Guttenberg: Der erste Minister, den das Internet gestürzt hat?

Robin Mayer-Lucht stellt bei Carta die gewagte These auf, dass Karl-Theodor zu Guttenberg der erste Minister sei, den das Internet gestürzt habe. Das klingt ja erstmal toll und ich würde das ja gerne unterschreiben, aber ich halte die These trotzdem für nicht richtig und für eine gewisse Selbstüberschätzung. Meiner Meinung nach waren das Internet und kollektive Prozesse wie das Guttenplag-Wiki oder andere Aktionen wie die spontan über das Netz organisierte Guttbye-Demonstration am vergangenen Wochenende in Berlin wichtige Bestandteile, die dann zum Rücktritt führten. Aber ohne die traditionellen Medien wäre das so nicht passiert. Die ersten Plagiatsvorwürfe tauchten in klassischen Medien auf. Daraufhin wurde das Guttenplag-Wiki-Projekt gestartet und zusätzliche Plagiatsfälle gefunden. Die Medien berichteten wieder darüber, unzählige Internetnutzer verteilten diese Informationen und Verweise auf journalistische Beiträge und Blog-Artikel über diverse Kanäle wie Twitter, Social Networks und Blogs weiter.

Und dieses Wechselspiel zwischen vierter und fünfter Gewalt finde ich spannend. Denn wir sehen wir eine gewachsene vernetzte neue Öffentlichkeit, wo das Internet nicht mehr wegzudenken ist. Und wir sehen hier auch das große Ende einer unsäglichen Debatte „Blogs vs. Journalisten“, wo selbst den letzten Journalisten aufgefallen sein sollte, dass sich beide Gruppen sehr gut ergänzen.

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89 Ergänzungen

  1. Ich hab’s bei mir so formuliert: „Ob es auch zu diesem Rücktritt gekommen wäre, wenn FAZ und NZZ nicht sichtlich verärgert gewesen wären, weiss ich nicht. Ohne Internet – und ohne eine inzwischen sehr politische Netzszene – wäre Guttenberg aber, da bin ich mir sicher, weiterhin Minister.“ (Neun Sätze zu Guttenbergs Rücktritt).

  2. Markus, lies den Artikel nochmal. Ein solcher Gegensatz wird nicht aufgemacht. Nur „ohne“ das Internet (bzw. Wiki & Twitter & schnell organisierte Demo etc.) wäre der Rücktritt auch meiner Meinung nach nicht passiert, auf jeden Fall aber nicht so schnell.

  3. Das Internet hat zG nicht gestürzt, das zu behaupten ist ziemlich vermessen. Im Politikbetrieb in Berlin kommt den Printmedien immer noch eine tausendmal höhere Aufmerksamkeit zu als „dem Internet“.

    Die Rolle des Internets war hier wohl eher die Hilfe zur Bildung einer öffentlichen Meinung.

  4. Demnächst wird sich die Gesellschaft in zwei Lager aufspalten: Denen, die dem Internet für alles die Schuld geben und denen, die dem Internet für alles danken.

  5. Aber hätte „das Internet“, also die im Ungang mit modernen Kommunikationsmittel geübten Bürger der Bundesrepublik, nicht permanent Druck gemacht, dann hätten auch die klassischen Medien in ihrer widerlichen Staatstreue mal wieder klassisch versagt. Zusammengefasst: „Internet“ 80% : Klassische Medien 20%

  6. Natürlich ist Guttenberg zunächst über seine eigenen Fehler gestolpert. Aber ich glaube dass das Internet einen nicht unerheblichen Teil dazu beigetragen hat. Die „klassischen“ Medien haben den Stein ins Rollen gebracht, aber ohne das Internet wäre der „Shitstrom“ sicher nicht so groß gewesen. Gerade der Meinungsmacher Springer hätte sich zurück gehalten. Es wäre wahrscheinlich im Sande verlaufen, spätestens wenn Guttenberg den Titel abgelegt hätte.

    Aber die Behauptung das zu Guttenberg durch das Internet gestürzt wurde, halte ich doch für zu hoch gegriffen.

  7. Sehe das so, wie Leo.
    Guttenberg hat sich immer tiefer in die eigene Sch.. geritten, ihm blieb am Ende gar nichts anderes übrig, als zurückzutreten.

