Kaputte Link-Kultur im JournalismusDas Medium als Insel, die niemand verlassen darf

Vor ein paar Jahren dachten wir alle, dass sich Links zu Originalquellen in journalistischen Artikeln im Netz irgendwann durchsetzen würden. Doch bis heute wollen private und öffentlich-rechtliche Medienhäuser ihre Leser:innen entmündigen und einsperren – zu Lasten eines zeitgemäßen Journalismus. Ein Kommentar.

Insel in einem See mit Kirche
Die eigene Webseite aus Sicht von Medienhäusern. Außen am Ufer: das Internet. (Symbolbild) – Alle Rechte vorbehalten IMAGO / Westend61

Vor ein paar Tagen bin ich über Firefox-Pocket auf einen Artikel im Stern gezogen worden. Die Überschrift hat mich neugierig gemacht, wie das halt so passiert. Es ging um eine mir unbekannte Ballermann-Sängerin, die achtmal den Hitlergruß gezeigt hat. Die „Bild“ soll das Video des Vorfalls veröffentlicht haben, erfahre ich. Leider fehlt im Fließtext des Artikels der Link auf diese Originalquelle.

Klar, der Stern will ja nicht, dass die Leser:innen schon zu Beginn des Textes zur Konkurrenz abspringen. Also schaue ich weiter im Text, mein Blick fällt auf das unterstrichene Wort „Hitlergruß“. Ich klicke und bekomme eine Liste mit Artikeln des Stern, die dieser mit „Hitlergruß“ verschlagwortet hat. Darunter nicht das Video. Also weiter im Text. Endlich sehe ich das Wort „Videoaufnahme“, ebenfalls als Link hervorgehoben. Da bekomme ich bestimmt das Video zu sehen. Ich klicke: Wieder eine Schlagwortliste, die mir Stern-Artikel mit dem Schlagwort „Videoaufnahme“ bringt. Weiter unten ist dann sogar „Gedankengut“ verlinkt, was auch auf eine Schlagwortseite führt. Was soll ich als Leser damit? Das ist Bullshit. 

Wer solche bescheuerten Links setzt, der erzieht Leser:innen dazu, im eigenen Medium nicht mehr auf Links zu klicken. Vielleicht ist das sogar ein gewünschter Nebeneffekt dieser durch Suchmaschinenoptimierung getriebenen Verlinkungen. Denn der Stern will hier intern verlinken, weil er sich davon verspricht, dass Google das irgendwie belohnt, wenn der Stern möglichst oft auf eigene Inhalte verweist. Dafür setzt die Redaktion Links auf irgendwelche Seiten beim eigenen Medium – aber nicht die externen Links, die Leser:innen eigentlich erwarten. Offenbar soll niemand den Stern über einen Link verlassen.

Aus Printen sind Plusler geworden

Überhaupt ist der Umgang mit Links in den meisten Medien heute ein Problem. Denn während solche „Suchmaschinenlinks“ an der Tagesordnung sind, versuchen viele Publikationen krampfhaft, ihren Leser:innen verlinkbare externe Quellen und damit weitere Informationen vorzuenthalten. Bloß keine Links im Text und erst recht nicht im ersten Drittel. Manche Medien haben sogar Listen von Medien, die Redakteur:innen nicht verlinken dürfen, weil diese Medien in direkter Konkurrenz zum eigenen Medium stehen. Oftmals müssen Journalist:innen intern genau begründen, warum ein Link nach außen notwendig ist. Das eigene Medium als Insel in einem Meer von Feinden. Als würde die Brücke nach draußen im Innern etwas kaputtmachen.

Und wenn dann ein Link gesetzt wird, quasi unauffindbar unter dem Text, dann muss der bitte in einem neuen Fenster öffnen. Damit die eigene Seite geöffnet bleibt und die Aufenthaltszeit höher wird, damit man später in irgendeiner glänzenden Media-Daten-Broschüre den Werbekunden irgendwas von langer Aufenthaltszeit und „Brand Quality“ erzählen kann. Als könnten Menschen nicht selbst bestimmen, wie sie Medien und Internet konsumieren.

