Was vom Tage übrig bliebInternetpolizei, Internetbelauscher und Internetkriminelle

In China geht eine Internetpolizei zunehmend offline gegen Kritiker vor, die ZDF-Doku über die „Operation Rubikon“ ist nun in der Mediathek gelandet und einige Ransomware-Verbreiter geloben, während der Coronakrise keine Krankenhäuser angreifen zu wollen. Die besten Reste des Tages.

Ein einsamer Schornstein hält die Stellung, die Wolken kann er aber auch nicht aufhalten.

Coronavirus Outrage Spurs China’s Internet Police to Action (NY Times)
Kritik hört die chinesische Regierung gar nicht gern. Lange Zeit konzentrierte sie sich jedoch in erster Linie darauf, unliebsame Inhalte in sozialen Medien „nur“ zu löschen und ihren Bürgern den Zugriff auf das Internet außerhalb Chinas abzuklemmen. Nun verschärft das Regime seine Gangart: Chinesische Bürger müssen fürchten, dass künftig Beamte einer eigenen Internetpolizei vor der Tür stehen, wenn sie sich online aufmüpfig verhalten. Das widerfuhr etwa auch dem Arzt Li Wenliang, der frühzeitig vor dem Coronavirus warnen wollte und sich wenig später auf einer Polizeiwache wiederfand. Sein späterer Tod löste eine Protestwelle in China aus, offline wie online – die von den Behörden dazu genutzt wurde, noch härter durchzugreifen. Solche Recherchen dürften im Übrigen künftig kaum noch möglich sein: Vor wenigen Tagen verwies China sämtliche US-Journalisten des Landes.

Operation Rubikon: Wie BND und CIA die Welt belauschten (ZDF)
Gestern sendete der ZDF seine einstündige Dokumentation über die „Operation Rubikon“, eine jahrzehntelange Kooperation zwischen CIA und BND. Dabei hörten die beiden Geheimdienste die verschlüsselte Kommunikation von über 100 Staaten ab, darunter befreundete Länder, indem sie eine Hintertür in weithin genutzte Verschlüsselungsgeräte einbauten.

Oh-so-generous ransomware crooks vow to hold back from health organisations during COVID-19 crisis (The Register)
Ransomware ist inzwischen ein beliebtes Geschäftsmodell. Üblicherweise verschlüsseln dabei Cyber-Kriminelle die IT-Infrastruktur ihrer Opfer, etwa dutzende lokale US-Verwaltungen, und verlangen dann Lösegeld für die Entsperrung. Nun verschicken sie offenbar auch Pressemitteilungen und weisen darauf hin, keine medizinischen Organisationen angreifen zu wollen, solange die Coronakrise akut ist. D…Ddanke?

Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links und kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.

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2 Ergänzungen

  1. Netflix drosselt Europa!
    Endlich wird deutlich, welche Auswirkungen verschwenderische Streamingdienste nicht nur in Krisenzeiten verursachen. Das wäre mal ein Thema, das einer ausführlicheren Diskussion würdig ist. Es geht um das Prinzip Verdrängung und Bevorzugung (für wen denn eigentlich?).

    https://taz.de/Corona-und-Datenverkehr/!5672865/

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