Wünsche mir neuen Kulturstaatsminister

Gehört es eigentlich zum Aufgabenfeld eines Kulturstaatsministers, Fortschritt zu verhindern? Wenn nein, kann ich mir dann mal einen anderen Kulturstaatsminister wünschen? Die Rolle von Bernd Naumann ist ja eher die, nur die Positionen bestimmter Lobbys öffentlich zu wiederholen: Kulturstaatsminister kritisiert Smartphone-Apps der ARD.

„Der öffentlich-rechtliche Rundfunk sollte mit Gratisangeboten für das iPhone nicht unnötig neue Geschäftsmodelle der privaten Anbieter gefährden“, erklärte Neumann am heutigen Freitag in Berlin.

Ähh, und warum nicht? Immerhin zahlen wir die ARD genau dafür, uns Informationen zur Verfügung zu stellen. Im Optimalfall so einfach wie möglich.

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55 Ergänzungen

  1. Auch ohne Tagesschau-App hat man auf dem iPhone bereits Zugriff auf das Tagesschau-Angebot via Mobil-Website und Podcast. Ausserdem hat bereits fast jede ARD-Anstalt eine eigene Radio-App. Sich jetzt über die Tagesschau-App aufzuregen, ist recht unsinnig.

  2. Genau dieses „Warum nicht?“ hab ich mich auch gefragt.
    Da reden jetzt alle von den armen, privaten Verlagen, aber mal im Ernst, das ist mir doch egal? Ist ja nicht so das die öffentlichen aus lauter Bamherzigkeit arbeiten, sie haben den staatlichen Auftrag zur öffentlichen Information und das Geld, unser Geld, welches sie dazu verwenden sollen/müssten um diesen Auftrag so weitgehend und allumfassend wie möglich zu erfüllen, wenn sie davon eine kostenlose Smartphone-App finanziert bekommen, nur zu, tausendmal sinnvoller als vieles wofür sie das Geld sonst so verprassen (und das sag ich, obwohl ich kein Smartphone besitze und vermutlich auch nicht soo bald besitzen werde).

    Was die privaten Verlage angeht: Tja, die müssen halt schauen wo sie bleiben. Wenn sie nichts bieten können was sie gegenüber den öffentlich-rechtlichen abhebt wird dafür niemand Geld ausgeben, zu recht wie ich finde!
    Und wenn sie nun schon staatliche Hilfe brauchen, bzw. die Einschränkung des Betätigungsfeld der öffentlichen fordern (hier sind wir ja dann auch schon wieder in der Nähe des „Leistungsschutzrechts“) heißt das für mich im Umkehrschluss, dass viele davon in der Tat wohl nichts zu bieten haben, sonst würden die Leute sie kaufen/verwenden, auch ohne das ihr Wert durch Einschränkungen und Gesetze künstlich gehoben wird.

    Und was den Naumann angeht … ehm ja, von dem halte ich eh nicht soviel seit er bei Museumsausstellungen „korrigierend“ eingreift, der gehört so oder so simpel weg.

  3. Och, die Privaten dürfen gerne mehr machen und die ÖR gerne eingeschränkt werden aufs wesentliche.

    Dafür werden dann natürlich auch die Rundfunkempfangsgebühren (auch als GEZ-Gebühr bekannt) gesenkt oder sogar abgeschafft.

    Beides zusammen wäre für mich in Ordnung.

  4. Eigendlich müsste man sich über die historisch gewachsenen Strukturen, dutzende Regionalformate in Doppelauslage und eine ungesunde Überverwaltung aufregen und einmal kräftig ausmisten und durchlüften.

    Eine Ausbreitung auf neue Medienformen ist nicht zu beanstanden. Alte Verbreitungswege sollten jedoch überprüft und ggf. gestrichen werden.

  5. Nicht, dass ich mir nicht auch einen Kulturstaatsminister mit ein wenig mehr Ahnung von modernen Kommunikationskanälen wünschen würde. In diesem Falle muss ich ihm allerdings recht geben. Ich verstehe auch nicht, wieso ich zunehmend mehr Geld für Medien zahlen soll, die sich offenbar zunehmend unter die direkte Kontrolle der Politik begeben.

  6. unter „so einfach wie möglich“ verstehst du ein iPhone-App? Wir bezahlen die ARD, um allen Radio- und Fernsehbesitzern Informationen zur Verfügung zu stellen, bislang war das zum Glück nicht an Firmen gekoppelt. Ich will also ne Android-App, ne App für den Pre, für Blackberry und Nokia – oder wir lassen den ganzen Scheiß!

    1. @Andreas: Die Ankündigung spricht von einer Smartphone-App. Ich gehe davon aus, dass auch andere Plattformen mit eingeplant sind.

  7. …und damit weitere Argumente aufbauen, damit man Leuten weiterhin Rundfunkgebuehren abnehmen kann, auch wenn sie damit nichts mehr zu tun haben wollen? Na danke.

  8. Aus dem Blinkwinkel anfallender Kosten heraus, lehne ich solche Apps grundsätzlich auch ab. Die ÖR sollen nicht fünf verschieden gut gepflegte Apps herausbringen, sondern den Content, den wir bereits bezahlt haben, in einer Weise im Internet bereitstellen, der für den Großteil der Anwender ohne Klimmzüge – auch Mobil – zugänglich ist.

