Richard Stallman tritt beim MIT und bei der Free Software Foundation zurück

Wegen Äußerungen in der Epstein-Affäre tritt Richard Stallman, Ikone der Freien-Software-Bewegung, zurück.

Richard Stallman (Archivbild 2012) – Jason Krüger | für netzpolitik.org

Free-Software-Pionier Richard Stallman ist von seiner Position beim Computer Science and Artificial Intelligence Laboratory (CSAIL) am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) zurückgetreten. Auch sein Amt als Präsident der Free Software Foundation legt der einflussreiche Wissenschaftler und Aktivist nieder. Hintergrund des Rücktritts sind Äußerungen von Stallman in der Epstein-Affäre, die das MIT gerade erschüttert.

Auf seiner Webseite schreibt Stallman:

Ich trete mit sofortiger Wirkung von meiner Position bei CSAIL am MIT zurück. Ich tue dies aufgrund des Drucks auf das MIT und mich wegen einer Reihe von Missverständnissen und Fehleinschätzungen. [Eigene Übersetzung]

Stallman war zuletzt massiv in die Kritik geraten, weil er seinen ehemaligen Kollegen Marvin Minsky in Schutz genommen hatte. Dem 2016 verstorbenen Minsky wird vorgeworfen, er habe die damals 17-jährige Virginia G. vergewaltigt. Vor einem US-Gericht hatte Virginia G. ausgesagt, dass eine Vertraute des Milliardärs Jeffrey Epstein sie zum Sex mit dem KI-Forscher gezwungen habe.

Stallman hatte in einer E-Mail an einen großen CSAIL-Verteiler geschrieben, dass das wahrscheinlichste Szenario gewesen sei, dass Virginia G. sich Minsky als „willig“ gezeigt habe, weil sie dazu gezwungen wurde. Stallman schrieb in dieser E-Mail weiter, er halte es für moralisch absurd, „Vergewaltigung“ so zu definieren, dass es von kleinen Details abhänge, beispielsweise ob das Opfer 18 Jahre oder 17 Jahre alt war.

Der Finanzier Jeffrey Epstein war wegen Sexhandels und Missbrauchs minderjähriger Mädchen in den USA angeklagt und nahm sich in der Untersuchungshaft das Leben. Epstein unterstützte das MIT mit Spenden und erhielt im Gegenzug Zugang zu Veranstaltungen und zum Netzwerk des Instituts. Nach öffentlichem Druck war deshalb auch MIT-Direktor Joi Ito zurückgetreten.

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3 Ergänzungen

  1. Kompakt und ohne Quatschhinzufügungen, recht so.

    Lustig, wie Kontexte in Artikeln und Foren anderswo von Anfang an durcheinanderfliegen.

  2. Hallo,

    Ich denke man sollte weitere Details zu dem Artikel hinzufügen. Aus meiner Sicht wird in dem Titel etwas unklar geschrieben was Stallman geschrieben hat und was sein Hintergrund ist. Zum einen soll er Autist sein und einen hang dazu haben Leute zu berichtigen die seiner Auffassung nach nicht ein möglichst genaues Wort bzw einen genauen Begriff benutzt zu haben. Und im Text sagt er nicht daß es keine Vergewaltigung war sondern das „sexual assault“ unangebracht ist da es seiner Meinung nach aus Sicht von Minsky so wirkte als täte sie das freiwillig und das für „sexual assault“ körperliche Gewalt notwendig ist.

    Nun kann man seiner Argumentation natürlich wiedersprechen, aber letztendlich würde nicht versucht darüber zu diskutieren sondern direkt eine öffentliche anprangerung gestartet mit dem Ziel ihn loszuwerden.

  3. Jeder holt jetzt seine Geschichten hervor, was Nerdiva RMS mal angestellt hat. Gleichwohl ist das schon eine harte Sache, was hier passiert, vor allem diese harten Abkanzlungen von Gnome Foundation und Software Conservancy. Die Sanktionierung eines Menschens wegen einer Meinung. RMS hat einen toten Kollegen, Professor Minsky, gegen den Vorwurf des „sexual assault“ verteidigt, genauso würde das ein Anwalt vor Gericht argumentieren, dass die Tatbestände nicht zwingend erfüllt sind. Ein Anwalt muss das sanktionsfrei tun können.

    In den Medien lässt man das so erscheinen als sei RMS selbst der Kinderschänder und habe Epstein verteidigt, weil der sein Institut finanziere, oder dem Opfer Willfährigkeit unterstellt. Ich finde den (anonymen) Kommentar am Anfang der Emailsserie gut, der wissenschaftliche Redlichkeit einfordert. Auch Medienvertreter sollten hier journalistische Sorgfalt üben. Das war nicht überall der Fall.

    Soweit ich die Aussagen-Protokolle gelesen habe, ging im Falle von Minsky nicht aus den Aussagen zwingend hervor, dass sie zum Zeitpunkt minderjährig gewesen sei. Der exakte Zeitpunkt war unbekannt. Hier schreibt Du von der Erkenntnis, dass sie 17 war.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.