    Ich bin der Meinung, hätte er von Anfang an zum Plagiat gestanden und ehrliche Reue gezeigt, wäre er sogar noch als Minister tragbar gewesen.

  8. welchen liebling nimmt denn die BLÖD-zeitung jetzt? doch nicht wieder zensursula?????

    der nächste innerminister soll von der CSU kommen, da graust mir jetzt schon…..die misere soll dem lügenbaron folgen….

  9. Wenn Minister im Internet gestürzt werden könnten, könnte BILD Minister retten. Nein, nein, da steckt mehr dahinter als schäumende Blogger. Wir haben ja auch das Zugangserschwernisgesetz im Internet verteufelt und was hat das „auf der Straße“ gebracht? Nichts. Na gut, vielleicht: noch nicht viel.

    Das Internet wird überschätzt und spiegelt die real world nicht massstabsgetreu wider. Danke für den Artikel!

  10. Das Wiki war sicherlich sehr wichtig (auch wenn die geklauten Passagen aus FAZ und NZZ schon vorher bekannt waren). Der Shitstorm war eher nicht wichtig.

    Außerdem sollte man bedenken, dass sich mit der FAZ das konservative Leitmedium Nr. 1 von Anfang an deutlichst gegen Guttenberg positioniert hat. Ich glaube, das war am Ende wichtiger als das „Internet“

  11. Sehr guter Artikel! Genau so schätze ich es auch ein, ein „(…)Wechselspiel zwischen vierter und fünfter Gewalt(…)“.

    Die einzige Frage die jetzt noch bleibt, ist was passiert mit GutenPlag?
    Wird es zu einem Selbsläufer der in nächster Zeit noch mehr Plagiate in Doktorarbeiten aufklären wird?

  12. Das Wechselspiel zwischen Internet-Masse, Technologie, Journalismus und Veröffentlichungs-Kanälen ist ein extrem spannendes, schützeswertes Feld das unbedingt näher (wissenschaftlich) untersucht werden sollte …

    Mich interessiert vor allem, inwiefern sich dieses Gebilde „intelligent“ verhält im Bezug auf Rationalität und Entscheidungsprozesse.

    Was sich da jetzt gezeigt hat war ein eindrucksvolles Exempel darüber, dass dieses Internet-Massen-Hirn-Dings keinesfalls populistische „Entscheidungen“ trifft. Sonst wäre Guttenberg ja jetzt König und wir hätten die Monarchie; stattdessen haben sich faktenbasierte, objektive Ansichten herauskristallisiert und durchgesetzt.

    Wenn sich das ganze dauerhaft bewährt, bin ich langsam wieder optimistisch, was die Zukunft unserer Zivilisation angeht.

  13. @alle

    Guttenberg ist einfach zu gut für diese Welt!

    Diese furchtbar eingebildete Wissenschaftsmafia (Schavan, Lepsius, etc.) hat ihn letztlich zu Fall gebracht!

    Dabei gibt es keine Wissenschaft — es gibt nur Technik und Technologie (s. Mutti bei CEBIT). Alles darüber ist eh nur Rhetorik!

    Und Guttenberg ist ein perfekter Rhetoriker mit einem perfekten hypersozialen Primatenhirn — das ganze geBILDete Volk spürt das!

    Und das Volk braucht charismatische Führer mit einer hypersozialen Intelligenz!!!!

    Darum: Guttenberg for Kanzler!!!!!

    Guttenberg will be back!!

  14. Der Offline-Druck war ausreichend hoch um zu Guttenberg zum Rücktritt zu zwingen.
    Ob es das Internet gegeben hätte oder nicht, der Druck wäre gleich hoch gewesen.
    Er hat es sich mit derjenigen Klientel verscherzt, die eher nachtragend ist – Den Akademikern bzw. Wissenschaftlern.
    Die lassen so leicht nicht los, zumindest nicht, wenn es um ihr Ansehen geht.
    Zu Guttenberg wäre ohnehin von der Bundeskanzlerin gegangen worden – Nach den nächsten Landtagswahlen.
    Da geht er lieber selbst und tut noch so als würde er anderen etwas ersparen wollen – Er will nur sich selbst das gegangen werden ersparen.
    Es würde mich wundern wenn er nochmals auf der politischen Bühne auftauchen würde.
    Es kommt schon stark auf die Art der Verfehlung an, ob das je wieder möglich sein wird.
    Sein Alter kann jedenfalls nicht als spätere Entschuldigung herangezogen werden.
    Eine Jugendsünde war das sicher nicht.

