Elektronische GesundheitskarteWarum Sie nur noch geerdet zum Arzt gehen sollten

Ärzt:innen sind fassungslos: Die neue Gesundheitskarte kann offenbar die Praxis-IT lahmlegen, wenn Patient:innen elektrostatisch geladen sind. Ein weiteres Beispiel dafür, wie viel bei der Digitalisierung im Gesundheitssystem schiefläuft.

Elektrostatische Aufladung
Wer elektrostatisch aufgeladen in eine Praxis geht, legt dort vielleicht unwissentlich die IT lahm. – Alle Rechte vorbehalten IMAGO / Becker&Bredel

In der schönen, neuen Welt der digitalen Gesundheit sollten den elektronischen Gesundheitskarten (eGK) eine entscheidende Rolle zukommen. Versicherte können die neuen Karten schon jetzt bei ihrer Krankenkasse anfordern oder bekommen automatisch eine neue Karte, wenn die alte abläuft. Es gibt da nur ein kleines Problem. Die neuen Karten könnten die Wartezeit auf das ärztliche Gespräch verlängern. Eine elektrostatische Ladung reicht offenbar aus, um zuerst das Lesegerät und dann die IT der Praxis lahmzulegen.

Schon Ende des letzten Jahres gab es vermehrt Meldungen über Probleme mit den neuen Gesundheitskarten. Das Einstecken einer solchen Karte in die Lesegeräte der Praxen führte in einigen Fällen zu Fehlermeldungen oder zum Absturz des Lesegeräts. Die Münchner Internistin Karen von Mücke berichtet gegenüber netzpolitik.org, dass dieses Problem ihre Praxis zeitweise lahmlegen würde: „Wenn ein Patient eine neuartige Gesundheitskarte hat, hängt sich regelmäßig das Lesegerät auf. Und dann geht bei der Telematikinfrastruktur nichts mehr. Der Neustart braucht dann immer Zeit, die wir im Praxisalltag einfach nicht haben.“

Zahlreiche andere Praxen berichten über ähnliche Probleme, sagt die Medizinerin. Für die Konnektoren, die die Praxen mit der Telematikinfrastruktur (TI) verbinden, ist die Gematik verantwortlich, die teilstaatliche Gesellschaft für die Digitalisierung des Gesundheitssystems. Die Gematik macht derzeit „elektrostatische Aufladung“ der Karten für die Probleme verantwortlich.

Vielleicht ist der Fußboden schuld

Elektrostatische Aufladung kennen viele Menschen aus dem Alltag. Wer mit Gummisohlen über einen Teppich läuft und danach eine Türklinke anfasst, bekommt einen kleinen Stromschlag, wenn die zuvor aufgenommene Ladung wieder abfließt. Auch die eigene Kleidung kann für eine Aufladung sorgen.

Dieses Phänomen scheint nun laut Gematik dafür zu sorgen, dass sich die Lesegeräte automatisch neu starten. Die Karte kann zum Beispiel durch die Kleidung elektrostatisch geladen werden und entlädt sich offenbar im Gerät. Ob der Störfall eintritt hängt laut Gematik etwa von der Art des Fußbodenbelags und den Witterungsverhältnissen ab. An einer Lösung werde „mit Hochdruck“ gearbeitet.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung fordert eine sofortige und umfassende Lösung des Problems. Ein Mitglied des Vorstandes bezeichnet in einer Pressemitteilung das Verhältnis zur Gematik als „zum wiederholten Male erschüttert“.

Auch Karen von Mücke ist fassungslos angesichts der Auswirkungen auf den Praxisalltag: „Wir haben weit über hundert Praxisverwaltungssysteme in Deutschland. Ich kann schon verstehen, dass es da bei der Technik manchmal Schwierigkeiten gibt. Aber ich nutze das System des Marktführers CompuGroup Medical und auch deren Konnektor, und trotzdem klappt es nicht.“ Hilfe von ihrem Anbieter war für die Ärztin nur schwer zu bekommen. In Folge eines Ransomware-Angriffs ist CompuGroup Medical seit Ende Dezember nur eingeschränkt erreichbar.

