Aktion! Transskript: Philosophisches Quartett mit Schily

Hier mein Startschuss das gestrige „Philosophische Quartett“ mit Schily und Sloterdijk mal ordentlich zu transskribieren (Video: AVI, 840 MB und als MPEG TS, RAW DVB, 2,8 GB, Release it!, Audio: Mitschnitt, 15 MB, OGG, fast komplett).

Aktion!!
Kurz gesagt: Ich schreibs runter, wer sinnvoll die Woche rumkriegen will, korrigiert Tipp-, Großklein- und später Satzbaufehler in diesem Wiki. Die Mitschrift ist schon fast fertig!

In dieser Nacht gab es eine tolle Diskussion im philosophischen Quarett des ZDFs. Lasst sie uns aufschreiben.

Es ging über Bürgerrechte, Freiheit, Sicherheit und so weiter … bei Peter Sloterdijk auf den Sofas saßen nebst Otto Schily auch der schweizer Journalist Frank A. Meyer und Rüdiger Safranski. Mitunter eine sehr heitere Runde. (Welcher Caterer schenkt denen eigentlich den Wein ein?)

Wir transkribieren die ganze Nummer! Danach kann man die Argumente auch schön formalisieren. Aber erstmal abtippen!

Das Tippen übernehm ich erstmal – wer auch nen Mitschnitt hat, kann sich ja mal melden und mitmachen – und wer Groß- und Kleinschreibung sowie die Rechtschreibfehler korrigieren mag, ist auf dieser Wikiseite gut aufgehoben.

update von markus: ich hab den artikel mal neu angelegt, da zu früher stunde einiges zu schnell ging….

22 Ergänzungen

  1. Leider ist der Mitschnitt noch nicht in der ZDF-Mediathek verfügbar. Immhin ist eine Sendung vom Juni dort abrufbar – also sollte dieses philosophische Quartett auch irgendwann dort auftauchen.

  2. Leider gibts bis jetzt noch keinen Kommentar auf Spiegel o.ä. zu dieser herausstechenden Ausgabe der Sendung. Jedenfalls fand ich es grandios, wie Herr Schily mit seiner einfachen, nüchternen Art die beiden Philosophen als wenigstens teilweise romantisch-fabulierende Luftikusse entlarvt hat (‚Nennen Sie mir nur eine Einschränkung der Grundrechte!‘). Blamiert wie begossene Pudel wussten sie nicht mehr weiter … Trotzdem eine der interessanten und bereichernden Sendereihen im deutschen TV!

  3. Was Peter Sloterdijk gestern im “philosophischen” Gespräch mit Otto Schily von sich gab, kann man tatsächlich nicht mehr anders bezeichen, als eine “pretentiöse Philosophierung der Materie”.

    Dabei taten Safranski und sein verschrobener Philosophenkollege Sloterdijk gut daran, den Innenminister a.D. auf das Sofa einzuladen. Denn er gehörte zusammen mit dem Publikum zu den intellektuellen Erleichterungen der Sendung. Bei dem Thema “Terrorismus” und ethischen Fragestellungen, inwieweit der Terrorismus die Gesellschaft verändert oder wie sehr der Bürger durch die Sicherheitsmaßnahmen des Staates seiner Freiheit beraubt ist, kann man es dem vom “Links-Anwalt” bis um “law-and-order-man” in alle Katergorien gesteckten Politiker doch nun wirklich nicht übel nehmen, dass er sich mit seinen bewährten, sachlichen Argumenten wehrt. Wenn er “Sicherheit und Freiheit” als Aufgaben des Staates in einem Satz erwähnt und dabei sich auf den ersten Paragraphen des Grundgesetzes beruft, die Terrorismusbekämpfung durch Fluggastkontrollen verteidigt und dabei die Gegenfrage stellt, wo diese Sicherheitsmaßnahmen nun den Bürger in seiner Sicherheit tatsächlich einschränken, bekommt er von Safranski gar keine Antwort und von Sloterdijk nur eine an allen noch übrich geblieben Haaren herbeigezogene Gegenthese, die den bis dahin sowieso schon die Stirn runzelnden Zuschauer völlig zur Verzweiflung und zur Frage um die Rechtfertigung dieser Sendung gebracht haben dürfte: Es würde sich nicht lohnen – abgesehen davon, dass ich es nicht kann -, Sloterdijks Gedanken hier im Ganzen wiederuzgeben. Nur so viel: Er benutzte die schlaumschlägerischen Begriffe wie “Subkortex” und “Dialektik” (um den Titel der Sendung wenigstens durch ein paar bekannte Begriffe der Psychologie (?) und von mir aus auch der Philosophie (!) zu rechtfertigen), driftet dann schließlich doch zur These, dass in unserer Gesellschaft nur der Mensch sich noch behaupten könne, der seine Angst vor dem Terrorismus in eine paranoide Phantasie transformiert hat. So stellte der Philosoph die Frage auch an Otto Schily: “Sind sie paranoid genug?”