Irgendwann in Urzeiten des Internets habe ich ja gedacht: Ok, das sind die alten Printen bei den Zeitungen, die sterben irgendwann und dann kommen die neuen Leute und setzen Links, wie man das im Internet eben so macht. Wir hatten bei den Blogs früher sogar Pingbacks, die unter dem Artikel anzeigten, wer darauf verlinkte. Es gab die Hoffnung, dass verlinken ganz normal würde. Das ist leider nicht eingetreten. Aus den Printen wurden Plusler, welche die gleiche alte, abgeschmackte Insel-Denke ihrer Seiten haben: Niemand darf raus, Links sind eine Gefahr für das eigene Produkt, für das eigene Abo-Geschäft, für die Marke, die Seriosität, für was weiß ich was. Anstatt dem Leser einen Link zu geben, soll dieser mühsam selbst nach der Originalquelle suchen. Die Medienhäuser verhalten sich hier wie Instagram, aus dem man auch nicht rausverlinken darf – außer zu bezahlter Werbung.

Links sind Service, Respekt und Aufklärung

Dabei ist eine Vielzahl sinnvoller Links zu Quellen, Texten, wissenschaftlichen Artikeln, Originaldokumenten, weiterführenden internen und externen Texten ein Qualitätsmerkmal im Journalismus. Das große Versprechen des Internets ist doch, dass das Wissen der Welt immer nur einen Klick entfernt ist. Wir haben eine Technologie, mit der wir alle unsere Quellen belegen und erfahrbar machen können.

Man zeigt mit Links nicht nur den Leser:innen, dass man sich als Autor:in informiert hat, sondern gibt ihnen Werkzeuge an die Hand, damit sie selbst überprüfen können, von wo Informationen herkommen. Leser können damit kritisch Journalismus überprüfen. Und man bietet einen Service, sich rund um ein Thema umfassend zu informieren zu können. Es ist Kuration. Ein Mehrwert. Es ist zeitgemäßer Journalismus. 

Ein Link richtet sich zudem nicht nur an die Leser:innen, sondern auch an die Verlinkten selbst: Er ist Respekt vor der Arbeit von anderen, er ist Relevanzzuweisung und manchmal auch ein Stück Liebe im Internet. 

Wer nicht verlinkt, glaubt nicht an das eigene Produkt

Wer Links vermeidet, hat nicht genug Arsch in der Hose, um an die eigenen Inhalte und an die eigenen Leser:innen zu glauben. Es ist ein Stinkefinger an die Leserschaft. Und ein journalistisches Armutszeugnis. Es ist wie mit den Dokumenten, die immer nur vorliegen, aber von den meisten Medien nie veröffentlicht oder verlinkt werden. Journalismus, der sich selbst zu wichtig und die Leserschaft nicht ernst nimmt. Hier der allwissende Journalist, der oben in der Informationshierarchie steht, dort unten der konsumierende Leser, der blind vertrauen soll.

Viele junge Journalist:innen lehnen das auch ab. Aber sie werden in das linkfeindliche Korsett der privaten und öffentlich-rechtlichen Medienhäuser gezwungen. Deswegen ist es an diesen Journalist:innen, sich gegen die überkommene Inselmentalität ihrer alten Chef:innen zu wehren und Medien zu einem Ort zu machen, an dem die Leser:innen sich frei und selbstbestimmt informieren können. Sie müssen das tun, bevor sie selbst diese egomanische Unkultur in sich aufnehmen und reproduzieren. 

Korrektur, 5.10.22 – 11:35 Uhr:
Wir haben den Satz „Leider fehlt im Stern-Artikel der Link auf diese Originalquelle“ durch „Leider fehlt im Fließtext des Artikels der Link auf diese Originalquelle“ ersetzt. Der Stern verlinkt die Original-Quelle tatsächlich unter dem eigentlichen Artikel. Diesen Fakt hatten wir in einer ursprünglichen, nicht-veröffentlichten Version des Textes drin, er war im fünften Absatz genannt. Wir bitten diesen Fehler, der sich im Laufe des Schreibprozesses eingeschlichen hat, zu entschuldigen.