  9. „Immerhin zahlen wir die ARD genau dafür, uns Informationen zur Verfügung zu stellen.“ Was ist das für ein Quatsch? Wo sind dann die ARD-Zeitungen? Der Job der ARD ist, im Rundfunkbereich für ein Gegengewicht zu privaten Sendern zu sorgen, weil der Rundfunk ein besonderes Medium ist, das besondere Gefahren in sich birgt. Die Aufgabe der ARD ist nicht, mit ihren gebührenfinanzierten Möglichkeiten Verlage wirtschaftlich zu schwächen, um damit eine Situation zu schaffen, in der eine öffentlich-rechtliche Zeitung auf Papier oder digital unumgänglich wird. Um Springer wäre es in diesem Fall natürlich nicht schade, aber leider sind die auch durch die Pressefreiheit geschützt.

  10. @hape
    Man kann sich sicherlich über die App streiten, aber das Internet gehört für mich und viele andere zum Informationsauftrag der ÖR dazu. Nicht zuletzt deshalb sind ja auch Computer gebührenpflichtig und nicht nur Fernseher und Radios.
    Und wenn sich die Verlage über eine Schwächung beklagen, dann liegt diese zum größten Teil an den Verlagen selbst. Die Online-Strategie der meisten Verlage verdient diesen Namen nicht, denn im Kern basiert das Geschäftsmodell immer noch darauf, Agenturmeldungen zu verbreiten die bestenfalls zu Suchmaschinenoptimierung leicht frisiert werden. Dafür zahlt aber selbst dann kein Kunde wenn er keine Alternative in Form von tagesschau.de und co hat. Wo bleiben die multimedialen Inhalte – jenseits von PI-generierenden Klickstrecken – die das Internet bietet? Wo findet sich eine ernsthafte Interaktion zwischen Usern und Redaktion? Die meisten Online-Angebote haben ja nichtmal eine Kommentarfunktion und wenn, dann wird die großzügig von der Redaktion ignoriert. Nicht dass dieses Meta-Zeugs von tagesschau.de ein Vorbild wäre, gegenüber dem (schon relativ schlechten) Forum war dies ein deutlicher Rückschritt, aber wenn sich hier jemand wirtschaftlich schwächt, dann sind das die Verlage selbst die das Geschäft mit bedrucktem Papier 1:1 auf die Onlinewelt übertragen wollen.

  11. @Manziel: Dass die Verlage ihren Anteil an ihren Problemen haben, geschenkt. Computer sind aber nicht gebührenpflichtig, weil das Internet zum Informationsauftrag dazu gehört, womit wahsrcheinlich der Grundversorgungsauftrag gemeint ist, der weit über pure Information hinausgeht. Computer sind gebührenpflichtig, weil man damit via Internet Rundfunk empfangen kann. Gemeint sind Livestreams und nur die. Alles andere, was die Anstalten im Internet treiben – auch die Mediatheken mit Videos -, begründet keine Gebührenpflicht. Und diese Gebührenpflicht von Computern aufgrund der Empfangsmöglichkeit von Livestreams ist von der Mehrheit der Gerichte, die sich damit befassten, abgelehnt worden. Sie ist also gelinde gesagt umstritten. Es stünde den Anstalten folglich gut an, bei ihrem Expansionsstreben im Internet behutsam vorzugehen.

  12. Sag mall gehts noch,Herr Beckedahl!
    Nein man bezahlt keien gez damit einige wenige iphone apps bekommen!

    Und die Ör sind auch nicht für dne fortschritt in der raumfahrt zuständig!

    Radio und TV sind die aufgabe des ÖRR!
    Und das verweigern sich die ÖR dem fortschritt!

    Wo sind denn die mediatheken von ard und zdf über t-entertain!

    Denn t-enterteian ist tv,das ist aufgabe der ÖR!
    Und nicht iphone progarmme zu schreiben!

  13. Ja, es stimmt – der Mann bremst und ist eigentlich überflüssig, da es ihm mehr darum geht den Status quo zu waren als neue Entwicklungen zu fördern. Vermutlich ist er einfach lobbytechnisch zu gut eingebettet. Da muss man halt selber auch mal Vorschläge machen…

    Anosten finde ich iPhone Apps auch doof. Wieso soll das GEZ-Geld Apple in den Rachen geworfen werden? Es gibt offene Standards für jedes Telefon. Da sollte sich auch der Browser eines iPhones dran halten. Fertig.

    Apple-Addons sind ziemlicher Kindergarten, sorry. Es geht hier um Informationen für alle, nicht um das aufhübschen der selben mit Lock-In Kram.

  14. Ja wenn man so argumentiert, ist eine Gebührenpflicht für PCs und Smartphones natürlich gerechtfertigt. Das halte ich aber schon für falsch. Wie weiter oben schon genannt, gibt es mit gutem Grund ja auch keine öffentlich-rechtliche Zeitschrift, und eine Anwendung bzw. schon die Textbeiträge auf der Homepage gehen da im Prinzip schon eher in Richtung Zeitung als Rundfunk.

    Ich bin gegen Gebühren für neuartige Empfangsgeräte und in der Konsequenz auch gegen alles, was im Internet deutlich über Live-Streams und Mediathek hinausgeht.

    Es gibt auch qualitativ hochwertige, private Verlage und Zeitschriften (Mir fallen hier auf Anhieb die „Zeit“, die „taz“ und zumindest in Teilen auch die „FAZ“)

  15. Ich kann nur mal die Frage in den Raum stellen warum es eine Applikation (ich hasse das Unwort APP) für das Iphone sein muss. Das hat keinen bedeutenten Marktanteil (es führt immer noch NOKIA) und somit kommt dies nur einer Minderheit zu gute.

