Was vom Tage übrig bliebBoriswerbung, Adenauerhack und Dickpics

Frankreich hat begonnen, die EU-Urheberrechtsreform umzusetzen und Tinder könnte davon betroffen sein. In der Facebook Ad Library gab es kurzzeitig Lücken und auf TikTok ist Tierquälerei zu sehen. Die besten Reste des Tages.

Berliner Fernsehturm aus einem Fenster, in dem man die Spiegelung sieht
In dubio pro dupli. (Na, wem fällt’s auf?)

France, As Promised, Is First Out Of The Gate With Its Awful Copyright Directive Law: Ignores Requirements For User Protections (Techdirt)
Frankreich setzt als erster EU-Staat die umstrittene Urheberrechtsrichtlinie um, die dieses Jahr beschlossen wurde. Unter dem Stichwort der (angeblichen) „kulturellen Souveränität“ führt Frankreich Uploadfilter (Artikel 17) ein und schwächt die dort ohnehin bereits schwachen Schutzmaßnahmen weiter ab, berichtet Techdirt unter Berufung auf eine Analyse der Ex-Piratenabgeordneten Julia Reda. Ein überraschendes Opfer des französischen Urheberrechtsvorstoßes könnte Tinder sein, das in dem vorliegenden Text nicht ausgenommen wäre. Werden bald die Tinderfotos französischer Nutzer:innen aus dem Netz gefiltert, wenn sie wie rechtlich geschütztes Material enthalten? Dann sagt Euren generischen Hundefotos und Dickpics gute Nacht.

Researchers fear ‚catastrophe‘ as political ads ‚disappear‘ from Facebook library (Sky News)
Kurz vor der Wahl in Großbritannien hat ein Bug in der Facebook Ad Library kurz für Panik unter Wissenschaftler:innen gesorgt: Ein Großteil der politischen Anzeigen, die Parteien in den vergangenen Monaten auf Facebook geschaltet hatten, war nicht mehr auffindbar. Suchte man etwa nach „Boris Johnson“, so soll der seit Anfang November nur 181 Pfund ausgegeben haben – eher unwahrscheinlich. Was auch immer da schief lief: Facebook hat es inzwischen repariert. Der Fall zeigt aber, wie tief die Entscheidung zum Brexit – und die Rolle von Facebook dabei – noch in den Knochen steckt.

Project DREAD: White House veterans helped Gulf monarchy build secret surveillance unit (Reuters)
Eine Investigativrecherche der Nachrichtenagentur Reuters enthüllt neue Details über ein von den USA unterstütztes Überwachungsprogramm der Vereinigten Arabischen Emirate, das neben mutmaßlichen Terroristen auch Menschenrechtsaktivisten, Journalisten und Regimegegner ins Visier nahm. Die Emirate spionierten dabei auch die Konrad-Adenauer-Stiftung aus. Bereits 2012 wurden demnach die Hotmail- und Gmail-Konten von fünf Stiftungsmitarbeitern gehackt, daraufhin sei der deutsche Botschafter ins Außenministerium der Emirate zitiert und die KAS-Mitarbeiter des Landes verwiesen worden. Die Stiftung wollte das auf Anfrage von Reuters nicht kommentieren. Der Fall macht aber mal wieder deutlich, wie gefährlich es ist, Überwachungs-Knowhow und -Technologie in die Hände autoritärer Regime zu geben.

Tierquälerei auf TikTok: Wo Menschen lebendige Krabben snacken (VICE)
Wir haben recherchiert, wie TikTok die Reichweite von Menschen mit Behinderungen und politischen Inhalten eingeschränkt hat. Was die Videoplattform offenbar nicht drosselt: Videos von Tierquälerei. Sebastian Meineck hat sich für Vice verstörende Videos von lebendig verspeisten Fischen angeschaut, damit ihr es nicht tun müsst, und mit Tierschutzorgansationen und TikTok geredet.

Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links und kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.

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