netz.

    Hm …. mal überlegen, wie könnte man sowas nennen? Ah ja, ich schlage Netiquette vor!

    Aber das die Frau davon noch nichts mitbekommen hat wundert mich dann eigentlich nicht wirklich, wo gerade sie doch normalerweise auf der Seite steht wo jeder noch so schmutzige Trick legitim ist, wo gelogen wird, dass sich die Balken biegen, wo Radiohöhrern Propaganda als unabhängiger Artikel untergejubelt wird wenn sie ihre Feldzüge führt.

    Vielleicht sollte die Frau zuerst mal ihre eigenen Fehler anpacken, oder um mal das Buch der Bücher zu bemühen:

    „Aber was siehst du den Splitter, der im Auge deines Bruders ist, aber den Balken der in deinem eigenen Auge ist, nimmst du nicht wahr?“

  3. „wir gehört haben, friert das Familienministerium gerade Fördergelder für die Vermittlung von Medienkompetenz ein und will die Gelder umschichten Richtung Schutz“

    Quelle bitte !!

  4. Ich habe der Frau Ministerin – oder vielmehr der Redaktion des BMFSFJ (wer hat sich diese beschissene Abkürzung ausgedacht?) – heute Morgen eine freundliche Mail geschickt, mit dem Hinweis auf die Netiquette und der ebenso freundlichen, wie bestimmten Bemerkung, dass es ihr scheinbar an Kompetenz im Umgang mit dem Internet fehlt.

    Mal sehen, ob man meiner Bitte nachkommt, es der Frau BMFSFJ (^_^) vorzulegen. Naja, ich glaub’ ja nicht mal, dass man mir überhaupt antworten wird.

  5. Oh, fuck!

    „Mobbing im Netz kann nicht toleriert werden.“

    Und wir wissen ja alle, was mit Dingen im Netz passiert, die Uschi nicht tolerieren kann.

    Demnächst ist dann nur noch die Webseite des Familienministeriums zu erreichen, bis dann mal ein BKA-Beamter eine lustige Idee hat.

  6. Meine Fresse, die ad-hoc Handlungen der Politker nehmen Ausmaßen! Anscheinend denken die Politiker das Internet wäre eine böse Hydra den man erledigen muss, dann kommt Ursula als Herkules daher und bezwingt sie und alle leben glücklich bis ihr Lebensende….
    Ich hab den Eindruck, als ob das Netz als Testgelände her halten muss für faschitoide Regelungen die im wirklichen Leben nicht so einfach umzusetzen wäre. Wenn die Leute sich daran gewöhnt haben, kann dann die politische Elite ein paar Bücher verbeiten lassen…

  7. Ich sage es immer wieder: Eltern, die ihre minderjährigen Kinder ohne Aufsicht oder ohne eine Medienerziehung ins Internet lassen, verletzen ihre Aufsichtspflicht. Da muss man ansetzen und nicht irgendwas für alle sperren…

  8. @13: Ist es sinnvoll, wenn z.B. der Spiegel jede Woche ausführlich berichtet, wie irgendwelche Gespräche in der Bundesregierung gelaufen sind, ohne die einzelnen Quellen der Beteiligten zu nennen?

  9. im analogen leben gibts auch erwachsene mit bösen Absichten oder mobbing (vor allem an schulen)
    un gegenseitiger respekt bleibt auch in der analogen welt manchmal auf der strecke

  10. @14, Gunnar: Au ja, nennen wir es Zensiquette.

    Dann brauchen wir aber auch noch Personen, die über die Einhaltung der Zensiquette wachen und Verletzungen an die Behörden melden. Diese Personen nennen wir dann Blog-Wart.

