Die Macht von Thalia

Ein Artikel der Süddeutschen Zeitung beschreibt das Geschäftsgebahren des Thalia-Konzerns: An der Kette.

Welche Literatur in den Ladenregalen steht und beworben wird, das liegt immer seltener in der Hand der Verlage. Die Buchwelt klagt zwar stets über das Internet. Doch inzwischen ist klar, dass es zur Zerstörung einer ganzen Branche keiner neuen Medien bedarf: Ein Konzern wie Thalia besorgt das auf seine Weise.

Sehr interessanter Hintergrundartikel.

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20 Ergänzungen

  1. Vielleicht ist der Ausschnitt nur schlecht gewählt (ich habe den ganzen Artikel nicht gelesen), aber ich empfinde es eher als selbstverständlich, daß der Einzelhändler festlegt, welche Ware er verkauft und besonders bewirbt. Schließlich ist es an ihm uns, den Kunden, ein gutes Sortiment zusammenzustellen. Ansonsten könnten die Verlage ja auch gleich eigene Verkaufsstellen aufmachen.

  2. Ich habe mich noch vor zwei Tagen mit einem Buchhändler von Thalia unterhalten. Das abgefahrenste ist, dass in einigen Unternehmen, die zur Thalia Holding gehören, kein Tariflohn für die Verkäufer gezahlt wird. So verdient ein Verkäufer dort teilweise weniger, als jemand an der Kasse bei Real, denn Metro zahl Tarif. Und das bei einem gelernten Beruf (Buchverkäufer), den fast ausschließlich Abiturienten erlernen.

    1. Dein Artikel ist von 2009, es hat sich bis heute in der Personalpolitik bei Thalia nichts verändert, im Gegenteil es hat sich drastisch verschlechert. Der Azubi mit Abitur steht heute nach Beendigung seiner Ausbildungszeit grundsätzlich erstmal auf der Strasse. Kann sich dann neu bewerben und wird dann als Verkäufer eingestellt. Mitarbeiter die sich im Unternehmen nicht weiterbilden wollen werden gerne mit der Begründung du passt nicht ins Team gekündigt. Und Mitarbediter mit einer eigenen Meinung mag man garnicht. Dazu kommt noch, dass man sich fragt von wem eigentlich die Vorgaben die von leitenden Angestellten an die Mitarbeiter weitergegeben werden, erstellt werden. Diese sind sehr eigenwillig und gut zu überdenken, vom wem stammen die???

      1. Zur Personalpolitik bei Thalia kann ich aktuell aus eigener Erfahrung berichten, dass man nach der Lohnsteuerklasse/Bescheinigung erst gar nicht gefragt wird, sondern am Jahresende den AHA-Effekt erlebt, indem man feststellt, dass man statt einen 400,00 € Job als Student ohne Steuerabgaben – plötzlich einen Job mit der Lohnsteuer VI ausgeübt hat…Wunder, Wunder, sie verlangen dir den ganzen Seelenstriptease – allerdings keine Lohnsteuerbescheinigung -damit sie dich im nachhinein schön zum Finanzamt schicken, falls du dein zu unrecht bezahltes Steuergeld überhaupt zurückbekommst. Das ist Thalia sauber, sauber…

  3. Die Beschwerden sind genauso verfehlt wie die der Musikindustrie. Ich weiß überhaupt nicht, wozu ein Autor einen Verlag braucht. Der braucht eine Webseite, auf der er entweder als Hobbyautor seine Texte veröffentlicht und seine Geld mit anderer Arbeit verdient. Oder er nutzt die Webpräsenz, um dann mit “ Zusatzdiensten“ wie Lesungen Geld zu verdienen. Und wer unbedingt ein gedrucktes Buch veröffentlichen will, kann das über bod.de ganz billig haben. Mich stört auch als Leser das kommerzielle und stark eingeschränkte Angebot der Ketten nicht, denn ich informiere mich im Internet und kaufe gegebenenfalls auch da. Noch gehöre ich vielleicht zur Minderheit, die ist aber schon ziemlich groß. In 10 Jahren müssen vielleicht auch die Buchketten schließen. Natürlich sind die arrogant, das waren und sind aber Verlage gegenüber den Autoren auch. Deshalb hält sich mein Mitleid mit Buchverlagen in starken Grenzen.

    1. Ich kann mich stimmviech nur anschließen.
      Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen: Die Aufgabe der Verlage ist es doch, die Bücher an den Kunden zu bringen. Das müssen Sie ja nicht über externe Buchhändler machen, sie habe doch auch viele andere Möglichkeiten. Wenn sie unbedingt Bücher in einem Buchladen in der Innenstadt verkaufen wollen, und die bestehenden Händler nicht mögen, können sie doch selbst eine Filiale aufmachen.

  4. Sicher ist das bei Edeka ähnlich…nun ist aber das Verständnis der Branche selbst, der Politik und der Gesellschaft die, daß Bücher etwas anderes sind als Aufschnitt und Putzmittel. Daher gibt es Buchpreisbindung und verringerten Mehrwertsteuersatz. Das ist Kulturföderung.
    Jetzt kommen die großen Ketten und picken sich aus diesem, im Endeffekt indirekt subventionierten Markt, die Rosinen raus.

