Paypal hat den Account des per Crowdfunding finanzierten Mailclients Mailpile gesperrt. Auf dem Konto liegen nach Angaben der Initiatoren von Mailpile rund 45.000 Dollar, auf die sie zur Zeit keinen Zugriff haben. Paypal gibt an, den Account aus Sorge vor Rückbuchungen von Seiten der Spender gesperrt zu haben.
Anfang August berichteten wir über das Projekt Mailpile. Die Initiatoren von Mailpile haben es sich zur Aufgabe gemacht, einen modernen sicheren Mailclient zu entwickeln, der verschlüsselte Kommunikation ermöglichen und auf Servern wie auf normalen Rechnern laufen soll. Um das Projekt zu finanzieren starteten sie eine Crowdfunding-Kampagne bei Indiegogo. Die Kampagne läuft noch 6 Tage, doch bereits vor rund zwei Wochen wurde Mailpile erfolgreich finanziert. Heute teilten die Initiatoren mit, dass ihr Paypal-Account, auf dem rund 45.000 der bisher insgesamt eingenommenen 135.000 Dollar liegen, von Paypal gesperrt wurde.
Paypal fordert nun Einsicht in das Budget von Mailpile, sowie eine genaue Auflistung, was mit dem Geld geschehen soll, um den Account wieder freizugeben, wie die Macher im Blog von Mailpile schreiben:
Afer 4 phone calls, the last of which I spoke to a supervisor, the understanding I have come to is, unless Mailpile provides PayPal with a detailed budgetary breakdown of how we plan to use the donations from our crowd funding campaign they will not release the block on my account for 1 year until we have shipped a 1.0 version of our product. A final email communication from PayPal reaffirmed us of their stance by stating:
„Please provide an itemized budget and your development goal dates for your project“
In einem Update auf ihrer Indiegogo-Seite heißt es, Paypal fürchte um Rückbuchungen der Spender und habe den Account daher vorsorglich gesperrt. Die Macher von Mailpile bitten deshalb darum, trotz einer möglichen Verärgerung über das Verhalten von Paypal, keine Rückbuchungen vorzunehmen, um ihnen nicht noch „Munition“ zu liefern.
Ironically, their justification for withholding the cash is concern about charge-backs. So please, don’t give them any ammunition on that front by requesting refunds. It’s a weird, complicated situation, but we are confident we will prevail in the end.
Auf Grund der Spenden, welche Mailpile über andere Zahlungsdienstleister erhalten habe, sei die Entwicklung der Anwendung zur Zeit nicht von der Sperrung der Paypal-Accounts behindert.
Enough people have funded us directly through IndieGoGo and we have enough savings that we will be able to keep our word and make Mailpile happen.
Paypal ist in erst Ende Juli negativ in die Schlagzeilen geraten, als bekannt wurde dass das Unternehmen keine Zahlungen mehr an den schwedischen VPN-Anbieter IPredator weiterleiten werde.
UPDATE: Paypal scheint den Account wieder freigegeben zu haben, wie im Blog von Mailpile zu lesen ist. Techdirt hat ebenso eine Stellungnahme von Paypal veröffentlicht, die aber weiter jegliche Begründung für die kurzzeitge Sperrung der Paypal-Account vermissen lässt:
We have reached out to MailPile and the limitation has been lifted. Supporting crowd funding campaigns is an exciting new part of our business.We are working closely with industry-leaders like IndieGoGo and adapting our processes and policies to better serve the innovative companies that are relying on PayPal and crowd funding campaigns to grow their businesses. We never want to get in the way of innovation, but as a global payments company we must ensure the payments flowing through our system around the world are in compliance with laws and regulations. We understand that the way in which we are complying to these rules can be frustrating in some cases and we’ve made significant changes in North America to adapt to the unique needs of crowd funding campaigns. We are currently working to roll these improvements out around the world.
Warum ist eigentlich netzpolitik.org noch bei paypal? Es muss doch auch ohne gehen bzw. mehr und andere Alternativen geben.