  15. Im Umfeld von Guttenplag wurden auch über die Sammlung hinweg definitv Dinge geleistet, die mir Interesse an „Programmier-Journalismus“ vermittelt haben. Nur: Wohin wende ich mich, wenn ich weiter in die Richtung gehen will?

  16. Ich kann nicht ganz zustimmen. Sicherlich wurde die Affäre durch klassische Medien ins Rollen gebracht.

    Aber der Umfang der Plagiate wäre ohne das Guttenplag-Wiki niemals ans Tageslicht gekommen. So wäre es ein vollkommen aussitzbarer Fauxpas beim Setzen von Fußnoten geblieben, eine Posse am Rande des politischen Betriebs.

    Insofern war das Internet entscheidend.

  17. Man sollte sich keine Illusionen machen.

    Das Netz ist nach der Affäre „GuttenPlag“ jedenfalls nicht weniger bedrohlich für Feinde von Transparenz oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens mit Dreck am Stecken im allgemeinen.

  18. Gestürzt hat er sich schon selber – insofern halte ich das auch für eine leicht verzerrte Wahrnehmung der Dinge. Allerdings hatte das Internet eine ganz andere Funktion: Es ermöglichte eine breite öffentliche Diskussion und damit konnte nicht zuletzt vermieden werden, dass die Affäre einfach so unter den Teppich gekehrt und wieder zur Tagesordnung übergegangen wird. Das ist meines Erachtens der eigentliche Gewinn und an den Gedanken müssen sich die „Mächtigen“ wohl noch gewöhnen (insofern kein Wunder, dass aus deren Reihen immer wieder schnell und gerne Rufe nach einer „Zensur“ oder auch sonst besseren Überwachung des Netzes laut werden. Die wissen schon warum…).

  19. Das Netz hat als Medium mitgeholfen, mehr aber auch nicht. Jeglicher Shitstorm in Blogs oder auf Facebook interessiert in Berlin niemanden. SZ, FAZ und die zu letzt die Unterschriftenaktion der Wissenschaft sind die Hauptgründe.

    Die Abtrittsrede war ekelhaft wie er mehrmals die kürzlich gefallenen Soldaten missbraucht hat um sich selber besser darzustellen.

    Den feinen Herrn Baron sind wir sicher nicht für ewig los, der kommt wieder.

  20. ohjeh.

    dann werden wir den zorn der kinderschützerin, ex-doktor- und ex-verteidungsminister-gattin zu spüren bekommen.

    jetzt schlägt sie bestimmt mit neuen sperrforderungen mit maria riesch und dem hollywoodsuperstar schill tweiger im schlepptau gnadenlos zurück.

    bestimmt gibts schon morgen eine BLÖD-schlagzeile

  21. Ich seh’s auch wie Markus. Wie oft haben Politiker sich schon selbst in die Scheiße geritten, und wie oft haben sie – vornehmlich die Schwarzen – es ausgesessen? Wir hatten da mal einen, der da ganz, ganz groß (und breeeeit und rund) drin war – ist ungefähr 15 Jahre her…

    Aber dass es beim Bundeshaargelminister zum Rücktritt reichte, obwohl sich ja das Fischeinwickelpapier mit den vier Buchstaben und TV-Sender wie n-tv redliche Mühe gaben, Karl-Theodor zu Münchhausen zu stützen, ist durchaus auf eine Wechselwirkung von klassischen und neuen Medien zurückzuführen. Mir kann keiner erzählen, dass die Schavan nicht in diese Richtung geschielt hat, als sie ihrem Kabinettskollegen die Loyalität aufkündigte – wenn auch vermutlich aus eigenem Geltungsdrang heraus. Da war durchaus Druck dahinter, und das katastrophale Ergebnis in Hamburg wird vor dem Hintergrund der anstehenden Landtagswahl in Schavans Wahlkreisland BaWü noch zusätzliche Dynamik gebracht haben. „Retten, was noch zu retten ist“ dürfte die Motivation dahinter gewesen sein. Und wenn schon die Schavan mit dem Dolch in der Hand hinter zu Googleberg stand, hatte er einfach keine Chance mehr. Zurecht.