    Stimmt, ein Autor braucht keinen Verlag – natürlich nicht. Du kannst alleine vor Dich hin frickeln, auf Deiner Webseite und bei BoD veröffentlichen. Deine Chancen gelesen zu werden oder gar Geld zu verdienen? Null.
    Bei BoD veröffentlichen vor allem Leute, die zuvor von jedem angeschriebenen Verlag abgelehnt wurden – und das wahrscheinlich meist nicht ohne Grund. Entsprechend ist auch der Ruf von BoD-Titeln.
    Und die Vorstellung, daß man mit Lesungen Geld verdienen ist leider nicht sehr realistisch. Wenn man nicht Dan Brown oder Frank Schätzing heißt, erwarten die Kunden, daß die Lesung Gratis ist. Mehr als ein paar Euro kann man unmöglich verlangen. Lesungen sind für Buchhandlungen fast immer eine reine Marketingveranstaltung die Geld kostet und nicht erwirtschaftet.

    @ Stimmvieh: Woher hast Du die Weisheit, daß Verlage grundsätzlich gegenüber Autoren arrogant sind?
    @ Rüdiger: Du solltest den ganzen Artikel lesen. Es geht nicht alleine um die Auswahl eines Sortiments sondern nur um die Selektion nach „Wer tanzt nach meiner Pfeiffe“.

  5. Ich kann nur empfehlen, den Artikel ganz zu lesen und man sollte auch die darunter befindlichen Kommentare nicht übersehen.

    Auch bei uns in Nbg gibt es eine Thalia Buchhandlung – natürlich mit mehreren Rolltreppen – und ich muss zugeben, dass ich dort sehr gerne einige Stunden verbringe, ich mag die Atmosphäre, in der die Bücher dargestellt werden. Man kann in kleinen Ecken und auf bequemen Sofas in den Büchern schmökern und kaum mal kommt ein Verkäufer vorbei und fragt „freundlich“, ob man denn helfen könne.

    Von daher stimmt die Aussage, dass die Anonymität der Thalia Buchhandlungen viele Menschen dazu bringt, in eine Buchhandlung zu gehen.

    Aber – und da stimme ich dem Tenor des Artikels und der Kommentare darunter zu – über die Preispolitik von Thalia hört man ja nicht erst seit gestern und von daher habe ich für mich einen „eigenen“ Weg gefunden.

    Ich nutze das von Thalia so geforderte Entertainment in der Präsentation der Bücher und kaufe dann aber nur beim kleinen Buchhändler „umme Ecke“. Auch da ist es innen sehr schön, vor allem schön eng und hohe Regale voll mit Büchern, aber wenn man wirklich nur mal 20 Minuten in Buchtipps lesen will und sich dann dazu entscheidet, diesen Titel doch nicht zu kaufen, dann „fühle“ ich mich in einer großen annonymisierten Buchhandlung wesentlich „wohler“ als bei der netten und sympathischen Buchhändlerin, bei der ich dann ein gutes Buch kaufe – aber ein komisches Gefühl hätte, wenn ich ohne einen Kauf den kleinen Laden wieder verlassen …

    Hört sich vielleicht komisch an, ist aber so …

  6. Also die Vergleiche mit der Lebensmittelbranche (4) und der Verweis auf Internetbuchhändler (3) ziehen überhaupt nicht, auch ist das Angebot bzw. die Auswahl überhaupt nicht der springende Punkt. Es geht um die Methoden eines Konzerns für den Bücher nur ein weiteres Produkt im Portfolio gehört. Weitere Marken dieses Konzerns sind .

    Wem Lidl nicht passt, der kann zu Penny oder irgendeinem anderem Discounter gehen. Wem die Discounter nicht aufgrund ihrer Personalpolitik nicht passen, der geht zu REAL etc. Jede halbwegs größere Stadt hat mittlerweile vernünftige Biosupermärkte. Was gibt es denn vergleichbares bei den Büchern?

    Der Verweis auf Amazon ist auch drollig. Bei Amazon denkt natürlich niemand ans Geld. Über die Methoden von Amazon und Mediamarkt hat der Verband unabhängiger Musikunternehmer („die Indies“) einen Artikel veröffentlicht:

    http://www.vut-online.de/cms/?p=672

    Ein Autor, abgesehen von Brown oder Rowling etc. , ist heute schon „Zusatzdienste“ angewiesen, will er nicht verhungern. So sagt zumindest Juli Zeh in einem Interview:

    Der Verkauf der Bücher bringt eher wenig, davon könnte ich nicht leben. Dazu kommen die Erträge aus Lizenzverkäufen: der Verkauf von Taschenbuch-, Kino-, Theater-Lizenzen, für das Ausland, für Hörbücher. Das sind jeweils keine großen Beträge, aber insgesamt läppert es sich. Dann noch Honorare für Lehraufträge, Zeitungsartikel und für Veranstaltungen: Podiumsdiskussionen, Lesungen, auch mal Talkshows. Allerdings zahlt das Fernsehen nicht viel, da bin ich in der Kategorie: Die müsste eigentlich noch was zahlen, damit sie überhaupt kommen darf. Ein bunter Strauß von Optionen, in der Summe funktioniert es.