Honorarabzug für TI-Muffel

Die Internistin ist erst seit September 2021 an die Telematikinfrastruktur angebunden. Sie habe sich lange dagegen gewehrt. „Nachdem die Kassenärztliche Vereinigung vermittelte, ohne TI-Anwendungen wie der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung oder dem E-Rezept würde ich bald handlungsunfähig, bin ich eingeknickt.“ Auch der finanzielle Druck sei irgendwann zu groß geworden.

Der Anschluss an die TI ist für Arztpraxen inzwischen Pflicht. Wer bis Ende Juni 2019 keinen Anschluss hatte, dem wurden die Honorare gekürzt. Zunächst um ein Prozent, seit März 2020 sogar um 2,5 Prozent. Außerdem gibt es Abzug, wenn eine Praxis nicht in der Lage ist, bestimmte digitale Anwendungen wie die elektronische Patientenakte anzubieten.

Die neueste Generation der Gesundheitskarten beherrscht das, was EC-Karten schon länger können: kontaktlose Datenübertragung mittels Near Field Communication (NFC). Beim Bezahlen im Supermarkt wird die EC-Karte einfach an das Lesegerät gehalten und so die Zahlung autorisiert. Ganz ähnlich soll das mit der Gesundheitskarte funktionieren. Bei digitalen Anwendungen wie dem elektronischen Rezept oder der elektronischen Patientenakte (ePA) können gesetzlich Versicherte sich mit ihrer Karte in den entsprechenden Apps anmelden, indem die Karte mit dem Smartphone kommuniziert und die Person eindeutig identifiziert. Dafür brauchen die Patient:innen sowohl eine Karte der neuesten Generation als auch ein modernes Smartphone, das NFC-fähig ist.

Obwohl sich der Start des E-Rezepts auf unbestimmte Zeit verzögert und die elektronische Patientenakte nur schleppend anläuft, soll mit den neuen Karten schon die Grundlage für eine breite Nutzung der digitalen Anwendungen gelegt werden.

„Die TI ist nicht zuverlässig“

Für Karen von Mücke ist die TI-Pflicht ein Zeichen, dass es noch an vielen Stellen hapert: „Ich bin total offen für ein digitalisiertes Gesundheitssystem“, sagt sie. Sie habe etwa schon gute Erfahrungen mit Apps zur Blutzuckerverwaltung für Diabetes-Patient:innen gemacht. „Aber wenn man die Praxen mit Honorarabzug dazu zwingen muss, sich die TI anzuschaffen, zeigt das, dass das System einfach nicht attraktiv genug ist.“

Die Kritik der Medizinerin ist vielfältig: „Die TI ist nicht zuverlässig, die Probleme mit der Gesundheitskarte sind nur die Spitze des Eisbergs. 2020 ist das Netzwerk einfach mal für sechs Wochen komplett ausgefallen.“ Ein Konfigurationsfehler legte damals die Konnektoren aller vier Anbieter lahm. Auch die Sicherheitslücke log4j sorgte im Dezember 2021 dafür, dass einige Dienste der TI vom Netz genommen werden mussten, um die sensiblen Daten der Patient:innen nicht zu gefährden. Wieder Unsicherheit in den Praxen, wieder keine Zuverlässigkeit der digitalen Dienste.

Für viele Betroffene ist der Zeitdruck für dieses Chaos verantwortlich, unter dem in der Ära Spahn viele digitale Dienste im Gesundheitswesen eingeführt werden mussten. So gibt es zwar schon seit knapp zwanzig Jahren erste Ideen für eine elektronische Patientenakte; bei der konkreten Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben fühlen sich aber viele Beteiligte unter Stress gesetzt.

