Vortrag: Kollektive Antworten auf Ausbeutung in der Sharing Economy

Screenshot: Trebor Schol bei „Platform Cooperativism“

In einem Vortrag auf der Konferenz „Platform Cooperativism“ hat Trebor Scholz darüber gesprochen, wie Uber, AirBnB & Co die Produktions- und Wertschöpfungsmechanismen der Gegenwart verändern. Er ist Professor an der New School in New York, die bei dieser Konferenz Kooperativen und Genossenschaften im digitalen Zeitalter untersucht.

Scholz diskutiert über Alternativen, die der Hintergehung von Arbeitsschutzrichtlinien, existenzbedrohenden Preiskämpfen und den wachsenden Vereinzelungstendenzen einen wirkungsvollen kollektiven Gedanken entgegenstellen. Denn demokratische Errungenschaften des Arbeitsrechts und gewerkschaftliche Organisationsformen werden durch neue Geschäftsmodelle herausgefordert.

Dabei findet er bemerkenswert radikale Anregungen in einer Debatte, die sonst oft von einem recht vorhersehbaren Schlagabtausch geprägt ist: Einerseits die verzweifelten Forderung nach einer Rückkehr zur 40-Stunden-Woche, und andererseits die Huldigung des neoliberalen Götzenbildes eines freien Marktes.

Es stellt sich die Frage, wie unsere Gesellschaft eine Sharing-Economy und eine On-Demand-Economy gewinnend nutzen kann. Aufträge für HandwerkerInnen, Übernachtungsmöglichkeiten oder Mobilität werden über Plattformen vermittelt. Basierend auf der Wertschöpfung anderer werden die Mittelsmänner und die Infrastruktur zu den zentralen und mächtigen Elementen.

Aber wie lassen sich die unglaublichen Möglichkeiten einer vernetzten Welt so gestalten, dass für KonsumentInnen und ProduzentInnen, ebenso wie für ArbeiterInnen und NutzerInnen, mehr als nur kurzfristige Vorteile entstehen? Wo alte Abhängigkeiten durch neue Unsicherheiten ersetzt werden, gilt es, die Verantwortung für Risiken auf die Schultern Aller zu verteilen. Krankheit, Pflege und Krisen kann eine Gesellschaft nicht einfach zu einer Bürde von Einzelnen werden lassen. Doch eine aufkommende Generation von Geschäftsmodellen versucht sich dieser Last trickreich zu entledigen.

Eine ausführliche Besprechung eines ähnlich sehenswerten Vortrages von Trebor Scholz hat Daniel Hawiger bereits im Juli auf netzpolitik.org veröffentlicht.

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4 Ergänzungen

  1. Thema Ausbeutung:
    Ich debke, dass dieses Thema ein KERNSTÜCK der derzeitingen Ökonomie ist:
    Privatisierung der Gewinne- Sozialisierung der Gewinne.
    Natürlich ist die S chwierigkeit verschärft bei Frauen-
    da man – natürlicherweise sozusagen- davon ausgeht, dass sie immer und gerne und unbezahlt arbeiten-
    das war schon immer so. Durch die Verschärfte Neoliberalisierung sind diese Muster einfach verstärkt.
    im ITSektor speziell gilt: Informationsweitergabe ist Männersache und also Männerdominiert- Frauen haben: Nothing- to say. Das ist schade, aber zeigt, wie sehr der Rush auf das Internet durch Ungleichheit und Macht geprägt ist.
    Entsprechend sind auch die Risiken weiter ungleich verteilt wie etwa: Familienfürsorge.
    Dieses steht den Frauen zu.
    Ausbeutung ist ein selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft.

    1. Wobei sich die Frauen in meiner Familie erfolgreich gegen kluge Technik wehren. Mir kommt das auch immer ein wenig selbstverschuldet vor, so nach dem Motto: Technik ist was für Männer, mich interessiert das nicht.

  2. Der „freie Markt“ wird so stark bemüht weil sich diese „Industrie“ in der Lage sieht einzelne Individuen gegeneinander auszuspielen ohne das eine Interessenvertretung dazwischen steht. Diese Konkurrenz wird durch die Seitenbetreiber natürlich gefördert und erzeugt einen entsprechenden Preisdruck.

    Viel wichtiger ist es aber von den Blödsprech- oder auch Neusprech-Ausdruck „Sharing-Economy“ wegzukommen. Sharing also Teilen impliziert etwas soziales / positives. Das Ganze hat aber gar nichts mit Teilen zu tun. Es ist nichts anderes als Maklergewerbe, bei dem der Makler versucht einen Wettbewerbsvorteil zu generieren in dem er vorgibt es müssen ja keine Steuern & Abgaben bezahlt werden weil der Dienstleister das ja als Hobby / Nebenbei o.ä. leistet.

  3. Ich hab mal gehört, dass Uber nicht billiger ist wie ein Taxi. Ob ich jetzt mir ein Taxi per App oder Telefon rufe ist doch Jacke wie Hose. Muss halt die Taxizentrale auch mal ne App anbieten. Den Rest kann man gesetzlich regeln.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.