    http://www.sueddeutsche.de/finanzen/465/303460/text/

  7. Hey stimmviech, das Problem, dass ein Autor hat, ist die Vermarktung und das selbst das Drucken bei bod kommt einem normalen Menschen bei einer bestimmten Auflage teuer. Und wie soll er die Absetzen? Die Verlage haben die Mittel neue Bücher anzupreisen und gegebenenfalls zu hypen. Dazu kommt noch dazu, dass ich zum Beispiel auch auf den Verlag der Bücher sehe. Carlsen und cbj haben zum Beispiel ausgezeichnete Fantasy Sortimente für mich. Und Thalia finde ich sehr nett, die haben in ihrer Filiale in Dresden sogar Sessel wo man etwas schmökern kann!

  8. In ein paar Jahren wird man vielleicht auch über Thalia nicht mehr so sprechen wie jetzt. Dann werden sich vielleicht E-Books so durchgesetzt haben wie vielleicht Mp3s in der Musik.Es sei denn die Buchindustrie macht nicht die gleichen Fehler wie die Musikindustrie und verkauft E-Book und gedrucktes Buch zum selben Preis und klagt Ihre Nutzer wegen Raubkopien an. Das E-Book muss schon günstiger sein, da billiger reproduzierbar. Dann werden vielleicht die Verlage neue Absatzformen finden, z.b. E-Book Automaten in Kiosken oder Cafes wie Starbucks, wo Leute an einem Computerterminal surfen können, und sich per W-Lan oder USB ein Buch auf Ihr E-Book laden können. Dann werden vielleicht auch so wie CD Läden auch die Bücherläden verschwinden. Dies senkt auch die Abhängigkeit der Verlage von der Einkaufsmacht gewisser Buchläden wie Thalia.

  9. Also das mit Thalia ist echt mal n alter Hut. Wer Autoren und Verleger kennt, hört ihr Gejammer diesbezüglich schon seit langem.
    Und Thalia hat wesentlich mehr Marktmacht als Amazon je bekommen würde. Aber interessant, dass das Thema JETZT auch hier auf den Plan gerufen wurde.

  10. Das wirft doch auch ein sehr interessantes Licht auf die ganze Diskussion in Sachen Buchpreisbindung. Die Argumente dafür habe ich nie kapiert, obwohl ich mir wirklich Mühe gegeben habe. Mit dem Artikel dürften sie endgültig widerlegt sein.

  11. Ein Grund wäre dass man wie schon erwähnt mit einem Kulturgut wie einem Buch nicht umgehen kann wie mit Lebensmitteln. Zudem würde der resultierende Preiskampf Ketten wie Thalia nur noch weiter in ihrer Vorgehensweise bestätigen und unterstützen.

  12. Zumindest weiß ich jetzt, daß mein Verlag offenbar nicht an Thalia zahlt. Als eine Bekannte von mir meinen Roman bestellt hat, ging sie zu Thalia in Berlin und erhielt dort die Info, daß das bestellte Buch in zwei bis drei Wochen (!) da sei. Allein diese – falsche – Auskunft schreckt potientielle Käufer ab, denn wer will schon so lange auf ein Buch warten! Sie ließ sich jedoch nicht beirren, zumal sie von mir wußte, daß die Lieferzeit zwei bis drei Werktage beträgt. Und siehe da, drei Tage nach Bestellung konnte sie das Buch abholen.

    Ansonsten halte ich es wie Tobias: In den großen Läden stöbern und in „meiner“ kleinen Buchhandlung um die Ecke kaufen.

    1. ich selbst bin klein verleger und zulieferer im reisebereich vieler buchhandlungen.
      als ich vor kurzem eine treue kundin einer thalia filiale anrief um ihr unsere neuerungen mitzuteilen und zu erfragen ob sie wieder bestellen mag, musste sie mir mitteilen dass ihre filiale und neun andere in der republik nicht mehr bei uns bestellen dürfen.
      der grund, ab sofort testen sie ein jahr aus nur über ihre partnerverlage zu bestellen.
      diese sogenannten partnerverlage (kann nur ein sehr Grosser sein) sind deswegen partner von thalia weil sie ihnen einen extrem hohen wiederverkäuferrabatt gewähren.
      ich habe mir aus sicherer quelle sagen lassen dass dieser rabatt bei um die 60% liegen soll.
      d.h. ca 20% höher als der übliche im deutschen buchhandel.
      ich denke thalia(douglas-holding ag) ist ein konzern der wachsen muss und will und ihm kleinere verlage auf gut detsch scheissegal sind dass einzigste was zählt ist der umsatz und noch mehr der gewinn der am ende des jahres deren aktionäre zufrieden stellen muss damit die europaweite fressorgie von privaten buchhändlern weiterlaufen kann.
      der einzigste der dagegen etwas tun kann und somit auch für vielfalt in unseren buchhandlungen sorgen kann sind wir die lieben kunden.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.