    Zudem sollten wir doch offene Standards und System geschlossenen vorziehen. Also z.B.: WWW und RSS anstelle von closed source Lösungen alias Appels Iphone.

    Zudem kann ich nur wiederholen was ein Vorredner schonn gesagt hat. Die Aufgabe des ÖR ist nicht die Verbreitung von Print erzeugnissen. Und darum handelt es sich auch bei dieser Applikation (auch wenn nichts ausgedruckt wird). Also wenn eine Applikation dann eine die Streams empfängt.

    1. Vielleicht können mir die Kommentatoren, die hier mit Zeitung & Co argumentieren, mal erklären, was denn an einer Smartphone-Anwendung anders ist als dass, was die ARD mit tagesschau.de und anderem jetzt schon bietet?

      Natürlich ist die Aufgabe der ARD nicht die Verbreitung von Print-Erzeugnissen. Das war sie auch noch nie.

  16. „Wieso soll das GEZ-Geld Apple in den Rachen geworfen werden?“

    Wie soll das gehen? Die App soll ja kostenlos angeboten werden, oder?

    Werden aber hier nicht Äpfel mit Birnen verglichen?

    Laut ARD: „Bei der „Tagesschau“-App handele es sich nicht um ein neues Angebot, sagt ein Sprecher, sondern um „seit Jahren verfügbare Inhalte“, die lediglich für das iPhone optimiert würden.“(abendblatt.de)

    Dagegen, unter anderen, die CSU-Generalsekretärin Dorothee Bär, „die auch Mitglied des Bundestagsausschusses für Kultur und Medien ist (sic!), findet: „Die Pläne der ARD haben mit dem öffentlich-rechtlichen Grundversorgungsauftrag nichts mehr zu tun.“ Mit Grundversorgung lässt sich kaum begründen, warum ein paar 100 000 iPhone-User Anspruch auf kostenlose Nachrichten haben sollen, zumal es sich bei ihnen eher um wohlhabende Zeitgenossen handeln dürfte: Mit Monatsgebühren bis zu 120 und Gerätepreisen bis zu 340 Euro ist das iPhone eines der teuersten Handyangebote.“(abendblatt.de)

    Hallo Fr. Bär!! Gehts noch?

    1. @uw3: Hast Du einen Link zu der Äusserung von Frau Bär? Man sollte mal nachfragen, wo sie gewöhnlich iPhones kauft. Das scheinen ja Super-Sonderpreise zu sein.

      1. http://www.abendblatt.de/kultur-live/article1320038/Warum-Verlage-und-ARD-um-Inhalte-fuer-das-iPhone-streiten.html

        und Bild meint:
        http://www.bild.de/BILD/digital/handy-und-telefon/2009/12/24/parteien-kritik/politiker-kritisieren-tagesschau-apps.html

        „ALLE PARTEIEN EINIG
        Politiker kritisieren Tagesschau-„Apps“
        Endlich sind sich unsere Politiker mal einig – über Parteigrenzen hinweg!“

        lol, „Apps“

        und für sowas soll man Geld ausgeben?
        http://itunes.apple.com/de/app/bild/id340030725?mt=8

        1. @uw3: Die Bild entblödet sich auch nicht, aus Stimmen der FDP und Union gleich „Alle Parteien einig“ zu machen. Aber danke für die Links.

  17. @markus, uw3: Ich will wegen eines Telefons nicht zum Troll werden, aber euch ist schon klar, dass ihr da ein kleines Wahrnehmungsproblem habt?

    Das iPhone mag praktisch und super sein, aber man dafür nicht extra ein App von den ÖR entwickeln lassen.

    Lasst uns doch mal den FUD klären: Die Entwicklungsumgebung kostet evtl. nichts, aber so zw. 99-300$ muss man doch bezahlen damit man die Apps anbieten kann, oder? Einen Entwickler braucht es vermutlich auch. Ob es noch weitere Shop-Kosten gibt weiß ich nicht. Könnt ihr mal ein paar Zahlen anbieten?

    Es kann doch jeder Freiwillige ein App machen, die ÖR müssen doch nur (wie sie es vermutlich eh schon machen) einen RSS-Feed oder ähnlich für das App anbieten.

    Viel Glück und verliert bitte nicht den Bezug zur Wirklichkeit. Ohne offene Schnittstellen kann man das Ganze ziemlich knicken. Das iPhone und sein Ökotop ist so ziemlich das Gegenteil davon, sorry.

    1. also Icke, wenn’s mir klar wäre ich hätte ein Wahrnehmungsproblem dann hätte ich kein Wahrnehmungsproblem ;)

      Du hast gefragt „Wieso soll das GEZ-Geld Apple in den Rachen geworfen werden?”
      und ich wollte lediglich wissen wie drauf kommst, ist doch die app kostenlos! Wenn einer Zahlen anbieten muss, mit Sicherheit nicht ich.

      Aber darum geht’s eigentlich auch nicht.

      Es geht um die Art wie unsere Politiker (oder besser gesagt Durch Steuergelder Bezahlte Lobbyisten) alles nachplappern was die Bild & Co vorgibt.

  18. Bevor wir uns jetzt zu weit vom Thema entfernen:

    Ich beziehe mich auf das „Apps-Biotop“ (also recht den geschlossenen Shop, etc.) nicht auf das iPhone als solches.

    Wenn ihr irgendwie locker nachweisen könnt, das eine solches App nur einmalige Entwicklungskosten mit sich bringt (1200€ oder so), soll es mir egal sein, auch wenn ich es für unnötig halte, da es einen weiteren Hersteller Lock-In voran treibt und das Ganze Verfahren dadurch unnötig verkompliziert wird.

