30 Terabyte für die VdS

Die FAZ hat heute einen auskunftsreichen Artikel online, der über ein Provider-Rechenzentrum mit ca. 25k Servern und einige Vorkehrungen für die Vorratsdatenspeicherung berichtet: Die Herren der Terabyte von Stefan Tomik. Darin:

In einem der Serverräume fällt ein etwa ein Meter breiter und mannshoher schwarzer Schrank auf. Er sieht aus wie ein Kaffeeautomat. In dem Schrank steckt ein Festplattenroboter mit einer Speicherkapazität von 30 Terabyte – das Spezialsystem für die Vorratsdatenspeicherung. Es kostete 1,2 Millionen Euro. Wer wem E-Mails schickt, wer wen anruft und welcher DSL-Kunde sich wann beim Provider anmeldet – all das hält diese schwarze Maschine sechs Monate lang fest. Der Provider ist dazu verpflichtet. In einem anderen Raum steht ein grauer, abgeschlossener Metallschrank mit einer Milchglastür. Er dient der Telekommunikationsüberwachung. Mit einer richterlichen Genehmigung kann die Polizei einen Provider anweisen, E-Mails oder Telefongespräche von Verdächtigen aufzuzeichnen. „Horchposten“ oder „Stille Post“ nennen die 1&1-Techniker diese Anlage. Bedient werden darf sie nur von vier Mitarbeitern. Sie und ihre Familien wurden vom Verfassungsschutz überprüft. Alle Daten werden verschlüsselt „ausgeleitet“ und an die Polizei übermittelt.

Die Rolle als Hilfssherriff der Musik- und Unterhaltungsindustrie und die Zensursula wird weiter unten erwähnt.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

11 Ergänzungen

  1. Viel interessanter:

    Auch für die Internetsperren gegen Kinderpornographie mussten sie eigens eine Infrastruktur aufbauen, um die Sperrwünsche des Bundeskriminalamts erfüllen zu können. Als das System fertig war, hatte es sich die Regierung anders überlegt und rückte von den Sperren wieder ab. Die Provider blieben auf ihren Investitionskosten sitzen.

    Ich würde sagen: Wenn man seine Kunden mit den Verträgen übern Tisch zieht, kann es nur ausgleichende Gerechtigkeit sein, wenn man selbst hereingelegt wurde.

    Verträger vorher lesen oder gleich bleiben lassen, fertig.

    PS: Kann eigentlich mal jemand dieses reCAPTCHA-Ding rausnehmen? Das ist inzwischen kaum mehr entzifferbar, trotz guter Augen…

  2. Das ist nicht direkt was neues – Wenn man mit den technikern am Telefon darüber spricht, plaudern sie das munter aus.

    War anfangs sehr schockiert..

  3. Verwundert mich nicht sehr, irgendwie muss der Staat ja an die Daten kommen und so ist es der einfachste Weg einfach die Provider zur Datenspeicherung zu verpflichten und dennen die Investitionskosten aufzubrummen. So kann man schon darauf verweisen das es die Entscheidung der Provider war.

  4. 1,5 millionen euro für einen fileserver?
    was kostet denn da bitte soviel?
    kann mich einer aufklären?

  5. 1,5 millionen euro für einen fileserver?
    was kostet denn da bitte soviel?
    kann mich einer aufklären?

    So etwas gibts nicht beim Mediamarkt zu kaufen und ist auch nicht wirklich mit einem Fileserver im engeren Sinne zu vergleichen ;-)

    Hier gehts eher um diese Liga:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Storage_Area_Network

    Ich muss die Daten ja nicht „nur“ speichern können, sondern sie erst einmal auch schnell genug wegschreiben können, dann muss ich sie noch backuppen, die Daten gegen unerlaubten Zugriff schützen und das System so auslegen, dass es in höchstem Maße fehlertolerant und ausfallsicher ist.

    Die 1,2 Mio. von 1&1 sind da fast schon die Untergrenze ;-)

  6. danke für die aufklärung bender.
    obwohl man den wiki-artikel von der verständlichkeit als laie eher vergessen kann, aber zum glück gibts ja weiterführende links!

  7. In Zukunft soll der Spaß noch teurer werden, behauptet zumindest der Branchenverband eco, aber der übertreibt bekanntlich sehr oft ;-)

    Das von den Richtern geforderte Sicherheitsniveau bringt laut dem Verband der Internetwirtschaft Eco einen dramatischen Kostenanstieg mit sich. „Wir hatten nach altem Gesetz mit Kosten von über 300 Mio. Euro allein für Anschaffungen der nötigen Speichertechnik gerechnet“, hieß es. „Nunmehr gehen wir davon aus, dass die Kosten für die neue Vorratsdatenspeicherung wahrscheinlich erheblich steigen.“

    http://www.ftd.de/politik/deutschland/:grundsatzurteil-telekombranche-will-geld-fuer-datenspeicherung-zurueck/50082517.html

  8. Am blödesten in der ganzen Berichterstattung finde ich immer die unbekümmerte Nennung der E-Mail-Speicherung, die suggeriert jemand könnte bei Bedarf deren Inhalt lesen. Hier werden ja ebenfalls nur Adressen gespeichert und sonst nichts, zumal verschlüsselte Mails sowieso niemand lesen kann.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.