    Otto Schily erwartete diese Frage voller Angst, der Zuschauer dessen Antwort voller Vorfreude, denn sie sollte für den Philosophen vernichtend sein.

    Wieder einmal – leider ! – wurde die Notwendigkeit der philosophischen Reflektierungen über die gegenwärtigen Phänomene durch Sloterdijks creatio ex nihilo dermaßen in Frage gestellt, dass man nur dankbar sein kann, dass er seine subkortikalen Blutungen nur einmal im Monat bekommt.

    Schade, denn die Idee “an sich”, sich mit philosophischen Themen zu beschäftigen, oder vielmehr: Themen der Zeit unter philosophische Beobachtungen zu stellen, ist gut und notwendig, um die Ursachen der Dinge zu erkennen. Eine Plattform wie “das Philosophische Quartett” scheint dieses Mal allerdings ihrer Aufgabe nicht gerecht worden zu sein.

  4. Schade, dass die beiden Philosophen sich so von Schilys autoritärer Art haben einschüchtern lassen. Es ist ein geschickter rhetorischer Schachzug, seinen Gegner immer wieder dadurch zu diffamieren, das man sich selbst als „nüchternden“ Praktiker und den anderen als weltfremd darstellt (als könnte man Praxis und Theorie immer so klar trennen und als wäre nicht auch jede Praxis von allgemeinen theoretischen Annahmen über das eigene Tun begleitet).
    Wieviel Philosophie, für die Schily nur die gängigen Vorurteile übrig hatte, in seinem Selbstbild als „nüchternder“ Praktiker steckt, ist ihm offenbar nicht klar gewesen. Dass man Schily am gestrigen Abend selbstbewusster begegnen konnte, hat wenigstens der Journalist gezeigt.

  5. Ich bin angeregt worden, mich mit dem Thema Freiheit und Sicherheit weiter zu beschäftigen und werde aus diesem Grund die Wiederholung der Sendung auf Phoenix am kommenden Sonntag aufnehmen.
    Mich interessiert vor allem die von Sloterdijk gebrachten Erkenntnisse neuerer Gehirnforschung: Wir denken und handeln bedrängt/beeinflusst durch die innerhalb des Gehirns gegebene Kontroverse zwischen ‚Gefahr und Entwarnung‘. Für das Gehirn gäbe es nicht Begriff und Inhalt des Risikos. Das Risiko wäre an sich ein mathematischer Begriff (das verstehe ich voll unter Bezugnahme auf ‚Wahrscheinlichkeit‘ – und dieser Begriff ist eindeutig mathematisch definiert). Am Schluss der Sendung wurden zwei Bücher empfohlen – die genauen Titel werde ich am Sonntag erfahren; einer davon allerdings behandelte ‚die Macht des Zufalls‘, also passend zum Gesagten. Ich werde mir beide besorgen, weil ich schon die allgemeine und auch meine eigene Einstellung zum Grundthema Freiheit und Sicherheit entdecken möchte.