Immer wieder Hast im Gesundheitsministerium

So musste der neue Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) das Prestigeprojekt seines Vorgängers, das E-Rezept, kurz vor der bundesweiten Einführung stoppen, weil offenbar keine aussagekräftigen Tests stattgefunden hatten. Die elektronische Patientenakte wurde 2021 eingeführt, obwohl der Bundesdatenschutzbeauftragte sie in der damaligen Form für rechtswidrig hielt. Ein Jahr später, zu Beginn dieses Jahres, wäre eine gesetzeskonforme Version der ePA bereit gewesen. Doch so lange wollte Jens Spahn (CDU) nicht warten.

Aufsehen erregte auch ein Gesetz aus dem Frühjahr 2021, das die Notfallversorgung in Deutschland neu regeln sollte. Die Ersteinschätzung in Notaufnahmen sollte vereinheitlicht werden. Im Prinzip hielten das viele für einen guten und notwendigen Schritt. Doch die Fachgesellschaften befürchteten den Einsatz einer nicht ausreichend getesteten Software für die Triage und sahen die Sicherheit der Patient:innen gefährdet.

„Auf Kosten der Versicherten“

Karen von Mücke hat noch mehr Kritik: „Nachdem wir Ärzte jetzt gezwungen wurden, uns gegen alle Bedenken und auf Kosten der Versicherten die Telematikinfrastruktur ins Haus zu holen, sollen die Konnektoren in wenigen Jahren direkt wieder verschrottet werden.“ Grund dafür sei die neue Generation der TI, die rein auf Software basieren soll. „Das Geld für die Konnektoren, die jetzt noch angeschafft werden, geht den Patienten verloren. Vom Ressourcenaufwand für die Hardware wollen wir gar nicht sprechen.“

Unterdessen werden Praxen kreativ, wenn es um den Umgang mit den telematischen Unzulänglichkeiten geht und basteln sich etwa eine Erdung für ihr Lesegerät:

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Eine händisch angebrachte Erdung kann das Problem der elektrostatischen Aufladung der Karten vielleicht kurzfristig beheben. Doch die Probleme mit den Gesundheitskarten sind nur ein Symptom für ein größeres Problem: Eine Digitalisierungspolitik, die sich mit ihren gesetzliche Vorgaben offfenbar wenig an den Bedürfnissen von Patient:innen und Beschäftigten im Gesundheitssystem orientiert.

29 Ergänzungen

  1. Es ist schier unglaublich, was in unserem Land abläuft. Abgesehen davon, dass die (Vorgänger-)Regierung mit erpresserischen Methoden, sprich unter Strafandrohung, die „Digitalisierung“ in der Praxis umsetzen wollte oder will (und sei sie, wie oben ausgeführt, noch so unsinnig konzipiert) und diese Methoden längst juristisch überprüft werden müssen, stellen sich etliche Patient(inn)en die Frage:

    Wie kann es sein, dass in den <2000ern, also nur mit dem Krankenschein und ganz ohne elektronischen Zwang, so gut wie jede untersuchungswillige Person innerhalb einer Woche einen Termin bekam, dagegen jetzt immer mehr Monate auf denselben warten müssen??!

    Und dies bei immer mehr Stress auch für ÄrztInnen, immer weniger Zeit für die Patienten, fehlender Datensicherheit bei gleichzeitiger, dem Individuum genommener Entscheidungsgewalt über seine/ihre Daten???!!!

    WIE PASST DAS ZUSAMMEN? Jeder halbwegs gebildete Mensch fasst sich an den Kopf bei diesem Irrsinn!

    1. Wollen sie etwa insinuieren, dass die Privatisierung des Gesundheitssystems keine so gute Idee war?

      Die Digitalisierung brauchen Staat und Wirtschaft übrigens für die Errichtung neuer „Datensilos“ (die man dann anzapfen kann).
      Sie wissen schon: Das neue Öl und so…
      Damit sie als notwendiger Teilnehmer auch etwas davon haben, bekommen sie natürlich eine tolle Gratis-App mit ganz viel KI, die dann sogar irgendwann ihren Im*fstatus errechnen kann (blickt ja kein Mensch aus Fleisch und Blut mehr durch).