  22. Ohne das Internet wäre die Sache niemals so am Kochen gehalten worden. Welche Redaktion hätte sich die Mühe gemacht, in der selben Zeitspanne die gleiche Arbeit wie das Guttenplag-Wiki zustande zu bringen?

    Ohne das Internet hätte es m.E. keinen Rücktritt gegeben, ergo wurde er vom Internet (mit)gestürzt.

  23. Anhand der Analyse einer (echten) Diplomarbeit von der Katholischen Universität Eichstätt, in der rund 600 Artikel über einen Zeitraum von 18 Monaten untersucht wurden, kann man sehen, wie es erst in diesem Land dazu kommen konnte, dass große Bevölkerungsschichten überhaupt auf die Idee kamen, einen inkompetenten Aufschneider als „tollen Typen“ und „aufrechten und ehrlichen Politiker“ zu betrachten:

    http://www.taz.de/1/leben/medien/artikel/1/der-liebling-der-medien/

    Wenn neben den gefälschten Jubelnachrichten der Bild (http://www.bildblog.de/tag/bild-und-die-guttenbergs/) auch z.B. über 90 Prozent aller Berichte im „Focus“ über Guttenberg POSITIV ausfallen (und das, obwohl es in der Zeit zahlreiche Affären und Fehler von ihm gab), braucht man sich nicht wundern, wie es dazu kommen konnte, dass viele Menschen nur ein Zerrbild von der wahren Person Guttenberg hatten und ihn (praktisch fakten- und grundlos) bewundert haben.

    Die völlig unkritische und einseitige Darstellung von Guttenberg in vielen Print-Medien (und auch im Fernsehen) sehe ich als Ursache dafür, weshalb es überhaupt dazu kommen konnte, dass es erschreckend viele fanatisch-blinde Guttenberg-Fans gab (und noch schlimmer: wahrscheinlich immer noch gibt!).

    Die Medien sollten einmal selbstkritisch ihre Rolle im Aufbau des „Super-Stars“ Guttenberg beleuchten.

    Ihren Job als distanzierte Beobachter, Aufklärer und kritische Betrachter in einer Demokratie haben viele Medien und Journalisten aufgegeben und sich stattdessen lieber für nette Plauder-Geschichten, Homestorys und hübsche Fotos der lieblichen Gattin zum Hofberichterstatter und Steigbügelhalter der Guttenbergs degradieren lassen.

    Dass es zum Glück noch ein paar aufrechte Journalisten in der „Süddeutschen Zeitung“ gab, welche den Mut hatten, die Fakten über die Entdeckung des Plagiats als erste zu veröffentlichen, wollen wir nicht unter den Tisch fallen lassen – aber diese Art von Journalismus ist offenbar in der Minderheit.

  24. „Das Internet“ ist eine Infrastruktur. Mag ja polarisieren, so eine These, ist aber im Grunde bullshit.
    Am Ende ermöglicht das Internet einen breiteren und tieferen Informationsfluss in die Gesellschaft und aus der Gesellschaft.

    Guttenberg ist zurückgetreten, weil er (vielleicht / hoffentlich) begriffen hat, dass seine Fehler sehr viele Menschen verärgert haben und er den besonderen Ansprüchen an einen Minister damit nicht mehr gerecht werden kann.

    Das die Opposition dabei hauptsächlich ihren eigenen Vorteil im Hinterkopf hatte und weniger die Reputation des Wissenschaftsstandortes Deutschland, liegt trotz alledem genauso offen.

    1. @mark: Ich schreibe ja nicht, dass das Guttenplag-Wiki nicht auch wichtig war. Mein Punkt ist das Zusammenspiel zwischen den Aktionen im Netz inklusive Guttenplag-Wiki und traditionellem Journalismus. Alle andere wäre mir zu einfach, auch wenn die Netz-Meinung vermutlich beliebter ist.

  25. Ich habe z.B. unter anderem auch besonders engagiert beim GuttenPlag-Wiki mitgearbeitet und meine kostbare Freizeit geopfert, weil die Guttenbergs (und vor allem die scheinheilige Madame Guttenberg) überzeugte Vertreter von Zensur und Internet-Sperren sind.