  19. Warum nicht? Na, weil…, weil …, – Ach ja! – weil Springer gerade entschieden hat, mit ähnlichen Apps Geld verdienen zu wollen. Wo kämen wir denn da hin, wenn die ARD jetzt einfach die von uns bereits bezahlten Informationen kostenlos hergäbe? Da wäre ja das „Geschäftsmodell“ von Springer womöglich gefährdet. Dann muss man doch sofort eine Pressekampagne starten und befreundete Politiker instrumentalisieren.

    Wäre doch gelacht, wenn man nach dem Erfolg von Roland Koch beim ZDF nicht auch bei der ARD reüssieren könnte…

  20. Ich bezahle ARD und ZDF nicht dafür, daß sie ihre Inhalte ins Internet stellen. Das geht meiner Auffassung nach weit über den Grundversorgungsauftrag der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten hinaus. Gerade dadurch, daß sich im Gegensatz zum Rundfunk (noch) jeder im Internet äußern kann, wie er will, und von Nutzern über Suchmaschinen und Links aufgefunden werden kann, ist der öffentliche Rundfunk hier überflüssig.

    Insofern ist natürlich auch der finanzielle Aufwand, der — wie sollte es auch anders sein — von den Gebührenzahlern geleistet werden muß, meines Erachtens in keiner Weise gerechtfertigt.

    Außerdem zweifele ich an den hehren Absichten der ARD, da insbesonders kaum Mehrwert geboten wird. Aus meiner Sicht sollen hier lediglich weitere „Fakten“ geschaffen werden, die im Rahmen der unausweichlichen Gerichtsverfahren um die GEZ-Abzockerei bei den Internet-Nutzern (wo bleibt Art. 5 GG Abs. 1 Satz 1 zweite Hälfte?) in den höheren Instanzen Verwendung finden sollen.

    Im Blicke des kürzlichen Machtpokers beim ZDF um mehr politische Einflußnahme und der heutigen Verurteilung von Liu Xiaobo, der in China für die Menschenrechte und Meinungsfreiheit eingetreten ist, finde ich es schon ziemlich befremdlich, daß netzpolitik.org sich hier in den Reigen der Kritiker-Kritiker einreiht, auch wenn natürlich einige Kritiker genauso falsch spielen wie die Öffentlich-Rechtlichen selbst (z.B. Axel-Springer-Verlag).

    Klaus

    1. @KlausM: Wir mischen uns regelmässig in die Debatte rund um Öffentlich-Rechtliche im Netz ein und vertreten da eine Meinung. Was daran befremdlich sein soll, ist mir vollkommen unklar. Und was das mit einem verurteilten Chinesen und dem kürzlichen Machtpoker zu tun haben soll, ebenso.

  21. Da Fernsehen und Rundfunk laut Grundgesetz staatsfern sind, würde ich es den ARD-Verantwortlichen nicht die Bohne verübeln, wenn Sie das dumme gewäsch von Hr. Naumann gepflegt ignorieren.

  22. Also wenn die GEZ 5,76€ im Monat dafür möchte, dass mein Handy dummerweise UMTS-fähig ist, dann kann ich wohl auch erwarten, dass die mir dafür was bieten? Was gibt es denn bisher – ein paar Produktionen in der Mediathek (nur natürlich nicht die wirklich interessanten wie Filme, Dokus und Fußball) und eben die Webseiten samt RSS feeds. Mehr nicht oder mir zumindest nicht bekannt.
    Lieber wäre mir auch, wenn PCs und Handys nicht GEZ-Pflichtig wären aber man muss sich irgendwo entscheiden.

  23. @hape
    Vorab was Grundsätzliches: die ÖRs sind NICHT dafür da, einen Ausgleich zu den Privaten zu schaffen – es gab sie laaange vor den Klimbim-Privaten und es gibt sie wegen der Idee einer Grundversorgung von Information, Bildung und Unterhaltung – unabhängig von Profitinteressen oder den abstrusen politischen Gesinnungen von reichen Verlegern.
    Deswegen regen wir uns auch über Roland Koch auf, you remember?

    Gut, dies gesagt, haben wir ein gaaanz anderes Problem als einen reaktionären Dummbrot-Kulturstaatsaffen oder die Frage, ob smartphone-applicationen morgen oder erst übermorgen zur medialen Grundversorgungs-Kanälen gehören werden.

    Die eigentliche Diskussion, oder nein besser die Pflicht ist es eine greifbare Utopie von öffentlich finanziertem Qualitätsjournalismus und guter Unterhaltung zu entwerfen. Sie liegt bei uns. Wir müssen mit den ÖRs workshops einfordern und an der Zukunft der ÖR-Medienwelt arbeiten.

    Dieses Aufregen über jede Gedankenblähung von Neumann oder irgendeinem Springer-Lakaien bringt nichts.

  24. Das folgende sollte einmal gesagt werden und es ist auf keinen Fall persönlich gemeint.

    Der iPhone- bzw. Apple-Hype hat einen triftigen Grund. Die schreibende Branche (zu der auch Markus Beckedahl gehört…) betrachtet Apple und seine Produkte quasi als Heiligtum.

    Oder schlimmer noch: steht der Firma Apple völlig unkritisch gegenüber

    Ich lese Seiten wie carta.info, SPON etc. pp. und glaube mir durchaus dieses Urteil erlauben zu können.