  6. ich sehe die Sendung eher so, dass Schily sich in keinster Weise auf philosophische, in dem Fall für mich präzisiert, auch gefühlsmäßige Unstimmigkeiten in der Bevölkerung zu tatsächlicher Bedrohung, Bedrohungsszenarien und den von der Politik vorgeschlagenen Maßnahmen einließ.
    Wenn Safranski sagt, Terroristen wollen durch Gewaltanwendung und -androhung Schrecken verbreiten und Gesellschaft destabilisieren, sagt Schily, bei genauerer Analyse zeige sich, dass Terroristen den Staat lediglich als schwach dargestellt sehen wollen. Ja, aber warum. Leider keine Nachfrage und auch keine selbstmotivierte Antwort von Schily.
    Schily fragt nach, welche Grundrechte bzw. Freiheiten konkret eingeschränkt worden seien und bittet die Gesprächsteilnehmer nur etwas zu nennen, was in seiner Amtszeit passierte, weil er sich da besser auskenne. Na hallo, plumper geht es nicht? Drei Personen, die genau etwas zu Schilys Amtszeit sagen können und zur aktuellen Situation nichts zu äußern hätten…? Heiligen’see’damm wird dann abgeschoben.
    Weiter. Sloterdijk will Risiko als Begriff einbringen. Was durchaus legitim erscheint, besonders nachdem Schäuble davon schwafelte, sich den Rest der verbleibenden Zeit (schmutzige Bombe) doch schön zu machen. Risiko ist in sofern richtig, dass im Vergleich zu einer Atombombe, die Alles vom Einschlagspunkt in einem bestimmten Radius vernichtet, der größer als bei einer schmutzigen Bombe nunmal ist, das Risiko Opfer eines terroristischen Anschlags kleiner ist.
    Schily will ja kein Alarmismus- hält ihn aber aufrecht. Er lässt sich nicht auf eine allgemeine Diskussion ein, will konkrete Beispiele, die er dann als nicht relevant einstuft. Stellt Fragen, deren Antworten er nicht akzeptiert. Lässt nicht ausreden. Schlechter Stil.

  7. Nachtrag:
    die ‚Philosophen‘ waren viel zu nachgiebig, zu zurückhaltend, defensiv! Sind das verschiedene Gesprächkulturen, die da aufeinanderprallten?
    Schließlich hat mir diese Sendung nicht wirklich viel gebracht an Antworten, wie ich mit der zunehmenden Unsicherheit, wo ich persönlich nicht mehr genau feststellen kann, aus welcher Ecke sie wirklich kommt (Terrorismus oder Staat), umgehen kann – gedanklich als auch konkret.

  8. So ist das halt mit den Philosophen. Sobald einer von aussen kommt und rumpoltert bestaunen sie dieses Tun und warten ab. Wobei Sloterdijk aber dann doch einen ganz gelungenen Angriff startete als er darlegte auf welcher urzeitlichen Ebene Politik mittlerweile die Menschen erreichen will…
    Ich fand das durch und durch schlüssig und sehr gelungen.

    Viel Spass beim abtippen dieses Gestammels. Was sich Sloterdijk da manchmal für Zeit nimmt um einen einfachen Satz zu formen ;-)

  9. Ich glaube der Schily wird nicht noch einmal im PQ mit von der Partie sein. Hier stellt sich die Frage wer auf die Idee gekommen ist, diesen – im diskursiven Sinne – Brutalopanzer einzuladen. Beide Philosophen waren sichtlich genervt und Sloterdijk hatte sich dann (aus Frust?) auch eine zeitlang aus der Diskussion ausgeblendet. War schon spassig zu sehen, wie Bulldozer-Schily rhetorisch völlig ohne Stil dafür umso mehr Überzeugungskraft alles plattwalzte was in den Weg kam.

    Durch die dominante Figur Schily in agressiver Verteidigungshaltung hat die Sendung enorm gelitten. Philosophie hat aus meiner Sicht auch etwas mit Stil zu tun. Das Format braucht andere Gäste um Niveau zu halten.

  10. Furchtbare Sendung, ein rumpolterndes Ekel als Gast. Ich weiß nicht, warum ich mir dieses Sabine-Christiansen-Niveau eine Stunde lang angetan habe.