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41 Ergänzungen

  1. Wenn die Presse nicht mehr untereinander verlinkt dann werden Sie gemeinsam im Suchmaschinenranking abstürzen. Denn da zählen Backlinks. Sobald die Verlagsseiten in Google dann nicht mehr ganz vorne stehen geht bestimmt wieder das Geheule los und man wird versuchen sich durch Lobbyismus/Regulierung wieder einen privilegierten Platz im Internet zu erzwingen.

    Nu, aber ist ja nicht nur das. Die Qualität der News sinkt ja auch immer weiter da sich die Artikel/Inhalte überall extrem ähneln. Gute Analysen oder Intellektuelle Debatten findet man ja da immer weniger. Für mich gibt es da jedenfalls gar keinen Grund mehr für ein Abo zu bezahlen.

    Da besorge ich mir lieber gute Büche die entsprechende Themen bearbeiten und ignoriere die Presse Angebote zunehmend. Aus dem Familien und Bekanntenkreis höre ich ganz oft ähnliches. Da fehlt es eben zu sehr an Innovation und Kreativität dazu viel zu viel seichter Einheitsbrei für den zu zahlen es sich kaum mehr lohnen würde.

    1. Gegenüber früher ist das zitieren und verlinken von Primärquellen ein Gewinn, den die MAinstreammedien aber gerne vom Leser fernhalten wollen, denn er soll sich nicht umfassend informieren, sondern sich die Sicht des Blattes zueigen machen. Redakteure sind meist keine Journalisten mehr und es werden nur noch Agenturmeldungen kopiert und gekürzt. Ich hatte letzlich ein Gespräch mit einen Microsoft Berater, der im Auftrag eines Zeitungsverlags genau das ins Redaktionssystem implemtiert hat: einfaches copy paste von Agenturmeldungen ins Blatt. So weit ist unsere Presse, einst als 4. Macht im Staat gelobt inzwischen verkommen. Wofür bitteschön soll ich ein Abonnement zahlen? Ich habe vor Jahren mein langjähriges Abo der StZ gekündigt mit einer ausführlichen Begründung. Der Verlag hats hingenommen und sich nicht mal die Mühe gemacht mich als Abonnenten wiederzugewinnen. NPO verlinkt meist gut, aber manchmal fehlen doch die Links zu den Primärquellen.

  2. Danke, auch bei den Kolleg:innen von heise.de wähnt man* sich ja in einem solchen Biotop. Schade…

  3. >> Die Überschrift hat mich neugierig gemacht, wie das halt so passiert. <<
    Die Formulierung von Artikel-Überschriften ist zum permanenten Ärgernis geworden. Sie sind zu Ködern verkommen, die möglichst viele anlocken sollen. Ich habe den Eindruck, dass die Headlines von Leuten geschrieben werden, die auf vereinfachte Sprache begrenzt sind und bei der Vermittlung von Rechtschreibung in der Schule abwesend waren.

    Medien, bei denen Werbung die Haupteinnahmequelle geworden ist, sollte man nicht mehr benutzen.

    1. Volle Zustimmung. Und leider: das Phänomen betrifft auch öffent- rechtliche Medien, wie z.B. den DLF.

      1. > das Phänomen betrifft auch öffent- rechtliche Medien, wie z.B. den DLF.

        Der DLF ist komplett werbefrei. Und die Headlines entsprechen dem Inhalt.
        Der DLF ist geradezu vorbildlich.

        Ihr Textbaustein stammt aus einer Desinformationskampagne.

  4. The Verge zelebriert mit dem letzten Relaunch genau diese externen Links prominent auf der Homepage. Aus all den oben erwähnten Gründen und vor allem, weil sie Vertrauen in ihr Produkt und Autorenschaft haben.

    1. Schön dass das mal jemand an so prominenter Stelle aufschreibt.

      Ich hatte das Thema mal an Spiegel und Süddeutsche geschrieben, mit genau dem Hinweis dass die „Schlagwortseiten“, wie Du sie hier nennst, vollkommen sinnlos sind, das ist gefühlt 5 Jahre her. Geändert hat sich nur, dass ich vollständig aufgehört habe Spiegel oder Süddeutsche zu konsumieren.

      Genauso geht mir die Einbetterei von Videos oder Tweets auf den Geist. Letztere kann man zitieten, auf erstere kann man verlinken. Ich halte einen anklickbaren, möglichst permanenten Link auch bei eingebetteten Inhalten für geboten, weil ein mündiger Leser vielleicht externe Inhaltr blockt.