  25. Als Ergänzung: wenn jemand in der Süddeutschen die Produkte von Apple als „Standard der Informationsgesellschaft“ bezeichnet… kann man ja wohl nur noch mit dem Kopf schütteln.

    Standards (offene Standards) sind HTML, XML, CSS, RDF, ODF und von mir aus auch Java, Javascript, PHP… aber Apple-Technologie zum offenen Standard deklarieren?

    Einfach furchtbar sowas! Die App für die Tagesschau ist nicht sehr wichtig. Ich würde mir eher wünschen, dass unsere schreibende Zunft gegenüber der Firma Apple auch nur annähernd so kritisch ist wie sie es gegenüber Google sind.

    1. @Reiner
      also, wenn ARD eine „Tagesschau“-Anwendung für Smartphones ankündig, versteht die ganze Welt „iPhone“.

      „iPod“ ist auch leichter gesagt als „MP3-Player“

      Insofern kann man schon (manche) Apple Produkte als „Standard“ bezeichnen. Nicht Apple’s Schuld!

      Es ist genug Apple-kritisches im Netz zu finden ist, und es ist auch gut so.

      fefe, zum Beispiel, lese ich trotzdem sehr gern ;)

  26. >Natürlich ist die Aufgabe der ARD nicht die Verbreitung von Print-Erzeugnissen. Das war sie auch noch nie.

    Natürlich ist das deren Aufgabe genauso wie webseiten zu betreiben,wo soll da der unterschied sein?

    Wieso soll ich für eine app bezahlen die ich gar nicht nutzen kann,weil sie rein proberitär ist,aber keine tageszeitung bekommen?
    Wo zum beispiel auch das tv programm drin abedruckt ist!

  27. @Jens Best: Ich habe den Status Quo beschrieben; der geschichtlichen Entwicklung bin ich mir bewusst. Wenn aber grundsätzlich diskutiert werden soll, dann lautet die Anfangsfrage: Wie viel öffentlich-rechtlichen Journalismus und Unterhaltung braucht das Internet? Mein Standpunkt ist: Die öff.-r. Sender brauchen das Internet, aber das Internet braucht keine öff.-r. Sender. Deshalb hab ich auch sehr heftig reagiert als der Autor dieses Blogeintrags gleich einen kompletten Informationsauftrag egal auf welchem Wege behauptete.

    1. @hape: Du hast Deine Meinung und ich hab meine Meinung. Und meine Meinung ist, dass wir auch im Netz einen guten Öffentlich-Rechtlichen Auftrag brauchen. Der muss aber nicht identisch zur Ist-Situation sein.

  28. Naja, die Links von Springer werden in dieser Sache wohl nichts neues bringen. Überhaupt wird hier von den sonst so „kritischen“ Leuten auf ziemlich tiefen Niveau diskutiert, sobald es um Apple geht.

    Ich halte mich da raus, meine Meinung habe ich gesagt: Offene Standards gerne und Ja, extra Geld für Apple ausgeben: Nein. Die Begründung: Man bezahlt für das Eingesperrt werden, dies ist nicht der Sinn von ÖR.

    @uw3 – ich habe Zahlen genannt, nur geht niemand darauf ein. Für Smartphoneapps gibt es Standards, nur Apple hat halt einen anderen Quasi-Standard geschaffen, siehe auch Browser-Wars, etc. Mit dem Wahrnehmungsproblem wollte ich Dich nicht beleidigen, nur für Lock-In-Sachen öffentliche Gelder zu benutzen sehe ich nicht ein. (AppStore Mitgliedschaft kostet pro Jahr, ein Entwickler kostet auch, etc.)

    EOD für mich zu diesem Thema hier, ich habe andere Dinge zu tun. Zum Glück. (Capcha: has Filter)

  29. @Markus:

    Auch wenn wir glücklicherweise noch meilenweit von den Zuständen in China entfernt sind, so ist für mich der öffentlich-rechtliche Rundfunk neben dem Axel-Springer-Verlag mittlerweile DAS Symbol für die politik-abhängige Meinungsmache in diesem Lande. Da wird wird einerseits über den mutigen Xiaobo berichtet, aber im eigenen Land sind zwanzig sich zusammenrottende Neonazis „berichtenswerter“ als zig tausende Demonstranten, die auf den „Freiheit-statt-Angst“-Demos für unsere Bürgerrechte eintreten. Daher finde ich die Unterstützung der Öffentlich-Rechtlichen für, wie gesagt, bedenklich.

    Klaus

    1. @KlausM: Die Berichterstattung der ÖR zur Freiheit statt Angst Demo war (subjektiv gesehen) ausbaufähig, aber zumindest kam sie in den Abendnachrichten. Die Privaten haben Nichts davon berichtet. Erst einen Tag später die Prügelvideos. Und über Nazi-Probleme in Deutschland kann man nicht genug berichten, da wird eher zu wenig berichtet.

  30. @markus: Verschiedener Meinung zu sein ist ja ok. Ich vermisse nur eine tragfähige Begründung für die Aktivitätsansprüche der öff.-r. Sender im Netz. Im Rundfunk gibt es das Konstrukt, dass bei diesem aufgrund seiner „Breitenwirkung, Suggestivkraft und Aktualität“ die Meinungsfreiheit eines besonderen Schutzes bedarf. Hinzu kommt der gewaltige technische und finanzielle Aufwand, den diese Art Medium braucht und es daher anfällig für Konzentration in wenigen Händen macht. Für das Internet funktioniert diese Argumentationsstruktur nicht. „Ich will ARD-Infos immer und überall, weil ich Gebühren zahle“, ist dafür kein Ersatz. Also sollte man sich Gedanken über eine Argumentation machen, die auch Nichtnutzern begreiflich macht, warum sie für andere Leute zahlen sollen.

