Erstes öffentlich gefördertes Wikipedia-Projekt über Nachwachsende Rohstoffe

Die deutsche Wikipedia hat ein Projekt über „Nachwachsende Rohstoffe“ in Kooperation mit dem nova-institut bewilligt bekommen. Die dreijährige Förderung erfolgt durch die „Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe“ mit Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. In den kommenden drei Jahren wird damit weltweit erstmalig die Entwicklung eines Themenbereiches in der Wikipedia durch die öffentliche Hand gefördert wird. Für die Wikipedia bedeutet das, dass es demnächst eine Stellenausschreibung vom Wikimedia e.V. gibt.

Die Stellenbeschreibung wird schon grob in der Projektskizze umrissen und folgt offiziell in den nächsten Wochen:

Diese Person soll das Projekt kontinuierlich begleiten und dabei vor allem für die Koordination und Kommunikation zwischen den Beteiligten sorgen. Bisher nicht in der Wikipedia aktive Experten soll der (oder die) Wikipedianer(in) dabei unterstützen, ihr Wissen in die freie Enzyklopädie einzubringen. Damit, so hoffen wir natürlich, sollen auch möglichst viele dauerhafte Autoren für die Wikipedia gewonnen werden.

Ds Projekt könnte eine kleine Signalwirkung haben, wie freie Wissensproduktion gefördert werden kann. Und für die Wikipedia ist es sehr begrüssungswert, dass damit Ressourcen geschaffen werden können. Herzlichen Glückwunsch.

2 Ergänzungen

  1. Durch die Förderung fließen Ressourcen gezielt in die Wikipedia, hinter denen eine bestimmte Meinung steht. Und das bei einem sehr sensiblen Thema (was der Wikipedia-Stiftung wohl leider nicht bewusst war) – siehe etwa
    http://de.wikipedia.org/wiki/Nachwachsende_Rohstoffe#Die_Position_der_Kritiker .
    Die Kritiker werden es wohl in Zukunft schwerer haben – vielleicht noch nicht bei diesem Biomasse-Projekt, weil da jetzt viele aufmerksam hinschauen werden, aber dann eben beim nächsten oder übernächsten.

    Zwar ist ein solches relativ offenes Projekt wohl besser kontrollierbar als jene Autoren, die für Lobbyisten in Wirtschaft und Politik tätig sind und verdeckt Wikipedia-Inhalte bearbeiten. Aber es ist naiv zu glauben, dass ein letztlich vom Agrarministerium bezahltes Projekt gegen die Interessen des Agrarministeriums arbeitet. Und das wäre meiner Meinung nach nötig, denn die Politik des Agrarministeriums ruiniert die bäuerliche Landwirtschaft in Deutschland, die Ernährungssicherheit in Entwicklungsländern und die natürlichen Lebensgrundlagen. Durch nachwachsende Rohstoffe à la Agrobusiness wird das noch gesteigert, denn es geht um sehr, sehr viel Geld. Die Berichte etwa auf http://www.regenwald.org zeigen es. Deshalb halte ich das Projekt Nachwachsende Rohstoffe für einen gelungenen PR-Coup interessierter Kreise und nicht für einen gelungenen Einstieg in die Förderung der freien Wissensproduktion bei Wikipedia.

    Matthias Bauer
    Wikipedianer und Umweltpolitikredakteur

  2. Ich kann Matthias Bauer nur voll umfänglich zustimmen: Was man bei Wiki am Wenigsten braucht, ist staatliche Einflussnahme und genau das wird geschehen. „Sie werden euch über den Tisch ziehen und zwar gewaltig!“

    Ulrich Karlowski
    Wikipedianer und freier Journalist

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