  5. Artikel ohne links sind für mich eher unglaubwürdig, denn anscheinend muss man die Originalquelle verbergen.

    Das spricht für gewollte oder hingenommene Verzerrung im Artikel und gegen das Medium. Oft genug bestätigt sich diese Vermutung dann auch, gerade auch bei selbsterklärten Qualitätsmedien.

    Damit überlege verlasse ich den Artikel idR, sobald eine relevante Quelle genannt aber nicht verlinkt wird und suche die Quelle.

  6. Zumindest bei der Erwähnung der verwendeten Quellen ist https://www.t-online.de/ aus meiner laienhaften Sicht konsequent.
    Die Links innerhalb der Artikel verweisen bei denen „natürlich“ auch alle nur auf interne Seiten.

  7. „Entmündigen und einsperren“ kann sogar noch extremer werden. Der Berliner Tagesspiegel hat vor einigen Wochen die Webseite neu gestaltet. „Eine klare Orientierung, mehr Übersichtlichkeit und ein gutes Lesegefühl“ nennen die das. Keine Ahnung warum, aber man hat sich offenbar die interne Suchfunktion gespart. Keine Lupe, keine Möglichkeit auf der Seite selber alte Artikel zu recherchieren. Lustigerweise funktioniert die Suche nach älteren Artikeln via Suchmaschine noch eingemaßen gut. Verstehe einer die Verleger….

    1. Wobei ich bei der Suchfunktion gerne Nachsicht mit Betreibern von Webseiten habe: Suche ist ein diffiziles Thema und es ist verdammt schwierig eine gute Suche zu bauen. Die Leute sind alle Google gewohnt und erwarten, dass eine On-Site-Suche genauso gut ist. Das ist aber schwer zu erreichen.

        1. @stefanolix

          Startpage.com und DuckDuckGo haben das „site:“-Feature zum Glück gut geklaut, sodass man in Wirklichkeit nicht auf Google angewiesen ist. Ähnlich wie die im Artikel erwähnten damaligen „Netzmenschen“ hoffe ich sehr dass die Zahl derer, die außer Google (und vielleicht noch Yahoo, Bing, Baidu und Yandex) keine andere Suchmaschinen kennen, endlich zurückgeht.

          Und ich verteidige nur ungern die Verlage, aber für eine grottige interne Suchfunktion muss man kein Verlag sein (ich gucke zum Beispiel auf dich, wattpad.com ).

      1. Na ja, ich finde auf die schnelle online keine Zeitung ohne eigene Suche. Die Datenbanken dahinter sind doch keine „rocket science“. In der Regel haben die Zeitungen eigene Archive, die Datensätze haben gute semantische Metadaten, unterscheiden sich so in der Regel also von reinen Webseiten. Das kann und sollte dem Nutzer zur Verfügung gestellt werden. Bzw als Vorteil (einer Zeitung) gegenüber reinen Netzangeboten genutzt werden. Meine Interpretation ist, dass sich der TS in Zukunft solch ein Archiv, was erst einmal Geld/Personal kostet, sparen will. Wenn dem so sein sollte, dürfen die Verleger aber auch nicht über Google und Co meckern.

  8. Danke, Markus Reuter, für diese klaren Worte! Das wurde auch mal Zeit, dass man diese Nicht-Verlinkung als das bezeichnet was sie ist: Bullshit! Danke Danke Danke!

    Das Thema krönt sich nur durch Debatten, über die – in öffentlich rechtlichen Medien – berichtet wird mit Verweis zu z.B. Gesetzentwürfen, wobei ich mich als interessierter gern mal mit dem Text selbst auseinandersetzen würde, doch den sucht man dann vergeblich … da könnte ich jedesmal im Strahl k….., denn es erzeugt in mir drin dieses nagende Gefühl des bevormundeten Ausgeschlossenseins von den Quellen. Ich finde, Medienvertreter sollten Texte, über die sie berichten, mindestens verlinken, und wenn das ganze nur in Papierform vorliegt und ein Link zum Original-Ersteller defacto nicht möglich ist, einfach mal veröffentlichen … mit Stand und Quelle und so, samt klarer Ansage dass man sich gezwungen sähe das zu veröffentlichen für die Leserschaft damit die sich ein eigenes Bild machen könne …

    Etwas von Relevanz für die gesellschaftliche Debatte gehört auch nicht hinter Paywalls. Finde ich jedenfalls.