    Was lernen wir daraus?
    Wer die Internet-Community angreifen und das Internet für politische Zwecke mißbrauchen und einschränken will, sollte keine Leichen im Keller haben, keine Lügengeschichten auftischen und selber eine makellose Moral haben. – Wer nämlich Dreck am Stecken hat und sich im Internet unbeliebt macht, schießt sonst schnell ein Eigentor!

  26. das guttenplag hat in seiner schnelligkeit, sachlichkeit und dem präsentieren einfach nachvollziehbarer fakten schon in den ersten tagen den schreien in richtung „linker kampfpresse“ den wind aus den segeln genommen.

    grosses lob dafür!

    es war teamwork zwischen journaille und cloud, weder die einen noch die anderen wären ohne einander so weit gekommen.

    there is hope!

  27. Ich bin mal gespannt, wie das Echo im Internet sein wird, wenn wir es demnächst womöglich mit Bundesinnenminister Joachim Herrmann (CSU) zu tun haben…

  28. @Andi

    das ist mir gar nicht bange. dem werden sie schon die bayuwarischen zähne ziehen in berlin, ausserdem…hat der nicht eine doktorarbeit geschrieben???

    zum lügenbaron-comeback:

    wenn es dann noch das internet gibt, die schwarze pest noch nicht alles gesperrt hat wird dieses comeback nur minuten dauern…..ich wette mein nicht vorhandenes haupthaar.

  29. Die Hure Politik und das Monster Journalismus hat wieder ein Opfer gefunden…wen wunderts.. ein Franke…

  30. @Markus

    das Zusammenspiel zwischen den Aktionen im Netz inklusive Guttenplag-Wiki und traditionellem Journalismus

    dazu muss man sehen, dass der Freiherr sich schon 2009 doch „sehr betroffen“ zeigte, dass sich so viele Menschen einer ePetition angeschlossen hatten. Damit war klar, dass „das Internet“ nicht mehr sein Freund würde.

    Mit seinem Ignorieren der Bundespressekonferenz hat er dann die (klassischen) Journalisten gegen sich – und mit der Aussage, dass er zu seinem „Blödsinn“ stehe, dann auch die Wissenschaft.

    Der Gutti ist halt ein Schnellspritzer. Das kommt nicht gut an.

    Übrigens ist auch sein Rücktritt (ohne Merkel und/oder Seehofer zu informieren) so ein Schnellschuss.

  31. @markus: es ist aber auch etwas zu allgemeinplaetzig, zu betonen wer alles einen Anteil hatte. Ohne die Nahrungsmittelindustrie waere der Ruecktritt auch nicht passiert. Die Differenz zu frueher ist das GuttenPlag, das Zuenglein an der Waage.

  32. Die Internetcommunity mag ihn gestürzt haben, wir zahlen aber auch am meisten dafür wenn nach dem üblichen Postenwechseln ein CSU-Innenminister das konservative Profil schärften will/darf/muss.

  33. KT ist weg – was passiert nun?

    1) Eine ganze Reihe Politiker – in erster Linie die konservative Fraktion in der analogen Welt – dürfte zunehmend das Internet als Bedrohung (auch für ihre eigene Karriere) wahrnehmen, wenn das nicht schon lange der Fall ist und daher mehr denn je versuchen es zu „regulieren“.

    2) Auf Welt-Online wird schon über eine unionsinterne Telco zwecks Nachbesetzung berichtet. Worst case scenario: de Maizière macht den Guttenberg und Joachim Herrmann wird neuer Innenminister.
    Dann gute Nacht!

  34. Hat Edmund Stoiber nicht den Satz, „Alles hängt mit allem zusammen.“, geprägt?

    Ich würde schon sagen, dass das Web eine Rolle gespielt hat. Journalisten, Parlamentarier, Kabarettisten, etc. – alle haben sich auf das GuttenPlg Wiki bezogen.

    Aber natürlich war es nicht das Web allein. Die klassischen Medien haben mit ihrer nicht enden wollenden Berichterstattung, Talkshows, offenen Briefen etc. den Ausschlag gegeben.

    Wäre zu Guttenberg ohne Einflüsse aus dem Web heute zurückgetreten? Nein, wohl kaum. Ist er allein aufgrund der Einflüsse aus dem Web zurückgetreten? Ganz sicher nicht.

    Im Übrigen bin ich echt froh, dass er endlich den Mut gefunden hat zurückzutreten. Der Schaden für unsere Gesellschaft wäre unüberschaubar gewesen, wenn er sich hätte halten können.

