Remixer #35 Ticklish: „Ein guter Remix bewahrt die Seele des Songs“

In der Serie “Remixer/in” geht es um Menschen und ihre Erfahrungen und Einstellungen zum Thema Remix und Remix-Kultur. Dieses Mal: Ticklish.

Ticklish
Ticklish

Ticklish produziert seit circa eineinhalb Jahren tanzbare elektronische Musik. Er ist Teil der Berliner Weboogie Crew based und arbeitet ständig an Songs und Kooperationen mit anderen Kunstschaffenden.

Was macht für Dich einen guten Remix aus?

Ein guter Remix bewahrt die Seele des remixten Songs und gibt ihm einen neuen Körper, der in den neuen Kontext passt. Die Handschrift des Remixers sollte sich vom Original unterscheiden und kann die vorhergehende Idee überschreiben, wenn Du mich fragst.

Auf welche Weise verwendest Du Werke von Dritten?

Samples sind eine großartige Quelle der Inspiration für mich; bisweilen spiele ich nur mit einem Track oder einem Acapella das ich mag herum und es verwandelt sich auf magische Weise binnen kurzer Zeit in einen vollständigen Song. Manchmal entferne ich dann sogar das ursprüngliche Sample am Ende, weil es überflüssig geworden ist – auch, wenn das Sample der Ausgangspunkt für den ganzen Prozess war.

Was hältst Du von der Idee eines „Recht auf Remix“, inklusive Vergütung für die verwendeten Werke?

Wie man mit Sampling-„Piraterie“ umgehen soll ist letztlich eine schwierige Frage. Auf der einen Seite ist Sampling ein großer Teil der Musikkultur geworden, es ist ein Weg etwas neues zu erstellen und auf seine Weise einzigartig. Es passiert soviel in Sachen Sampling, dass Du, selbst wenn Du es möchtest, kaum herausfinden kannst wer die Samples geklärt hat und wer nicht. Andererseits kann ich es aber auch verstehen, dass sich jemand angegriffen fühlt, wenn jemand anderes seine Arbeit ohne Zustimmung als Ausgangsbasis nimmt.

Und hinsichtlich der Vergütung?

Die Vergütung für die ursprünglichen Kunstschaffenden ist jedenfalls eine gute Sache und wäre eine nette Idee, sollte aber an die beschränkten Mitteln von Remixern und deren Labels angepasst werden, die in der Regel nicht das Geld dafür haben, Rechte zu klären.

Zum Abschluss, was ist Dein persönlicher Lieblingsremix? 

Mein liebster Remix aller Zeiten könnte vielleicht Canblaster’s remix von French Fries’ Charlotte sein – es ist enorm detailliert und er spielt mit den (unglaublichen Vielen) Samples auf sehr musikalische Art und Weise:

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Das ist ein Crosspost vom Blog der Initiative Recht auf Remix, die in einer Petition um Unterstützung samt Link zum persönlichen Lieblingsremix bittet. Das Interview führte Barbara Hallama, auf right2remix.org findet sich auch das englische Originalinterview.

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