Erweiterter Chat-DatenschutzNeue WhatsApp-Funktion liefert Scheinsicherheit

WhatsApp führt eine neue Einstellung ein, die den Schutz der Privatsphäre in ausgewählten Chats verstärken soll. Die versprochene Sicherheit ist trügerisch, soll jedoch immerhin die neue Meta-KI abklemmen.

Ein WhatsApp-Logo auf einem gesprungenen Display.
Wer sich in falscher Sicherheit wiegt, könnte die nötige Vorsicht vergessen. – Alle Rechte vorbehalten IMAGO / Manngold

WhatsApp rollt eine neue Funktion aus, mit der Nutzer*innen die Privatsphäre in ausgewählten Chats verbessern können, wie die Meta-Tochter in einem Blogbeitrag ankündigt hat. Das Feature nennt sich Erweiterter Chat-Datenschutz (auf Englisch: Advanced Chat Privacy) und lässt sich sowohl in Zweier- als auch in Gruppenchats optional einschalten. Es soll verhindern, dass Chat-Inhalte WhatsApp verlassen. Die ausgewählten Chats können nicht exportiert werden und Medieninhalte werden nicht automatisch heruntergeladen.

WhatsApp schreibt, das Feature sei vor allem für Gruppen nützlich, in denen man nicht mit jeder Person eng bekannt ist, aber sensible Inhalte teilt, wie zum Beispiel Gesundheitsinformationen. Schon dieses Beispiel macht anschaulich, wie trügerisch die Sicherheit des neuen Features ist. Denn Chatteilnehmer*innen können weiterhin Screenshots der Inhalte aufnehmen, speichern oder weitergeben. Wer mit nicht vertrauenswürdigen Personen chattet, sollte nichts Vertrauliches preisgeben – mit oder ohne Advanced Chat Privacy.

Einmal mehr zeigt die neue Funktion den halbherzigen Ansatz von WhatsApp in Sachen Datenschutz und Privatsphäre. Der Messenger ermöglicht zwar Ende-zu-Ende-verschlüsselte Kommunikation, aber speichert aussagekräftige Metadaten. Solche Daten gibt WhatsApp auch auf Anfrage an Strafverfolgungsbehörden heraus, etwa „Namen, Nutzungsdauer des Dienstes, den ‚Zuletzt online‘-Zeitstempel, IP-Adresse, Gerätetyp und E-Mail-Adresse“ sowie „Profilbilder, Gruppeninformationen und Kontaktliste“. Selbst die Kontaktdaten von Personen, die kein WhatsApp haben, können bei WhatsApp landen, sobald jemand anderes WhatsApp das eigene Telefonbuch freigibt.

Mit der neuen Funktion lässt sich die Meta-KI aussperren

Erst kürzlich hat WhatsApp bei vielen europäischen Nutzer*innen den Zugriff zur Meta-KI hinzugefügt. Das heißt, beim Einsatz des Sprachmodells wandern Chat-Inhalte an Meta. Zumindest in diesem Punkt ist die neue Privatsphäre-Einstellung nützlich. Denn auf Chats, bei denen Nutzer*innen den Erweiterter Chat-Datenschutz aktivieren, soll die Meta-KI keinen Zugriff haben.

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Zum Einschalten der Funktion sollen Nutzer*innen auf den Namen des Chats tippen und dann auf „Erweiterter Chat-Datenschutz „. Sie soll in den nächsten Monaten nach und nach an alle Nutzer*innen ausgespielt werden.

Ein alternativer Messenger mit deutlich mehr Privatsphäre als WhatsApp ist etwa das von Expert*innen empfohlene Signal. Als privatsphärefreundlich gilt auch Threema, das allerdings einmalig ein paar Euro kostet.

Wer lieber auf eine dezentrale Lösung setzen möchte, ist eventuell bei XMPP oder Matrix gut aufgehoben. Besonders privatsphärebewusste Nutzer*innen können mithilfe von Briar sogar mit Kontakten in der Nähe chatten, ohne dass eine Verbindung mit einem Mobilfunkmast nötig ist. Wie emotional die Debatte um den richtigen Messenger geführt wird, hat kürzlich der IT-Sicherheitsforscher Mike Kuketz aufgeschrieben. Bei ihm gibt es auch einen sehr detaillierten Messengervergleich.

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7 Ergänzungen

  1. Ohne die Möglichkeit, Whatsapp legal zu reverse-engineeren sowie ohne die Möglichkeit, den Quellcode frei lesen zu können kann niemals NIEMALS Vertrauen geschaffen.
    Denn wer weiß schon, ob die Daten nicht doch für die Gesundheitsforschung zur Verfügung gestellt werden? Wer weiß denn schon, ob das Häkchen, das gesetzt wird, nicht einfach bloß eine funktionslose Dekoration ist?

  2. Ich habe mit Ablauf des Ostermontags dieses Jahres alle Meta- Stasen entfernt. WhatsApp tat tatsächlich etwas weh, aber Signal und SMS sind mein Schmerzplaster,

  3. Befreit Euch vom Zombi- Hintergrundleben.
    Trifft Euch statt ständig das Mittagessen an alle zu posten.
    Pralen und Angeben, braucht kein Mensch.

  4. Zwei große Kritikpunkte an diesem Artikel: die besprochene Funktion zum erweiterten Datenschutz gibt es in aktuellen WhatsApp-Versionen noch gar nicht, und genauso liest sich auch der Text. Hat der Autor in letzter Zeit mal WhatsApp genutzt? „Das heißt, beim Einsatz des Sprachmodells wandern Chat-Inhalte an Meta“ ist fahrlässig formuliert und grenzt an Fehlinformation. Diese Dinge passieren nicht automatisch, sondern nur, wenn man sich bewusst dazu entscheidet, Inhalte an die Meta AI zu senden. Eine Kritik basierend nur auf einer Pressemitteilung und Bauchgefühl erfüllt nicht die hohen Erwartungen, die ich an Netzpolitik habe.

    Außerdem wirft der Autor ständig die Begriffe „Sicherheit“ und „Privatsphäre“ durcheinander. Die neue Funktion verspricht „erweiterten Datenschutz“, so heißt sie auch. Ob sie das wirksam tut, darüber kann man streiten. Mit Sicherheit hat diese Funktion allerdings nichts zu tun. Diese ist bei WhatsApp im Rahmen der Spezifikation für Chatinhalte gewährleistet und liegt im Vergleich zu anderen Messengern auf einem recht hohen Niveau.

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