  11. …ich fand diese Sendung absolut erschreckend. Inhaltlich hatte sie dank Herrn Schilys demagogischen, rüpelhaften Auftretens rein gar nichts zu bieten. Offenbar hatte Herr Schily auch noch seine Klakeure mitgebracht, die nur weil sie Herrn Sloterdijk nicht verstanden auf Schulklassen-Niveau über diese in ihrem Verständnis intellektuellen, weltfremden Deppen lachten. Dummheit ist wirklich grenzenlos. Schilys Argumentation belief sich auf das Vom-Tisch-Wischen jeglicher theoretischen Themen-Näherung nach dem Motto: „Ich akzeptiere nur das, was ich sehe, alles andere ist ja totaler Quatsch“

  12. Ich fand die Sendung äußerst interessant, da meines Erachtens die in ihr vertrenden Person es nicht geschafft haben, sich aus ihren festgefahrenen und irgendwie auch beinahe klischeehaft wirkenden Rollen zu befreien. Umso deutlicher wurden so allerdings die Konturen der Charaktere sichtbar. Zum einen Otto Schily, der in seiner beinahe penetranten Unwilligkeit oder Unfähigkeit, (das sei hier mal dahingestellt – ersteres wäre vielleicht schlimmer als letzteres), jegliche Anstrengung unternahm, sich nicht auf Gedankengänge einzulassen, die das Thema einmal auf einer philosophischen und etwas abstrakteren Ebene reflektieren wollten. Nicht nur, daß er es nicht schaffte, über das übliche Argumentationsniveau der einschlägigen Polittalkshows herauszugehen. Vielmehr noch wartete er ja nichteinmal ab bis Herr Sloterdijk seine Gedankengänge überhaupt zuende führen konnte, bevor er mit demagogischen Floskeln versuchte, seinen Gegenüber der Lächerlichkeit Preis zu geben. Ein besonders gutes Beispiel hierfür war Sloterdijks Versuch, die unterschiedlichen Begriffe „Gefahr“ und „Risiko“ einzuführen, die darauf verweisen sollten, daß die Relation zwischen der uns durch die Medien propagierten Terrorismus-Bedrohung und der realen Terorrismus-Bedrohung mehr als schief zu sein scheint oder zumindest hinterfragt werden sollte. Nachdem Schily Sloterdijk an dieser Stelle mehr als, man kann es nicht anders sagen, dumm mit einer populistischen Floskel abwürgte, versuchte Sloterdijk zu einem späteren Zeitpunkt, diesen Punkt wieder aufzugreifen und anhand des gewählten, wohl gewollt abstrus wirkenden Beispiels der „Hosenbein-Unfälle“ zu veranschaulichen. Man hatte beinahe das Gefühl, daß Sloterdijk versuchte, das Gespräch auf ein Niveau herunterzubrechen, das auch Herr Schily versteht. Dies sollte der Zuschauer wohl auch so empfinden. Der spätere „Schneckenvergleich“ zielte meines Erachtens in dieselbe Richtung. Andereseits schaffte es Sloterdijk gerade in der zweiten Hälfte der Sendung aber auch nicht, seine Thesen so darzustellen, daß sie die Diskussion positiv befruchten konnten und dies lag meiner Meinung nicht nur an Schilys destruktiver Diskussionkultur. Mir ist es auch schwer gefallen, seinen neurobiologischen Exkurs zu verstehen, auch wenn ein erneutes Anschauen des Videos hier durchaus hilfreich ist. Nur die Möglichkeit haben die Diskussionteilnehmer schließlich nicht und der Zuschauer auch nur im nachhinein. Verständlicheres Vokabular und Formulierung, mehr Erläuterungen zu den neurobiologischen Fachausdrücken und etwas weniger Abdriften in unvollständig und nicht zuenede formulierte Argumentationsgerüste wären vielleicht hilfreich. Bleiben noch Safranski und Meyer. Safranski blieb in seiner zurückhaltenden Rolle eher blaß und verspürte wohl kein Bedürfnis, sich mit dem ehemaligen Innenminister anzulegen. Minuspunkt war seine schuldig bleibene Antwort auf Schilys Frage nach konkreten, die Freiheit einschränkenden Maßnahmen, die zwar in keinster Weise den vorher tangierten Diskussionskern traf, die aber eine bessere Vorbereitung Safranskis auf seinen Gast hätte wünschen lassen. Gelungen war hingegen Safranskis Antwort auf Schilys Romantikexkurs, dessen These er gegen ihn wendete und somit genau den Diskussionskern traf und Schilys Argumenation als Trugschluß entlarvte. Erfrischend fand ich Meyer, der es durchaus verstand, zwischen dem demagogisch auftretenden Politiker und dem anscheinend für viele weltfremd wirkenden Philosophen zu vermitteln und gewissermaßen die Argumente jeweils für die Gegenseite so aufzubereiten, daß diese dort ankamen. Diese Dolmetscher-Rolle spielte er dabei ohne seine eigene Position hinterm Berg zu halten. Ein durchaus gelungener Auftritt Meyers, wie ich finde. Auf welche Seite man sich nach dieser Sendung auch schlägt, zwei Dinge bleiben festzuhalten. Es mangelt im deutschen TV an einer niveauvollen Diskussionkultur, gerade zu politischen und philosophischen Themen. Ich bin mir nicht sicher, ob dies alleinig an den TV-Formaten oder vielleicht auch am Medium Fernsehen und seinen Darstellungs- und Wahrnehmungsmöglichkeiten selbst liegt. Auch wenn viele Aspekte in der Sednung unbeleuchtet blieben, so ist mir selbst eine nicht ganz geglückte Version des „Philosophischen Quartetts“ lieber, als so ein „nonsens Konsens“ in den einschlägiogen Talkshows. Vielleicht war die Sendung gerade durch die Differenzen zwischen den teilnehmenden Personen so interessant. Damit verbunden bleibt des weiteren festzuhalten, daß eine Diskussion über die Rolle der Medien, deren Wirkung und deren Darstellung des 11. Septembers und der „terroristischen Gefahr“ fehlt, die sich m.E. nicht alleinig an den Inhalten der Beiträge, sondern auch grundsätzlich mit der Wirkung des Mediums Fernsehen und dessen ihm innewohnenden Wirkmechanismen beschäftigen sollte.