  31. @markus: Ich glaube, da kommen wir einfach nicht zusammen. 2008 wurde in den Tagesthemen, die ich gerade noch nach 500 km Heimfahrt geschafft habe, meiner Erinnerung nach nichts berichtet. 2009 wurde tatsächlich berichtet, obwohl die Teilnehmerzahl kleiner war. Zugegeben ein Fortschritt, aber bei weitem nicht so ausführlich, daß ein jemand, der nicht so in der Thematik wie wir drinsteckt, in der Lage gewesen wäre zu erahnen, warum wir auf die Straße gegangen sind — mehr als den Eindruck, daß da ein paar verrückte Spinner demonstriert haben, wird nicht hängengeblieben sein. Und die Privaten haben meiner Erinnerung nach auch berichtet, in ähnlichem Umfang.

    Jetzt zur BVerfG-Verhandlung um die VDS gab es sogar eine „Phönix Runde“, die sich aber durch weitestgehende Ignoranz der Moderatorin auszeichnete. Es gab auch ein „neues“ (3sat) Special zum Thema Sperrfilter. Durchaus kritisch, aber der Moderator disqualifizierte sich dadurch, daß er die Filter prinzipiell nicht ablehnte. Beides sind aber Sendungen in Nischenprogrammen, fernab einer Breitenwirkung.

    Ansonsten wurde zum Thema Sperren jedes auch noch so belanglose Statement eines Politikers gesendet, die Argumente der Politiker kritiklos repetiert. Daß Alvar Freude oder Franzika Heine mal ein paar Sätze sagen durften, grenzt schon an ein Wunder. Einfach nicht verhältnismäßig, um einer erklärten Unabhängigkeit gerecht zu werden. Wenn ich mir beim Anschauen der Nachrichten vorstelle, daß diese Unverhältnismäßigkeit auch in den vielen anderen Themengebieten, in die ich keine Einblicke habe, besteht, dann wird es mir ganz schaurig.

    1. @KlausM: Da ich einen ausführlichen Pressespiegel zur Freiheit statt Angst Demonstration gemacht habe, würd emich mal interessieren, welche Privaten dort berichtet haben. Ich erinnere mich an nichts.

  32. Ich meine, zumindest n-tv hätte auch davon berichtet. Aber ich kann das natürlich jetzt nicht mehr nachweisen. Ist auch egal, weil es nicht darauf ankommt, ob der ÖR relativ gesehen mehr macht oder nicht. Er erfüllt absolut gesehen seinen Auftrag zu wenig. Aber das ist Ansichtssache und es lohnt nicht, hierüber noch weiter Kommentare auszutauschen.

  33. @Markus: Vielleicht findet sich ja jemand, der Neumann mal das 6. Rundfunkurteil des BVerfG von 1991 ausdruckt:

    Das bedeutet, dass das öffentlich-rechtliche Programmangebot auch für neue Themen, Formen und Inhalte offen sein muss und neue Dienste mittels neuer Technik zulässig sind.

    Das Zitat oben stammt aus Kurzfassung in der Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/6._Rundfunk-Urteil Das Original ist ein paar hundert Seiten komplexer ,)

    @Heiner: Wäre es da nicht konsequenter, die versuchte Machtübernahme durch die Politik zu bekämpfen und nicht die als staatsfern konzipierten Medien?

    @hape

    Der Job der ARD ist, im Rundfunkbereich für ein Gegengewicht zu privaten Sendern zu sorgen, weil der Rundfunk ein besonderes Medium ist, das besondere Gefahren in sich birgt

    Richtig ist, dass die Allierten nach dem Krieg mit dem dualen System ein Rundfunkmodell etabliert haben, dass gegen Gleichschaltung relativ unempfindlich ist.

    Richtig ist aber freilich auch, dass sich der öffentlich-rechtliche Auftrag (damals: Grundversorgung, inzwischen: Vollprogramm auf Augenhöhe) explizit auf das damalige Leitmedium bezog. Das Bundesverfassungsgericht hat daher zwischenzeitlich mehrfach festgestellt, dass dieser Auftrag auch für neue Medien gilt.

    @Icke/23: Aehm, wir streiten doch jetzt nicht ernsthaft darüber, ob die ARD 99 bzw. 299 (Kosten für das Apple iPhone Developer Program: http://developer.apple.com/iphone/program/apply.html) oder – sagen wir – 25.000 Dollar ausgibt, um eine iPhone-App entwickeln zu lassen?

    Herrje, das sind Erdnüsschen im Vergleich zum potentiellen Nutzen (Und ja, natürlich kann eine native App für ein Gerät einen Mehrwert gegenüber einer ausgefuchsten und allgemein zugänglichen Webversion bringen). Oder, anders gesagt: So eine iPhone-App ist deutlich günstiger als ein paar Programmminuten in einem halbwegs ernsthaften Format.

    @28/KlausM: Der Auftrag der öffentlich-rechtlichen Sender erschöpft sich schon
    seit über 20 Jahren nicht mehr allein in einer Grundversorgung.

    Das Bundesverfassungsgericht hat dem ÖR bereits in den Achtzigern ein Vollprogramm auf Augenhöhe mit den Privaten zugestanden. Das macht auch Sinn, wenn man nur ein paar Minuten über das Thema/Problem nachdenkt. Ein öffentlich-rechtliches Fernsehen, das sich auf Grundversorgung oder elitäres Bildungs- und Kulturfernsehen beschränkt, hätte in der Bevölkerung keine Akzeptanz.

