Stehen Kochrezepte unter dem Copyright?

In der Washington Post war letzte Woche ein Artikel, welcher der Frage nachging, ob und inwiefern Kochrezepte unter dem Copyright stehen: Can a Recipe Be Stolen?

„We all know about plagiarism, copyright and intellectual property rights issues, but we hadn’t given them a thought when it came to the cookbook,“ said Simms, a junior at Walter Johnson High School in Bethesda. When a potential contributor fretted about handing over a recipe for Toll House cookies that appears online, in many cookbooks — and on bags of semisweet chocolate chips — „we did begin to worry a little,“ she said.

The girls knew the legal concepts from high school, and copyright and intellectual property issues were being drummed into them because of lawsuits on downloading music into MP3 players and iPods. But here were similar issues in the kitchen.

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3 Ergänzungen

  1. Interessant! Die europäischen Spitzenköche organisieren sich und Gründen eine Interessenvertretung. Die ihrerseits gründet ein Firma wie die GEMA, die dann Gebühren einzieht, wenn jemand ein Rezept nachkocht. Später werden dann Pauschalgebühren für Herde und Mikrowellen fällig… vielleicht auch für Campingkocher und Küchenmaschinen.

    … oder ist das alles zu abwegig???

  2. Alles nur eine Frage der Lobbykraft. Köche sind nicht so straff organisiert wie die Musikverwerter. Die haben ihre Rechte und Zuständigkeit früh erkannt und sich etabliert.
    Ob es wohl einen Verein gibt zur „Pflege des deutschen|europäischen|mittelwestniederrheinischen Kochwerks“ als e.V. oder wasimmer? Der oder der nicht mit den großen Kochbuchverlagen zusammenarbeitet? :D

    Ganz so abwegig wie ich hier übertrieben habe scheint das nicht. (Obwohl, dann würden womöglich für das verzehrfertige Gericht Lizenzen fällig, nicht aber für das Rezept an sich.) Aber noch ist das zum Glück eine absurde Vorstellung.

  3. da muss man 2 dinge unterscheiden: das rezept als idee und das rezept als schriftwerk. die idee ist nicht schützbar (zumindest nicht nach deutschem recht). das ist aber bei musik auch so. das musikstück, dass in meinem kopf existiert, ist nicht schützbar. erst wenn es wiedergegeben wird (in form von noten oder auf einem tonträger) oder öffentlich aufgeführt wird, dann genießt es schutzrecht. insofern ist die idee, wie welche zutaten zu mischen sind, nicht schützbar. das rezept auf einem stück papier ist schon schützbar, wenn die schöpfungshöhe ausreichend ist. die richtet sich aber nicht nach der kulinarischen qualität, sondern danach wieviel intellektuelle leistung beim aufschreiben des rezepts beteiligt war. einfache zutatenlisten mit stichwortartigen beschreibungen haben sicher keine ausreichende schöpfungshöhe. ausführliche beschreibungen der herstellung wahrscheinlich schon. diese dürften dann auch nicht einfach kopiert werden. aber wenn ein koch die idee für ein rezept schützen wollte, dann würde der urheberschutz für das rezept nicht ausreichen. jedermann darf es nachkochen, wenn er das rezept kennt. die frage ist, ob die zubereitung einer speise durch einen koch eine öffentliche aufführung des rezepts ist, also die speise selber ein kunstwerk ist. das ist eine interessante frage. leider weiß ich die antwort nicht. meiner meinung spricht aber nichts dagegen, eine speise als ein werk anzusehen. in der architektur gilt ähnliches. nicht nur der bauplan eines gebäudes ist geschützt, sonders das gebäude selbst auch. es darf also nicht einfach nachgebaut werden. wie immer ist hier aber die schöpfungshöhe relevant. das heißt, wohnsilo und currywurst mit pommes haben sicher keine ausreichende schöpfungshöhe.

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