  35. Erstens: WIE WAR DAS NOCHMAL MIT LIBYEN?
    Hallo? Kann mal jemand, der was davon versteht, was über die Netzpolitik in einem sich entfaltenden Bürgerkrieg schreiben? Was geht da noch rein und raus?

    Zweitens, insbesondere @jan f. :

    Die Red der SZ dort konnte wahrscheinlich ihr Glück gar nicht fassen, als sie den Hinweis bekam. Das war ein (zu dem Zeitpunkt schlecht recherchierter!) scoop. Veröffentlicht wurde das zuerst in der „Kritischen Justiz“ – von einem Wissenschaftler. Den Kontakt zur SZ hat eine mir bekannte Juristin hergestellt. Nicht die „klassischen Medien“ haben hier „einen Minister gestürzt“. Der Blödmann hat abgeschrieben und ist darüber auf die Schnauze gefallen, so sieht aus.

    Beigetragen haben die Leute, die dokumentiert haben, wo und wie er abgeschrieben hat. Full Acc dafür allen, d.h. online wie offline.

    Und nicht die Frau Bundeskanzlerin vergessen: Die Universität „liegt auf der Linie dessen, was der Verteidigungsminister vorgegeben hat“.
    Hochmut.
    Nix Medien.
    Nix Interwebz.
    Hochmut kommt vor dem Fall.
    Siehe Libyen. Und wieder schließt sich der Kreis… bitte mal berichten, was da im Netz passiert!!elfelfelf…

  36. Ohne Internet wäre er jetzt noch im Amt, und vieles hätte vom Ergebnis der Prüfung der Uni Bayreuth abgehangen, das erst in einiger Zeit (und längerer, als es jetzt dauern wird) zu erwarten gewesen wäre. Ob es dann zum Sturz gereicht hätte, halte ich für ungewiß.

  37. @Markus:
    Meyer-Lucht mit E.

    Unabhängig davon: Beide Thesen sind natürlich nicht falsifizierbar, wir wissen ja nicht was ohne Netz gewesen wäre. Andererseits: Das WWW ist ja nicht nur die Netzöffentlichkeit. Und als solches hat dem ersten Plagiat-Finder ja eine …

    google-Suche

    … auf die Spur gebracht.

  38. was soll mann sagen, mehrere tausend doktoren haben sich schon beschwert darüber das dieses thema nicht mit solch leichtigkeit behandelt werden sollte.
    sicherlich haben sie recht, aber warum gleich der rücktritt ?

  39. Das Netz hat eine Rolle gespielt – demnach wäre es ohne Netz nicht so gelaufen.
    Entscheidend ist doch, dass sich viel mehr Menschen in viel schnellerer Geschwindigkeit austauschen können. Das Netz hat also einen gehörigen Anteil an der Meinungsbildung.
    Noch ein entscheidender Faktor für mich: Das Thema wurde schön am Köcheln gehalten. Und nun isser gar der „gutte“ Braten.

  40. ohne internet hätte der baron übrigens gar nicht seine dissertation schreiben können.

    hat er die diss eigentlich bei der vg wort gemeldet und geld dafür kassiert? komischerweise hat sich das in den medien noch niemand gefragt.

  41. Hallo Leute,

    mich würde mal interssieren warum ihr den Rücktritt Guttenbergs auf der einen Seite begrüßt, Copyright Bemühungen der Industrie auf der anderen Seite aber ablehnt.

    Warum ist der Remix-Guttenberg nicht zum ironischen Idol der Netzgemeinde geworden, statt ihr Gejagter?

    Versteht das bitte nicht als Provokation, ich begrüße den Rücktritt! Mich würden nur eure Argumente interessiernen.

    Grüße

    1. @Frage: Kulturelle Remixe sind etwas anderes als wissenschaftliche Remixe. Letztere basiert auf offene Quellen und dem Zitiersystem, sonst würde das Wissenschaftssystem ein ziemliches Problem haben.

      Ansonsten hab ich hier nie auf Urheberrechtsverletzungen rumgeritten. Mich hat nur die Bigotterie der CDU/CSU gestört, die einerseits für Tauschbörsennutzer gerne Internetentzug fordern, andererseits vor allem in den ersten Tagen die Vorwürfe gegen Guttenberg herunterspielten und als lächerlich oder abstrus abtaten.