  11. imho läuft hier im hintergrund, daß große pfründebesitzer (pharmaindustrie, medien, verlage, werber etc.) sich durch das internet massiv bedroht fühlen und die politiker mit gefahrenszenarien füttern, damit die das internet aufhalten. das ist wie vor 150 jahren mit der eisenbahn (der herzog von hannover: ich will aber nicht, daß jeder schuster und schneider so schnell reisen kann wie ich) und noch früher mit dem buchdruck (die kirche verbot das private lesen der bibel). hier ist ein demokratisierungsprozeß im gange, der für macht- und reichtumsverlust bei den großen in der welt sorgt. sie fühlen, daß man ihnen mit dem internet ganz gewaltig an den karren fährt, und deshalb wollen sie zensieren und kontrollieren. guckt den film “us now”: http://www.vimeo.com/4489849

  12. Fairness und Respekt, aha – dazu gehört dann auch: Du sollst nicht falsch Zeugnis lesen wider deinen Nächsten.

  13. Das Sommerloch… vielleicht erbarmt sich ja demnächst mal wer, dieses Mega-Sommerloch mit etwas mehr Inhalt und etwas weniger tropisch heißer Luft zu füllen.

    Grundsätzlich kannich ja nachvollziehen, dass Zensursel nach Themen sucht, die für Aufmerksamkeit sorgen, so Mobbing, KiPo und so Zeug…

    Geld für Prävention und Aufklärung ist halt lange nicht so cool für die bundestagswahl ausschlachtbar wie Geld für Zensur und Regulierung!

    Man könnte bald auf die Idee kommen, dass Zursuleinchen nur den Frust des Netzes und alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen soll – quasi als Finte – damit im Hintergrund die Schachfiguren neu ausgerichtet werden können und dann hernach Angie ganz unaufgeregt übernehmen kann, um ihr ganz eigenes Programm zum Abbau von Werten wie Solidarität und Freiheit aufzulegen.

    Happy Bundestagswahl-Fighting Zens-Ursel! BTW woran arbeitet eigentlich unser Stasi-Minister grade? Ist so verdächtig ruhig…

  14. @23: Oo … die Wissen schon warum sie keine Kommentare erlauben … aber ich seh gerade, Autor ist nur Urlich Clauß, der gehört eh zu den Menschen von denen ich keinerlei objektiven Journalismus denn viel mehr Revolverbeiträge wie auch eben jenen erwarte. Sowas sollte sich nicht Journalist schimpfen dürfen, eher Märchenonkel.

  15. Irgendwie erinnert mich das an den Rohrkrepierer „Internet Code of Conduct,“ den sich vor etwas längerer Zeit Tim O’Reilly aus dem Pobbes gezogen hat. Sehr, sehr unausgegoren, dafür mit luschtigen Papperln, die sich die Leute dann ans Blog pinnen sollten (in Form eines amerikanischen Sherrif-Sterns…).

    Für einen eigentlich intelligenten Mann war er dann doch ziemlich überrascht über die Ablehnungs-Laola, die postwendend über ihn hinwegrollte.

    http://radar.oreilly.com/archives/2007/03/call-for-a-blog-1.html

    http://radar.oreilly.com/archives/2007/04/draft-bloggers-1.html

    http://scobleizer.com/2007/04/08/code-of-conduct-or-not/

  16. Hinter dieser Netiquette-Nummer steckt doch sicher das nächste repressive Gesetz, das Schäuble auf dem Familienministeriumsweg umsetzen will…

  17. Was denkt die gute Frau sich eigentlich? Also wirklich! Sollen wir jetzt Sicherheitskameras auf Spielplätzen aufstellen, wegen der prügelnden Kinder? Man kann den Eltern nicht alles abnehmen, und man sollte es auch gar nicht versuchen!

  18. Hallo,
    eine kleine Anmerkung: Den sogenannten Verhaltenskodex gibt es beispielsweise im studiVZ seit ca. einem Jahr ;)

  19. Wie üblich bei den Rechtskonservativen, setzt man mal wieder auf Reglementierung, Kontrolle und Bevormundung anstatt auf Aufklärung und Transparenz.
    Dabei lernt jedes Kind schon, das Regeln in der Hauptsache dazu da sind, gebrochen zu werden.
    Und wie immer wird auch dieser Schuss nach hinten losgehen. Es werden sich Eliten bilden, die jede der eingeführten Regeln durch Knowhow unbemerkt umgehen können. So werden diese Regeln auch eher diesen Eliten dienen, als irgendwen zu schützen.

