Passend zur Berlinale gab es vor drei oder vier Wochen in der gedruckten ZEIT einen umfangreichen Artikel über Filme und Urheberrechtsverletzungen, der sich fast wie ein Advertorial der „Raubkopierer sind Verbrecher“-Kampagne las. Ich hab damals nachgedacht, ob ich den Artikel verbloggen und kommentieren sollte, habe aber die Idee schnell aufgegeben, weil man da nicht wusste, wo man anfangen soll. Glücklicherweise hat das aber jemand anderes jetzt gemacht. Torsten Dewi schreibt ausführlich in seinem Wortvogel-Blog, was die Probleme des Artikels sind: Gezielt vorbei: Mein Problem mit dem ZEIT-Dossier “Filmpiraten: Aufnahme läuft!”
So, wie ich das sehe, bastelt Produzent Stefan Arndt an seiner eigenen Legende, um das Versagen von “Cloud Atlas” zu rechtfertigen – und eine Journalistin hat sich für den intimen Einblick in die Szene genau diese Narrative füttern lassen, ohne sie je zu hinterfragen. Handwerklich sauber geschrieben, exzellent recherchiert, aber absolut unseriös und fragwürdig in den Schlussfolgerungen. Es wird nicht einmal die Frage gestellt, ob der Film einfach sein Publikum verfehlt hat, ob das Markting falsch war, ob nicht alle Beteiligten zu besoffen von ihrer eigenen Brillanz waren. Nein, es waren die Raubkopien. Die sind schuld. Clever, den Leser mit derart vielen Details zu zu schütten, dass gar nicht auffällt, wie unbelegt die These bleibt. Viele Zahlen, aber keine konkrete, um die Kernthese des Artikels zu stützen.
Kurz: Da werden Sachen konstruiert, die so nicht sein können. Die politische Message ist: Das Urheberrecht muss stärker durchgesetzt werden. Der Artikel war übrigens mal kurz bei Zeit.de online, ist jetzt aber aus „rechtlichen Gründen leider im Online-Archiv nicht mehr verfügbar“. Der Grund ist, dass in dem Artikel mehrere Anschuldigungen gegen die Internetforscherin Jeanette Hofmann gemacht wurden, gegen die diese mit einer Unterlassungsforderung in vier Punkten erfolgreich vorgegangen ist. So suggerierte der Artikel z.B. das Jeanette Hofmann sich auf die Seite von Filmpiraten stelle und nur für eine Urheberrechtsreform sei, weil sie von Google gekauft sei.
Ich hab „Cloud Atlas“ noch nicht gesehen, aber die Bilder sehen interessant aus (zumindest alle ohne Tom Hanks). Kann den jemand empfehlen?
Hab‘ ihn sogar brav im Kino geschaut und kann mir angesichts der Probleme, die ich über Wochen beim Kauf der Kinokarten hatte (mehrere Anläufe, bei dem ich keine anständigen Karten mehr bekommen habe – ich Reservierungsmuffel), nicht vorstellen, dass der Film zumindest wegen mangelnden Interesses so ein Flopp gewesen sein soll. Allerdings wurde er zumindest bei uns auffällig früh in die kleinen Säle verbannt – vielleicht eine unglückliche Termin-Positionierung zwischen „Skyfall“ und „Der Hobbit“?
Was den Film selbst angeht (ohne das Buch zu kennen): Sehr pompös, durchaus unterhaltsam und mit philosophischem Einschlag. Wenn man hinterher allerdings zu lange drüber nachdenkt merkt man, dass die Message dahinter nichts wirklich Neues bietet. Den Vergleich mit Avatar, der im gleichen Blog gemacht wird, ist meines Erachtens sehr treffend: Insbesondere technisch kein wirklich schlechter Film aber halt auch nicht unbedingt etwas wirklich Besonderes.
In meinem Bekanntenkreis haben recht wenige den Film gesehen, viele wollen aber auch lieber das DVD-/Blu-Ray – Release abwarten.
Mir hat der Film gefallen – ist aber keine leichte Kost.
Anspruchsvolles Kino, ich glaube, die Schublade heisst „art house film“, langwierig, man muss sich vieles merken und es gibt nur wenige Ballerszenen. Ich hab ihn zweimal gesehen, das zweite Mal zum Lueckenfuellen an den Stellen, die mir beim ersten entgangen sind.
Also aus meiner Warte lohnenswert, aber ich fand auch „Melancholia“ gut. :-) Und kein Film fuers Smartphone – die Zielgruppe (also die Leute, die sowas gut finden koennten) moechte dann auch Qualitaet haben. Ich glaube nicht, dass die zufrieden ist mit einer 600MB-Kopie mit aus der Popcorntuete aufgenommenem deutschen Ton mit allen Lach- und Quatschgeraeuschen.
Was ich an dem Zeit-Artikel so erstaunlich fand, war einerseits das Produktionsbudget von 100 Mio.$ (das ist schon ziemlich viel, und fuer einen Film, der jetzt nicht auf das jugendliche Raumschiff-Splatter-Baller-Publikum setzen kann, ziemlich sportlich), vor allem aber, dass sei angeblich nochmal die gleiche Summe ins Marketing versenkt haben sollen. Vielleicht hat man da auch an der falschen Stelle zu viel Geld ausgegeben.
Und der Verweis auf Google (die ja damit Geld machen, dass adsense Werbung automatisch ueberall plaziert, ohne vorher die GVU zu fragen, ob das jetzt trefe oder koscher sei) war dann so unglaublich dumm hinten rangestrickt, dass man schon gewartet hat, ob Gorny hinten um die Ecke guckt.
Empfehlen kann ich den nur mit der Einschränkung, dass Freunde des Buches gewaltige Abstriche in Kauf nehmen müssen. Trotz der enormen Länge sind die einzelnen Geschichten zum Teil brutal gekürzt und auch inhaltlich sehr verändert worden (besonders das Ende des Films ist vielen Fans des Buches sauer aufgestossen). Dazu kommt, dass die Regisseure/Autoren hier ihrem Hang zur Esoterik freien Lauf liessen. Der Film ist aber klasse gespielt und keine Sekunde langweilig und man sieht auhc, wofür das Geld ausgegeben wurde.
Das war zufällig der erste ZEIT-Artikel, den ich seit einiger Zeit gelesen habe (bei einer Freundin). Schockierend. Offensichtlich für Leser geschrieben, die sich mit der Materie noch nicht befasst haben.
Was ist eigentlich aus der guten alten Tradition des Schwärzens geworden? Man kann doch wenigstens die nicht-beanstandeten Teile des Artikels veröffentlicht lassen.
Mir hat der Film letztes Jahr im Kino sehr gut gefallen.
Ich kann mir allerdings auf gut vorstellen, dass er finanziell nicht sonderlich erfolgreich ist. Für den durchschnittlichen Kinobesucher ist er unter Umständen zu lang und zu verworren, da mehrere Geschichte gleichzeitig erzählt werden, die teilweise nicht direkt zusammenhängen, aber dennoch in dem gleichen Plädoyer enden. Wer hingegen Arthouse gewöhnt ist, dem ist der Film eventuell ein wenig zu viel Popcorn.
Ich fand ihn trotz leichter Mängel äußerst sehenswert.
Es ist ein Film, den Du vielleicht am besten filmisch mit der Kategorie Der Unhold oder Die Entdeckung des Himmels vergleichen kann. Also Detailschwangere, allusionsbadende Bücher und als Film ein wenig zu zäh für ein Kinopublikum. Auf der anderen Seite ein Film, der bestimmt immer besser wird, und nach dem 20. Ansehen…