      1. Sven: Da Ihr Beitrag direkt unter meinem erscheint, fühle ich mich mal angesprochen;-)

        Auch wenn ich nicht direkt das Thema „Privatisierung“ angesprochen hatte, sehe ich doch einen starken Zusammenhang des oben beschriebenen Problems mit der von Ihnen erwähnten Privatisierung und stimme daher zu.

        Zu K.M. (weiter unten): Ebenfalls volle Zustimmung!

    2. Gute Berater :).

      Die Planung läuft schon über 15 Jahre lang, jetzt wird auf die Tube gedrückt, weil wir was mit Digital brauchen, bzw. irgendwer will was zum Vorzeigen haben. Vielleicht wird auch nicht auf die Tube gedrückt, sondern nur alles mit Schubkarre auf die Straße gekippt.

      Ist die geplante Struktur wirklich zeitgemäß? In den letzten 20,30 Jahren hat sich viel geändert. Natürlich will ich keine Smartphoneklitsche, die sollen erst mal ein funktionierendes sicheres Gerät haben, bevor die Smartphone überhaupt aussprechen dürfen. EGK vielleicht auch besser Kontaktlos?

      Die deutsche Wikipediaseite fasst schon einiges zusammen, auch unter Kritik. „Leuchtturmprojekt … geeignet?“. Nichts neues in der Zone.

    3. @Jedi Ritter: Wie würde man unsere Leistungserbringer denn besser motivieren können, als mit Geld? Mehr für Kooperation oder weniger für das nicht kooperieren ist lediglich ein anderes mathematisches Vorzeichen. Juristen braucht man nicht zum Rechnen und sie haben weder besonders Ahnung von Medizin noch von Datenverarbeitung. Also was sollen die hier helfen?
      Und die Frage nach der guten alten Zeit ….. mit den Krankenscheinen? Da ging ein Patient zu seinem Hausarzt und wurde bei Zeiten „überwiesen“. Da kamen bei den Fachärzten viel weniger Patienten an.
      Den Punkt mit der genommenen Entscheidungsgewalt verstehe ich nicht. Kaum jemand hat bis heute den §305, SGB V gezogen. Offensichtlich wollen Bürger:innen ihr Verauskunftungsgesetz gar nicht verwenden.

      1. Hier gibt es drei Eckpunkte:
        1. Überweisung zum Facharzt. Hat mit Digitalisierung so viel zu tun wie eine Sternschwuppe mit einer Schnneblähe?
        2. Nicht Auskunft wollen, für Sachen, die eigentlich klar sein sollten, ist etwas anderes, als unfreiwillig, dennoch zunächst unmerklich, ausgezogen zu werden.
        3. Leistungserbringer. Fügen wir uns in das international gängige „Friss oder Stirb“-Paradigma ein, welches uns zunächst nicht nur mehrfach fast als Spezies umgebracht hätte (Atomkrieg), sondern wohl auch umgebracht hat (Klimawandel, zumindest viele andere Spezies), stellt sich schon die Frage, welche Sorte Leistung denn am Ende der Rechnung eigentlich eine ist. Besonders im „Gesundheitskontext“ sollte man sich das mal überlegt haben.

  2. Huch, da dachte ich beim ersten Lesen der Überschrift schon fast netzpolitik wäre zu den Esoterikern übergelaufen. („Astralkörper erden mit Rosenquarz für gesunde Chakras“).

    1. Subjektiv. Als Elektrotechnisch gebildeter dachte ich zuerst an einen Schutzleiteranschluß für die eGK. :-)
      Ein Philosoph mag zuerst an Basisdemokratisches Erden der Standpunkte denken… und wer weiß was es noch gibt.

  3. Das Gesundheitssystem steuert schon lange auf eine Entwicklung hin, die (zumindest gefühlt) für niemanden mehr tragbar ist. Erst Recht nicht für Patientinnen und Patienten mit gesundheitlichen Beschwerden.

