CCC warnt vor Biometrie-Desaster bei neuen Reisepässen

Die neueste Stellungnahme vom Chaos Computer Club: CCC warnt vor Biometrie-Desaster bei neuen Reisepässen

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat kürzlich die „BioP2-Studie“ zur Leistungsfähigkeit biometrischer Verfahren für die neuen Reisepässe („ePass“) veröffentlicht. Der Chaos Computer Club (CCC) warnt nach Auswertung der Studie nachdrücklich vor dem Einsatz der offensichtlich untauglichen Biometriesysteme. Angesichts der unzulänglichen Technik und den enormen Kosten droht der Bundesrepublik ein neues Hi-Tech-Debakel.

Die Kritikpunkte im Überblick:

* Erkennungsleistungen:
Keines der getesteten Systeme kann durch Leistungsfähigkeit überzeugen. Insbesondere die Gesichts- und Iriserkennung erreichen Falschrückweisungsraten, die deutlich machen, dass sie praktisch nicht benutzbar sind.

* Sicherheit:
Die Funktionsfähigkeit der Sicherheitsmechanismen sowie die Überwindungssicherheit der Systeme konnten nicht belegt werden, da die entsprechenden Testresultate nicht publiziert wurden. Unabhängige Untersuchungen durch den CCC legen nahe, dass alle biometrischen Systeme eine mangelhafte Überwindungssicherheit aufweisen.

* Benutzbarkeit:
Die Systeme verfügen über keine ausreichende Benutzerführung. Eine intensive Betreuung der Bürger sowie umfängliche Schulung des Personals müßte daher gewährleistet werden. Die Kosten wird der Passinhaber tragen.

* Akzeptanz:
Auf Grund der hohen Falschrückweisungsraten und der nicht intuitiven Benutzerführung zeigten über die Hälfte der Testteilnehmer ihre mangelnde Akzeptanz der Systeme dadurch, dass sie nach der Registrierung kaum aktiv am Feldtest teilnahmen.

* Verzerrung der Ergebnisse der Studie:
Durch gezieltes Weglassen signifikant schlechter Ergebnisse zu Beginn des Feldtests werden die Erkennungsleistungen der Systeme verzerrt dargestellt. Eine Änderung der Testparameter während des laufenden Versuchs manipuliert die Ergebnisse zusätzlich und verkleinert die ohnehin unzureichende Datenbasis weiter. Die Anlagen mit den konkreten Daten des Tests wurden nicht veröffentlicht.

* Repräsentativität:
Die Anzahl und Auswahl der Testteilnehmer der Studie ist hinsichtlich Alter, Geschlecht, Beruf und weiterer Eigenschaften nicht repräsentativ für die deutsche Bevölkerung. Die Ergebnisse der Studie geben daher keine zuverlässige Auskunft zur tatsächlichen Einsatzfähigkeit der Verfahren. Auf Grund der Teilnehmer- Zusammensetzung sind in der Praxis noch schlechtere Ergebnisse zu erwarten.

* Kosten:
Die Kosten für die Erfassungsgeräte in den ca. 6000 Meldestellen, die Kontrollsysteme an den 419 Grenzübergangsstellen, das zusätzlich notwendige Betreuungspersonal an den Geräten, die Schulungen des Personals sowie die nötigen Umbauten (auf Grund der benötigten Lichtverhältnisse für die Gesichtserkennung) wurden nicht dargestellt. Eine Kosten/Nutzen-Abwägung fand nicht statt.

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