    @31/Simon: Sorry, so funktioniert das nicht. Öffentlich-rechtlicher Rundfunk ist kein Pay-TV, es gibt also keine direkte Anspruchsgrundlage. Gebührenpflichtig wird ein Empfangsgerät, sobald _irgendwer_ sendet. Und sei es Radio Nordkorea. Eigentlich. De facto gibt es natürlich durchaus sowas wie realweltlichen Druck zu liefern.

    Auf der anderen Seite entsprechen die 5 Euro 76 ja nun ziemlich genau der Radiogebühr. Und hee, wie es der Zufall so will, kannst du via http://web.ard.de/radio/radionet/ gebündelt auf _alle_ Radiosender der ARD-Anstalten zugreifen. Geil, oder? ,)

    @Reiner: Hee, moment mal! Soweit ich weiß, bin ich der einzige Apple-Fanboy hier bei Netzpolitik. Und ich kann durchaus noch kritisch über Apple schreiben.

    Markus hat (ich weiß nicht, ob ich das verraten darf ,) neuerdings zwar auch einem Mac, ist und bleibt aber OSS-Evangelist. Und sorry, wenn du eines bei Netzpolitik sicher nicht finden wirst, ist das unreflektierte Apple-Lobhudelei. Ich wüsste wirklich nicht, wo wir diesbezüglich auffällig geworden sein sollten.

    Auf der andere Seite sollte man aber auch als Apple-Hasser akzeptieren, dass eine iPhone-App für die ARD verdammt gut investiertes Geld ist, da sie potentiell einer Menge Menschen einen leichten Zugang zu ansprechend aufbereiteten Informationen bietet.

    @45/hape: Die Argumentation funktioniert im Internet durchaus. Vielleicht sogar besser, als dir und mir lieb ist.

    Davon auszugehen, dass sich Internetnutzer nun und endlich eigenverantwortlich aus der Fülle der Informationen eine eigene Meinung bilden werden ist leider illusorisch, bzw. arrogant, egoistisch und zynisch (In Vorträgen nenne ich es auch gerne den „Sozialdarwinismus einer selbsternannten Informationselite“).

    Die nötige Balance zwischen Unsinn und nützlicher Information zu finden, ist im Netz schwerer, als in Medien, wo ein Gatekeeper für die Vorauswahl sorgt.
    D.h. ein ein wenig Unterstützung, zum Beispiel in Form einer öffentlich-rechtlichen Ausgangsbasis, kann gerade im Netz nicht schaden.

  34. @Jörg-Oliver Schäfers: “Sozialdarwinismus einer selbsternannten Informationselite”. Schöner Totschläger. Verwechselt nur Meinungsfreiheit mit Meinungsbequemlichkeit. Im Grundgesetz steht nichts davon, dass dir Meinungen mundgerecht serviert werden, sondern dass du Zugang zu allen öffentlich Quellen haben sollst. Und wenn ich mal zurücktotschlagen darf: „ein wenig Unterstützung, zum Beispiel in Form einer öffentlich-rechtlichen Ausgangsbasis“ hieße dann, ARD und ZDF sind nur für die Doofen da? Das würde zumindest die Programmtendenz der letzten Jahrzehnte erklären.

  35. “Sozialdarwinismus einer selbsternannten Informationselite”. Schöner Totschläger.

    Ja, ich mag den auch sehr. Vor allem, weil er ziemlich oft trifft.

    “ein wenig Unterstützung, zum Beispiel in Form einer öffentlich-rechtlichen Ausgangsbasis” hieße dann, ARD und ZDF sind nur für die Doofen da?

    Nein, siehe oben. Es ist aber schlicht eine Illusion, dass sich alle Menschen frei und eigenverantwortlich informieren können. Der Grund, warum die Tagesschau nach wie vor das erfolgreichste Nachrichtenformat am Markt ist, ist dabei nicht einmal mangelnde Medienkompetenz oder Dummheit. Oft ist es schlicht die fehlende Zeit, sich ein eigenes Bild zu machen.

    Btw. „öffentliche Quellen“? Mit denen ist es auch immer so eine Sache. Ich wüsste nicht viele Angebote im Netz, die qualitativ hochwertig, halbwegs unabhängig und zudem (kosten)frei zugänglich sind.

    Gerade solche Möglichkeiten halte ich aber für elementar für eine demokratischen Gesellschaft.

    Lange Rede, kurzer Sinn: Ich halte ein möglichst werbefreies und konsequent staatsfernes öffentlich-rechtliches Internetangebot für die beste Idee seit Einführung des dualen Rundfunksystems. Finanziert werden sollte es – genau wie der ör Rundfunk – im Idealfall durch eine solidarische Medienabgabe von allen Bürgern, dann erledigt sich das GEZ-Problem von selber.

    Das würde zumindest die Programmtendenz der letzten Jahrzehnte erklären.

    Ich habe eher den Eindruck, dass das öffentlich-rechtliche Programm so manchen Privat-TV-Schauer schlicht überfordert. Dass das ör Programm schlechter wird, sehe ich auch nicht. Ganz im Gegenteil, das Programmangebot ist so groß und ausdifferenziert, wie nie zuvor. Dank Dritten und Digitalkanälen finde ich praktisch zu jeder Tages- und Nachtzeit interessante Sendungen.