    Die Digitalisierung im Gesundheitssystem ist unumgänglich und weil wie heute so viele Probleme haben, wird mit Sicherheit auch eine radikale Transparenz-Kulte im Gesundheitssystem etabliert werden, dann kann sich nicht mehr jeder so einfach den Schwarzen Peter zuschieben, dann fängt nämlich das rechtfertigen an bis wir hoffentlich alle wieder zur Besinnung kommen.

    Aber wer bei der Digitalisierung planlos durchs Leben geht, kann auch nur verlieren.

    Schade um die Digitalisierung, die einem viel unnötige Arbeit abnimmt, alles Transparenter macht und wenn alles gut läuft, wichtiges Wissen vermittelt und eine bessere Organisation und Kommunikation untereinander liefert.

    Aber wir wissen auch alle: Wenn man sich gegen etwas versperrt, werden die Probleme größer.

    Das sollte die Politik doch zum Anlass nehmen, ein nutzerfreundliches System auf den Weg zu bringen, die alle auf einen Server zugreifen, egal welches IT-System sie nutzen. Jedes Programm hat ja sein eigenes Design, ist mehr und weniger nutzerfreundlich.
    Solange aber alle, inkl. die ePa auf einen Server zugreifen, ist es doch e i g e n t l i c h kein Problem

  4. Es fehlt auch eine Datenbank in Deutschland wo Symptome (anonymisiert / pseudonymisiert) geteilt werden können wenn behandelnder Arzt Ärztin nicht weiter weiß auch nur möglich mit Digitalisierung

    1. @miri: Es gibt seit 25 Jahren Datenbanken, die einem Arzt für seine erhobenen Symptome Ursachen nennen. Das Schwarmwissen ist schon lange digitalisiert. Aber alle haben dann auch Bedenken für den nächsten Schritt, nämlich die Therapieoptionen einzuschränken. Die beste Frage der Ärzte ist hier: „Wofür habe ich denn jahrelang studiert, wenn jetzt ein Computer meine Arbeit macht?“ Was soll man dann antworten?
      „Hast wohl nicht lange genug studiert …..“ oder
      „In der Industrie werden Jobs auch immer wieder von computergestützten Systemen substituiert.“
      oder man fragt zurück: „Ach, Sie können alle IDC-10 Codes auswendig? So wie ein Computer?“

      1. Von Computersystemen vorgegebene Einschränkungen ohne Möglichkeit der begründeten Abweichung haben ein großes Problempotential.

        Am Besten heißt es dann noch, wir könnten doch gleich noch einfach die US-Zuordnungen blind übernehmen, weil die das doch so schön vormachen.

        Weiter im Film, Big Tech schmeißt die Chose… „Lebenszeitoptimierung für alle, kostenlos!“.

  5. Die ganze Telematik und eGK Sache erinnert an das Bürgergeld. Das wäre geeignet Augenhöhe zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern herzustellen. Aber es ist niemand daran Interessiert. Man will stattdessen lieber das Herren/Diener Szenario zementieren. So auch hier. Das Gesundheitssystem soll dem Wohle des Bürgers dienen und nicht umgekehrt der Bürger mit seinen Daten dem Gesundheitssystem(dessen Digitalisierungs-Fanatikern).

    Und außerdem ist kein Internet-System auf Dauer sicher. Wenn die Daten erst zentral vorliegen dann kommt es irgendwann unweigerlich zu einem Leck oder Anfragen von „eigentlich nicht autorisierten Kreisen.“ (Luca-Polizei!). Das System „Krankenschein“ hatte den Unbestreitbaren Vorteil das die Datenmenge begrenzt war und Sensibles nicht Digital ableitbar war. Weil es Papierakten beim jeweiligen Arzt oder der Kasse waren. Gab es je einen großen Aktenraub bei Kassen oder Ärzten?