  20. wir sollten endlich ein gesetz des inhalts verabschieden, dass menschen bis zum 35. lebensjahr in behüteter abgeschiedenheit von staatlich (!) geprüften psychologen auf das wirkliche leben vorbereitet werden.

  21. Man sollte Verhaltensregeln für Politiker aufstellen, z.B. informiere dich, über die Themen, über die du redest… oder – nenne deine Quellen, wenn du Behauptungen äußerst, etc.

  22. Boar hey. Ich muss wirklich aufpassen das ich nicht ausfallend werde. Was soll den der Müll wieder? Bin mal gespannt wie die das „Kontrollieren“ will. Ich hab fast das gefühl die erträgt es nicht, wenn Menschen tun und lassen können was sie wollen und das sowas nede im Chaos endet, dafür ist das Internet das beste Beispiel. Klar, Deppe gibts hier auch. Aber im RL gibts auch genügend. Es Menscheld halt. *g*

  23. Der Ballon, den vdL jetzt startet, ist schon lange in der Pipeline. (von Friederike Beck in einem sehr lesenwerten 3-teiligem Dossier gut herausgearbeitet; siehe http://www.zeitgeist-online.de/special28b.html)

    Homayra Sellier (Präsidentin der amerikanischen „Action group“ von „World Citizens’ Movement to Protect Innocence in Danger“)in einer Radiosendung vom 26.7.1999:

    „Als erstes versuchen wir, das Internet kindersicher zu machen, sicher vor Straftätern, Pädophilen und vor Pornographie. Zweitens bringen wir die nationale Aktionsgruppe mit Polizeibehörden, Internetprovidern und der Internetindustrie zusammen … Wir arbeiten an der Errichtung eines gigantischen elektronischen Wachturms mit einer Rufnummer, um Kindern zu helfen, Sozialarbeiter und Psychologen zu erreichen.“
    Aftab meint mit „Wachturm“ eine Art permanente Internet-Patrouille, die das Weltnetz ständig beobachtet. Und Sellier: „Wir versuchen in allen Ländern, Kontakt mit Führern aufzunehmen, die mit ihrem Image die Sache verbreiten und die Weltmeinung beeinflussen können.“

    Die Verbindungen zwischen vdL über den „Transatlantiker“ v.u.z.Guttenberg und seine Frau zu „Innocence in Danger“ dürften ja hinlänglich bekannt sein.

  24. Zumal das mit den Streitschlichtern und den Vertrauenslehrern ja sooooooo gut funktioniert. Das ich nicht lache. D:

  25. Ich habe das von der satirischen Seite her in meinem Blog behandelt und muss leider einem Kommentator beistimmen, der meinte: „…Nur leider erreicht Zensursula damit wieder mal ihr Ziel: Sie suggeriert den Leuten, die keinen Bezug zum Internet haben, das dieses ein ‚Hort des Bösen‘ ist…“
    Wäre Zeit für eine neue Petition: „Zensur für Zensursel“ ;-)

  26. Fragt alle die VDL wo hier der Kinderschutz bleibt – bitte weitergeben an die die sie schon mit der Indiennummer fertig gemacht haben! http://news.de.msn.com/panorama/Article.aspx?cp-documentid=148776097

    Kinder für Menschenversuche!!!!

    In USA läuft auch eine Redefreiheitsgesetz an – Cyberbullying Act http://www.opencongress.org/bill/110-h6123/show

    Im gesetzentwurf heißt es, strafbar wird, wer anderen „substantial emotional distress “ bereitet…

    Das ist ein gleichgeschalteter Putsch – freut Euch aufs globale 4te Reich!

  27. „Minderjährige müssen beispielsweise wissen, dass sich Erwachsene mit üblen Absichten in ihre Chats einschleichen können.“

    Vor allem die vielen bösen Computerexperten.

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