Du sitzt im Wartezimmer und wartest auf deine HIV-Therapie. Alle die dort sitzen, wissen warum du hier bist. Sie sind aus dem gleichen Grund dort.
Sieben Personen mit großen, teuren Objektiven an ihren modernen Digitalkameras betreten den überfüllten Raum. Die Klinikleiterin verkündet lauthals, dass sie Bilder für ihre Blogs machen möchten. Wer nicht möchte, soll bitte kurz woanders warten.
Du springst natürlich sofort auf, drängst dich vor die anderen, winkst den Fotografen zu, lächelst. Du hältst dein Kind hoch und schaust die Fotografen bittend an. Wenn du das Glück hast, dass sie dich auswählen, bedankst du dich freundlich und herzlich, dass sie dich fotografiert haben – nicht etwa umgekehrt.
Leider ist es schwer, denn die Fotografen werden umringt von anderen, die fotografiert werden, oder sich mit aufrichtiger Freude und Dankbarkeit die Bilder anschauen wollen.
In der ganzen Zeit hier ist mir keine einzige Person untergekommen, die nicht fotografiert werden wollte. Diejenigen, die weggeschaut haben, waren meist nur zu schüchtern um zu fragen und haben sich aufrichtig gefreut, waren stolz wenn ich sie angesprochen habe.
Peinlich war es immer nur mir.
Danke – die Bilder sind beeindruckend und der Text menschlich.
Danke dass Du auch einmal abseits von Netzpolitik berichtest. Ich finde das eine sehr gute Sache!
Auch weil ich noch keinen vollumfänglichen Ersatz für mein langjähriges aber mangels investigativ recherchierter Artikel gekündigtes Spiegel-Abo gefunden habe.
Wundervoller Bericht! Danke!
Als ich mal 2008 in Lesotho war, hieß es, ich sollte keine Menschen fotografieren, weil das für einige da gleichbedeutend mit Seele-Stehlen ist. Scheint sich ja einiges geändert zu haben :-)