FOSS@Work Tag1

Guten Morgen Deutschland. Während ich hier in Manila schon das Mittagessen hinter mir habe, zeigt mein Notebook noch die deutsche Zeit mit 6:30 Uhr an. Heute morgen hat offiziell die erste FOSS@Work Confercen/Workshop gestartet. Ziel der nächsten drei Tage ist, Vertretern von kleinen und Mittelständischen Unternehmen, sowie Verwaltungen, Freie Software in vielen Facetten nahe zu bringen. Hier sind ca. 60 Menschen aus zehn asiatischen Staaten der ASEAN3-Region. Diese kann man relativ auf Süd-Ost-Asien eingrenzen. Die meisten Anwesenden sind noch jünger als ich und im Gegensatz zu Events in Europa gibt es keinen einzigen Apple-Notebook. Scheint am westlichen Lifestyle zu liegen.

Organisiert und durchgeführt wird die Konferenz vom International Open Source Network (IOSN) des Entwicklungsprogrammes der Vereinten Nationen (UNDP), der University of the Philippines und InWent – internationele Weiterbildung und Entwicklung gGmbH. Letztere ist eine von mehreren deutschen Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit und und Kunde von newthinking communications (Disclaimer).

Heute morgen gab es erstmal Einführungsworte der unterschiedlichen Organisatoren sowie zwei Politiker-Reden. Letztere waren aber interessant. Ein Abgeordneter des Parlaments stellte seine Gesetzesinitiative zur Förderung von Freier Software vor, die momentan ihren parlamentarischen Weg geht und wo am Mittwoch die erste Anhörung stattfindet. Den Gesetzesentwurf konnte man im Vorfeld im Internet kommentieren und der Abgeordnete freute sich über das viele Feedback, was bekommen hat. Einerseits viel von Studenten, andererseits auch viel aus dem westlichen Ausland. Und dsa philippinische Jugendparlament, welches halbjährig zusammen tritt, hätte die Initiative mit einer Resolution schon unterstützt.

Microsoft hat schon reagiert und erstmal im Parlament eine eLearning Plattform für das Training der Mitarbeiter von Parlamentariern gestartet. Anscheinend findet das tatsächlich analog im Parlamentsgebäude statt. Gleichzeitig werden alle Abgeordneten jetzt von Microsoft mit eigenen Notebooks versorgt. Überhaupt ist Microsoft hier ein grosses Thema. Vor allem, seitdem die Business Software Alliance (BSA) hier massiv gegen „Piraterie“ vorgeht und es öfters Razzien mit Polizei-Spezialeinheiten in kleinen und mittleren Unternehmen gibt. Gestern Abend konnte man auch im Kabelfernsehen eine IT-Fernshow sehen, wo die BSA und Microsoft wöchentlich über „Piraterie“ aufklären. Die Wirkung ist enorm. Anstatt Microsoft-Lizenzen zu kaufen, informieren sich viele Unternehmen und Verwaltungen über Alternativen und landen bei Freier Software. Ein Regierungsvertreter erzählte mit einem Lachen, was Alltag bei ihnen ist. Seitdem die BSA-Kampagnen gestartet ist, rufen immer öfters Unternehmen und Verwaltungen an und fragen, ob man das nicht stoppen könnte mit den Razzien. Die Anfragenden bekommen dann eine Linux-CD mit mehr Informationen zugeschickt. In vielen Verwaltungen würde vermutlich keine einzige Originalsoftware eingesetzt. Im übrigen würde der normale Philippinier (Sagt man das so?) sowieso denken, die Software sei kostenlos beim Kauf von Hardware. Ein schwerer Stand für die BSA und Microsoft, die übrigens ihre „Piraterie“-Razzien aufgrund von PR-Komplikationen eingedämmt haben. Dies wurde doch zu sehr als Linux-Werbekampagne aufgenommen und erzielte damit nicht die gewünschte Wirkung.

Ich hab das Pressehintergrundgespräch mit dem Abgeordneten und dem Regierungsvertreter auf MP3 aufgezeichnet und wollte daraus noch zusammen mit anderen Interviews eine Audio-Reportage machen. Einige Statements hab ich auch auf Video, aber hier im Hotel hat das Internet Analog-Geschwindigkeit und an Uploaden ist gerade nicht zu denken. Naja, manchmal würde ich mich noch über Analog-Geschwindigkeit freuen. Kommt vielleicht doch eher an BTX heran.

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