Weil darüber noch genug Menschen uns Spenden zukommen lassen. Alternative Wege bieten wir genug.
Na ja, es gibt schon noch andere Alternativen. Und das euch Leute via Paypal Spenden zukommen lassen, ist ja auch irgendwie „Henne und Ei“. Oder meint ihr, jemand der mit Paypal spendet, spendet keinesfalls mit einem anderen System?
aber ihr könntet die Alternativen mal hübscher zusätzlich und auf gleicher ebene wie paypal platzieren.
Dem ist richtig.
Aber evtl ist einfach mittlerweile der Interessenskonflikt zu groß.
Also, der Interessenskonflikt dass „ihr“ als Netzpolitisches Hive-Mind geltet, bemängelt warum sich am Nutzerverhalten der „Otto-Normal-User“ nichts ändert, aber selber auch nicht mit gutem Beispiel vorangeht.
Immerhin verdient PayPal an jede Spende über Ihre Plattform an euch geld. Verkürzt könnte man also sagen, ihr ruft zur Unterstützung von PayPal auf idem ihr Spenden über PayPal verlangt.
Ja, alles blöd. Wenn wir hier nur absolut politisch korrekt agieren, dann müssten wir uns leider andere Jobs suchen, um unsere Wohnungen zu finanzieren. Von mir aus können unsere Spender auch andere Wege nutzen. Tut aber ein Teil nicht. Und nun, sollen wir auf die verzichten?
Verzichten muss und soll keiner. Aber man kann ja irgendwo anfangen. Z.B. „PayPal & Flattr (mit Gebühren)“ trennen und eine Empfehlung (mit Begründung/verlinkung) dazuschreiben. Kann ja sein, dass die Spender bis dato nichts von der PayPal-Problematik gehört haben. Ein kleiner erster Schritt der niemanden wehtut, euch aber die „Credibility“ erhält. Gehört nämlich mittel- und langfristig auch zum Geldverdienen dazu.
Haben wir seit Spende Start bereits hier formuliert: https://netzpolitik.org/spenden/
OK, https://netzpolitik.org/spenden/ hatte ich nicht gesehen. Aber vielleicht koennte man ja trotzdem einen einen Hinweis in jeweilige Artikel zu Paypal aufnehmen oder so was. So (ohne wissen um die Seite https://netzpolitik.org/spenden/) hats halt ein „Gschmäckle“.
PayPal ist das letzte, die zensieren alles fiskalisch was irgendwie Alternativ ist. Von Kubanischen Zigarren bis von anbietern und verschlüsselungssoftware.
Leute nutzt Bitcoin.
Klingt ja eher so als ob PayPal als Erfüllungsgehilfe der US Geheimdienste Munition und Sabotagemöglichkeiten gegen Mailpile sammelt
Wenn man Revue passieren lässt was PayPal sonst so als Erfüllungsgehilfe gemacht haben (Kubanische Ware, WikiLeaks, VPN Provider etc.), dann sind das schon viele „unglückliche Einzelfälle“.
Huch, ich hatte sogar noch nen paypal account, wegen bandcamp… aber jetzt ist der endlich gelöscht.
schon bandcamp geschrieben sie mögen doch Bitcoin via bitpay oder coinbase oder anderen payment processoren anbieten!
bei flattr hats auch genutzt weil genug leute angefragt haben.
Weshalb seid Ihr noch dort? Ich habe mein Konto längst aufgelöst.
Ich fände es gut, die mit dem nötigen Know-How – auch Ihr gehört sicherlich dazu – könntet an Alternativen arbeiten.
Jetzt hat z. B. auf Paysafecard die Zahlungen an IPredator eingestellt. Dagegen muss man doch etwas machen (können).
Ich finde, Account-Sperrungen bei Paypal sollten inzwischen niemanden mehr wundern. Das ist nichts neues, sondern gehört halt bei Paypal zum Geschäftsmodell. Trotzdem bitte darüber berichten, weil werben tun sie mit diesem Feature ja nicht.
