CSC Solutions, Blue Coat und rola als Sponsoren der Berliner Verkaufsmesse „Europäischer Polizeikongress“

Die Sponsoren der diesjährigen Messe "Europäischer Polizeikongress" in Berlin.
Die Sponsoren der diesjährigen Messe „Europäischer Polizeikongress“ in Berlin.

Vom 24. bis 25. Februar soll im Berliner Congress Center wieder der jährliche „Europäische Polizeikongress“ stattfinden. Veranstalterin ist die Verlagsgruppe des Behördenspiegel. Es handelt sich genau genommen um eine Messe: Der Kongress wird von der Sicherheitsindustrie finanziert, die dafür Verkaufsstände aufbauen darf. Geldgeber können zu Bronze-, Silber- oder Gold-Sponsoren aufrücken. Abwechselnd mit VertreterInnen von Behörden dürfen die Firmen dann vor den angeblich stets rund 1.600 Teilnehmenden Reden halten oder Workshops anbieten.

Die Kongresse tragen meist Titel, unter die ein buntes Sammelsurium an Themen gestellt werden kann. Dieses Jahr haben sich die Veranstalter das sinnentleerte Motto „Herausforderungen und Grenzen der Sicherheit in Freiheit – Infrastruktur und Architektur europäischer Sicherheit“ ausgedacht.

Zu den Bronze-Sponsoren gehören vor allem Zulieferer von Polizeien und Geheimdiensten, darunter Capgemini („Kann ‚Polizei 3.0‘ bereits heute Realität sein?“, esri Deutschland (Geobasiertes Crime Mapping), Mobotix (selbsternannter „Weltmarktführer für hochauflösende Videosysteme“) oder Steria Consulting (verantwortlich für das sieben Jahre verspätet errichtete Schengener Informationssystem II).

Nicht fehlen darf die Oberhausener rola Security Solutions, die zum Top-Ausrüster von Analysesoftware für deutsche Polizeien und Geheimdienste avanciert ist. Auch eine Tochterfirma des US-Geheimdienstpartners CSC Solutions und der US-Geheimdienstzulieferer Blue Coat geben Geld für den Kongress, tauchen aber nicht mit Vorträgen im offiziellen Programm auf. Hewlett Packard ist der einzige Silber-Sponsor und darf demzufolge nur einen Vortrag halten.

Drei Firmen sind derzeit als Goldsponsor registriert, alle drei referieren im Hauptstrang der Kongressmesse. Die Firma Taser International diskutiert mit dem Landesvorsitzenden der dubiosen Polizeivereinigung DPolG und dem Bundesinnenministerium Österreichs über „Gewalt gegen Polizisten: strafrechtliche und technische Herausforderungen“. Das Szenario ist absehbar: Die DPolG poltert gegen die Antifa, der Referent des BMI über Proteste gegen den rechten Burschenschaftsball, Taser präsentiert dann mit seiner in aller Welt verkauften Elektroschockpistole die Lösung.

Ebenfalls vertreten ist Blackberry, die vermutlich mit der Tochter Secusmart ihre (auch App-basierte) Kryptotelefonie für Sicherheitsbehörden bewerben wird. Nur einen Auftritt hat der Gold-Sponsor Reemtsma, der den „volkswirtschaftlichen Schaden“ von gefälschten Tabakprodukte beklagt.

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8 Ergänzungen

  1. Prägt Euch die Namen der Sponsoren gut ein. Falls diese mal zur Rechenschaft gezogen werden sollten…

    Funfact: Reemtsma und Philip Morris. Auf die Tabakindustrie kann man sich verlassen. Wo es schmutzig und unmoralisch wird, sind diese beiden Krebsproduzenten nicht weit.

    Was macht Mercedes-Benz eigentlich dort? Wollen die an ihre glorreiche Unternehmensgeschichte in Argentinien erinnern?

  2. Ich freue mich über diesen Beitrag, mehr Transparenz ist für mich genau richtig. Und wie Roland schrieb: „Prägt Euch die Namen der Sponsoren gut ein.“ Ich kann für mich dadurch Zusammenhänge in Politik&Wirtschaft besser herstellen und bewerten.

  3. Seit wann ist denn Blue Coat ein italienisches Unternehmen? Oder meint ihr damit, dass der italienische Geheimdienst von Blue Coat beliefert wird?

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.