  13. Terrorismus ist nicht abstrakt sondern real.

    Realisten glauben nicht an ein Utopia in dem es keine Konflikte mehr gibt weil alle Werte abgeschafft wurden.

    Die Flucht in die Metaebene wurde vom Publikum durchschaut und ausgelacht.

  14. @Lopki:
    Es geht nicht darum, ob Terorismus real oder abstrakt ist, sondern darum, ob das Bild, das wir durch die Medien vom Terrorismus vermittelt bekommen dem „realen“ Terrorismus entspricht oder nicht völlig überzogen ist.

  15. „Realisten glauben nicht an ein Utopia in dem es keine Konflikte mehr gibt weil alle Werte abgeschafft wurden.“

    Nein, „Realisten“ glauben, daß es „das Böse“ ohne Ursachen gibt.

  16. Henry .. Die Diskussion verlief so aufgeregt eben weil solche theoretisierenden Ansätze, Realisten in Anbetracht echter Bedrohung eine eschreckende Verharmlosung der Problematik signalisieren. Der Böse Schily würde wohl noch sagen „Wir können aber auch gerne über die Tagesschau reden“. In Umfragen welche Länder als größte Bedrohung angesehen werden spiegeln sich die Prioritäten die unsere MSM setzen wieder. Ich gehe also davon aus das du zufrieden mit der Berichterstattung bist.

    Alexa .. Auch jemand der an Gott glaubt ist in der Lage nach Ursachen für schlechtes zu suchen. Wenn das nicht so wäre wären wir ja mitlerweile ein Volk von Genies. Nicht jeder der schlechtes tut ist ein Opfer. Du lehnst „das Böse“ als Konzept ab nicht nur weil es dir nicht tiefgründig genug ist sondern weil du gelernt hast das Menschen die keine Werte haben nichts haben für das es sich lohnt zu sterben oder zu töten oder lese ich dich falsch?

  17. lopki, ich wollte mit meinem ironisch gemeinten Einwand eigentlich nur sagen, daß ich Leute, die glauben, den Terrorismus nur durch Überwachung, Unterdrückung und Gewalt bekämpfen zu können, ohne zumindest auch mal nach den Ursachen des Terrorismus zu fragen, nicht für „Realisten“ halte.