    Nicht das ich unbedingt dahin zurück wollte aber wenn jede andere Alternative schlechteren Schutz bietet und NUR „Billiger und Schneller“ ist dann… muß man eben den Schritt zurück gehen.

    Als Bürger & Steuerzahler will ich gefragt werden ob ich bei Schnell & Billich mit machen will oder nicht. Wenn das System wirklich besser wäre dann würden sich dann alle freiwillig dort beteiligen. Jedweder Zwang dazu ist nur Großherren-getue und damit abzulehnen! Und wenn es schon kein Opt-In gibt sollte es ein Opt-Out geben. #eGK #IchWillDasNicht :-)

  6. Die Erklärung, die Probleme wären auf statische Entladung zurückzuführen, klingt mehr als abenteuerlich. Für solche Geräte gibt es Normen und Prüfungen, welche gerade das verhindern. Hat da der Praktikant das lesegerät entwickelt und hat man sich zur Gewinnmaximierung alle Prüfungen gespart? Wer sorgt eigentlich bei dem Projekt für Qualitätssicherung? Es ist schn bezeichnend für Deutschland, wie verkackt staatliche Projekte im allgemeinen und die EGK im besonderen sind. Warum beauftragt man nicht fähige Ingenieure mit der Entwicklung statt Unternehmen mit Dummschwätzern an der Spitze. Aber es gilt halt die alte Regel: Zweitklassig rekrutiert und mandatiert Drittklassig. Ein exzellentes Beispiel.

    1. Jap. Keine Ahnung von Nichts.
      Wenn ich mir die Ausgestaltung der Sicherheitsmerkmale der ePA anschaue, gehe ich generell stark davon aus, das es prozentual nur wenige nutzen werden.
      Zurecht, weil es absolut nicht nutzerfreundlich ist.

      1. es ist wohl zu befürchten, dass die Nutzung der ePA nach einer gewissen „Scham“frist verpflichtend sein wird🤬. Daten und neues Öl, wissen wir ja…..

    2. Auszuschließen ist das nicht.

      Wenn man die Benutzungssicht außer Acht lässt, zudem die Treiberschreiber und Protokollrotoren nicht untereinander, aber eben auch nicht mit den Maschinenbäuerchen zusammenarbeiten, dann…

      1. ESD.
      2. Gerät geht in Schutzschaltung… und startet neu o.ä.
      3. Rest der angebundenen Praxis-IT macht einen auf protokollarischer Schluckauf…

      Ich habe ja keine Ahnung, aber ich kann es mir schon sehr bildhaft vorstellen…

  7. Generell gilt, das durch einen ESD-Bodenbelag eine elektrostatische Aufladung verhindert wird.

    Ob die Ausschreibung explizit eine ESD-Prüfung des Lesegeräts vorsieht und die
    entsprechenden Normen nicht eingehalten wurden, ist leider derzeit nicht Gegenstand der
    öffentlichen Debatte. ( fragdenstaat übernehmen Sie )

    Gefahrenhinweise wie dieser

    ESD Caution

    ESD (electrostatic discharge) sensitive device. Charged devices and circuit boards can discharge without detection. Although this product features patented or proprietary protection
    circuitry, damage may occur on devices subjected to high energy ESD. Therefore, proper ESD precautions should be taken to avoid performance degradation or loss of functionality.

    sollten deshalb am Lesegerät gut lesbar angebracht werden.

    Natürlich bleibt es eine spannende Frage, wer letztlich die teils erheblichen Kosten einer ESD – konformen Umgestaltung von Arzt-Praxen übernehmen wird.

    Der Versuch durch ein Firmware Update dieses Problem zu lösen, ist für einen Hardware – Designer nicht nachvollziehbar, da durch mehrfache ESD – Entladungen die Hardware gewissermaßen nachhaltig zerstört wird.