Danke für die News. Hatte letztens erst einen Maildienst via Paypal bezahlt, weils „schnell“ ging. Das war vor IPredator, davon bin ich betroffen und steige jetzt auf alternative Bezahlmöglichkeiten um. Nicht nur, dass die Geld für Transaktionen nehmen (!=bekommen), sie selektieren raus, was sie nicht mögen und das ist nicht korrekt. Aber wenns ohne Facebook, ohne GMail und ohne Windows geht (zumindest Privat), dann gehts auch ohne Paypal. FU
Interessante Information, die mich in meinem Widerwillen gegen PayPal bestärkt. Aber bitte nennt Crowdfunding-Unterstützungsbeträge nicht Spenden: Die Leute erwarten und erhalten zumeist eine Gegenleistung. Die Unterscheidung mag haarspalterisch wirken, aber die Bezeichnung Spenden weckt falsche Assoziationen, und Spenden sind unter anderem steuerlich ganz anders zu bewerten.
bei dem projekt passts aber.
das geld wurde ja als spende eingesammelt egal ob das ziel erreicht wurde oder nicht.
Gut das sie auch Paypal abgezogen ihr Ziel schon übertroffen haben.
6 tage laufts noch. und sie haben auch interresse ihr Frontend auch auf andere mailing dienste zu adaptieren z.B.: Mailing System innerhalb RetroShares
https://retroshareteam.wordpress.com/2013/08/08/distant-chat-and-messaging-using-generic-tunnels/
und RetroShare als Backend zu verwenden wäre nice.
Mir fehlt sehr in dem Artikel Infomation darüber, auf welcher Rechtsbasis das Beschriebene eigentlich geschieht. Immerhin handelt es sich doch bei dem Anbieter PayPal um einen Anbieter der bankgleiche Angebote bereitstellt.
Neben dem Aspekt, dass der Anbieter sich entsprechend der Jurisdikation des Ortes der Auftragsvergabe zuverhalten haben muss, ist doch nicht zu erwarten, dass am Stammsitz der Firma der Gleichheits- bzw. Gleichbehandlungsgrundsatz nicht zur Geltung kommt.
Der willkürliche, oder auch eigenmächtige Einbehalt von Eigentum Anderer stellt doch auch in UK und US ein Straftatbestand dar?
Ich würde mir wünschen, dazu etwas mehr Recherche bei euch lesen zu können.
Die beziehen sich auf Artikel 0815 des Neulandgesetzbuches: digitale Umerziehung durch Geldentzug.
Aber im Ernst, wenn ich deren Begründung lese, fehlen mir die Worte. Sowas muss juristische Konsequenzen haben.
Seitdem Paypal ziellos mal einfach so z.B. 10.000€ von verschiedenen Konten für ein paar Monate sperrt (wahrscheinlich wegen den Gewinn an Zinsen), glaub ich denen nichts mehr.
Ich gehe jede Wette ein, wenn die der NSA eine Backdoor in das Teil implementieren, fließt das Geld auch wieder über Paypal. Ich habe noch nicht gespendet, werde aber nachher mal schauen über welchen Weg ich das jetzt machen kann.
Wenn Crowdfunder keine Möglichkeiten zur Überweisung oder direktem Bankeinzug ohne Zwischenstation anbieten, dann unterstütze ich die Projekte auch nicht darüber.
Ich schaue dann, ob es beim zu unterstützenden Projekt irgendeine Option gibt, wenn nein: Pech.
Das ist hart, sorgt aber für das Wissen, dem kruden Gesetzen und Vorgaben von Paypal/Ebay und den USA nicht zu unterliegen und zu wissen, dass mein Geld auch ankommt.
Damit sind Indiegogo und leider auch Flattr für mich unbenutzbar. Letztere, da sie mit Payment-Infos geizen und auch nur Drittanbieter erlauben. Sorry.
Netzpolitik.org bekommt meine Spende ja auch per Dauerauftrag.