Vor zehn Tagen hatten wir hier über eine neue, Abhörplattform der Bundeswehr für „alle elektromagnetischen Aussendungen“ berichtet: Das „Mobile Geschützte Fernmeldeaufklärungssystem (MoGeFA)“ wurde im Oktober vergangenen Jahres von der Firma Plath GmbH beschafft. Es dient der Ermittlung „vollständiger Funk-Lagebilder in einsatzrelevanten Frequenzbereichen”. Das „MoGeFa“ ähnelt von der Funktion also dem Spionagesystem ISIS, das von EADS gebaut wurde und die Riesendrohne „Euro Hawk“ montiert werden sollte. Allerdings arbeitet es am Boden: Die Plattform besteht (bislang) aus insgesamt drei Fahrzeugen. Der Hersteller lobt die „genaue und robuste Peilsensorik des Gesamtsystems“, weitere wesentliche Merkmale sei „die herausragende Empfindlichkeit“.
Am Freitag hatte sich der Abgeordnete Hans-Christian Ströbele dem „MoGeFa“ angenommen und beim Verteidigungsministerium Fragen zum Datenschutzkonzept eingereicht. Sie wurden gestern in der Fragestunde beantwortet. Das Protokoll der Plenarsitzung steht nun online.
Laut dem Staatssekretär Ralf Brauksiepe handele es sich beim „MoGeFa“ um ein sogenanntes „Demonstratorsystem“, also eine Art Forschungsplattform. Sie befänden sich steht in Daun in der Eifel. Geführt werden sie beim „Kommando Strategische Aufklärung“, das auch den Datenstaubsauger „Euro Hawk“ fliegen wollte. Ab 2016 ist geplant, das fahrbare Abhörsystem in größerer Serie zu beschaffen. Bis dahin würde wie beim ISIS die „operationelle Leistungsfähigkeit“ geprüft.
Für die „taktische Einsatzprüfung“ würden Soldaten „truppeneigenen Funkgeräte“ nutzen, die dann abgeschnorchelt („aufgeklärt“) werden. Weil es sich um ein „künstliches Funkszenario“ handele, erübrige sich die Frage nach dem Datenschutz. Allerdings ignoriert der Staatssekretär, dass auch andere Telekommunikationsverkehre erfasst werden könnten. Das meint auch Ströbele und hakte nach. Brauksiepe eiert zunächst herum und führt aus, wie wichtig das System für die „Truppe“ sei. Dann sagt er den eigentlich wichtigsten Satz: „Ich bin zwar kein Experte im Bereich des Datenschutzes“. Dennoch behauptet Brauksiepe, dass es für die Tests keine Datenschutzbeauftragten benötige.
Da liegt er wohl falsch, um zum Glück gab sich Ströbele mit der Antwort nicht zufrieden. Zur Frage der sogenannten „Beifangfähigkeit“ gewöhnlicher Kommunikation, etwa von Mobilfunk, bejaht Brauksiepe schließlich:
Prinzipiell ist das nach meinem Kenntnisstand allerdings nicht ausgeschlossen. Das heißt aber nicht, dass die Weitergabe irgendwelcher Daten an Dritte beabsichtigt wäre.
In anderen Worten: Ja, das Gerät kann Telefonate in der Eifel abhören, tut es wohl auch, aber das Material wird an keinen Geheimdienst weitergereicht. Also braucht es keine Befassung durch Datenschutzbeauftragte. Das ist ein ziemlich armes Verständnis von Datenschutz, Datensparsamkeit oder Verhältnismäßigkeit. Außerdem wird erneut grob ignoriert, dass bei allen derartigen Beschaffungsvorhaben ein militärisches Datenschutzkonzept vorgelegt werden muss. Dies ist per Weisung aus dem Ministerium festgelegt. Zerknirscht musste das Verteidigungsministerium letztes Jahr zugeben, dass dieses vorgeschriebene Datenschutzkonzept auch beim „Euro Hawk“ schlicht ignoriert wurde.
Bei der Bundeswehr kommt der Datenschutz – wenn überhaupt – ganz zuletzt. Brauksiepe, der sich damit ja nicht auskennt, gelobt Besserung:
Aber ich ziehe gern Erkundigungen ein, ob es üblich ist, in dem derzeitigen Erprobungsstadium den Datenschutzbeauftragten hinsichtlich der Erfassung von Daten, deren Erfassung gar nicht beabsichtigt ist, […] und ob dies gegebenenfalls auch erfolgt ist. Das liefere ich gerne nach.
Jetzt mal Butter bei die Fische. Hilft so ein Spielzeug gegen Auslandsspionage oder INdustriespionage? Hilft es die „inteligente“ Infrastruktur (z.B. Kraftwerke, Smartmeter, Verteiler und Speicheranlagen und andere kritische Infrastruktur am Netz) vor schadhaftem Code aus dem Ausland oder sogar Inland zu schützen?
Ich meine nicht die Art von Schutz: Nein das darfst du nicht und wenn du das machst gibts es x Jahre Haft und dann ist wieder alles gut.
Ich meine Schutz mit echter Hardware, mit Kentniss und Sachverstand, mit Expertise und Know How aus eigener Herstellung. Bevor es zum Schaden kommt muss da aktiv reagiert werden und nicht im Nachhinein mit Kopfschütteln und „das haben wir nicht wissen können“-Ausreden.
Inwieweit „schützt“ oder „nützt“ der Apparat unserer Demokratur in irgendeiner Weise?
Plath GmbH wird das Ding doch auch an andere Verschärbeln und was ist dann? Mit Lizenz zum Saugen?
Der Eurohawk soll ja wieder fliegen können. Da muss die EU einfach die Richtline umschreiben. Zack. Passt alles wieder.
Kann mir jemand bitte erklären welchen Sinn diese Schnüffelware hat? Kinderpornos aus dem Funknetz abfiltern? Leute anhand ihrer funkenden Begleiter ausfindig machen?
Ach die wollen sicherlich das Konzept von Meshnets kontern. Wer weiss was da in den privaten Maschen der Amateurfunker alles durchgeleitet wird. Könnte ja unseren Rechtsstaat aushebeln.
Meine Fresse ist das eine Steuerverschwendung. Aber Hauptsache ISIS wird bis dahin laufen. Autos bekommen alle Black Boxen, Schnuller mit RFID Chip, Bargeld abschaffen, Klarnamenzwang, Perso mit Biometriedaten (oh wait).
Ist alles nur zu unserem Besten. Dadurch wird das exportieren unserer Demokratur einfacher. Sobald die ganzen Unrechtsregime merken wie man es besser macht. KOTZ!
Dieses „Spielzeug“ wird von der Bundeswehr gekauft. Es ist nicht deren Aufgabe im Inland Industriespionage zu verhindern.
Laut meinem Verständnis aus dem Artikel dient ein solch mobiles Gerät dazu im Ausland, bei Einsätzen, Mobilfunknetze u.ä. abzuhören. Das ist absolut sinnvoll – aus militärischer Sicht.
Der ignorante Umgang mit notwendigen Auflagen, der Test im zivilen Inland oder die Wahrscheinlichkeit, dass der zivile Herstelle diese Geräte an Drittländer verkauft, stehen auf einem anderen Blatt.
gibts schon hardwareseitig, Stichwort Datendiode oder one-way-gateway
Keine Ahnung, was die kosten
Dieses Dingens wird seit es die Bundeswehr im Inneren gibt garantiert gegen und eingesetzt, da sollten wir uns nichts vormachen.