    1. An Supermarkt-Kassen, Banken, ATMs und vielen weiteren Orten gibt es gleichartige Lesegeräte seit Jahrzehnten. Nirgendwo wird ein spezieller ESD-Belag benötigt. Bei einer ATM am Straßenrand auch unmöglich…
      Also wenn es wirklich ESD wäre, dann Pfusch am Gerät.

  8. @ESD Caution

    Wo Norm –> dort Ordnung!

    Die öffentlichen Ausschreibung sollte einen Verweis auf folgende Norm beinhalten

    DIN EN 61000-4-2:2009-12
    VDE 0847-4-2:2009-12
    Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) – Teil 4-2: Prüf- und Messverfahren – Prüfung der Störfestigkeit gegen die Entladung statischer Elektrizität (IEC 61000-4-2:2008); Deutsche Fassung EN 61000-4-2:2009

    Englischer Titel
    Electromagnetic compatibility (EMC) – Part 4-2: Testing and measurement techniques – Electrostatic discharge immunity test (IEC 61000-4-2:2008); German version EN 61000-4-2:2009

    In einer Arztpraxis sollten nur Produkte zum ein Einsatz kommen, die dem Stand der Technik entsprechen!!!!!

    1. Zum einen ist das eine Herstellernorm, zum anderen wird das durch das Verfahren der Konformitätserklärung als Teil des Produktischerheitsgesetz nebst Verordnung zur Umsetzung der Niederspannungsrichtlinie in nationales recht, etc., ausreichend sichergestellt.

  9. Es betrifft nur die Kartenleser von Orga und eGK-Karten mit NFC, also Generation 2.1, und nur 2.1er-Karten mit dem Chipsatz von Giesecke & Devrient. Er tritt auf, wenn der Versicherte selbst die Karte steckt. Der Workauround ist Fußmatte und Übergabe der eGK an die MFA Fachkraft.

    1. Eine Arztpraxis ist eben kein Automobil (Beide Füße auf die Matte, beim setzen des Blinkers?).

      Das wird sicherlich gänzlich behoben, allerdings ist eine gewisse Resilienz des Systems schon wünschenswert. Ein gegrilltes Gerät mit Kundenkontakt sollte nicht das interne System lahmlegen können.

      Andererseits… wer hat an allen relevanten Netzwerkübergängen entweder Glasfaser oder einen medizinischen galvanischen Trenner, sowie alle Geräte an individueller Sicherheitsenergiedingsbums angeschlossen…

    2. Hat denn der neue Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Beschaffung besagter Fußmatten schon europaweit ausgeschrieben ?! Ähm … Frage für einen Freund?

      Besser wäre es natürlich, wenn die Kosten dieser Lösung einvernehmlich von Orga und G&D übernommen würden.

      Ein kleiner Pressetermin mit GM Lauterbach und den jeweiligen Vorständen Orga und G&D in der Praxis von Frau Dr. Karen von Mücke ( samt feierlicher Übergabe der Füßmatten :) sollte doch möglich sein oder ?

      Eine presserechtliche Anfrage beim zuständigen Pressesprecher ( GM Lauterbach ) seitens netzpolitik.org könnte diesen Vorgang „ins Rollen bringen“.

    3. @Detlef Bochers: Betrachtet man die Marktdurchdringung ist „Nur“ eher eine Verharmlosung.

  10. Moin,

    das sehe ich jetzt als gar nicht so großes Problem an entgegen das ganzen anderen Pfusches. Hat die gematik den die lese Geräte selbst konstruiert? Vermutlich eher zu gekauft.

    Ist eigentlich noch von euch einer ohne ecard unterwegs? Mich würde mal interessieren wie ihr das mit den Krankenkassen handhabt? Muss zwar aktuell nicht zum artz aber kann sich ja mal ändern.

    Gruß

    1. Die Arztpraxen haben das Problem allerdings mit der Gesamtsituation, da ist Gematik doch egal. Zudem sollte ein Gerät nicht einfach alles lahmlegen können. Weder ein Gerät mit Kundenkontakt (allgemein) noch der Ausfall (Protokolle, Treiber).

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.