Eine schwachsinnige Marketing-Aktion hat sich Lycos Europe ausgedacht: „Make Love not Spam“. Nutzer sollen sich einen Screensaver installieren, der in der Art des S.E.T.I. die Rechenleistung und Bandbreite nutzt, um Spam-Server mit Müll zurück zu fluten.
„Aus dem letzten Jahr wissen wir, dass gerade zur Weihnachtszeit das Spam-Aufkommen deutlich steigt. Das Versenden von Spam ist jedoch kein Kavaliersdelikt, denn Spam richtet volkswirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe an. Daher legen wir im Kampf gegen Spam eine härtere Gangart gegenüber den Verantwortlichen ein und geben unseren Nutzern die Möglichkeit, sich gegen die Absender der nervigen Spam-Mails zur Wehr zu setzen“, erläutert Felicitas Piegsda-Rohowski, Managing Director Portal bei Lycos Germany die aus Schweden stammende Kampagne.
Super, und was macht man gegen die „volkswirtschaftlichen Schäden in Milliardenhöhe“? Man spammt zurück und verursacht noch mehr Datenmüll und informationelle Umweltverschmutzung. Abgesehen davon, dass dies natürlich eine „gute“ Denial-of-Service Attacke ist. Und verkauft das noch als innovative Marketingkampagne.
Ich bin, wie wahrscheinlich die allermeisten Internetnutzer, sehr genervt von Spam, aber diese Aktion geht echt zu weit. Und verwundert bin ich über die zumeist unkritische Berichterstattung dazu. Zumindest Heise denkt etwas mit:
Nach Ansicht von Joerg Heidrich, Justiziar des Heise Zeitschriften Verlags, ist auch der Aufruf zur Selbstjustiz von Lycos zumindest fragwürdig. Ein vorsätzlicher DoS-Angriff mit dem Ziel, die betroffenen Server lahm zu legen, stelle nach der herrschenden Ansicht unter Juristen nach deutschem Recht sowohl eine Datenveränderung nach Paragraf 303a als auch eine Computersabotage nach Paragraf 303b des Strafgesetzbuchs (StGB) dar. Ob dies allerdings auch gilt, wenn die attackierten Server wie im Falle des Lycos-Projekts nicht ausgeschaltet, sondern nur behindert werden, bezweifelt Heidrich.
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