    1. Tja, Fake-News und stumpf abgeschriebene Agenturmeldungen sind gratis (bei Ersterem ist Bild Plus möglicherweise eine [kostenpflichtige] Ausnahme, was ich aber mangels jeglicher „Plus“-Abos nicht beurteilen kann) und Journalismus verschwindet hinter der Paywall.

  9. Es gäbe noch eine Erklärung, die noch enttäuschender ist: Recherche und Fakten scheinen aus der Mode gekommen zu sein.
    Die Recherche von Quellen und deren korrekte Referenzierung erwartet man zwar von Politikern, Journalisten selber scheinen lieber „Kolumnen“ zu schreiben, faktenbefreite Meinungsartikel. Und die funktionieren halt am besten, wenn man den Lesern den Zugang zu Originalinformationen so schwer wie möglich macht.

    1. Kommerzieller Journalismus ist im besten Fall Aufmerksamkeitsumfeld fuer Werbetreibende als den eigentlichen Kunden des Verlages.

      Kolumnen sind dafuer kosteneffizienter: mehr Aufregung (=Aufmerksamkeit) mit weniger Aufwand. Und fuer Meinungsmache oder PR sowieso.

  10. ich will dem beitrag nen daumen hoch geben, (indoktriniert durch andere webseiten,) da das nicht geht, schreib ich nen kommentar, auch wenn ich weiss, dass es wahrscheinlich keinem algorithmus hilft diesen beitrag zu pushen.
    ich bin netzpolitik immer wieder dankbar für für ihre arbeit. <3
    seit über 10 jahren lese ich immer wieder gerne eure nachrichten kommentare und einordnungen.
    vielen dank!
    wenn ich mal paar euros über habe gehn sie an euch.

  11. Das gleiche Problem betrifft leider auch die üppig finanzierten Öffentlich rechtlichen Medien. Dazu ein Auszug aus einen Blog-Beitrag [1] von 2018:

    Der Beitrag „US-Angriff auf den Irak 2003 – Wie berichtete die ARD damals?“ [2] sollte die zitierten Blogs auch klar benennen. Nachvollziehbare Quellen sind nun einmal das Rückrat jeder soliden Argumentation. Das Weglassen von Quellenangaben sollte eigentlich ein No-Go für ein Medium sein, was sich offensiv gegen das Phänomen der Fake-News positioniert. Ganz ähnlich argumentiert ja Tina Hassel in ihrem Kommentar zu Powells Auftritt im Sicherheitsrat.

    Tatsächlich könnte ein Leitmedium wie die Tagesschau generell (also nicht nur im Faktenfinder-Format) mit umfassenden und nachvollziehbaren Quellenangaben mediale Maßstäbe setzen. Die derart etablierte Erwartungshaltung wäre gewissermaßen ein Bollwerk gegen Falschbehauptungen und Verzerrungen aus der Fake-News-Szene.

    [1] https://cknoll.github.io/faktenfinder.html
    [2] http://faktenfinder.tagesschau.de/ausland/irak-krieg-berichterstattung-101.html

    1. Der Tagesschau-Link funktioniert nicht. Soweit ich weiß, funktioniert bei Tagesschau die Quellenangabe gut. Ist halt oft nicht das Internet, weil sie selbst „in echt“ recherchieren.

  12. Mich wundert dieser Artikel jetzt, heute.
    Ich kann mich gut erinnern, wie die ganzen Zeitungsblätter irgendwann vor zig Jahren ins Web gestartet sind. So ziemlich das erste, was mir jedes Mal beim Entdecken solcher Online-Produkte auffiel, war, dass es in Artikeln niemals Links gibt. Nicht auf Querverweise, nicht auf Quellen.

