Wochenrückblick KW8Über zensierte Prüfberichte und enttarnte Stalkerware-Firmen

Diese Woche steht im Schatten des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Wir haben mit einem Menschen gesprochen, der als Teil einer großen Community Online-Quellen aus dem Kriegsgebiet überprüft. Außerdem gibt es Neuigkeiten über Staatstrojaner und Stalkerware.

Eine verdutzt dreinblickende Eule
Auch diese Eule kann den Prüfungsbericht zum Staatstrojaner nicht lesen. – Vereinfachte Pixabay Lizenz Ton W.

Die Ereignisse aus der Ukraine dominieren die Nachrichten. Eine Community aus der ganzen Welt wertet öffentlich verfügbare Informationen aller Art systematisch aus und speist diese dann in den Nachrichtenfluss ein. Markus Reuter hat mit einem Menschen gesprochen, der das seit mehr als einem Jahrzehnt in seiner Freizeit macht.

In unserem Podcast gehen wir der Frage nach, welche netzpolitische Bedeutung die Klimakrise hat. Verdienen die Rechenzentren des BND den blauen Engel? Serafin Dinges hat mit dem freien Journalisten Hanno Böck und Lea Pfau von der Open Knowledge Foundation gesprochen.

Harte Grenzen und vernetzte Datenbanken

Europol verfolgt Schleuser offenbar auch im Internet. Die EU-Polizeiagentur hat im vergangenen Jahr in Hunderten Fällen Sperrungen in sozialen Medien beantragt. Grund seien „Schleuserdienste von Belarus nach Europa“.

Auch die EU-Kommission befasst sich mit dem Thema Grenzen: Sie will die libysche Küstenwache weiter aufzurüsten. Die Küstenwache ist für brutale Übergriffe gegenüber Geflüchteten bekannt. 2021 wurden mindestens 32.425 Menschen von der libyschen Küstenwache abgefangen und landeten in Lagern.

Neben Fingerabdrücken, DNA- und Kraftfahrzeugdaten sollen bald auch Gesichtsbilder europaweit abrufbar sein. Die bestehende Vernetzung der polizeilichen Datenbanken soll dank dem „Prüm II Beschluss“ bald auch Führerschein-Bilder umfassen. Außerdem drohen weitere Verschärfungen.

Wer hört da eigentlich zu?

Mithilfe von Stalkerware wurden offenbar rund 400.000 Menschen bespitzelt. Das stellten Reporter:innen von TechCrunch fest, nachdem sie eine Sicherheitslücke bei mehreren Spionage-Apps entdeckt hatten. In einer groß angelegten Recherche konnten sie die Firma hinter dem Stalkerware-Netzwerk enttarnen.

Viele populäre Anbieter für Online-Konferenzen haben Macken. Daher kann es sich lohnen, andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen: So gibt es neben den großen US-amerikanischen Anbietern wie Zoom oder Google Meet auch Open-Source-Alternativen. Einige davon lassen sich privat hosten und sind auf diese Weise deutlich datenschutzfreundlicher. Im Rahmen ihres Selbstversuchs zur informationellen Selbstbestimmung haben Katharina Larisch, Volker Wittpahl, Klaudia Zotzmann-Koch zusammen mit Constanze Kurz die besten Alternativen untersucht.

„Die Ära der Tracking-Cookies neigt sich dem Ende“, schreibt unser Gastautor Michael Veale, außerordentlicher Professor für Digital Rights und Regulierung am University College London. Seiner Ansicht ist ein Kampf um die Vorherrschaft im digitalen Werbesystem entbrannt.

Der Staatstrojaner ist in der Lage, ████████████

Das Bundeskriminalamt hat vier Jahre lang an einem eigenen Staatstrojaner getüftelt. Genauso lang hat der Datenschutzbeauftragte den Trojaner geprüft und urteilt nun: „Die datenschutzrechtliche Kontrolle der Software ███████ führt zu keiner Beanstandung.“ Wir haben den zugehörigen, stark geschwärzten Bericht veröffentlicht. Andre Meister erklärt, welche Aspekte übergangen wurden. Ungeschwärzt will die Behörde das Dokument erst 2080 herausrücken.

Überwachungssoftware kann nicht nur Daten auslesen, sondern auch gefälschte Beweise auf infizierte Geräte schleusen. Genau das ist in Indien anscheinend Realität geworden: Eine Hacker-Gruppierung soll falsche Beweise auf den Computer des indischen Menschenrechtsaktivisten Rona Wilson geschmuggelt haben.

Die Coronapandemie hat auch den Alltag in Fußballstadien verändert: Personalisierte Eintrittskarten gehören inzwischen zum Alltag. Nun stellt sich die Frage, ob diese From der Kontrolle auf Dauer bestehen bleiben könnte. Fußballfans fordern die Rückkehr zu vorpandemischen Zuständen.

Damit wünschen wir ein möglichst ruhiges Wochenende!

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

0 Ergänzungen

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.