Zündfunk: Die Blog-Konfrontation

Die Bayern2-Sendung Zündfunk hat gestern über „Die Blog-Konfrontation: Über das Verhältnis der Blogosphäre zu den klassischen Medien.“ berichtet. Davon gibt es eine MP3 im Podcast.

Das Verhältnis der klassischen Medien zur Blogosphäre scheint kompliziert. Zwar werden Blogs durchaus als belebende Elemente in der Medienlandschaft wahrgenommen, oft werden sie aber auch misstrauisch beäugt – als unseriöse, besserwisserische und vor allem kostenlose Konkurrenz. Der Spiegel zum Beispiel urteilte im Juli 2008 über die Blogger Szene in Deutschland, diese sei irrelevant, unpolitisch und unprofessionell. Oft schweift der Blick dann in die USA, wo Blogs mit großem finanziellem Aufwand professionell geführt werden. Die hiesige Blogosphäre hält dagegen: In dutzenden von Watchblogs prangert sie ihrerseits die Fehler der etablierten Medien an und setzt sich kritisch mit deren Positionen auseinander. Was ist also dran am Bild des unpolitisch und wirkungslos vor sich hinschreibenden deutschen Blogger? Kratzt die Blogosphäre gar an der Position von Leitmedien wie Spiegel, FAZ und Co.? Und wie reagieren diese auf die neue Konkurrenz? Was ist dran an dem Versprechen, dass durch das Internet die Medienwelt demokratisiert wird?

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2 Ergänzungen

  1. „Kratzt die Blogosphäre gar an der Position von Leitmedien wie Spiegel, FAZ und Co.?“

    Bei den Zeitungen gehen durch Onlinemedien die Werbeeinnahmen zurück. In den vergangenen Jahren etwa 10% per anno. Es scheint eine Art fixes Totalbudget für Werbung zu geben, das neu verteilt wird.

    „als unseriöse, besserwisserische und vor allem kostenlose Konkurrenz“

    Es ist immer wieder unterhaltsam zu beobachten wie Journalisten ihre journalistischen Methoden gegenüber Online-Inhalten und die Verlässlichkeit von Zeitungsinhalten hochhalten. Medienwissenschaftlich ist das unhaltbar. Alles fußt auf dieser Vorstellung: „online kann jeder schreiben, was er will, und das muss gar nicht stimmen“. Drucken darf übrigens auch jeder, was er will, und sagen sowieso. Darum gibt es ja auch z.B. Quellen- und Methodenkritik in der Wissenschaft. Historiker und viele andere sind darin geschult. Journalistische Kreise verkürzen Quellenkritik auf Kanalvertrauen, und propagieren die Anwendung bewährter Methoden. Das klingt dann so: „Ja, bei einer Recherche verlässt man sich nicht auf Google, da greift man als Journalist zum Telefon.“

    Thesen:

    1. Es gibt Ökonomien der Narration, denen ein Journalist unterliegt.
    2. Es gibt Ökonomien der Medien, denen ein Journalist unterliegt
    3. Er gibt Ökonomien der Zeit, denen ein Journalist unterliegt.
    4. Ein Journalist ist Stellvertreter seines Lesers. Er schreibt als Intermediär für jemanden, und sucht deshalb Medienrelevantes.
    5. Ein Journalist hat Vorverständnisse und ist durch Erwartungen gebunden.
    6. Der Leser bestimmt, was für ihn relevant und glaubhaft ist.
    7. Kanalvertrauen ist durch Mündigkeit zu ersetzen.
    8. Mündigkeit der Entscheidungsfindung des Bürgers ist die Grundannahme unseres liberalen Staatswesens. Es gilt das Prinzip des normativen Individualismus, darum gibt es auch freie, gleiche allgemeine Wahlen.
    9. Um „Wahrheit“ zu konstruieren, muss die „Wahrheit“ durch Gegenmeinungen getestet werden, denn sie entsteht nicht durch Ausgrenzung und Elimination des „Falschen“, sondern niemals ohne.
    10. Der Normalzustand ist der freie Austausch von Gedanken, Informationen und Meinungen der Bürger untereinander. Alle Medien sind nur Mittler, die diesen Austausch der Polis verbessern.

    Andernfalls hört ihnen keiner freiwillig zu.

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