    2. @Frage: Ich glaube kaum, dass die „Netzgemeinde“ das Urheberpersönlichkeitsrecht allgemein bzw. die Pflicht zur Namensnennung des Urhebers ganz abschaffen will. Der Netzgemeinde geht es wohl eher nur um ganz bestimmte Nutzungsrechte und nur in engen Grenzen.

      Bei den kulturellen Remixen ist die Quelle darüberhinaus in der Regel für jedermann sofort erkennbar, und das meist absichtlich, eine Nennung des Urhebers somit kaum notwendig.

      Das „verwerfliche“ an dem „Guttenberg-Remix“ ist aber gerade, dass Guttenberg weder den Urheber nennt, noch erkennbar ist, anscheinend nicht einmal für einen Fachmann, dass Guttenberg nicht selbst der Urheber ist.

  42. Sehr treffend bemerkt. Sowohl das eine wie das andere hätte isoliert nicht die gleiche Wirkung entfaltet wie im Wechselspiel. Nichts desto trotz wage ich zu behaupten, dass diese Affäre ohne das Internet nicht – zumindest nicht so schnell – zu diesem Rücktritt geführt hätte.

  43. Freudig kann ich wegen Guttenbergs Rücktritt nicht empfinden. Guttenberg ist immer noch hoch im Ansehen vieler „Fans“.

    Eher bedenklich oder gar bestürzt muss ich angesichts dieser Affaire feststellen, dass man die „Vorbildfunktion“ von Politikern sogar in klaren Rechtsfragen gerne herabspielt. Der Personenkult endet hier noch nicht.

    Wer ist in unserem Land an integeren und als echtes Vorbild funktionierenden politischen Personen überhaupt noch interessiert?

    Mancher bedauert den Rücktritt und hebt Leistungen dieses jungen Ministers hervor, die sich abschließend noch gar nicht beurteilen lassen, geschweige denn vollständig ausgearbeitet waren. Wenn die ersten Bundeswehr-Standorte geschlossen werden, wird man sehen wie ernst die Anhänger Guttenbergs hinter seinem Vorschlag der Abschaffung des Wehrdienstes stehen. Dass man mich nicht missversteht. Auch ich stehe diesem Schritt die Bundeswehr zu reformieren positiv gegenüber. Aber bis zuletzt ausgearbeitet war diese Reform nicht mal im Ansatz.

    Ein politisches Scheitern wäre mir lieber gewesen, dann hätte ich weiter träumen dürfen, dass die Mehrheit der Bevölkerung kein Haargel mag.

  44. Nachtrag 12.12. 2011
    In Brüssel wird auch richtig Geld verdient, und zwar unsere Steuergelder.
    Man kann davon ausgehen, daß er als Berater mehr verdient, als ein Verteidigungsminister in Deutschland.

    Ex-Verteidigungsminister kümmert sich ums Internet

    Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) übernimmt einen Beraterposten bei der EU-Kommission. Er solle die Brüsseler Behörde in der Frage beraten, wie Demokratie und Menschenrechte durch ein freies Internet befördert werden können, sagte die für digitale Medien zuständige Kommissarin Neelie Kroes in Brüssel. Guttenberg selbst betonte, es handle sich nicht um ein „politisches Comeback“.

    Nachtrag 30.12.2011

    CSU-Chef Horst Seehofer kann sich eine Rückkehr von Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) in die erste Reihe der Politik vorstellen. „Wenn Karl-Theodor zu Guttenberg zur. Teamarbeit bereit ist, dann kann er auch eine herausgehobene Funktion anstreben“, sagte der bayerische Ministerpräsident der „Bild am Sonntag“. Auf die Frage, ob Guttenberg auch wieder Minister werden könne, sagte Seehofer: „Im Team wäre Guttenberg immer in der ersten Reihe.“

    Der CSU-Vorsitzende kündigte zudem an, den Euro-Skeptiker Peter Gauweiler wieder in die aktive Politik holen zu wollen. Er werde mit Guttenberg und Gauweiler persönlich sprechen. „Beide sind für die CSU sehr wertvoll. Ich möchte, dass sie uns an vorderster Front wieder zur Verfügung stehen“, sagte Seehofer.

    Nur noch ein weiterer Schritt und alles ist wieder beim alten.
    Das Volk ist ja so vergesslich…

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