    Meine Erkenntnisse damals (wie heute, unverändert):

    1. Man will nicht, dass Leser „rausklicken“
    2. Man hat das Web grundsätzlich nicht verstanden
    3. Man hat kein Interesse, daran etwas zu ändern
    4. Man ist lediglich zu verlinkten „Bilderstrecken“ (Clickbait) bereit, und davon bitte so viele wie möglich

    1. 5. man hat als Medienkonzern selber lange genug dafür gekämpft (lobbyiert), dass Links auf externe Medien mindestens eine Grauzone wenn nicht gar Urheberrechtsverletzungen darstellen.

  13. Webentwickler hier. Ich denke es hat mit dem Google Core Update zu tun, seit dem auch ausgehende Links den eigenen Rank beeinflussen können. Um da natürlich die regelmäßige Recherche und den Aufwand zu ersparen, die externen Links nach Toxizität und Qualität zu durchforsten, lässt man sie schlicht weg + es wird mehr auf die eigene Website gelinkt, als raus. Das war mal vor dem Update ein Kredo bei Google (mittlerweile ist eher eine gesunde Balance besser, als einseitige Verlinkungen). Ausserdem schützt es vor Übernahmen von nicht mehr aktiven Domains, um den vorhandenen Backlink nutzen zu können. (Totlink-Masche)

    Bei dem langsamen Fortschritt der Digitalisierung und dem ständigen „wir nehmen seit 30 Jahren dein gleichen IT-ler“, auch wenn er sich nicht weiterbildet, ist das wahrscheinlich nir die Folge von Nichtwissen, gepaart mit altem Wissen und modernem Hörensagen, was nur Anwendung findet, wenn es eh ins Budget passt.

    In den aktuellen Google Ranking Faktoren, wird diese Art der Linkmanipulation auch beschrieben, was das Update überhaupt erst nötig machte. Dadurch ranken nun allerdings Stern und Co um einiges niedriger und lassen News nach oben, die auch die Quellen zeigen.

    Ich linke mal eine Liste der Ranking Faktoren an, auf die ich mich beziehe. Wenn unerwünscht, bitte entfernen, aber den Kommentar an sich bitte stehen lassen.

    https://www.wom87.de/200-google-ranking-faktoren/

  14. Hallo, im angeführten Artikel steht die Quelle inkl. Link direkt unter dem Artikel. Wie das „unauffindbar“ sein soll, erschließt sich mir nicht.

    Bei weiteren stern-Artikeln wird ähnlich verfahren: Unter dem Text sind Quellen aufgeführt und verlinkt, z.B. hier: https://www.stern.de/politik/ausland/russlands-armee–trendumkehr-durch-teilmobilmachung–daran-bestehen-erhebliche-zweifel-32785354.html

    Ich kann da weder Linkvermeidung noch irgendeine gewollte Intransparenz erkennen. Kritik ist wichtig, aber bitte korrekt. Nicht einfach nur einen Artikel schreiben, um die eigene Hypothese zu bestätigen.

    1. Irgendeine fußnotenartige Verlinkung unter dem Artikel ersetzt doch keinen Link im Fließtext. Hand aufs Herz: Mit so etwas wird erschwert, dass die Nutzer:innen auf einen externen Link klicken.

      1. „Mit so etwas wird erschwert, dass die Nutzer:innen auf einen externen Link klicken.“
        Mehr noch.
        Das im Hintergrund mitlaufende Script merkt dann, das der Artikel bis zum Ende gescrollt und damit mutmaßlich gelesen wurde.

        1. „Ob man nun Fließtextlinks oder eine gebündelte Übersicht am Ende hilfreicher findet sei jeder/m selbst überlassen.“
          Das Eine hat mit dem Anderen nichts zu tun.
          Was spricht gegen beides?

          „Und das ist schlichtweg nicht richtig.“
          Und das wäre der Punkt, das zu belegen.
          Redaktionelle Links innerhalb der Texte führen zu eigenen redaktionellen Angeboten.
          Teils mit obskurem Zusammenhang, teils aus „free“-Texten nur auf Paymentangebote.
          Ich kann zumindest nicht erkennen, das die Onlineangebot etwas anderes machen.
          Lasse mich aber gerne eines anderen überzeugen.
          Bitte nicht mit einer Dorf’zeitung‘ oder sonstigem Einzelfall.