  18. lopki, du erwähnst, dass Realisten durch „theoretisierende Ansätze“ eine „Verhamlosung der Problematik“ fürchten. Frage: Woher weißt du, wie ernst die Problematik „wirklich“ ist? Ich glaube du bist wie die meisten bei der Einschätzung der „wirklichen Problematik“ auf die Darstellungen angewiesen, die dir die Medien bieten.
    Deshalb ist es vollkommen legitim zu fragen, ob diese Darstellungen dem Phänomenen „Terrorismus“ gerecht werden.
    Das ist keine überflüssige Theoretisierung, die von irgendetwas ablenken oder irgendetwas verharmlosen soll.
    Im Gegenteil, sie hilft einem klarer zu sehen. Ich glaube nicht, dass es viel mit „Realismus“ zu tun hat, wenn man glaubt, dass die Art, wie über etwas berichtet wird und wie es dargestellt wird, nicht so wichtig ist. Wie auch immer, die Chance, einer realistischeren Einschätzung der Problematik näher zu kommen, ist in jedem Fall größer, wenn man einen kritischen Abstand zur Medienberichterstattung herstellen kann. Das kann man nur, wenn man sich auch über die mediale Darstellung Gedanken macht und sie in diesem Sinne „theoretisiert“. Theorien sind dabei nicht automatisch schlecht, es gibt gute und schlechte Theorien. Die guten helfen einem, sich in der Praxis zu orientieren, die schlechten tun das Gegenteil. Ich habe das Gefühl, es wird immer ein künstlicher Gegensatz zwischen Theorie und Praxis aufgemacht, wobei Theorie ganz allgemein = schlecht und weltfremd bedeutet und Praxis = gut und realistisch. Wer von diesem Gegensatz ausgeht, betreibt zum Beispiel ziemlich schelchte Theorie, auch wenn es ihm nicht bewusst ist. Shily hat genau das getan und das Wort „Praxis“ dabei immer als Kampfbegriff benutzt, nach dem Motto: Ich bin ein Mann der Praxis und weil ihr Männer der Theorie seid, habt ihr keine Ahnung.

  19. Tobias .. niemand ist mehr auf die Darstellungen „der Medien“ angewiesen. Die meisten Leute die hier posten, lesen Blogs und wechseln die Medienlandschaft mit einem Mausklick. Nenn mich elitär aber wie oft wird man heute noch von einem Bericht oder Artikel in den MSM überrascht? Man weiss eigentlich bei jeder Nachricht vorher was Spiegel/Tagesschau und andere Leitmedien dazu schreiben/berichten werden.

    Der individuelle Informationsstand ist wichtig aber genauso wichtig ist durch welche subjektiven Filter diese Informationen laufen. Die in der Fernsehsendung über die wir hier sprechen angestossene Mediendiskussion lief so ins Leere weil die Einschätzung der Teilnehmer über die Problematik „radikaler Islam“ so unterschiedlich war. Da muss man sich auch nichts vormachen. Ich habe diese Seite hier nur aus Zufall gefunden aber ich gehe mal davon aus das die meisten Leute hier post-moderne-werte-relativierende-nachwuchs-marxisten sind die sich über George Bush wesentlich ehrlicher aufregen als über alles andere. Von dieser Seite kann man keine vernünftige Einschätzung des Terrorismus erwarten und deswegen würde auch jede Mediendiskussion nur dazu dienen davon abzulenken, bzw. „eure“ politische Agenda zu promoten.

    Wärend auf der ganzen Welt Menschen sterben will Sloterdijk darüber reden ob nicht vielleicht die Medien das Problem sind, und zwar nicht etwa weil sie nicht hinreichend über die Gefahren eines weltweit agierenden Terrorismus aufklären sondern im Gegenteil weil sie nicht die neuesten Erkenntnisse der Hirnforschung verinnerlichen und die Menschen zu lieben Pazifisten aufklären. Ist doch klar das Schily der sich jahrelang mit Gefahrenanalysen beschäftigt hat abwinkt und erstmal die Grundlagen klären möchte und dies ist im eindeutig gelungen. Die Theoretiker wurden als Schwätzer entlarvt oder ist das nur Wunschdenken von mir?

