Was vom Tage übrig blieb: Rebelliönchen, Pathetik und Italien-Trojaner

Im Bundestag wurde die EU-Urheberrechtsreform debattiert, bei der 5G-Versteigerung treibt 1&1 den Preis in die Höhe und in Italien wird eine Spähsoftware-Bude hochgenommen. Die interessantesten Reste des Tages.

Hell ist es immerhin, wenn auch nicht ganz so warm wie die letzten Tage. Und irgendwie hatten wir das Grau schon vermisst…

EU-Urheberrechtsreform bringt den Bundestag „richtig in Wallung“ (heise.de)
„Ein kleines Rebelliönchen tut unheimlich gut“ – wohl eines der besten Zitate aus der gestrigen Debatte um die EU-Urheberrechtsreform im Bundestag. Kann man auch auf andere Lebenssituationen anwenden, hier richtet sich der Appell von Petra Sitte an die Bundesregierung. Sie könnte im Rat die Urheberrechtsreform – inklusive dem umstrittenen Artikel 13 – noch ablehnen. Ob das passieren wird? Angesichts des bisherigen Verhaltens in der Sache eher unwahrscheinlich.

5G-Auktion eskaliert wegen 1&1 Drillisch (golem.de)
Pathetischer hätte man es nicht beschreiben können: „Das Feuer, das gestern in der Auktion ausgebrochen war, ist heute zu einem Flächenbrand geworden.“ Das sagte ein Forscher vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung golem.de. Gebrannt hat es aber nicht wirklich, lediglich die Preise der Auktion schnellen in die Höhe. Ursache soll Drillisch sein, die immer weiter mitbieten. Den Telko-Riesen gefällt das gar nicht.

Exodus: How the Discovery of a Malware Revealed a Spy Scandal in Italy (Nex’s Newsletter)
Claudio Guarnieri analysiert Spähsoftware auf der ganzen Welt. Letzte Woche hat er gemeinsam mit anderen die italienische Überwachungs-Firma eSurv und ihre Schadsoftware Exodus ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt. Die Enthüllungen wurden zur Hauptnachricht in allen Medien, die Firma wegen diverser Vergehen von der Staatsanwaltschaft durchsucht. Das zeigt, dass Staatstrojaner nicht nur ein Problem in Diktaturen sind, sondern auch in Europa, wo sie hergestellt werden.

Google cancels AI ethics board in response to outcry (Vox)
Das ging schnell. Das unabhängige Expertengremium für den ethischen Umgang mit Künstlicher Intelligenz, das Google vergangene Woche angekündigt hatte, ist schon wieder futsch. Nachdem Tausende Mitarbeiter gegen die Besetzung rebelliert hatten – die wohl vor allem dazu dienen sollte, das Wohlwollen der US-Regierung zu sichern und damit neue lukrative Militär-Deals -, gab der Konzern bekannt, den Versuch einzustellen. „Wir werden in unserer Arbeit weiterhin verantwortungsbewusst sein, was die wichtigen Themen im Zusammenhang mit KI angeht.“ Na dann: puh.

Xinjiang Dispatch: How China turned a city into a prison. (New York Times)
Eindrucksvolle Visual-Story der New York Times über den chinesischen Überwachungsstaat in der Stadt Kashgar in der nordwestlichen Uiguren-Region.

Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links und kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.

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