    Und ja, dass politische Magazine auf den „BestOf“-Sendern „DasErste“ und „ZDF“ gekürzt werden, bleibt ein Skandal. Wohlgemerkt reden wir hier über Formate, die es im Privatfernsehen in dieser Form nicht einmal gibt.

  36. @Jörg-Oliver Schäfers: „Solidarische Medienabgabe“ ist sehr schön, weil unsolidarische Medienabgabe ja sehr unschön wär. Und das GEZ-Problem zu lösen, macht sich immer gut, vor allem, weil jeder dieses Problem genau kennt – ich sag nur GEZ-Außendienst. Alles in allem eine paradiesische Vorstellung, ein öffentlich-rechtliches Internetangebot, das in einem fairen publizistischen Wettbewerb der Ideen mit kommerziellen Seiten konkurriert und so das bewährte duale System auf das Internet überträgt, das zu dem im internationalen Vergleich hervorragenden Radio- und Fernsehprogramm geführt hat, das wir heute haben. Bloß keine amerikanischen Verhältnisse!

    „netzpolitik.org ist ein Blog und eine politische Plattform für Freiheit und Offenheit im digitalen Zeitalter. Thema sind die wichtigen Fragestellungen der digitalen Welt und wir zeigen Wege auf, wie man sich selbst mit Hilfes des Netzes für digitale Freiheiten engagieren kann.“

  37. So gerne ich sonst netzpolitik.org lese – dieser Beitrag ist leider am Thema vorbei. Mir geht es dabei gar nicht um die Frage, ob die ÖR nun auch im Internet aktiv sein sollten oder nicht. In Zeiten in denen klassische Medien wie Radio und TV zunehmend ins Internet verlegt oder durch selbiges ersetzt werden, mag ein Engagement der ÖR hier durchaus sinnvoll sein.

    Was mich stört ist, dass hier für einen elitären Nutzerkreis ein Zusatzservice erstellt werden soll, den alle Gebührenzahler mitbezahlen müssen.
    Ich finde, die Angebote der ÖR sollten idealerweise barrierefrei sein, so dass jeder darauf zugreifen kann, unabhängig davon, ob er sich die überteuerten T-Mobile-Tarife leisten kann oder nicht.
    Hier greift nun das Argument, dass die Inhalte ja im Web verfügbar seien. Aber warum kann man dann nicht einfach eine für mobile Endgeräte optimierte Version der Webseiten ?
    Davon würden dann nicht nur iPhone-Nutzer, sondern auch Pre-/Android/…-Nutzer profitieren.
    Oder wenn es eine Äpp sein muss, dann könnte man zumindest auf phonegap oder ähnliches setzen, um eben nicht nur die iPhone-Besitzer zu bedienen.

    Damit hätte ich deutlich weniger Probleme, als mit der Idee, auf den iPhone-Hype-Zug aufzuspringen.

  38. Warum sollen die ÖR nicht gleich eine kostenlose – von GEZ-Steuern finanzierte – Zeitung anbieten, in denen neben ein klein wenig aktueller Berichterstattung solch weltbewegende Sachen wie Daily Soaps, Patrick Lindner und ähnliches zu finden sind?

  39. Eine ziemlich spannende Diskussion mit interessanten Meinungen — insofern hat der Artikel doch einiges bewirkt…

    Dieses Gerede jedoch vom „elitären“ iPhone-Nutzerkreis (geäußert — nicht nur — von Christan in Nr. 53) ist halbinfomiert:
    1. gibt es außerdem noch den weit günstigeren iPod touch, auf dem fast alle iPhone-Anwendungen ebenfalls funktionieren, außer wenn der Entwickler dies explizit unterbindet;
    2. kann man iPhones „relativ“ erschwinglich auch ohne T-Mobile-Knebelung erwerben (und selbst die Apple-Knebelung lässt sich durch sog. „Jailbreaking“ weitestgehend aufheben). Allerdings sind die dann immer noch recht teuer, aber dann bleibt eben die Alternative „iPod touch plus herkömmliches Mobiltelefon“.

    Klar ist beides nicht gerade billig, aber elitär? — Die Entscheidung für diese Geräte hat mit Anwendungsfreundlichkeit, nicht mit Geltungssucht zu tun: wer mal versucht hat, ohne Stylus mit so einem Windows Mobile-Gerät klarzukommen, wünscht sich das weg, so schnell wie möglich! (Das war in meinem Fall zum Glück nur geliehen zum Überprüfen einer Einstellung für den Besitzer bzgl. des Online-Zugangs; grässlich kompliziert übrigens!) Android und Web OS wären mittlerweile durchaus auch ein Thema, was das betrifft. Der Rest am Markt — „Marktführer“ Nokia absolut eingeschlossen! — ist einfach indiskutabel.

    Aber zurück zum Thema: mein Vorschlag wäre, statt einer iPhone-App nur eine iPhone-Optimierung vorzunehmen als kleinen Sonderfall der Optimierung für alle Mobilgeräte: z.B. Pre, Android, Windows Mobile (soweit möglich; denn gerade was Unterstützung von Webstandards — CSS, HTML 5 etc. — betrifft, liegt Apple lange schon weit vor Microsoft).

    Was aber das eigentliche Thema betrifft: ein Minister für Kultur, der sich vor eine schlecht arbeitende Industrie stellt, um sie vor angemessener Konkurrenz zu schützen, arbeit nicht für Kultur, sondern gegen sie. Schließlich heißt „Pressefreiheit“ ja gerade nicht die „Freiheit“ (im Sinne von Abwesenheit) von Mitbewerbern, im Gegenteil!

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