    Selbstverständlich gehe ich davon aus das ich was die Terrorproblematik betrifft aufgeklärt bin und es hier mit Leuten zu tun habe die in einer ideologischen Scheinwelt leben. Ich bin aber auch überzeugt davon das Ihr umgekehrt das gleiche denkt und schon haben wir das gleiche Problem wie die Teilnehmer der Diskussion.

    Zuerst muss geklärt werden wie groß die Terrorbedrohung ist, erst dann können wir vernünftig über die Berichterstattung der Medien darüber reden.

  20. das spannungsfeld zwischen sicherheit und freiheit ist eben kein thema nur für pragmatiker, mit einer angeborenen neigung ihre meinung als realismus auszugeben. wir müssten einen diskurs führen, wieviel innere sicherheit verträgt eine demokratie. die ganze diskussion über die terrorgefahr etc. führt ja zu skurillen verhaltensweisen und inneren dialogen. so besuchte mich in strasbourg ein bekannter, der soeben aus paris angereist war und stellte fest, dass er in der metro in paris sich häufiger gefragt hat, ob diese beiden herren, die auf einmal aufstanden und in zwei verschiedene richtungen davongingen vielleicht potentielle bomber sind. er beschrieb noch 2 bis 3 ähnliche erfahrungen, die er gemacht hat. wie man an diesem beispiel sieht ist es nicht die von staatswegen gewährte freiheit, sondern auch die freiheit, die wir fühlen. und in diesem zusammenhang müssen sich die Schilys und Schäubles dieser erde schon den vorwurf der panikmache und der überhitzung der tatsächlichen gefahren gefallen lassen. und angst ist immer ein schlechter ratgeber in sachen freiheit, den menschen sind meist dazu bereit für die vermeidung von schmerzen ziemlich viel zu akzeptieren. außerdem ist zu überlegen, wenn eine ganze gruppe bzw. religionsgemeinschaft unter öffentlichen generalverdacht kommt, dann ist die aufgabe des staates dies zu verhindern und die bürgerrechte sind natürlich in gefahr. den die schläferdiskussion führt natürlich dazu, dass keine nachvollziehbaren kriterien für die gefahr mehr vorhanden sind und somit alles was ins „raster“ passt latent kriminalisiert wird. das heißt der unbescholtene muslim muss heute der gesellschaft beweisen, dass er kein bombenleger und terrorist ist, die verschleierte muslimin muss davon ausgehen, dass sie entweder ein mittleitiges kopfschütteln oder eine blöde ansage erntet. ich habe aber noch nie erlebt, dass eine frau im gängigen businessoutfit ein mitleidiges kopfschütteln, ob ihrer unfreiheit erhalten habe. den groben keil des pragmatismus kann ich in grundsätzlichen diskussionen nicht so einfach hinnehmen, eine für viele vielleicht akademische diskussion über grundrechte sollte geführt werden. auch das argument – „wer keinen dreck am stecken hat, der braucht sich auch nicht fürchten“ – kann ich nicht gelten.

    Don´t worry be happy

  21. Als regelmäßiger und interessierter Zuschauer der Sendung war ich doch ziemlich geschockt und auch enttäuscht von der letzten Debatte. Herr Schilly und auch manche meiner Vorredner sollten sich nochmal in das Bewusstsein rufen das die Sendung weder „Christansen“ noch „Anne Will“ heisst, sondern dem Namen nach wenigstens ein bisschen mit Philosophie zu tun hat.
    Nur leider scheint der liebe Herr Innenminister A.D. überhaupt keinen Bezug zur Königin der Wissenschaft zu haben. Auch kann er sich nicht ansatzweise in sie hineindenken.
    Wenn Herr Schilly Herrn Safranski unerträglich oft fragt wo er jemals die Freiheit der Bürger aktiv beschnitten hat, möchte man ihm gern zurufen, hier sitzt ihnen ein Philosoph und kein Oppositionspolitiker gegenüber. Das ständige „Ins-wort fallen“ zeigt ebenfalls das Herr Schilly leider nur auf der Ebende von den oben bereits erwähnten Politrunden disskutieren kann.
    Eine andere Besetzung in anbetracht dieses gerade philosophisch interessanten Themas wäre, so meine ich deutlich spannender gewesen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.