StadionFußballfans fordern Abbau der Überwachung nach der Pandemie

Fußballfans fürchten, dass während Corona eingeführte Maßnahmen wie personalisierte Eintrittskarten zum Ende der Pandemie nicht mehr abgeschafft werden. Sie fordern, dass zu gegebener Zeit auch im Stadion der vorpandemische Zustand wiederhergestellt wird.

Fußballfans halten Schals nach oben
Fußballfans im Stadion sind seit jeher einem hohen Überwachungsdruck ausgesetzt. – Alle Rechte vorbehalten IMAGO / Jan Huebner

Fußballfans gehören seit Jahren zu einer gesellschaftlichen Gruppe, die in ihrem Leben besonders stark überwacht wird. Zur Bekämpfung der Corona-Pandemie wurde in den Stadien die namentliche Bindung von Tickets eingeführt, eine Maßnahme, die von der Innenministerkonferenz immer wieder und unabhängig von Corona gefordert wurde.

Die Bundesregierung hat für den 20. März groß angelegte Lockerungen der Corona-Maßnahmen angekündigt. Im Zuge dieser Lockerungen fordert der Dachverband der Fanhilfen, eine Interessenvertretung von Fußballfans, ausdrücklich auch Lockerungen für Fußballfans und den Stadionbesuch. „Das Mittel der personalisierten Tickets lehnen wir entschieden ab“, heißt es in einer Pressemitteilung des Verbandes

Die in den Stadien eingeführten Hygiene- und Abstandsregeln sowie besonders das umfangreiche Sammeln und Speichern persönlicher Daten hätten das Stadionerlebnis grundlegend verändert und viele Fans davon abgehalten, die Stadien zu besuchen, heißt es dort weiter. Schon in den vergangenen Jahren hätten Polizei und Justiz „mehr als genug vollkommen überzogene Überwachungs- und Repressionsinstrumente“ gegen Fußballfans eingeführt.

Die Fußballfans haben hierbei vor allem die personalisierten Tickets im Auge: „Dauerhaft eingeführte personalisierte Tickets würden lediglich dazu führen, dass die Sicherheitsbehörden noch mehr Daten über einzelne Fans sammeln würden, die nicht selten illegal weitergereicht werden, wie einige Fanhilfen zuletzt aufgedeckt haben.“ 

Große Datensammlungen

In der Tat sind tausende Fußballfans in der Datei „Gewalttäter Sport“ gespeichert, einer Datenbank, die keine rechtmäßige Verurteilung erfordert und in die so auch immer wieder unbescholtene Fans gelangen und dann bei Kontrollen stigmatisiert werden. Diese Daten wurden teilweise unter fragwürdigen Umständen an Ausrichter internationaler Fußballwettbewerbe, unter anderem an Russland weitergegeben. Bei Auskunftsersuchen von Fans kam es außerdem in Bremen vor, dass diesen über sie gespeicherte Daten verheimlicht wurden.

Während Corona wurden aber auch automatisierte Einlasssysteme mit Temperatur- und Maskenkontrolle erprobt und so weitere Möglichkeiten der Überwachung von Menschen, die einem Freizeitvergnügen nachgehen, ins Gespräch gebracht.

Für den Fanverband ist klar: „Es muss zu einem konsequenten Abbau aller zusätzlichen Kontrollen und Zugangsbeschränkungen kommen, die einem freien, unbeschwerten, anonymen und spontanen Stadionbesuch entgegenstehen.“ Fußballfans seien keine Schwerverbrecher:innen, der Besuch von Stadien sei sicher.

Trend zur personalisierten Tickets generell zu beobachten

Die Forderungen der Fußballfans sind auch spannend vor dem Hintergrund um die Diskussion, ob nach der Corona-Pandemie auch wirklich alle Grundrechtseinschränkungen abgebaut werden. Zu den realen Grundrechtseinschränkungen durch staatliche Maßnahmen kommt auch eine Gewöhnung der Gesellschaft an Überwachungstechniken wie permanente Check-Ins, dem Abgeben von Namen und Adressen an vielen Orten sowie personalisierte Eintrittskarten nicht nur beim Fußball – und damit Datensammlungen bei Unternehmen. 

Durch die Pandemie könnte der Trend zu elektronischen Vorverkäufen mit namentlicher Registrierung auch in anderen Bereichen wie Konzerten und Festivals endgültig Einzug erhalten. „Wenn wir überall namentlich erfasst werden, dann weckt das Begehrlichkeiten“, sagte Linus Neumann, Sprecher des Chaos Computer Clubs, zuletzt zu diesem Thema gegenüber netzpolitik.org. Gerade habe man das an der Nutzung von Luca-Daten durch die Polizei gesehen. „Solche Szenarien werden wir häufiger haben, je mehr die Teilnahme am Leben personalisiert gespeichert wird.“ 

4 Ergänzungen

  1. Es gibt eine Möglichkeit sich dagegen zu wehren: knallhart die Spiele im Stadion boykottieren! Wenn keine Zuschauer mehr kommen wird man ganz schnell umdenken.
    … Aber wie man es so schon kennt, es werden wohl wieder nur große Töne gespuckt, und am Ende sind doch fast alle wieder im Stadion dabei. Man hat ja vorher schon gemeckert ohne was zu tun.

  2. Die Entwicklung der personalisierten Tickets hat aber weder etwas mit Überwachung noch mit der Pandemie zu tun.

    Es geht schlicht darum einen Schwarzmarkt auszutrocknen der in den letzten Jahren mafiöse Strukturen angenommen hat.

    Von dieser Ticket-Mafia ist schlicht nur mehr noch das gute alte Kino sicher, selbst Opernhäuser wurden inzwischen zum Spielball dieser Mafia.

    Den Aufschrei hier verstehe ich insofern nicht, weil Fußball-Fans ohnedies ein Abo besitzen, und sich so einiges ersparen, und diese Abos sind schließlich immer personalisiert.

    Persönliche Anmerkung, mein Eindruck ist durchaus das diverse Veranstalter sehr gezielt diesem Schwarzmarkt und Mafia in die Hände spielt. Das der Wiener Staatsoper gegen die Mozart-Verkäufer am Stephansplatz nichts entgegensetzt kann, das kann man meiner Märchentante erzählen.

      1. Schreibe doch keinen Mist.Der bedarf ist da und wird ausgenützt.Das Personalisieren dient nur zur Überwachung. Beantragen sie das keine und große Führungszeugnis.Nehmen sie sich einen Anwalt der soll man bei der Polizei nachfragen nach ihren gespeicherten Daten.Vergleichen sie diese.Interessant!Noch viel interessanter ist die Akte die sie nicht bzw. nur mit Hilfe eines guten Beamten mal zu sehen bekommen-der gute Mann riskiert Kopf und Kragen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.