Was vom Tage übrig blieb: Google diskriminiert, Facebook spricht Yoruba und Microsoft zahlt Dumpinglöhne

Das Google-Programm Perspective filtert Hate Speech, diskriminiert aber selber. Facebook weitet ein Fact-Checking-Programm auf einige afrikanische Sprachen aus. Die KI-Kontrolleure von Microsoft bekommen zwischen 12 und 14 Dollar pro Stunde. Die besten Reste des Tages.

Berlin Fernsehturm
Ob man von da oben Süderbrarup sehen kann?

The Risk of Racial Bias in Hate Speech Detection (Proceedings of the 57th Annual Meeting of the Association for Computational Linguistics, PDF)
Das System Perspective, mit dem Google Hassrede im Netz automatisiert erkennen und moderieren will, wurde in der Vergangenheit schon als eine Art Wunderheilmittel gehandelt: Eine Dosis davon und schon werde das Netz ein schönerer Ort für Frauen, Queers und Schwarze, also all jene, die besonders mit Hass und Gewalt überschüttet werden. Ein neues Paper von US-Forschern schüttet nun etwas Wasser in den Wein. Sie haben herausgefunden, dass auch Perspective nicht gegen rassistische Diskriminierung gefeit ist. Tweets, die in Schwarzem US-Dialekt verfasst wurden, landeten anderthalb mal so oft im Filter des Algorithmus wie ihr weißes Äquivalent, auch wenn die Tweets keinen toxischen Kontext hatten. Die Forschung zeigt mal wieder, wie kompliziert es ist, einem automatisierten System die Nuancen von Hass und gewalttätiger Sprache beizubringen. Eine schwarze Autorin, die das N-Wort nutzt, tut eben nicht dasselbe wie ein weißer Autor.

Facebook is going after fake news in local African languages (Quartz)
Am größten war die Kritik nach dem Völkermord an den Rohingya letztes Jahr: Facebook ist zwar in vielen Ländern des globalen Südens das dominierende Kommunikationsmedium, hat aber kaum Moderatoren, die deren Sprache sprechen oder gar die Kultur kennen. Nun weitet der Konzern ein bestehendes Fact-Checking-Programm auch auf Sprachen wie Yoruba, Afrikaans, Swahili oder Wolof aus. Das Programm bewertet Nachrichten nach ihrer Vertrauenswürdigkeit, Gerüchte und Lügen werden im News Feed niedriger angezeigt. Außerdem bekommen Nutzerinnen Warnungen angezeigt, wenn sie versuchen die Links weiterzuleiten.

Working on Microsoft’s Cortana Is Laborious and Poorly Paid (Motherboard)
Gerade erst kam die Nachricht, dass auch Facebook Sprachnachrichten mit Hilfe von menschlichen Clickworkern annotieren lässt. Zu welchen Konditionen solche Subunternehmer arbeiten, das hat parallel eine Recherche von Motherboard offengelegt. Reporter Joseph Cox sprach mit Clickworkern, die für Microsofts Sprachassistenten Cortana Gespräche abhören und sichtete ihre Arbeitsanweisungen. Sie sollten bis zu 200 Audioclips pro Stunde bearbeiten und die darin gegebenen Anweisungen in einer von Myriaden Kategorien klassifizieren. Ihr Lohn: zwischen 12 und 14 Dollar pro Stunde.

Digitalisierung im Hügelland: Ersehntes Internet (taz)
Das Amt Süderbrarup ist eines von 13 Modellprojekten für „Smart Cities“, die das Heimatministerium seit diesem Jahr fördert. Esther Geisslinger war zu Besuch und berichtet über erste Pläne: Es geht um Mäh-Roboter für Sportplätze, Elektro-Tanksäulen, oder auch um Co-Working-Spaces und mehr freies W-Lan, die gestresste Städter vielleicht auch dauerhaft auf’s Land locken könnten.

Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links und kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.

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