      2. Na ja. Ob man nun Fließtextlinks oder eine gebündelte Übersicht am Ende hilfreicher findet sei jeder/m selbst überlassen. Aber der Kernvorwurf (an EINEM Beispiel festgemacht, ohne jede empirische Grundlage) lautet ja, dass Medien da eine Art bösen Plan haben, Inseln seien, die Nutzer entmündigen und einsperren würden, keine externen Links setzen oder aber ein Klicken darauf erschweren. Und das ist schlichtweg nicht richtig.

        1. Schauen Sie sich doch in verschiedenen Medien um, fragen Sie Journalist:innen, wie es ihre Arbeitgeber mit den Links halten. Ein Meinungsstück mit Beobachtungen eines aufmerksamen Medienrezipienten ist natürlich keine empirische Studie. Wobei ich mir sicher bin, dass Kommunikationswissenschaftler:innen beim Durchzählen von externen Links in Medien zu ganz ähnlichen Ergebnissen kommen würden.

          1. Meinungsstücke sollten auch als solche gekennzeichnet werden. In der veröffentlichten Form mutet das Stück wie ein Bericht an.

          2. Nun ja: Also im Teaser steht ganz klar und deutlich „Ein Kommentar“ und auch der restliche Text (in Ich-Perspektive) ist doch sehr eindeutig als Meinungsstück zu erkennen.

        2. Muss ich mich einmal selbst korrigieren. Ich schreibe: „Und das ist schlichtweg nicht richtig.“
          Es kann natürlich Medien geben, die entsprechend agieren.

          Stattdessen muss es heißen: „Dieser Vorwurf wird im Beitrag nicht im Ansatz belegt“

          1. Stimmt! Aber warum keine Kennzeichnung schon in Titel und/oder Spitzmarke? Zwei Wörter am Ende des Teasers werden leicht überlesen (meine Erfahrung, Einzelfall also).

            Und sie trauen den Leser:innen ja viel zu, wenn sie direkt erkennen sollen, dass eine Ich-Perspektive automatisch ein Meinungsstück kennzeichnet.

            Ich halte das für schwieriger als ein paar Links am Ende eines Textes zu finden – vor allem, wenn die Tonalität eher in Berichtsform ist und Fakten suggeriert, wo keine sind.

            Eine nicht eindeutig erkennbare Trennung zwischen Bericht und Meinung kann für Glaubwürdigkeitsprobleme sorgen. (Mit großer Sicherheit durch Studien belegt, da ich keine zur Hand habe: Meine Meinung.)

  15. Ganz ehrlich: Ich verlinke in meinem Blog grundsätzlich keine Webseiten von Presseverlagen. Der Grund: das Leistungsschutzrecht für Presseverlage. Aber nicht, dass ich Angst hätte, ich müsste da was zahlen, ich finde es eine freche Unverschämtheit, was die Verleger da reinlobbyiert haben. Für sowas gibt es von mir keine Links mehr.

    Stört das die Presseverlage? Vermutlich nicht. Fühle ich mich besser. Aber ja!

  16. Eine interessante Ironie bei diesem Thema ist, dass diese ganzen Fakenews-Schleudern im Gegensatz zu den klassischen Medien beim Verlinken ihrer Quellen oft sehr vorbildlich sind. Gut, die Quellen sind dann natürlich einfach andere Fakenews. Aber ich kann mir vorstellen, dass dadurch ein Qualitätsanspruch vorgespielt wird, auf den Verschwörungsanfällige leicht reinfallen.

  17. Es gibt zwei gute Gründe, die gegen Links sprechen:
    1. Sie müssen gepflegt werden. Man findet in Foren, wo viel mit Links gearbeitet wird, bei älteren (ein paar Jahre alten) Beiträgen gefühlt 90% tote Links.
    2. Verlinkung und Landgericht Hamburg; das unselige Urteil von Richtern die den Link nicht verstanden haben… Man ist ja für den fremden Inhalt sogar noch mitverantwortlich, wenn er später geändert wurde…

  18. Sehr zutreffend; gefunden über einen Link bei piqd.de von Simon Hurtz :)

    Und ein ergänzender Hinweis – Inzwischen sind auch Normalo-Links bei Instagram möglich, wenn auch nur bei den „Stories“, die nach 24 Stunden wieder verschwunden sind, so sie nicht als „Highlight“ im Profil gesichert werden.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.