Podiumsdiskussion: X-Sites – Sex im Internet

Wir haben am kommenden Freitag, den 16. Dezember die Podiumsdiskussion: „X-Sites – Sex im Internet“ bei uns im newthinking store in der Tucholskystr. 48. Die Veranstaltung beginnt um 19h, der Eintritt ist wie immer frei.

Pornographie und erotische Seiten im Internet (im folgenden: x-Sites) stellen ein Phänomen von erheblicher Größenordnung dar, nach unterschiedlichen Schätzungen zwischen 20 und 80 % des gesamten Internet-Traffics. Es ist damit klar, dass Millionen von Menschen sich oft oder gar täglich x-Sites anschauen bzw. sich aktiv an Partner-Suchen, Chats, Blogs, erotischen Literaturforen etc. beteiligen. Jenseits der Anonymität des Nets hingegen scheint das alles kein Thema zu sein.

Mit der Diskussionsveranstaltung „x-Sites – Sex im Internet“ wird der Versuch unternommen, sich dieses Phänomens im doppelten Sinne von Aufklärung anzunehmen und einige Spotlights auf dieses genuine Feld zeitgenössischer Kultur zu richten.

Denn x-Sites sind eben nicht einfach nur eine Übertragung traditioneller Pornographie-Formen (zu denen in einigen Teilen ja z.B. auch Kunst und Literatur zu rechnen sind) ins Internet, sondern haben das erotische Spektrum in quantitativer und qualitativer Hinsicht extrem erweitert. Dem Mainstream, der (nur!) rund 10 Prozent der x-Sites bildet, steht eine enorme Vielfalt spezialisiertester Fetische gegenüber, seien es Vorlieben für große Nasen oder für Gummistiefel. Hinzu kommen viele Formen von Interaktion, so etwa Rollenspiele in Muds u.ä., bei denen als Freiheitsgrad hinzukommt, dass das wahre Geschlecht der beteiligten User verborgen bleibt.

Auch Erscheinungen wie das Genre Indie-Porn weisen darauf hin, dass x-Sites (auch) ein emanzipatorisches und positives utopisches Moment besitzen. Mag es im Internet an mancher Stelle Überrepräsentation von Sex geben, darf man doch konstatieren, dass es als erstes Medium je die tatsächlichen Wünsche und Fantasien der Menschen abbildet.

Vielleicht vollzieht sich erst jetzt – im Internet -, was dereinst ’sexuelle Revolution‘ genannt wurde. Unsere Veranstaltung versucht jedenfalls ohne allzu große Hemmungen neu zu denken. Ausgehend von Statistiken, die Anfragen bei Suchmaschinen auswerten und ein aussergewöhnlich exaktes Abbild sexueller Wuensche ermöglichen, wollen wir gemeinsam einige besondere x-Sites betrachten, um ihr weites Spektrum überhaupt vorstellbar zu machen. Schliesslich wollen wir darüber sprechen, was das für unsere Sexualität und unsere Kultur bedeutet.

Die Veranstaltung ist nicht jugendfrei.

Referenten:

Florian Cramer

Berlin, Literaturwissenschaftler, publiziert u.a. über Literatur, Computer und Softwarekunst, Verfasser – gemeinsam mit Stewart Home – eines Aufsatzes über Netzpornographie. http://www.netzliteratur.net/cramer/pornography/london-2005/pornographic-coding.html

Dr. Andreas Schaale

Berlin, ist von Haus aus Kernphysiker. Als einer der Mitbegründer des auf Suchtechnologie spezialisierten Unternehmens World Search leitet er die Abteilung Forschung und Wissenschaft. Er entwickelt und publiziert u.a. zu Themen wie Such- und Filteralgorithmen für Suchmaschinen, sowie Riskomanagement.
http://www.allthesmut.com

Dahlia Schweitzer

New York, Berlin, B.A. in English und Studio Arts an der Wesleyan University. Sie umschreibt ihren Beruf mit „Creative Director“; Sängerin und Bassistin in der von ihr gegründeten Elektro-Punk-Band Galvanized, Fotografin, Performance-Künstlerin und Autorin.
http://www.dahliaschweitzer.com/

Moderation:

Manuel Bonik

Berlin, arbeitet als Autor, DJ, Künstler, Kurator und IT-Berater.
http://nightacademy.net

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