Nach Durov-FestnahmeTelegram gibt deutlich mehr Daten an Behörden raus

In tausenden Fällen hat Telegram allein im vergangenen Jahr Nutzer:innen-Daten an Behörden herausgegeben, Tendenz steigend. Die meisten Auskünfte erhielten demnach Behörden aus Indien – und Deutschland.

viele blaue Kugeln mit dem Telegram-Logo, das einen Papierflieger zeigt
Telegram gibt nun vermehrt Nutzer:innen-Daten an staatliche Stellen heraus. (Symbolbild) – Alle Rechte vorbehalten IMAGO / Depositphotos

Telegram gibt inzwischen weltweit viel häufiger Daten seiner Nutzer:innen an staatliche Stellen heraus als zuvor; betroffen sind etwa IP-Adresse oder Telefonnummer. Das geht aus aktuellen Transparenzberichten hervor, die Telegram per Bot-Anfrage herausgibt. Noch im August hatten französische Behörden Telegram-Chef Pavel Durov zeitweise festgenommen, letztlich um auf Telegram einzuwirken.

Wie die auf Github zusammengetragenen Daten zeigen, hat sich die Anzahl der Auskünfte von Telegram im vierten Quartal 2024 in vielen Ländern mindestens verzehnfacht, in machen sogar verfünfzigfacht.

Auch Behörden in Deutschland haben von Telegram weit mehr Daten bekommen als zuvor. Während in die ersten drei Quartalen 53 Mal Daten von insgesamt 115 Nutzer:innen herausgegeben wurden, hat sich diese Zahl auf 892 Auskünfte im vierten Quartal erhöht. Insgesamt gab es so im gesamten, vorigen Jahr 945 Auskünfte, von denen 2.237 Nutzer:innen betroffen waren. Deutschland liegt mit der Anzahl der Anfragen noch vor den USA, Frankreich, Brasilien und Südkorea.

Indische Behörden erhielt die meisten Infos

Mehr Auskünfte als an Deutschland hat Telegram nur an Indien herausgegeben. Im Ländervergleich sticht Indien deutlich heraus. Dort hat Telegram 14.641 Mal Daten herausgegeben, bei denen 23.535 Nutzer:innen betroffenen waren. In Indien gab es zeitweise Pläne, Telegram zu verbieten – wegen krimineller Aktivitäten wie Finanzbetrug.

Der Telegram-Gründer Durov hatte nach seiner Freilassung gegen Kaution im September Änderungen am Dienst angekündigt. Gegen Durov wird wegen Beihilfe zu Straftaten ermittelt. In seiner Ankündigung hatte Durov gesagt, dass illegale Inhalte auf Telegram schwerer auffindbar sein sollen und man diese nun besser melden könne.

Durov schrieb damals außerdem: „Wir haben klargestellt, dass IP-Adressen und Telefonnummern von Nutzenden, die gegen unsere Regeln verstoßen haben, aufgrund gültiger rechtlicher Anfragen an entsprechende Behörden weitergegeben werden könnten.“ Das spiegelte sich auch in den aktuellen Geschäftsbedingungen des Dienstes wieder.

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4 Ergänzungen

    1. sobald du im Internet bist, „existiert“ du und wenn du Android oder ein iPhone nutzt ist Anonymität nicht mehr vorhanden. Wie netzpolitik mit den Databroker files gezeigt hat. Oder wenn du ein neueres auto hast, wie die Daten die der CCC von VW gefunden hat, deutlich machen.

      Das auch Milliardäre mit Gefängnis bedrohen lassen, sich dem System zu beugen verwundert nicht. Das ist das, was man seit längeren auch Russland vorwirft.

      Die hohe Zahl in Deutschland dürfte aber vermutlich dem relativ neuem Majestät Beleidigungsparagraph geschuldet sein.

  1. Es gibt immer noch Menschen die meinen Telegram ist ein Datenschutzfreundlicher und sicherer Messenger. Unabhängig von tausenden technischen Bugs, ist Telegram eine wahre Fundgrube für Daten (Telefonnummer, Ip-Adressen, Metadaten…).Hier wird wirklich alles gespeichert.

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